Verzweiflung (gelöscht)

Duisburger

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Seltsames Werk, Wando.
Einmal die Form, weder Fisch noch Fleisch. Kurzprosa in Gedichtform mit unkonsequent angewendeten Stilelementen der Lyrik. Warum das?
Der Text kommt mir "jammernd" vor, da hier nur das vorgeblich Negative abgehandelt wird, ohne jedoch an Tiefe zu gewinnen.

Dann die Vergleiche und Abfolgen, die oft nicht passen, palaktiv und aufgesetzt wirken.

Voller Extase spritze dein Saft in die Welt, in die du mich entliest.
Wenn er das getan hätte, wärst du nicht da. Den Satz finde ich fürchterlich.
Heute nur noch wegen der Last.
Die ich dir bereite.

Jeden Tag.

Doch meine Tränen haben dich nie interessiert.
Welche Tränen, warum hast du sie geweint? Lass das "doch" weg, dann passt es.
Ich stand am Fenster.
Wie ein Affe im Zoo.
Tun die das? Wäre mir neu. Gitter?
Deine Versprechen - Versprecher.
Auch wenn es sich toll anhört, aber "Versprechen <> Lügen". Bei einen Versprecher hätte er sich unbeabsichtigt vertan, aber gerade das hat er ja nach deiner Aussage nicht (Absicht).
Das geht so weiter.

Schlimm finde ich auch die oft kitschigen Superlativen:
Voller Extase spritze dein Saft in die Welt...
Das Ticken des Sekundenzeigers riss mir mein Herz entzwei.
Sechzig mal in der Minute
Dreitausendsechshundert mal in der Stunde...
Jede einzelne deiner Entäuschungen wog zuerst nur wenige Gramm, doch tonnenschwer ist nun die Last...
Die den kümmerlichen Rest meines einst so großen Herzens unter sich begräbt...
Jede neue Lüge treibt ihre Klinge in mein wundes Fleisch, schneidet mein Selbst in immer kleinere Stücke...
Gebrochene Versprechen legen sich wie Atompilze um meine Seele... (den finde ich besonders schlimm)
Einst strahlend.
Nun verstrahlt... (dito)
Sie bricht wie Erbrochenes aus mir heraus, stinkt nach Hass und Wut.
Klebt an meinen Schuhen.
Nicht mehr als Hundekot...
Nun kehre ich zurück.

Zu meinem wahren Vater.

Verzeih mir.

Mutter.
Suizid? Oder sollte ich da was falsch verstanden haben.

Duisburger
 

wando

Mitglied
hi duisburger,

hast ja einiges, vielen dank!

"Voller Extase spritze dein Saft in die Welt, in die du mich entliest."

ist mir auch klar, dass das li ohne diesen akt nicht existieren würde, aber es sollte die diskrepanz dessen verdeutlichen, was nun abgeht - den spaß gönnt man sich schon, aber die verantwortung lehnt man ab.

warum das li die tränen geweint hat, wird wohl aus dem text mehr als verständlich.

falls du schon mal im zoo hellabrunn gewesen bist - im affenhaus - dann wüsstest du, dass es auch glasscheiben gibt. ein beweis für mich, dass texte oft nur deswegen kritisiert werden, damit halt mal wieder kritisiert wurde, denn in wie weit ist dieses detail wirklich wichtig für dich oder für den text?

versprechen-versprecher: zu anfang versucht das li noch, die unzulänglichkeiten zu erklären, so wie es auch kinder bei ihren eltern tun, bis dies schließlich nicht mehr klappt. deshalb ist auch später im text von den lügen die rede.

