Und zwei lass gehen

Sammis

Mitglied
Hallo Tonmaler,

anbei ein paar Dinge, die mir so aufgefallen sind.


Er stapfte weiter, aber einfach elend langsam, viel zu langsam, schien ihm; immer wieder blickte er hektisch über die Schulter, sah aber nichts.
Schien würde ich streichen, er betont das ja ausdrücklich (elend, viel zu) somit ist das für ihn so und scheint nicht nur so, oder? Und nichts würde ich in niemanden o.Ä. ändern, er sieht ja nicht nichts …


Keuchend erreichte er schließlich die ersten Gebüsche, den ersten Baum; kaum noch Kraft war in den Beinen, in seinen Grießbreibeinen; er spähte auf das Feld. Weit und breit nichts.
An und für sich eine gut bildliche Wortschöpfung. Passt für mich jedoch nicht recht ins Genre. Würde mir eher in einer Kindergeschichte gefallen.


Und ohne Computer, ohne Handy. Nur Natur, gute Luft, viel Ruhe. Genau, du Scheißdreck.
Du Scheißdreck? Kann man sicher so sagen und mag bei manchen geläufig sein, für meine Ohren klingt das bezogen auf eine Person jedoch recht eigenartig.


Schon lange hatte er mit keinem weiblichen Wesen mehr gesprochen.
Er hat doch sicher auch Kolleginnen oder kommt sonst irgendwie im Alltag mit Frauen in Kontakt, oder? Schon klar, wie du das meinst. Nur müsste das dann auch irgend präziser beschrieben werden.


«Halt.» Sie berührte seinen Arm. «Hier steige ich aus.»
Volker bremste. «Hier schon? Mitten auf der Straße?»
Vielleicht besser: Mitten im nirgendwo? Denn mitten auf der Straße hält er vermutlich nicht an. Wohl eher am Rand.


Volker stürzt und spürt sofort seinen Knöchel, den kalten, stechenden Biss.
Das ist nicht gut, das weiß er, jetzt ist etwas kaputt, jetzt ist was mit dem Knochen … er stemmt sich hoch, läuft weiter, einen Schritt, zwei, drei Schritte, aber das ist gebrochen, das ist todsicher, garantiert durchgebrochen,
ich gebe Ihnen mein Wort, durchgebrochen, haha, das ist durch, verstehst du? Was machst du jetzt, hä?


Damit soll, vermute ich, dargestellt werden, dass er nun allmählich oder besser recht abrupt vor Angst den Verstand verliert und daher mit sich selbst redet. Funktionier und irgendwie auch nicht. Zumindest stockte ich hier und musste nochmals lesen um zu verstehen.


Volker warf einen Blick auf den Wirt; vermutlich hatte jeder Landknecht hier eine Knarre.
Wo spielt das Ganze? Wenn in Kneipen noch geraucht wird und vermutlich Waffen getragen werden.


«Das ist fein. Ich wollte dich nämlich einladen. Und ich habe Kuchen … magst du Kuchen? Lebkuchen?»
Hexe – Lebkuchenhaus, kann man machen, ja, gibt ja diese gruseligen Horrormärchenverfilmungen. Aber das geht ja nicht den ganzen Text so, somit finde ich es eher unpassend.


Du fragst zu viel, dachte er. Sie ist ein wenig sonderbar, na und? Du darfst sie nicht enttäuschen, sonst war es das.
«Ein Hexenstein», sagte sie. «Wenn du ihn nimmst, so bist du mein. Du musst ihn aber gleich tragen.»
Volker tat so, als beiße er hinein. Um zu testen, ob es Gold ist. Dann streifte er ihn über den Finger der linken Hand.
Sie nickte und lächelte. «Wir sehen uns heute Abend, bei Sonnenuntergang, dort, wo du mich aus dem Auto gelassen hast.» Dann lief sie davon und verschwand zwischen den Bäumen.

Hier fehlt mMn auf alle Fälle irgendeine Art der Reflexion. Er kann das nicht einfach so hinnehmen, nur weil er hofft, bei ihr landen zu können.


