Weisheiten aus Katzmandu

3,40 Stern(e) 5 Bewertungen

Dorian

Mitglied
Der Kater pflegt mit mir zu reden.
Ich sage „der“ Kater, weil er nicht „mein“ Kater ist. Der Stiefpapa hat ihn gefunden, die Oma hat ihn aufgenommen und der Opa flucht, wenn das schwarze Teufelsvieh auch nur in seine Nähe kommt.
Die Oma hat ihn „Cäsar“ genannt, nach dem Kater, den wir kein halbes Jahr zuvor durch eine letale Begegnung mit einer Stoßstange verloren hatten. Das schien mir damals irgendwie ... unfair. Dem Andenken des ersten Katers nicht würdig. Vor allem, weil mir dieser Kater vom ersten Augenblick an unsympathisch war. Ich habe dieses Vieh inzwischen liebgewonnen, aber noch nie im Leben „Cäsar“ genannt. Wozu überhaupt einem Tier einen Namen geben, dass sowieso nicht hört, wenn man ruft.
Eines Tages saß ich vor dem Fernseher in einem dieser wahnsinnig bequemen Fernsehsessel aus den Siebzigern, bei denen man froh ist, darauf zu sitzen, da man sie sonst ansehen müsste. Der Kater sprang auf meinen Bauch, glotzte mich an, begann ohne ersichtlichen Grund zu schnurren, fiel um, rollte sich zusammen und schlief ein. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war es um mich geschehen.
Etwa ein Jahr später sprach er mich das erste Mal an. Wieder saß ich in jenem Sessel, wieder sprang mir der Häusltschik auf den Bauch. Er glotzte mich aus viel zu großen Augen, als selbst für eine Katze gesund sein kann, an und sagte: „Wie alt bist du?“
„Sechzehn“, sagte ich. Ich war nicht überrascht, dass ein gemeines Haustier mich auf einmal ansprach. Dieser Kater hatte von Anfang an viel zu intelligent auf mich gewirkt, was, wie ich jetzt erkannte, auch der Grund für meine anfängliche Antipathie war.
„Wieso?“
„Du bist ein Wappler“, stellte der Kater fest.
„Entschuldige mal, habe ich dir irgendwas getan, oder ...“
„Nein, das nicht, bist ein netter Kerl“, widersprach der Kater. „Aber heute ist Samstag und du sitzt zuhause und ziehst dir irgendwelchen Mist im Fernsehen rein. Bleibst lang auf und schaust dir Softsex-Filme an. Gibt’s da nicht mehr?“
„Keine Ahnung . Ich ... zum weggehen braucht man Geld ...“
„Völliger Schaß. Wenn du nur wolltest ...“
„Also, Moment mal, ja. Du willst mir was erzählen? Du bist doch noch keine zwei Jahre alt.“
„Und habe schon mehr Kinder gezeugt, als du jemals zu Gesicht bekommen wirst.“
„Läuft es darauf hinaus? Sex?“
Der Kater schien perplex. Ein erstaunlicher Anblick, selbst wenn man die Feinheiten der Katzenmimik kennt.
„Natürlich läuft es darauf hinaus, du Depp. Du bist doch noch in der Pubertät, oder?“
„Ich ziehe es vor, von mir nicht als Pubertierendem zu denken, herzlichen Dank.“
„Dann bist du halt nicht mehr in der Pubertät, aber das macht keinen Unterschied. Glaubst du es wird später besser? Doch, du hast recht, es wird besser, aber nur deswegen, weil du es unter Kontrolle hast ... mehr oder weniger.“
Ich war regelrecht verwirrt. Zuerst redete das Haustier mit mir und jetzt versuchte es auch noch mir Ratschläge in Sachen Liebe zu geben.
„Besser? Kontrolle? Ich weiß nicht was du ...“
„Stell dich nicht dümmer als du bist. Obwohl ich zugeben muß, dass du nicht wirklich einer von den Blitzkneißern bist. Sei froh, dass du wenigstens Hände hast. Ihr lasst mich ja nie aus dem Haus und da ich keine Hände habe, muß ich mit flauschigen Decken vorlieb nehmen.“
Ich begriff erst nach einigen Momenten was er eigentlich meinte, aber dann färbte sich mein jugendlicher Teint rosig.
„In deinem Alter, mein Lieber“, fuhr der Kater fort, „ist die Onanie dein bester Freund. Du brauchst dich dafür nicht zu genieren, es liegt in der Natur der Sache.“
Den Rest meiner Mannwerdung verbrachte ich nach diesem Ratschlag recht unbeschwert.

