Lieber lapsi,
das hatte ich mir schon gedacht, dass sich daran niemand mehr erinnert. Es taucht aber in alten Wochenschauen und auch auf Fotos immer wieder auf. Die Mauer war zuerst von solcher Höhe, dass die Menschen ihren Angehörigen oder Nachbarn, von denen sie plötzlich getrennt waren mit Taschentüchern zugewinkt haben. Sie konnten einander auch mit Ferngläsern sehen. Denn zuerst bestand die Absperrung ja nur aus Stacheldraht. Es dauerte schon ein bißchen, bis um diese 1/4 von Berlin rundum eine Mauer hochgezogen war. Andererseits ging es natürlich für die Betroffenen doch in Windeseile, denn es war ja gut geplant und durchorganisiert.
(Ich selbst bin mit meiner Familie genau 14 Tage vorher, ohne zu wissen, was da kommt, mit meiner Familie am 1. August 1961 von Westberlin in die Bubdesrepublik Deutschland nach Weißenthurm gezogen, weil mein Mann einen Arbeitsplatz in Koblenz bekommen hatte. Aber unsere Freude wohnten weiterhin in Ostberlin.)
Die Straße im östlichen Teil, wurde dazu genutzt, dass die Menschen in den ersten Tagen aus den Fenstern über die Mauer in den Westteil der Stadt sprangen. Später wurden die Fenster zugemauert. All das war überaus dramatisch.
Wenn wir jetzt mal von Berlin weggehen, so kann ich Dir erzählen, dass ich 1958 in Thüringen auf der Burg Lauenstein war. Dort war eine junge Frau zu Gast, die ging immer zum Grenzstreifen zu Fuß, denn er war nicht weit weg. Dort konnte sie gleich hinter dem Streifen ihre Eltern, die dort einen Bauernhof hatten, per Fernglas auf dem Feld arbeiten sehen.
Diese Ausschnitte aus den Wochenschauen, in denen die Menschen einander zuwinkten, werde ich niemals vergessen können.
Liebe Grüße
Vera-Lena