Liebe Dohle,
hm, ich weiß noch nicht mal, ob dieses Gedicht überhaupt eine groß angelegte Kritik sein soll. Ich sehe es eher als die Beschreibung eines Verhaltens. Man kann aus dieser Beschreibung sicherlich auch Kritik herauslesen - diese bezieht sich dann aber auf den Einzelnen, bzw. hier auf das LyrIch.
Es gibt beim Umgang mit der freien, unverplanten Zeit aus meiner Sicht vor allem zwei verschiedene Grundtypen von Menschen. Die einen sagen sich, dass sie die freie Zeit zwischen zwei Terminen oder "Planungspunkten" sinnvoll nutzen können, die anderen sagen sich, dass es sich gar nicht lohnt, mit etwas anzufangen. Es gibt Menschen, die schlagen die Zeit eher tot, anstatt sie zu nutzen. Doch es ist und bleibt eine Gratwanderung. Denn auch das Kreuzworträtseln, Vor-dem-Fernseher-sitzen usw. können auch sinnvolle und wichtige Momente der Entspannung sein.
Aber das ist nicht alles, was in diesem Text steckt - es stellt sich die Frage, was ist "Leben", was ist "die Zeit richtig nutzen", was will man vom Leben, ist vieles von dem, was wir als verplant erleben, nicht in Wahrheit eine freiwillige Entscheidung, ob wir es tun oder nicht (muss ich wirklich jeden Morgen die Rolläden hochziehen? - Daher, um hier noch einmal auf die Kritik von Marie-Luise hinsichtlich der Streichung von "aufgezwungenen Alltagstrott" einzugehen, will ich mir im Klaren sein, ob und wie weit ich mit diesem Text auch noch die "Kiste" mit dem Thema "aufgezwungen/selbstbestimmT" aufmachen oder "nur" beim Thema "Umgang mit der Zeit" bleiben möchte)?
Hier in diesem Gedicht wird dem Lyrich dieser ganze Fragekomplex bewusst. Daraus können die eben aufgezählten Fragen (und noch weitere) hervorgehen. - Doch jetzt bin ich fast schon zu weit in die Interpretation meines Gedichtes eingestiegen.
Soweit meine Gedanken zu den Deinigen - ich hoffe nun, dass wir nicht an einander vorbeigerdet haben
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Liebe Grüße und vielen Dank für Deine Rückmeldung!
Andreas