meine angeblich kitschigen superlative: scheinbar befandest du dich noch nie in dieser situation wie das li, sonst könntest du diese "kitschigen superlative" auch nachvollziehen. ich kenne diese situationen aus eigener erfahrung, und genauso haben sie sich angefühlt. gefühle sind nie kitschig, sondern derjenige ist stumpf, der sie dementsprechend abstempelt. dieser text wurde aus der sicht eines jugendlichen/kindes und nicht aus der sicht eines belesenen, lyrisch bewanderten und intelektuellen (oder möchte-gern-intelektuellen) geschrieben. wenn du dich mit kindern auseinandersetzt, weißt du, dass sie in solchen superlativen, auch wenn sie uns erwachsenen vielleicht kitschig vorkommen - sprechen. das li wechselt in seinem text zwischen seinen kindlichen und jugendlichen anteilen hin und her. deshalb gibt es auch formulierungen, die ein kind so wohl nicht von sich geben würde, ein jugendlicher aber schon.

richtig, den schluss hast du richtig verstanden.

schade, wenn dir der text nicht zusagt, aber vielen dank für deine ausführliche auseinandersetzung.

ps: die form eines textes hat mich noch nie interessiert, nur immer der inhalt...jammernd? nun ja, wenn ein vaterbild komplett in sich zusammenbricht, was bleibt da noch übrig: nichts als schmerz. dies kann aber auch nur der nachempfinden, der solch eine erfahrung am eigenen leib machen musste. wenn du es nicht kennst, gratuliere, herzlichen glückwunsch. ich kann nicht damit dienen...

gruß wando
 

wando

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Der Text wurde vom Autor gelöscht.
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Duisburger

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ps: die form eines textes hat mich noch nie interessiert, nur immer der inhalt...jammernd? nun ja, wenn ein vaterbild komplett in sich zusammenbricht, was bleibt da noch übrig: nichts als schmerz. dies kann aber auch nur der nachempfinden, der solch eine erfahrung am eigenen leib machen musste. wenn du es nicht kennst, gratuliere, herzlichen glückwunsch. ich kann nicht damit dienen...
Das hätte gereicht, und das hatte ich erwartet. In einem Literaturforum erwarte ich Literatur, keinen Tummelplatz für die eigenen Befindlichkeiten. Letztere kann man durchaus verarbeiten, aber nicht mit diesen "Gejammer", in dem der Schmerz die Feder führt, wo es besser der Verstand tun sollte (auch wenn ich es nachvollziehen kann).
Auch ein authentischer Text kann sauber und ansprechend geschrieben sein, Beispiele gibt es genug. Das belastende Erlebnis darf keine Aussrede für eine unzureichende Textumsetzung sein, leider tust du genau das. Sehr schade.

Duisburger
 

wando

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hi micham,

freut mich, danke!

mir geht es eigentlich auch nie um gelungen oder nicht gelungen, mir geht es einfach um gefühle, die in einem brodeln und heraus müssen. sicher, mal gelingt dies besser, subtiler, mal weniger. mal entspricht es eher der form, die sich irgendwann einmal im laufe der zeit herauskristallisiert hat, mal weniger. aber ich halte grundsätzlich nichts von formen, wenn es um die eigene entwicklung, den eigenen ausdruck, den eigenen geist geht, denn jeder ist anders, ein individuum - und als solches nicht in eine form pressbar. hätten alle wirklichen veränderer so viel wert auf die form gelegt - wir würden immer noch in unseren höhlen leben. das beste beispiel ist für mich immer der grundgedanke von jesus -liebe deinen nächsten wie dich selbst - dies benötigt keine form, denn die liebe ist grenzenlos, lässt sich in keine formen pressen. was haben die kirchen daraus gemacht...

gruß wando
 

wando

Mitglied
hi duisburger,

du bist ja schneller, als die polizei erlaubt.

