Verlangen

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Walther

Mitglied
hi aLLan gap,

dieser text läßt mich etwas ratlos zurück. s1v1 ergibt einfach keinen sinn, egal, wie man diesen vers liest. ebenso v2: knarzen ist nie fein klingend - auch ein hall hat damit so seine probleme.

das geht in s2v2 so weiter. natürlich kann man einen menschen "lesen", im übertragene sinne. was aber hat das mit einem gestillten verlangen zu tun?

im s3 fehlt schließlich das verb. das kann man machen, aber warum in diesem fall?

frohes neues!

lg w.
 
O

orlando

Gast
Nee, Walther,
die 1 ist von mir.
Ich wollte mich zunächst ein wenig abkühlen, bevor ich mich zu diesem Werk äußere:
Für mich ist dies ein Konglomerat von Unsinnigkeiten, das weder grammatikalisch, noch formal, noch inhaltlich den Minimalanforderungen eines x-beliebigen Literaturforums genügt.
Tut mir leid, Allan, du bist offensichtlich ein netter und liebenswürdiger Mensch, aber es gibt für alles seine Grenzen. Und ich bin nicht bereit, einen solchen Quatsch zu akzeptieren!
Wenn ich lese:
mich schaudert die Furcht
wird es mir ganz schlecht. - Allmählich vergeht mir die Lust, hier überhaupt noch etwas einzustellen.
orlando
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Walther, hallo Orlando

wenn ich einen Text schreibe ... folge ich dem Gefühl in meinem Bauch. Es ist eigenartig, aber ich sehe dann Bilder! die ich in einen Vers werfe. So ist vermutlich auch dieser kleine Text entstanden.
Es macht natürlich nicht viel Sinn, wenn nur ich, als der Suchende diese Zeilen verstehe, nur ich beantworten kann, was sie heißen mögen. Dafür schreibt kein Mensch öffentlich.
Dennoch habe ich das Ziel nach aufmerksamen Hinweisen zu verändern. Und bei dieser Veränderung meine offensichtlichen Fehler sichtbar zu lassen, um auch andere zu ermutigen weiter zu gehen. Sie sollen ihre Gedanken in Texte gießen und sie zeigen. Es gibt so viele Formen der Sprache. Phänomenal ist es, sich damit auseinanderzusetzen. Sie zu interpretieren und sie in manchen Fällen auch richtig zu verstehen. Schlussendlich werden wir nicht wortgewandter durch unser Einfühlungsvermögen, aber wir können die Bilder vielleicht treffsicherer beschreiben. Auch das ... Oder gerade das ist die Kunst.
Das ganz entgegen dem, was Orlando über diesen Text denkt und was sie entmutigt. Mein Dilletantismus sollte eher mich aus dem Forum verbannen, als das Du diese Konsequenz zu Leben erweckst.
Bitte Orlando schreib einfach weiter und störe Dich nicht an dem, was Dich so offensichtlich stört. Diskutiere es gern. Mich beflügelt die Unterhaltung mit Dir und zeigt mir auch sehr deutlich meine Kommunikationsschwächen auf. Du weißt, dass ich Dir dafür dankbar bin. Denn wir wollen alle besser 'verstanden' werden.

Heinz Rudolf Kunze sagt "Sprache ist ein Irrtum! der es wehrt ist! begangen zu werden" (kein reines Zitat)
Das scheint mir in diesem Text gelungen. Jedoch ohne Absicht. Und auch diese Worte entbehren nicht einer gewissen Selbstironie. Für den Moment wähle ich die plakative Lesart, ohne die Ironie. Wir sind als Menschen zum Scheitern verurteilt. Das soll heißen, nicht frei von Fehlern zu sein und die Gabe zu beherrschen, immer einmal mehr aufzustehen, als zu fallen. Insofern muss niemand seine Fehler genießen, kann aber durchaus zu ihnen stehen.

Also Walther, dann mal zum Text:

1s1v Schloß ist falsch geschrieben. Ich war schon bei dem Schlüssel, meinte aber die selbstdarstellende Pracht verklärender Sehnsucht. Das werde ich ändern.
1s2v feinklingend bezieht sich auf die übersteigerte Wahrnehmung, knarzen auf den Schmerz der Veränderung, die immer eintritt, wenn sich etwas öffnet.
In der Beschäftigung mit dem Leben, der Sucht des Verlangens sind meine Sinne, gerichtet auf das Objekt meiner Begierde, so fein geschliffen, dass selbst ein Widerspruch, wie dieser natürlich werden kann. Auch wenn es ein vermeintlich falsches Bild ist.
Ein anderes Bild! wonach sich niemand wirklich sehnt: Habt ihr schon mal das Gefühl gehabt, dass Euch jemand anschreit? Nicht weil er laut war, sondern, weil seine Worte in einer Deutlichkeit zu Euch herüberwuchsen, dass deren geballte Kraft Euch sicher durchdrang. Es ist ein komisches, aber ähnliches Gefühl.

