urlaub (gelöscht)

R. Herder

Mitglied
Ich versuchs mal.

Dem Text fehlt's tatsächlich - erstaunlicherweise, betrachtet man deine gereimte Lyrik - an Sprachfluss und Sound.
Zudem scheint er, wozu auch Interpunktion und Kleinschreibung (und zB der Zeitenwechsel in den ersten 2 Versen) beitragen, ein bisschen wirr, ansatzweise gewollt.


Urlaub

Wir fahren ans Meer, sagst du:
Willst dich mit mir im Sand verlaufen.
Dabei seeigelt mein Blick doch schon
vorbei - ich fühl mich mies. Muscheln
halten schlicht die Klappe, manchmal
wochenlang.

Los, wir fahren!
Auch ich gefalle mir
anemonenleuchtend, mähnenschwebend
in der Brandung.

Bis du aus der Nässe steigst,
allein, voller Ziele und
Stacheln im Fuß.

Das nur als Ideenspender, damit du meine Kritik besser verstehst.



Grüße,
René.
 

presque_rien

Mitglied
Hi René,

vielen Dank, dass du Lust hattest, dich mit meinem Text auseinanderzusetzen!! Ich fühle mich ohne ein Formkorsett immer so unsicher und finde es schwer, zu sagen, was ein potentielles Gedicht und was nur eine Aneinanderreihung von Phrasen ist.

Mir gefällt deine Überarbeitung wirklich gut! Es klingt mehr auf den Punkt. Das mit der Kleinschreibung habe ich eigentlich nur gemacht, weil ich das "mies" - "Miesmuschel" - Wortspiel erhalten wollte. Glaubst du, das erkennt man auch noch mit einer vernünftigen Rechtschreibung?

"windvoll" hatte ich drin, damit man in "seeigelt" vielleicht "Seeigel" UND "segelt" lesen kann - ist aber wahrscheinlich zu weit hergeholt - ich werd's anders versuchen. "vorahnungsvoll" brauch ich wahrscheinlich wirklich nicht, die Stimmung wird ja schon deutlich. Ich glaube, ich sollte es auch etwas weniger egozentrisch fassen ;).

Ich übernehme deinen Vorschlag mit ein paar Änderungen. Was sagst du? Findest du, das ist inhaltlich irgendwie interessant? (Ich kann die Wahrheit vertragen ;).)

(Ich finde die mittlere Strophe übrigens noch blöd.)

Lg presque


Urlaub

Wir fahren ans Meer, sagst du:
Willst dich mit mir im Sand verlaufen.
Dabei seeigelt mein Blick schon fernab
im Wind - ich fühl mich mies. Muscheln
halten schlicht die Klappe, manchmal
wochenlang.

Los, wir fahren!
Gefallen uns mähnenschwebend
in anemonenleuchtender
Abendbrandung.

Bis du aus der Nässe steigst,
allein, voller Ziele und
Stacheln im Fuß.
 

R. Herder

Mitglied
ARGH!
Nachdem ich grad einen etwas längeren Kommentar beinahe beendet hatte, erwies mein personal computer mir die Ehre des allzeit bereiten blue screen of death. Jetzt bin ich frustriert und geb ihm, dem PC, erstmal Saures. Ich schreib dir schnellstmöglich nochmal ne Antwort.

Bye,
blue screen of death - victim.
 

Franzi

Mitglied
Hallo, Presque,

wer hat denn deinen Text in die Schreibwerkstatt getan? Du selbst vielleicht? Da gehört er m.E. doch gar nicht hin!
LG, Franzi
 

presque_rien

Mitglied
Oh je :(, das kenne ich nur zu gut, jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen, dass du mir so viel Zeit opferst, mach dir also keinen Stress. Obwohl ich natürlich schon gerne deine Meinung wüsste :)!

Mir ist gerade übrigens spontan eine bessere (denke ich) zweite Strophe eingefallen:


Urlaub

Wir fahren ans Meer, sagst du:
Willst dich mit mir im Sand verlaufen.
Dabei seeigelt mein Blick schon fernab
im Wind - ich fühl mich mies. Muscheln
halten schlicht die Klappe, manchmal
wochenlang.

Los, wir fahren!
Werden mähnenschwebend
anemonenleuchtende
Abendbrandung.

Bis du aus der Nässe steigst,
allein, voller Ziele und
Stacheln im Fuß.