Alles war so ungewöhnlich wundervoll gewesen. Er hatte zwei Traummädchen getroffen, und dann das! Warum nur musste immer irgendein irrer Scheiß dazwischenkommen, unverhinderbar, unaufhaltsam, unnachgiebig?
Von Traummädchen war bisher nicht wirklich die Rede. Hatte mehr den Eindruck, er würde sich auf jede stürzen, die sich mit ihm abgibt. Und immer irgend ein Scheiß kann ja nur sein, wenn er öfter mit Frauen zu tun hätte …


Es wurde schlagartig dunkel. Mit einem Mal ging die Sonne unter. Sie versank hinter dem Wald, als ob jemand auf schnellen Vorlauf gedrückt hätte. Keine zwanzig Sekunden und es war Nacht; er hatte noch nicht den Weg erreicht, der durch die Felder führte.
20 Sekunden sind von beginnendem Sonnenuntergang bist zur vollkommenen Nacht verdammt schnell. Für schlagartig und mit einem Mal jedoch verdammt lang.


Volker sah sich um, ob es etwas gab, was er als Waffe benutzen konnte. Eine Mistgabel, einen Besen, ein Stück aus Holz.


Alles geschah im Inneren einer einzigen Sekunde.
Ich mag solch außergewöhnlich Sätze. Bin mir hier jedoch nicht sicher, ob der bewehrte Bruchteil nicht besser wäre.


«Dorli? Was … ?»
«Ein Ghul.» Esmeralda lachte. «Eine Leichenfresserin. Hierher lockt sie ihre Opfer.»
«Ein Ghul? Und du …?»
«Endlich ist sie in die Falle gegangen.»

Hier stellt sich die Frage nach dem Warum? Warum die grüne Hütte? Dafür braucht es mMn einen triftigen Grund, sonst hätte sie ihn ja auch ohne jedes Risiko im Keller des Gasthof vernaschen können.


«Was zitterst du?» Esmeralda streichelte ihm übers Haar. «Ich habe dich gerettet. Vor der Leichenfresserin, daran musst du denken.
Warum erklärt sie ihm das?


Du trägst meinen Ring. – Zeig mir den Fuß, ich mach ihn heil.»
«Und dann?», flüsterte Volker.
«Und dann?», sagte die Hexe. «Das kommt auf dich an. Du hast ja die Wahl. Obwohl dir keiner je sagen kann, was das eine oder was das andere bedeutet.» Sie lächelte erneut: breiter, viel breiter und mit viel mehr Zähnen als zuvor.

Offenes Ende, schön und gut. Ein Bisschen mehr hätte ich mir dennoch gewünscht. Welche Wahl? Letztlich war er doch nur Köder, um die Lf zur Strecke zu bringen, oder?


Grüße,
Sammis
 

Tonmaler

Mitglied
Hallo Sammis,

vielen Dank dir für die vielen guten Anregungen!

Er stapfte weiter, aber einfach elend langsam, viel zu langsam, schien ihm; immer wieder blickte er hektisch über die Schulter, sah aber nichts.
Schien würde ich streichen, er betont das ja ausdrücklich (elend, viel zu) somit ist das für ihn so und scheint nicht nur so, oder? Und nichts würde ich in niemanden o.Ä. ändern, er sieht ja nicht nichts …
Danke. Das 'schien' fügte ich später hinzu, gefällt mir nicht, ich dachte, das braucht es. Ist nun weg.
Beide Vorschläge sind übernommen.

Keuchend erreichte er schließlich die ersten Gebüsche, den ersten Baum; kaum noch Kraft war in den Beinen, in seinen Grießbreibeinen; er spähte auf das Feld. Weit und breit nichts.
An und für sich eine gut bildliche Wortschöpfung. Passt für mich jedoch nicht recht ins Genre. Würde mir eher in einer Kindergeschichte gefallen.
Wurde auch von jemand anderem moniert. Schade. Normalerweise hört man 'Beine wie aus Pudding'. Wollte mal ein anderes Lebensmittel.

