universitär (gelöscht)

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo presque_rien,

zieht mich magisch an, jedoch frag ich mich, warum Du so sprunghaft in der Groß/kleinschreibung bist.

cu
lap
 

presque_rien

Mitglied
Ordnung und Chaos

Hi lapismont,

danke für deinen Kommentar! Kann mir kaum ein schöneres Lob vorstellen ;-)...

Zu der Groß-/Kleinschreibung:
Sie wechselt nicht ganz sprunghaft, und der Wechsel korreliert zudem mit der Zeichensetzung: Die ersten vier Verse sind noch formal völlig "in Ordnung"; in den nächsten vier Versen nimmt die Zeichensetzung ab - die Großbuchstaben verschwinden jedoch zunächst nur an den Versanfängen; ab Vers 9 schließlich fehlt jede Zeichensetzung & Großschreibung.
Ich wollte in dem Gedicht auch thematisch die Ordnung der Ordnungslosigkeit gegenüberstellen, und zwar konkret: den klar geregelten Alltag (Studentenalltag) - und als Gegenstück die nicht "in den Stundenplan" passenden, aber immer latent und unfassbar vorhandenen Gefühle. So soll der formalisierte Anfang des Gedichtes die Behauptung des lyrischen Ichs unterstreichen, es wäre in jeder Hinsicht "in Ordnung" - doch bei näherer Ausführung des "in Ordnung seins" bröckelt die "vernünftige" Struktur, und bricht schließlich mit dem Eingeständnis einer sinnlosen und - nun auch formal - grenzlosen Liebe auf: das lyrische Ich kapituliert ;-).

...so hab ich mir das ungefähr gedacht...:)

LG,
presque_rien
 

Montgelas

Mitglied
ein bescheidener vorschlag, der hoffentlich nicht ganz an deiner idee vorbeischrammt:

[blue]universitär
(für MRH)

Du fragst, ob ich in Ordnung?
Selbstverständlich! Gekonnt sortiert
wenn die Physik nicht wäre: Das Leichte unten,
oberhalb das Schwere, wenn im Kalender linear verfänglich -
gerahmtem Sehen eingeräumte Zeiten durch Minuten
schweißgetrennte Seiten sich tageweise fügen unumgänglich
vergehen Schritte abgemess'ne Fragen, dann kleinkariert
bis in den großen wagen und rotmarkiert als fehlerhaft
bleibt rändlich wie lächerlich aus heftern flüchtig zerstreute wellen,
schwarz und nichtig, doch bleibt es meine liebe ist unendlich[/blue]

gruss
montgelas
 

presque_rien

Mitglied
Hallo lapismont, hallo Montgelas,

vielen Dank, dass ihr euch über mein Gedicht Gedanken gemacht habt! :)

Ich habe auch noch viel drüber nachgedacht, kann mich aber schließlich doch nicht so recht entschließen, etwas zu ändern.

Generell finde ich auch durchaus, dass die Zerteilung in Verse eine sehr schöne Methode ist, um innere Zerteilung auszudrücken. Das Gedicht wäre bestimmt auch gut in Sonettform zu verpacken gewesen. Auch dein Vorschlag, Montgelas, gefällt mir, weil darin dass "Gehetzte" besonders gut zum Vorschein tritt - und einige Kombinationen habe nun Bedeutungen erhalten, die mir vorher gar nicht bewusst waren ;-).

Allerdings müsste ich, wenn ich einen der beiden Vorschläge übernähme, mich von dem "trennen", was mir an dem Gedicht am liebsten ist: nämlich den "-lich"-Versen, welche alles "umklammern" und zusammenhalten. Sie können diese Funktion nicht beibehalten, wenn ich das Gedicht in Verse auflöse. Bei Montgelas' Vorschlag geht zusätzlich die leichte, regelmäßige Form verloren, an der mir ebenfalls viel liegt.

Es ist doch so: natürlich ist die Erfahrung, die das lyrische Ich macht, eine ambivalente. Aber die "zwei Seiten" sind dennoch nicht strikt voneinander getrennt, sie greifen inneinander, und wenn am Ende der "chaotischere" Aspekt stärker zu Tage tritt, so ist der Weg zu ihm hin ja kein abrupter, sprunghafter - sonder ein fließender. Ich finde,die hervorgehobene Wiederholung des "-lich" hilft, diese Stimmung zu erzeugen. Auch wenn der Inhalt zerrissen und verzweifelt ist - und das kommt in blanken Versen natürlich besser rüber - so ist es doch nicht das "gehetzte", was ich vor allem ausdrücken möchte, sondern eine Art melancholische Harmonie (und hierzu passt die regelmößige Form besser): Denn auch wenn das lyrische Ich zwischen zwei entgegengesetzten Polen schwebt, so sind seine Erfahrungen - sowohl in dem klar strukturierten, "zerstückelten", aber kontinuierlichen (studentischen) Alltag, als auch in der in keinen Stundenplan passenden, unbeschreibbaren, aber alles transzendierenden Liebe - letztendlich sehr ganzheitlich: eben in jeder Hinsicht "universitär" ;-).

Ich hoffe, ihr konntet diesem etwas wirren und umständlichen Gedankengang folgen und es vielleicht "nachfühlen".

Liebe Grüße,
presque_rien
 



 
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