Lg presque
 

presque_rien

Mitglied
Hi Franzi,

in der Beschreibung des Forums steht ja, "Die Schreibwerkstatt ist vorgesehen für Texte, an denen durch Diskussion und Gedankenaustausch gearbeitet werden soll". Und dieser Text hat sich für mich einfach sehr unfertig angefühlt, zumal ich mir darüber im Klaren bin, dass ich im "Ungereimtem" nicht grade die Granate bin, deshalb habe ich ihn erstmal hierhin gestellt. Und finde, er ist durch Renés Kommentar schon viel besser geworden! :) Ist für mich das erste Mal, dass ich einen Text zuerst in die Schreibwerkstatt stelle, aber man muss ja die Kapazitäten der Lupe nutzen :)!

Lg presque

P.S.: Bedeutet dein Kommentar eigentlich, dass du den Text gut findest...? (mal ganz unverschämt gefragt)
 

Franzi

Mitglied
Ja, zu gut für die Schreibwerkstatt. Aber ich wusste bislang auch nicht, dass man selber seine Texte dort zwecks Bearbeitung hineinstellen kann.
Sind ein paar schöne Sachen drin, z.B. Miesmuscheln, die die Klappe halten ...
Mir geht es übrigens ganz genauso mit den grenzenlosen Freiheiten der Korsettlosigkeit wie dir ... nichts mehr, woran man sich halten kann ...
LG, Franzi
 
M

mirami

Gast
hallo presque_rien,

schöne unverbrauchte bilder. vor allem der seeigelnde blick, die klappehaltenden muscheln und die stacheln im fuß gefallen mir. in der zweiten strophe finde ich “das los wir fahren!“ nicht so dolle, es gehörte für mich an den anfang oder sogar ganz gestrichen. ich fand die zweite strophe in deiner vorigen version besser. falls meine interpretation stimmen würde, fände ich hier auch gut, wenn du ihm anemonenleuchtend, mähnenschwebend in der brandung gefielest. das würde meiner meinung nach gut den schon fernab seeigelnden blick, (ein neuer lover? oder einen wegen des urlaubs verschobenen trennungsgedanken, der aber langfristig schon auf dem plan steht?)das miesfühlen und auch die stacheln in seinem fuß erläutern.

ich freue mich schon auf mehr ungereimtes von dir!

viele grüße
mirami
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

macht richtig Lust auf mehr. Im "Gereimten" lasse ich mich ja nicht so oft "sehen" und freue mich daher dich jetzt wieder hier zu lesen. Mein Lieblingsgedicht von dir war übrigens „fall“, wobei mir dieses auch sehr gut gefällt.

LG Franka,
die jetzt gern Urlaub hätte.
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Franzi, mirami und Franka,

vielen Dank für euer Lob! Es ist für mich relativ überraschend und bedeutet mir sehr viel, da ich mich, wie gesagt, im Ungereimtem noch nicht so ganz wohl fühle. Aber nach euren Kommentaren schon deutlich wohler :)!


@ mirami

Vielen Dank für deine konstruktive Kritik! Ja, die zweite Strophe ist mein Sorgenkind. Am Anfang hatte ich geschrieben "auch ich gefalle mir", um auszudrücken, dass das LyrI bereit ist, eine von ihm erwartete und an sich auch nicht unangenehme Rolle zu spielen (aber eben getrübt durch das Gefühl, dass es nur eine Rolle ist). Aber dann dachte ich, man könnte ja vielleicht auch das wahrscheinlich letzte gemeinsame schöne Erlebnis betonen. Im Exposé, der ersten Strophe, sind die Stimmungen der beiden Akteure ja grundverschieden; in der mittleren Strophe treffen sie sich kurz; in der letzten geht "er", alleine, womit sich "ihre" Vorahnung, das "sich mies fühlen", erfüllt. Was hälst du von dieser Variante der zweiten Strophe:

Wir gefallen uns
mähnenschwebend
anemonenleuchtend in der
Abendbrandung.

Das ist verdichteter ("Los, wir fahren!" fällt weg) und mit dem "gefallen uns" kommt das Element der Fälsche wieder rein.


@ Franka

Habe mich sehr über deinen ermutigenden Kommentar gefreut - danke! :)


Liebe Grüße,
presque
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Julia,

vielleicht:

Los, wir fahren!
Mähnen werden schwebend
Anemonen,
leuchtend in der Abendbrandung.

Bringt allerdingens einen anderen Ton in die Strophe.

cu
lap
 
B

Beba

Gast
Ein sehr gelungener Text nach meinem Geschmack. Das hier

Dabei seeigelt mein Blick schon fernab
im Wind - ich fühl mich mies. Muscheln
halten schlicht die Klappe, manchmal
wochenlang.
finde ich ganz besonders gelungen.

Ciao,
Bernd
 



 
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