Was der Duden sagt

Bilbo

Mitglied
"Reform (lat.): Umgestaltung - Verbesserung des Bestehenden - Neuordnung"

Soviel sagt der gute alte Duden (Auflage 1955) zum Thema (Rechtschreib-)Reform. Über Konrad Dudens Meinung zum Inhalt dieser Reform können wir lediglich Spekulationen (oder vielleicht Spekulazionen?) anstellen.

Bleiben wir also besser bei den Fakten: Umgestaltung - Verbesserung des Bestehenden - Neuordnung. Aber trifft diese Definition auch wirklich auf die Rechtschreibreform zu?

Dass es sich um eine Umgestaltung handelt, scheint auf den ersten Blick klar zu sein. Bisweilen allerdings drängt sich einem eher der Eindruck auf, man habe es mit einer Verunstaltung zu tun. Denn warum ist es nötig, neuerdings Ketschup, Spagetti und Schikoree zu schreiben? Wer sich in der alten Schreibweise dieser Worte nicht sicher fühlte, der soll doch Tomatensoße, italienische Nudeln und Schizorie sagen. Oder, besser noch, zum Duden greifen und sich die Schreibweise der Wörter einzuprägen versuchen. Satt dessen versucht die Rechtschreibkomission den Bürgern hier vorzutäuschen, es handele sich um urdeutsche Wörter und braut sich lustig ein undefinierbares Spracheinerlei zusammen. Für ästhetisch ebenso unschön halte ich Neuerungen wie Safersex, Standingovations und Openenddiskussion. Hier wird, unter Diskriminierung sämtlicher Lücken und Bindestriche zusammengefügt, was nicht zusammengehört. Freilich wird hier niemand ernsthaft behaupten können, es handele sich plötzlich um "echt deutsche" Wörter. Bestenfalls wird durch derlei Unfug die weitere Veranglikanisierung der deutschen Sprache vorangetrieben.

Verbesserung des Bestehenden? - Das Bestehende, soviel sei vorab bemerkt, war die alte Rechtschreibung, die sich über lange Jahre bewährt hatte. Mochte es darin auch so manche Untiefe geben, so war das Meer der Schriftsprache seinerzeit doch insgesamt recht sicher befahrbar. Ob die Veränderungen daran indes als Verbesserung betrachtet werden dürfen, kann nur mit einem Maß gemessen werden: Dem Grad der Sicherheit heutzutage in unserer Schriftsprache. Und gerade dieser scheint mir geringer denn je zu sein. Mögen einfache Regeln, wie die Schreibung mit scharfem oder mit Doppel-S, ja noch leicht zu erlernen sein: Die Unsicherheit ist groß, sobald es darum geht, ob es nun "als Nächstes" oder "als nächstes" und "haushalten" oder "Haus halten" heißt.

Und schließlich: Neuordnung?
Darin steckt zuallererst einmal das Wort Ordnung. Das Chaos könnte dagegen kaum größer sein. Mögen die Vorsätze und Bemühungen, den Schülern das neue deutsche Schreiben nahezubringen, auch noch so gut sein, die Gefahr lauert auf Schritt und Tritt. Kaum schlägt man ein älteres Buch auf, so ist die Verwirrung für unwissende Schulkinder vorprogrammiert. Und schlimmer noch als diese wohl unvermeidlichen Probleme sind die erwachsenen Quersteller. Wie einst ein unerschrockenes Volk von Galliern erbitterten Widerstand gegen die Römer leistete, so tut es heute ein Völkchen eigensinniger Zeitungsredakteure, und weigert sich, die Rechtschreibreform anzuerkennen. Nicht merkend, dass sie dadurch in egoistischer Manier nur die Unordnung vergrößern, eifern viele Erwachsene, vor allem Ältere, ihnen nach. Sind die Deutschen wirklich so unflexibel? Gerade in diesen Zeiten gilt es doch zu zeigen, dass wir trotz allem ein Volk der Dichter und Denker bleiben!

Nicht, dass ich missverstanden werde: Ich will die Rechtschreibreform keineswegs verteufeln. Neben den kleinen Fehlerchen, mit denen sie sicherlich behaftet ist, gibt es zweifellos auch viele wirkliche ordentlich, wohlgestaltete Verbesserungen. Deshalb ein Appell: Nehmt die Reform an, wie sie ist, und sorgt durch stete Anwendung dafür, dass sie den Geruch des "Neuen", Fremden möglichst bald verliert!

Das würde sicher auch Konrad Duden wollen! :)


Bilbo
 

Lois

Mitglied
Warum Angst vor Chaos?

Die Griechen sagten doch schon, dass wir daher stammen. Einfach mehr Fehlertolleranz. Ich weiss: Toleranz und Ranz ist Peek.
Ich weiss aber auch nicht. Sprache ist Chaos;-)

Cheers Lois
 



 
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