Wandersleut (gegen den Krieg) (gelöscht)

Hieronymus

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Hallo wando,

die Lesung ist wirklich beeindruckend.

Nun aber eine Anmerkung zum Text:
Im ersten Teil findet sich die Schilderung von Gewalt aus der Sicht des Täters. Damit stellt sich wieder einmal das Problem der Ästhetisierung von Gewalt. Der Leser wird, ob er will oder nicht, mit hineingezogen, ihm wird suggeriert: Auch du bist ein potentieller Täter. Dieses Verfahren ist zutiefst zweideutig, da es auf den Autor zurückweist: Warum wählt er als lyrisches Ich den Täter? Weil man dann so gut hilflose Opfer beschreiben kann? Der Autor hat es ja auch für nötig befunden, im Titel die Ausrichtung des Textes bekanntzugeben, um diese Zweideutigkeit abzuschwächen.

Im zweiten Teil des Gedichts wird die moralische Ordnung wiederhergestellt, da geht es dem lyrischen Ich an den Kragen. Insgesamt ist der Text also politisch korrekt.
Aber wozu die ganze Aufregung, wenn keine neue Erkenntnis und keine neue Deutung geliefert wird?

VG Hieronymus
 

wando

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hi herder,

schön, wenn dir die gesprochene darbietung zusagt.
wie sieht es mit dem geschriebenen wort aus?

gruß wando
 

wando

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hi hieronymus,

danke für deine positive reaktion auf das gesprochene wort und deine anmerkungen zum text.

du hast damit recht - man begibt sich im ersten teil in eine tätersituation, die im zweiten wieder etwas gerade gerückt wird und du fragst dich, wozu die ganze aufregung, wenn zum schluss doch nichts neues dabei heraus kommt.
nun ja, kann dich verstehen, aber dies ist nun mal meine ganz eigene art, mit dieser thematik umzugehen. der text wurde ganz bewusst mit dem hintergrund des mündlichen vortrags geschrieben, er sollte schockieren, verstören und aus der wattebäuschchenlethargie herausholen, keine leichte kost sein. vielleicht ist mir dies wenigstens gelungen - bei diversen vorträgen wurde mir dies zumindest rückgemeldet.
man könnte ihn auch "wandersleut-gegen die dummheit" nennen...

gruß wando
 

wando

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...man, gehen mir diese anonymen Vögel auf den Sack, die zuwenig Mumm in den Knochen haben, sich zu outen. Wenn schon eine Bewertung, dann bitte wenigstens mit Kommentar/Begründung, ganz egal, wie diese auch war.
Es handelt sich hier wohl um literarische Eunuchen...

wando
 

presque_rien

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Hi wando,

grundsätzlich gefällt's mir - insoweit man hier von "gefallen" reden kann ;). Aber ich find's zu lang. Am Anfang spielst du sehr gut mit Erwartungen (Wandersleut, feucht etc.) und erzielst auch den gewünschten Schockeffekt - aber es gibt einen Punkt, an dem Schock in Ermüdung umschlägt, und das finde ich schade. Was ich sage gilt übrigens für den geschriebenen Text (habe deine Audioversion noch nicht gehört - vielleicht gelingt es dir da, die Spannung aufrecht zu erhalten). Ich würde also kürzen und die Überschrift ändern - also nicht das "gegen den Krieg" vorwegnehmen.

Lg presque
 

wando

Mitglied
hi presque,

danke. die länge ist beim lesen so eine sache, da gebe ich dir recht - allerdings wurde der text für den vortrag geschrieben, deshalb einfach mal reinhören. dass es zuviel an schock sein kann, richtig - aber die parallele zum leben, stumpft man da nicht auch ab? ich denke, du bist einer der wenigen, der dies bemerkt und dann vielleicht auch seine eigene betrachtungsweise in frage stellt - wieso stumpfe ich ab, wieso komme ich an den punkt, an dem mir so ein verhalten, so eine denke nicht mehr sauer aufstösst? ich empfinde dieses abstumpfen höchst fragwürdig.
ich habe den zusatz in der überschrift mit absicht eingestellt - nicht dass mir noch kriegshetze vorgeworfen wird...

gruß wando
 



 
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