UNVERHOFFTE BEGEGNUNG
Sein Gesicht war schmaler geworden, und sein früher so volles Haar schimmerte grau und hatte die ersten lichten Stellen.
Ich erkannte ihn sofort, meinen Lehrer. Ich stürzte auf ihn zu, sah ihn freudig an und sagte: "Guten Tag, Herr Hülsemann!"
Er streckte mir zögernd seine Hand entgegen, hielt meine fest und sah mich lange an. Ich spürte, dass er angestrengt überlegte. Die vergangenen acht Jahre hatten mich mehr verändert als ihn. Aus dem fünfzehnjährigen Jungen war ein Mann von dreiundzwanzig Jahren geworden.
Ich wollte ihm helfen. Es war mir unangenehm, dass er mich so hilflos betrachtete. "Ich bin..." setzte ich an.
Doch er winkte ab und sagte: "Günther!"
Und dieses "Günther" war so bestimmt und sein Gesichtsausdruck so freudig, dass er es doch noch schaffte, mich "unterzubringen", dass ich sofort nickte.
"Du siehst, mein Gedächtnis ist noch gut! - Bei den vielen Schülern und wo du erwachsen geworden bist! - Aber deine Gesichtszüge, deine Augen und nicht zuletzt deine Stimme - wer sollte dich daran nicht wiedererkennen?!"
Er kam näher und legte mir seine Hand auf die Schulter. Es war rührend, wie er mir zeigen wollte, dass er mich nicht vergessen hatte.
"Schreibst du noch? Wir haben uns doch ein Vierteljahr nach der Schulentlassung alle noch einmal in unserer Aula getroffen. Ich erinnere mich, dass du, obwohl du "Spitzenaufsätze" geschrieben hast, kein Volontariat bei Springer bekommen hast. Aufgrund der Kriegs- und Nachkriegszeit hattest du nur ein durchschnittliches Abschlusszeugnis der Volksschule."
"Ich bin mit meinem Beruf zufrieden. Es war wohl damals nur ein Strohfeuer, nichts, was von innen herauskam, sonst hätte ich sicherlich schon etwas veröffentlicht!" Diese Antwort kam spontan und unüberlegt und weckte sofort ein Unbehagen in mir, dass ich übergangslos nach seinem Befinden fragte.
"Danke, es geht mir gut! Ich bin vor drei Jahren pensoniert worden, habe jetzt viel Zeit für meinen Garten und meine Schmetterlings-Sammlung. Ich wohne immer noch in Volksdorf. Dann und wann besuchen mich ehemalige Schüler. Ich würde mich sehr freuen, wenn einer dazukäme!" Er zwinkerte mir zu und gab mir die Hand. "Dahinten kommt mein Bus!"
In diesem Augenblick wusste ich, dass ich ihn besuchen werde und war nicht enttäuscht, dass er mich, Ewald, nicht erkannt hatte.
Sein Gesicht war schmaler geworden, und sein früher so volles Haar schimmerte grau und hatte die ersten lichten Stellen.
Ich erkannte ihn sofort, meinen Lehrer. Ich stürzte auf ihn zu, sah ihn freudig an und sagte: "Guten Tag, Herr Hülsemann!"
Er streckte mir zögernd seine Hand entgegen, hielt meine fest und sah mich lange an. Ich spürte, dass er angestrengt überlegte. Die vergangenen acht Jahre hatten mich mehr verändert als ihn. Aus dem fünfzehnjährigen Jungen war ein Mann von dreiundzwanzig Jahren geworden.
Ich wollte ihm helfen. Es war mir unangenehm, dass er mich so hilflos betrachtete. "Ich bin..." setzte ich an.
Doch er winkte ab und sagte: "Günther!"
Und dieses "Günther" war so bestimmt und sein Gesichtsausdruck so freudig, dass er es doch noch schaffte, mich "unterzubringen", dass ich sofort nickte.
"Du siehst, mein Gedächtnis ist noch gut! - Bei den vielen Schülern und wo du erwachsen geworden bist! - Aber deine Gesichtszüge, deine Augen und nicht zuletzt deine Stimme - wer sollte dich daran nicht wiedererkennen?!"
Er kam näher und legte mir seine Hand auf die Schulter. Es war rührend, wie er mir zeigen wollte, dass er mich nicht vergessen hatte.
"Schreibst du noch? Wir haben uns doch ein Vierteljahr nach der Schulentlassung alle noch einmal in unserer Aula getroffen. Ich erinnere mich, dass du, obwohl du "Spitzenaufsätze" geschrieben hast, kein Volontariat bei Springer bekommen hast. Aufgrund der Kriegs- und Nachkriegszeit hattest du nur ein durchschnittliches Abschlusszeugnis der Volksschule."
"Ich bin mit meinem Beruf zufrieden. Es war wohl damals nur ein Strohfeuer, nichts, was von innen herauskam, sonst hätte ich sicherlich schon etwas veröffentlicht!" Diese Antwort kam spontan und unüberlegt und weckte sofort ein Unbehagen in mir, dass ich übergangslos nach seinem Befinden fragte.
"Danke, es geht mir gut! Ich bin vor drei Jahren pensoniert worden, habe jetzt viel Zeit für meinen Garten und meine Schmetterlings-Sammlung. Ich wohne immer noch in Volksdorf. Dann und wann besuchen mich ehemalige Schüler. Ich würde mich sehr freuen, wenn einer dazukäme!" Er zwinkerte mir zu und gab mir die Hand. "Dahinten kommt mein Bus!"
In diesem Augenblick wusste ich, dass ich ihn besuchen werde und war nicht enttäuscht, dass er mich, Ewald, nicht erkannt hatte.