nun ja, dies ist deine definition. du definierst, was literatur ist und was nicht. wenn du ehrlich zu dir selber bist: literatur oder besser - das geschriebene wort - befasst sich meistens mit den befindlichkeiten des schreibers. in welcher form auch immer. erst durch den bruch mit der form kann etwas neues entstehen. ob ich damit etwas neues erschaffen habe, glaube ich nicht. aber wenn dir ein text nicht gefällt, dann sag es doch und verstecke dich nicht hinter deinem pseudo-intellektuellen wischi-waschi. ich kann mich daran erinnern, dass es bilder gibt, die von elefanten gemalt wurden. damals hatten sich auch einige kunstkritiker mit diesen werken auseinandergesetzt, hineininterpretiert etc. sich wichtig gemacht, bis ihnen der sachverhalt erörtert wurde und sie sich alle lächerlich gemacht hatten.
wozu?
text gefällt oder eben nicht, so einfach ist dass - oder könnte zumindest so einfach sein.
kennst du die bücher von matthew reilly? er schreibt romane ohne großen literarischen anspruch, action pur. er war einmal auf einer großen literaturmesse, bei der auch viele kritiker anwesend waren. zum damaligen zeitpunkt hatte er gerade seinen ersten bestseller geschrieben, war aber in der öffentlichkeit als person noch sehr unbekannt. beim essen an seinem tisch wurde unter anderen auch sehr heftig über sein werk disskutiert, ohne dass die anwesenden davon wussten, dass der autor mit am tisch saß. sein werk wurde komplett zerrissen. er fragte dann die kritiker, ob sie dieses buch denn auch gelesen hätten. sie bejahten. und wie es ihnen gefallen hätte. sie hätten es in einem zug durchgelesen, es ließe sie nicht mehr los...

noch fragen, kienzle?

gruß wando
 

Duisburger

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glaube ich nicht. aber wenn dir ein text nicht gefällt, dann sag es doch und verstecke dich nicht hinter deinem pseudo-intellektuellen wischi-wasch
Lass mal gut sein, ich werde dich fortan nicht mehr belästigen, dafür ist mir meine Zeit zu schade.

Duisburger
 

Micham

Mitglied
Bin ganz deiner Meinung, Wando. Dieses Thema mit Verstand anstatt Gefuehl anzugehen, macht keinen Sinn. Ebenso koennte man von einem Maler verlangen, nur mit Lineal und Schablone zu arbeiten.
 

wando

Mitglied
hi duisburger,

du belästigst mich in keinster art und weise. du hast klare worte verwendet, ich tue dies eben auch. wenn du mir sagst: hey wando, ich finde deinen text einfach nur mies - ok, kein problem. aber dieses ewige gelabere, wie darf man schreiben, wie sollte man schreiben...
du bist zum beispiel in keinster weise auf meine ersten ausführungen eingegangen, ich aber auf jede einzelne von dir.
habe sogar den einen verbesserungsvorschlag von dir angenommen. habe von einem ruhrpottler eigentlich mehr erwartet, mein vater war nämlich einer...

gruß wando
 

wando

Mitglied
hi micham,

meine worte, danke.

mehr noch: wer mit dem verstand schreibt, macht etwas falsch. man sollte mit dem herzen schreiben, wie man auch mit dem herzen malen, musizieren und l e b e n sollte.

deshalb: herzliche grüße

wando
 

mitis

Mitglied
ich hab den text gern gelesen. sein stil passt zu einem gegen seinen vater revoltierenden (jungen) mann. auch das pathos und die übertreibungen stören mich gar nicht.
ich stelle mir einen etwas betrunkenen mann vor, der endlich mal die "sau rauslässt".
das einzige, was mich ein wenig stört, ist der schluss mit der mutter. obwohl die "botschaft" dabei überaus realistisch ist, empfinde ich es als einen kick zu viel an "weiser erkenntnis" in diesem verzweiflungs-text.
lg mitis
p.s. die diversen rechtschreibfehler waren aber nicht absicht, oder?
 

nachts

Mitglied
Hallo Wando
Literatur befasst sich meist mit der Befindlichkeit des Schreibers? No Sir - vielleicht "auch mal" aber nicht "meist" - sie hat aber oft mit Erfahrungen des Autors zu tun, denk ich und da ist mir dein Text, zu allgemein, es hat ein bisschen was von einer Plattitüde, er packt mich nicht - vielleicht weil mir die Einzigartigkeit fehlt, die ihm lebendigkeit einhauchen würde.

So nebenbei - extatischen Saft gibt es meines Erfahrungsstandes nach nicht, oder hab ich da bisher was verpasst?

Nichts für ungut, viel Spaß beim Schreiben,
LG Nachts
 

wando

Mitglied
hi mitis,

natürlich sind die rechtschreibfehler keine absicht - müsste ich wohl mal checken, danke!

hi nachts,

wenn es um erlebtes, erfahrenes des autors geht, lösen diese erfahrungen eben auch befindlichkeiten in einem aus, auch in einem autor, sonst würde er wohl keinen anlass dafür haben, darüber zu schreiben.
plattitüden - ok, wenn du es so siehst. deine meinung.
ekstatischer saft - wenn du den bogen etwas weiter spannst und den saft als teil desjenigen siehst, der ihn produziert, sein verlängerter arm sozusagen, dann schon. aber vielleicht ist das auch ein wenig zu weit her geholt...

wando
 

chrissieanne

Mitglied
ich schließe mich duisburgers kritik an.

und der wahre vater - ich schließe daraus,dass der prot. gläubig ist - lehnt selbstmord (laut kirche leider kategorisch) ab. aus dieser sicht(auch aus meiner, ich würde nur ein "könntest" aus dem "solltest" machen) solltest du dieses leiden am vater als prüfung nehmen und aushalten bzw. verarbeiten und in deiner lebensentwicklung positiv umsetzen. das leiden am vater ist ja sozusagen die basis des christlichen glaubens.
und die mutter, was ist mit der mutter?
du sagst sorry, mutter - na, da kann sie sich was von kaufen... welche rolle spielt sie in des protagonisten leben? es scheint gar keine...

ich spitz natürlich zu. aber ich empfinde den text auch als sehr jammerig. gefühle natürlich. grosse gefühle. leid, liebe und was auch immer natürlich ...aber es geht um die umsetzung.

mir sagt das nichts, was du hier geschrieben hast.
das heißt gar nichts. ich hab es gelesen und ich sag was ich denke darüber (so grob).

lg
chrissieanne
 

wando

Mitglied
hi,

danke für deine gedanken.
wieso schließt der glaube an gott einen selbstmord aus? wenn alle gottsgläubigen auf dieser welt wirklich nach dem wort gottes leben würden, bräuchten wir keine gesetze.
welche rolle die mutter spielt, ist für mich in diesem zusammenhang nicht relevant, mir genügt es, dass er sich bei ihr für seine verzweiflungstat entschuldigt - kinder benötigen ab einem gewissen alter den vater, und dieses element kann keine mutter dieser welt ersetzen. scheinbar hat die mutter ihre rolle bisher gut ausgefüllt, sonst hätte das li vielleicht schon früher so gehandelt. es ging mir bei diesem text auch nicht um eine aufarbeitung von schmerzen, sondern einer reflexion von erlebtem in meiner unmittelbaren umgebung und was sich daraus entwickeln kann, im schlimmsten falle. die mutter sollte in diesem text keine andere rolle spielen, als wie im text dargestellt. man kann einen text auch überfrachten - für manche wäre es vielleicht eine wichtige zutat/bereicherung gewesen, nicht aber für mich. ich habe andere texte geschrieben, in denen mir eben diese überfrachtung vorgeworfen wurde - aber dort hielt ich sie für angebracht. so sind die geschmäcker eben verschieden - gott-sei-dank. wahrscheinlich habe ich den text sowieso ins falsche forum gesteckt - hätte wohl in die lyrik gehört, sorry dafür. deinen vorschlag mit könnte/sollte werde ich mir ansehen, danke!

gruß wando
 



 
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