Zehn Jahre später kam ich von der Arbeit nach Hause, warf alles außer meiner Unterhose von mir und flegelte mich in den Fernsehsessel, um mich von Wellen staatlich subventionierter Blödheit berieseln zu lassen. Wieder sprang mir der Kater auf den Bauch.
„Ach, laß das doch“, sagte ich. „Heute ist es zu heiß zum schmusen. Vor allem, weil du ein Fell hast.“
„Halts Maul, du Schwuchtel.“
Seit der Kater die zehn Jahre überschritten hatte, war er unleidlich geworden. Katzen werden in dem Alter normalerweise anhänglicher, aber dieses besondere Exemplar hatte das Gefühl mich beleidigen zu müssen, seit es zwei war. In letzter Zeit allerdings war er unerträglich und das ging mir langsam über die Hutschnur.
„Hör mal zu, du flohverseuchter zeckengespickter Fetzen Fell!“, rief ich, rechtschaffen empört. „Es gibt überhaupt keinen Grund, dass du...“
Da bemerkte ich des Katers Blick. Wer Comics liest, der weiß, was Batman für eine Wirkung auf andere Charaktere in seinem Universum hat, selbst auf andere Superhelden. Ich habe ein Heft in dem Superman das Flederohr als „gefährlichsten Mann der Welt“ bezeichnet. Wer in Batmans Augen geblickt hat, wenn er unzufrieden mit einem ist, der hat eine Ahnung davon, wie der Kater mich jetzt ansah. Folgerichtig verstummte ich.
„Hast du inzwischen wieder eine Alte?“
„Nein.“ Ich verkniff mir das zwischen den Lippen hervordrängende „Sir“.
„Wie lange bist du jetzt solo, zwei Jahre?“
„Ja.“
„Schwuchtel.“
„Aber ich kann doch gar nichts dafür“, wagte ich zu widersprechen. „Es ist ja nicht so, dass ich es nicht versuche, aber irgendwas mache ich falsch. Wenn ich versuche lustig zu sein, will die entsprechende Frau einen ernsthaften Typen, wenn ich den Sensiblen raushängen lasse, will sie einen echten Kerl und wenn ich auf den Tisch haue, dann ist `verständnisvoll` angesagt. Soll einer mal die Frauen verstehen.“
„Ich geb dir gleich ein paar Watschen“, schmetterte der Kater meine Einwände ab. „Jammer hier nicht rum, mach endlich was. Das ist ja nicht mit anzusehen. Sechsundzwanzig Jahre und redet mit seiner Katze!“
„Ach ja? Wenn du so schlau bist, dann gib mir doch einen Rat! Aber nein, du lümmelst nur auf meinem Bauch rum und scherst dich einen Dreck um meine Gefühle! Glaubst du ich finde es lustig ständig allein zu sein? Glaubst du ich hätte nicht viel lieber eine menschliche Gefährtin?“
Der Kater taxierte mich mit eiskaltem Blick. Irgendetwas an seinem Gesichtsausdruck sagte mir, dass ich entweder einige allzu freche Worte bereuen, oder eine tiefe Weisheit empfangen würde.
„Hmja“, murmelte der Kater. „Ich nehme an, dass ich dir durchaus einen Rat geben kann, schließlich hast du mich durchgefüttert und alles. Aber ich glaube, du wirst dich in den Arsch beißen, wenn du hörst, was ich dir zu sagen habe. Du hast diesen Trick nämlich schon selbst angewandt und das mit großem Erfolg.“
„Ja? Sprich, machs nicht so spannend.“
Der Kater sagte nur ein einziges Wort und nachdem ich es im Wörterbuch nachgeschlagen hatte, biß ich mich tatsächlich in mein zweitedelstes Körperteil. Ich bin recht gelenkig.
Trotzdem, wie der Kater versprochen hatte, lief plötzlich alles wie am Schnürchen. Ich bin noch immer solo, verstehen sie mich nicht falsch, aber ich sehe mich imstande, mein Singledasein zu genießen, was beileibe nicht jeder von sich behaupten kann.
Sie, werter Leser, werden sich nun fragen, wie dieses geheimnisvolle Wort denn nun gelautet haben mag, was ich gut verstehen kann. Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich ein derart mächtiges Geheimnis preisgeben darf oder nicht, aber da früher oder später eh jeder von selbst drauf kommt, will ich es ihnen nicht vorenthalten.
Der Kater sagte damals nur ein Wort und ich verstand ihn, aber da nicht jeder mein Einfühlungsvermögen besitzt, sei hier erwähnt, dass man vor dieses Wort am besten einen Satz setzt, welcher folgendermaßen lautet: „Wenn du willst, dass sich eine Frau in dich verliebt, dann....“
Einigermaßen erstaunt über die Weisheit des Katzenviehs fragte ich ihn einmal, wo er denn herkäme, wo er solcherlei Wissen her hätte.
„Österreich“, antwortete der Kater. „Aber in Menschenjahren bin ich immerhin vierundachtzig, das läppert sich. Schau mich nicht so an, was hast du erwartet? Etwa Ägypten? Oder, noch besser, Neu-Katzedonien? Katzachstan?“
Der Kater ist ein Zyniker, man soll es nicht beschönigen. Aber mit der Zeit habe ich seine quengelnde, satirische, bissige, mieselsüchtige und durchaus auch nervige Art liebgewonnen, vor allem seit er mir jenes Wort genannt hat. Jenes Wort, das ich ihnen, lieber Leser, nun nicht mehr länger vorenthalten will.
Es lautet:
DEFLORIERE
 