Und ohne Computer, ohne Handy. Nur Natur, gute Luft, viel Ruhe. Genau, du Scheißdreck.
Du Scheißdreck? Kann man sicher so sagen und mag bei manchen geläufig sein, für meine Ohren klingt das bezogen auf eine Person jedoch recht eigenartig.
Gemeint war nicht, dass er sich selbst 'Scheißdreck' nennt, sondern im Sinn 'ach du Scheiße'; muss da wohl was machen.

Schon lange hatte er mit keinem weiblichen Wesen mehr gesprochen.
Er hat doch sicher auch Kolleginnen oder kommt sonst irgendwie im Alltag mit Frauen in Kontakt, oder? Schon klar, wie du das meinst. Nur müsste das dann auch irgend präziser beschrieben werden.
*lach; in einer Softwarefirma hast du nie gearbeitet. Aber stimmt schon, das könnte ich spezifizieren.

«Halt.» Sie berührte seinen Arm. «Hier steige ich aus.»
Volker bremste. «Hier schon? Mitten auf der Straße?»
Vielleicht besser: Mitten im nirgendwo? Denn mitten auf der Straße hält er vermutlich nicht an. Wohl eher am Rand.
Das sagt ja er, das ist keine Formulierung des Erzählers.

Damit soll, vermute ich, dargestellt werden, dass er nun allmählich oder besser recht abrupt vor Angst den Verstand verliert und daher mit sich selbst redet.
Ja, innerer Dialog.

Alles war so ungewöhnlich wundervoll gewesen. Er hatte zwei Traummädchen getroffen, und dann das! Warum nur musste immer irgendein irrer Scheiß dazwischenkommen, unverhinderbar, unaufhaltsam, unnachgiebig?
Von Traummädchen war bisher nicht wirklich die Rede. Hatte mehr den Eindruck, er würde sich auf jede stürzen, die sich mit ihm abgibt. Und immer irgend ein Scheiß kann ja nur sein, wenn er öfter mit Frauen zu tun hätte …
Guter Einwand. Ursprünglich war der 'irre Scheiß' allgemein gemeint, die Traummädchen kamen später dazu. In Kombination führt das natürlich zu dem Logikloch, ganz klar. Eins von beiden muss weg. Danke. Manchmal bringt man sich durch Textänderungen in Schwierigkeiten, weil dann Dinge nicht mehr zu verstehen sind oder nicht zusammenpassen ...

«Das ist fein. Ich wollte dich nämlich einladen. Und ich habe Kuchen … magst du Kuchen? Lebkuchen?»
Hexe – Lebkuchenhaus, kann man machen, ja, gibt ja diese gruseligen Horrormärchenverfilmungen. Aber das geht ja nicht den ganzen Text so, somit finde ich es eher unpassend.
Ja, da war ich auch am Zweifeln, jetzt kommt es raus; passt nicht richtig, stimmt.

Hier fehlt mMn auf alle Fälle irgendeine Art der Reflexion. Er kann das nicht einfach so hinnehmen, nur weil er hofft, bei ihr landen zu können.
Wie denkst du dir das?

Es wurde schlagartig dunkel. Mit einem Mal ging die Sonne unter. Sie versank hinter dem Wald, als ob jemand auf schnellen Vorlauf gedrückt hätte. Keine zwanzig Sekunden und es war Nacht; er hatte noch nicht den Weg erreicht, der durch die Felder führte.
20 Sekunden sind von beginnendem Sonnenuntergang bist zur vollkommenen Nacht verdammt schnell. Für schlagartig und mit einem Mal jedoch verdammt lang.
Ja. Wäre dennoch unheimlich, aber ich verkürze die Zeit.

Dorli? Was … ?»
«Ein Ghul.» Esmeralda lachte. «Eine Leichenfresserin. Hierher lockt sie ihre Opfer.»
«Ein Ghul? Und du …?»
«Endlich ist sie in die Falle gegangen.»

