G
Gelöschtes Mitglied 21114
Gast
Fritzi Gold hackte Zwiebeln, als das Küchenradio in einer Eilmeldung die Nachricht verbreitete: «Am heutigen frühen Morgen wurde der amerikanische Präsident Donald Trump von der Sicherheitsabteilung des Weißen Hauses als gestohlen gemeldet!» In einer zweiten Eilmeldung kurz darauf wurde erklärt, das Wort «gestohlen» sei während einer Pressekonferenz von der New York Times ersetzt worden durch das Wort «geflüchtet», was wiederum die Pressestelle des Weißen Hauses als Verschwörungstheorie zurückwies und stattdessen einräumte: Eine handgeschriebene Botschaft ohne Absender sei unbeobachtet unter der Tür zum Amtszimmer des Präsidenten durchgeschoben worden, die man so interpretiere: Man müsse vom Kidnapping des Präsidenten ausgehen. Überdies – hier wurde die US-Vermisstenstelle zitiert – habe man Hinweise von der New Yorker Hafenbehörde erhalten, der Präsident könne bereits außer Landes gebracht worden sein. Eine dritte Eilmeldung präzisierte das Gesamtgeschehen schließlich mit der Andeutung: Die mögliche Entführung von Donald Trump habe sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits vor Tagen abgespielt, und es werde darüber spekuliert, ob US-Bürger mit diesem Akt der Selbstjustiz ihrem Ärger darüber Ausdruck verliehen haben könnten, dass Trump die Wahlen gewonnen habe und somit in einer zweiten Amtsperiode die Geschäfte im Weißen Haus weiterführe. «Nähere Einzelheiten in der laufenden Berichterstattung!» meldete das Küchenradio knapp. Ein paar Minuten später wurde nachgetragen: Der Verdacht gegen US-Bürger habe sich nicht erhärten lassen, sodass mutmaßliche Hintermänner der Aktion in der Sowjetunion oder gar in den Reihen der Europäischen Union gesucht werden müssten. Lösegeldforderungen seien bisher nicht eingegangen, hieß es abschließend, allerdings habe die Rechnungsstelle des Weißen Hauses für die Wiederbeschaffung des Präsidenten eine Summe in Höhe von einer Milliarde US-Dollar ausgesetzt.
Fritzi Gold wusste nun alles. Sie legte das Hackmesser beiseite, deponierte die Zwiebeln in einer Schüssel im Kühlschrank, schaltete das Radio aus, legte die Küchenschürze ab, ging zum Fenster, öffnete es und sah einen Moment lang ins Weite: «Es passt alles zusammen …» murmelte sie. Sie ging hinunter in ihren Keller. Blieb vor einer Holzlattentür stehen. Öffnete das Schloss, knipste das Licht an und sagte zu dem Kerl, der in der Nacht vorher bei ihr eindgerungen war, der sich beim Schlüpfen durchs Kellerfenster und dem tiefen Fall danach womöglich beide Beine gebrochen hatte, und der sofort zu randalieren begonnen hatte in einer Sprache, die Fritzi nicht verstand: «Du bleibst jetzt eine Weile hier, vielleicht sogar für immer, Donald. Ich weiß, was die Welt von mir erwartet.»
Fritzi verschloss die Holzlattentür, ging hinauf in die Küche und nahm die Schüssel mit den Zwiebeln aus dem Kühlschrank.
Mehr ereignete sich in Fritzi Golds Leben an diesem 1. April des Jahres 2021 nicht.
Fritzi Gold wusste nun alles. Sie legte das Hackmesser beiseite, deponierte die Zwiebeln in einer Schüssel im Kühlschrank, schaltete das Radio aus, legte die Küchenschürze ab, ging zum Fenster, öffnete es und sah einen Moment lang ins Weite: «Es passt alles zusammen …» murmelte sie. Sie ging hinunter in ihren Keller. Blieb vor einer Holzlattentür stehen. Öffnete das Schloss, knipste das Licht an und sagte zu dem Kerl, der in der Nacht vorher bei ihr eindgerungen war, der sich beim Schlüpfen durchs Kellerfenster und dem tiefen Fall danach womöglich beide Beine gebrochen hatte, und der sofort zu randalieren begonnen hatte in einer Sprache, die Fritzi nicht verstand: «Du bleibst jetzt eine Weile hier, vielleicht sogar für immer, Donald. Ich weiß, was die Welt von mir erwartet.»
Fritzi verschloss die Holzlattentür, ging hinauf in die Küche und nahm die Schüssel mit den Zwiebeln aus dem Kühlschrank.
Mehr ereignete sich in Fritzi Golds Leben an diesem 1. April des Jahres 2021 nicht.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: