statt eines briefes...
statt eines briefes....
liebe presque_rien,
in irgendeinem kommentar bedauerst du, dass eine
menge lyrik existiert, die sich an programme hält.
du fandest das sehr schade.
ein wenig muss ich dir widersprechen.
deine verse, auch diese 4 zeilen wieder hier,
sind ausgesprochen privater natur.
ihren besonderen reiz erhalten deine texte
vorwiegend dadurch, dass sie in der regel
dialektisch gebaut sind. der inhalt deiner texte,
der privat einher kommt, sei er noch so hermetisch,
drängt auf diese weise ins allgemeine. so entschlüsselt
sich für mich auf eine unmerkliche art ein programm.
private widersprüche, sehnsüchte uvm.,
gegensätzliche worte und probleme,
werden zu einander in engen bezug gebracht
um durch die dialektik aufgehoben,
allgemein verständlich zu werden.
der leser wird sehr gefordert
die schlüssigkeit der obigen vier zeilen,
erscheint ungeübten lesern als l’art pour l’art
und wortspiel. mir aber ist klar, dass poetische
tiefe nicht vom wortgeklingel abhängt, wie man
es oft lesen kann. wo programm und schlussfolgerung
dem leser aufgenötigt werden, wie weiland im soz.
realismus. deine verse, auch dieser text wieder,
überlassen die freiheit der interpretation ganz dem leser.
logik und dialektik setzen die struktur der worte
und bestimmen so auch inhaltliches.
verkürzt gesagt , heißt dein "programm":
GEFÜHLT HAT DAS LYRISCHE ICH GENUG - DU,
LESER ABER DENKE !
meint
spekulierend
montgelas
p.s. ein gutes wochenende !