S2v2 spricht nicht von einem Menschen, den ich lese. Sie spricht noch immer über die Sehnsucht, noch immer über dieses unbedingte Verlangen, sie erfüllt zu sehen. Sie im Grunde zu erobern.

Deshalb fehlt auch das Verb in S3. Ich will es einfach offen lassen. Es soll als Verlangen nicht gestillt, sondern im Raum stehen bleiben. Zumindest in diesem Text.
Orlando im realen Leben habe ich Angst (Schauder) meine Sehnsucht nicht zu stillen. Da möchte ich sie erobern, ich möchte, dass sie mich erfüllt, geradezu überwältigt.

Nun ist der Text seziert. Ich weiß nicht, ob es ihn besser macht.
Auch auf die Gefahr hin, ihn in der Textklinik wieder zu sehen, lass ich ihn aus oben genannten Gründen stehen.
Walther, ich hoffe neue offene Fragen produziert zu haben.
Orlando, ich freue mich auf neue Texte von Dir.

Euch beiden ein wunderbares 2014 ;-)

Lieben Gruß vom GAP
 

AllAN GAP

Mitglied
Verlangen

Sehnsucht Schloß spricht
feinklingend knarzt ihr Schlüssel
hallt in kaltem Gemäuer

mich schaudert die Furcht
sie nicht mehr lesen zu können

ehe ich sie erobert ...
 

Walther

Mitglied
moin,

leider ist die neue auch die alte version. du solltest die bearbeitungen nochmals eintragen, sie sind nicht da.

lg w.
 

Label

Mitglied
Hallo Allan gap

dein Gedicht ist für mich im eigentlichen Wortsinne genau das.
Vielleicht träfe es hochkonzentrierte Sprache - frei von stimmungsmachenden, dafür voll mit beschreibenden Vokabeln, für mich noch besser.

Das Gefühl des Verlangens wird seziert und in die Bilderwelt transportiert.
ein bohrendes Gefühl, als gerade eben noch bewusst wahrnehmbare feine Stimme treibt an - äußert sich als Wunsch etwas zu enträtseln, ein Geheimnis zu lüften - diese unstillbare Neugier steckt im Wort Schloß
das wahrnehmbare Geräusch eines Schlüssels der sich widerspenstig im Schloß knarzend dreht, steht für das tatsächliche Tun, die Umsetzung
Den Widerhall im kaltem Gemäuer lese ich als die Erwartungshaltung, die Spannung - was passiert wenn ich das Geheimnis lüfte, was steckt dahinter.

folgerichtig tritt hier die Furcht auf, die schaudern macht,
eine Gänsehaut erzeugt aus der Spannung der Ungewissheit
ob das Verlangen, die Sehnsucht, noch entschlüsselt werden kann wenn sie erst einmal gestillt ist.

Für mich sind die Worte mit erstaunlicher Präzision und Akkuratesse gesetzt, die in ihren Wechselwirkungen und Nebenbedeutungen keine Weichzeichnung und Unschärfe zulassen.

einzig so könnte ich mir eine weiterführende Änderung vorstellen.


Verlangen

Sehnsucht Schloß spricht
feinklingend
knarzt ihr Schlüssel
hallt in kaltem Gemäuer

mich schaudert die Furcht
sie nicht mehr lesen zu können

ehe ich sie erobert

mich hat dein Gedicht angesprochen und mir etwas gesagt.

Label
 

AllAN GAP

Mitglied
Verlangen

spricht Sehnsucht Schloß feinklingend
doch knarzt ihr Schlüssel
hallt wider in kaltem Gemäuer

mich schaudert Furcht
sie nicht mehr zu lesen

ehe ich sie erobert ...
auch dann ist sie verloren
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Label,

ich finde Deine Version etwas feiner. Ich hatte über eine akkuratere Trennung, wie Du sie aufzeigst, nachgedacht, aber leider für mich keine überzeugende Lösung gefunden. Du gestaltest sie so einfach ... danke!
Stattdessen hatte ich die jetzt Veröffentlichte geschrieben. Nicht, weil ich selbst die dringende Notwendigkeit sah, sondern eher ... ja warum eigentlich.
Nehmen wir den Aspekt, der lebendigen Diskussion. Gott sei Dank, ist bei einem Text nichts in Stein gemeißelt und die Auseinandersetzung mit dem von uns allen so geliebten Medium unserer Sprache, macht uns nach Anstößen von außen, anfällig für Veränderung. Wir wollen sie. Das macht uns reifer. Und wir genießen die Flexibilität unserer Wortgebilde, so lange die Grundaussage erhalten bleibt.
Wenn Du es mir erlaubst und ich mich dazu durchringe, werde ich Deine Version als vierte Alternative platzieren. Sie ist es meines Erachtens sehr viel mehr wert hier zu stehen.

Danke und lieben Gruß nach Schottland

vom GAP
 



 
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