Hallo lapismont, hallo Montgelas,
vielen Dank, dass ihr euch über mein Gedicht Gedanken gemacht habt!
Ich habe auch noch viel drüber nachgedacht, kann mich aber schließlich doch nicht so recht entschließen, etwas zu ändern.
Generell finde ich auch durchaus, dass die Zerteilung in Verse eine sehr schöne Methode ist, um innere Zerteilung auszudrücken. Das Gedicht wäre bestimmt auch gut in Sonettform zu verpacken gewesen. Auch dein Vorschlag, Montgelas, gefällt mir, weil darin dass "Gehetzte" besonders gut zum Vorschein tritt - und einige Kombinationen habe nun Bedeutungen erhalten, die mir vorher gar nicht bewusst waren ;-).
Allerdings müsste ich, wenn ich einen der beiden Vorschläge übernähme, mich von dem "trennen", was mir an dem Gedicht am liebsten ist: nämlich den "-lich"-Versen, welche alles "umklammern" und zusammenhalten. Sie können diese Funktion nicht beibehalten, wenn ich das Gedicht in Verse auflöse. Bei Montgelas' Vorschlag geht zusätzlich die leichte, regelmäßige Form verloren, an der mir ebenfalls viel liegt.
Es ist doch so: natürlich ist die Erfahrung, die das lyrische Ich macht, eine ambivalente. Aber die "zwei Seiten" sind dennoch nicht strikt voneinander getrennt, sie greifen inneinander, und wenn am Ende der "chaotischere" Aspekt stärker zu Tage tritt, so ist der Weg zu ihm hin ja kein abrupter, sprunghafter - sonder ein fließender. Ich finde,die hervorgehobene Wiederholung des "-lich" hilft, diese Stimmung zu erzeugen. Auch wenn der Inhalt zerrissen und verzweifelt ist - und das kommt in blanken Versen natürlich besser rüber - so ist es doch nicht das "gehetzte", was ich vor allem ausdrücken möchte, sondern eine Art melancholische Harmonie (und hierzu passt die regelmößige Form besser): Denn auch wenn das lyrische Ich zwischen zwei entgegengesetzten Polen schwebt, so sind seine Erfahrungen - sowohl in dem klar strukturierten, "zerstückelten", aber kontinuierlichen (studentischen) Alltag, als auch in der in keinen Stundenplan passenden, unbeschreibbaren, aber alles transzendierenden Liebe - letztendlich sehr ganzheitlich: eben in jeder Hinsicht "universitär" ;-).
Ich hoffe, ihr konntet diesem etwas wirren und umständlichen Gedankengang folgen und es vielleicht "nachfühlen".
Liebe Grüße,
presque_rien