Hier stellt sich die Frage nach dem Warum? Warum die grüne Hütte? Dafür braucht es mMn einen triftigen Grund, sonst hätte sie ihn ja auch ohne jedes Risiko im Keller des Gasthof vernaschen können.
Das ist tatsächlich eine Schwachstelle im Plot. Ich habe natürlich eine Erklärung, die ist aber sehr sperrig und schwer als Info unterzubringen, ohne dass sie als Info-Dump daher kommt; die Ghul tötet, aber lässt ihre Opfer dann liegen, bis sie zu faulen anfangen, erst dann. Das kann sie natürlich im Gasthof nicht machen... sie benötigt ein Versteck, nur, wer erklärt das und wieso?

Mir wurde übrigens auch vorgeworfen, der Text wäre sexistisch. Daher frag ich das hier mal ab, denn das sollte nicht sein ...

Gruß
T.

Volker warf einen Blick auf den Wirt; vermutlich hatte jeder Landknecht hier eine Knarre.
Wo spielt das Ganze? Wenn in Kneipen noch geraucht wird und vermutlich Waffen getragen werden.
Es gibt noch viele Kneipen, wo geraucht wird, zumindest weiß ich das von Hessen. Die Knarre ist nur seine Vermutung, als Stadtbewohner hat er solche Vorstellungen, die stimmen ja nicht.
 
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Sammis

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Hello again!

Ich meine, sie schenkt ihm einen Ring, der vermutlich nicht vollkommen wertlos erscheint, fordert ihn dazu auf, den gleich anzustecken und sagt: Jetzt bist du mein, und will ihn bei Sonnenuntergang am Waldrand treffen. Da würde ich doch stutzen, ein, zwei Mal darüber nachdenken, ob ich da hingehen soll oder besser nicht. Da steht zwar, dass er sie sonderbar findet, aber reicht das?

Sexismus(Vorwurf) lauert heute ja an allen Ecken. Wäre mir hier jetzt nicht in den Sinn gekommen. Finde eher den hier grenzwertig: Wer konnte sagen, wie viele Generationen Inzest es brauchte, bis so etwas zustande kam? Oder besser gesagt hart am Klischee: Seltsame Landbevölkerung = Bruder ist Mamas Papa. Oder wie war das noch gleich?
Sehe das nicht so eng. Wenn nicht einmal mehr Pferde aufs Karussell dürfen – dann bin ich raus.

Gruß,
Sammis
 

Tonmaler

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ich meine, sie schenkt ihm einen Ring, der vermutlich nicht vollkommen wertlos erscheint, fordert ihn dazu auf, den gleich anzustecken und sagt: Jetzt bist du mein, und will ihn bei Sonnenuntergang am Waldrand treffen. Da würde ich doch stutzen, ein, zwei Mal darüber nachdenken, ob ich da hingehen soll oder besser nicht
Das ist ein klassisches Motiv in der Gruselwelt. Wenn 5 Leute in einer Hütte feststellen, dass etwas Unheimliches nachts draußen rumschleicht, kommen sie immer auf die Idee, einer soll allein mit einer Taschenlampe nachschauen gehen. Wenn der nicht mehr wieder kommt, geht der nächste allein raus, aber nicht vorher und auf keinen Fall gehen sie alle zusammen raus. Doch im Ernst: Es ist ja nichts an ihr wirklich bedrohlich, zu diesem Zeitpunkt. Sie 'spinnt halt'. Würde er wirklich Angst bekommen? Ich frag das wirklich, bin da nun etwas unschlüssig. Sein Problem ist außerdem, dass er solche Gelegenheiten sonst nicht hat, der Preis zu verzichten wäre also hoch. Versucht man da nicht, jegliche Befürchtung beiseite zu rationalisieren?


Finde eher den hier grenzwertig: Wer konnte sagen, wie viele Generationen Inzest es brauchte, bis so etwas zustande kam? Oder besser gesagt hart am Klischee: Seltsame Landbevölkerung = Bruder ist Mamas Papa. Oder wie war das noch gleich?
Danke, der Satz ist auch ein Wackelkandidat und steht überhaupt nur da, um das Klischeedenken Volkers zu unterstreichen. Muss überlegen, ob das weg kann. Auch die Grießbreibeine und einige andere Bilder müssen noch weg. Danke dir für deine Ideen. Sehr hilfreich.
 



 
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