soleil

Mitglied
Hallo Dorian,

deine Geschichte aus Katzmandu hat mich amüsiert, auch weil mir der sprachliche austrian touch gefällt. Aber was ist ein Wappler?

Das magische Wort ist also "DEFLORIERE". Also ehrlich, ich verstehe die Pointe nicht oder gibt es in Österreich eine ganz spezielle Bedeutung? Oder meinst du das ganze romantische und klischeebehaftete Getue um den ersten Liebhaber?

Viele Grüße
Soleil
 

Dorian

Mitglied
Hallo Soleil!

„Wenn Du willst, dass eine Frau sich in Dich verliebt, dann defloriere (sie)“.
Das mag zwar ein Klischee sein, aber es ist eines von jenen, die mehr als nur einen Funken Wahrheit beinhalten. Es ist außerdem nicht sehr nett, derartigen Rat zu erteilen, aber der Kater ist auch nicht nett.
Ich finde es viel klischeehafter, auf die wahre Liebe zu warten und währenddessen gar nichts zu tun. In der Literatur wimmelt es davon und bin sicher, jene Leute die dieses langweilige Zeug verzapft haben, können derartiges auch viel besser schreiben als ich.
Ich habe eigentlich nur versucht, eine halbwegs lustige Geschichte zu schreiben, in der ich mich mit einem Haustier unterhalte. Das der Kater dann ein bisschen bissig geriet und gewisse Dinge etwas einseitig sieht , liegt daran, dass er genau das ist: ein Hauskater, der nicht viel rauskommt.
Aber im großen und ganzen hast Du schon recht. Es sollte natürlich eine Persiflage auf Dinge wie das erste Verliebtsein und die etwas blinde Hingabe von gerade Frauen an den Entjungferer sein.

Mich wundert allerdings, dass gerade „Wappler“ das einzige Wort ist, dass Dir Probleme bereitet, aber bitte. „Wappler“ ist ein Schimpfwort, das einige Bedeutungen haben kann. Ich glaube, in diesem Zusammenhang denkt man am besten an „Depp“ oder „Trottel“, vielleicht mit einem Hauch „arroganter, pomadisierter, durch-die-Nase-sprechender Im-Dunkeln-Sonnenbrillentragender Sohn eines reichen Mannes“. Aber das ist nur meine Definition und es mag einige Menschen geben die nicht mit mir konform gehen.

Danke für Deine Kritik.

LG

Dorian
 

birdy

Mitglied
Hallo Dorian !

Genial!
Den Spagat, das Katzenverhalten mit unserer permanenten Testosteronvergiftung zu verknüpfen, ist dir 1a gelungen.
Da ich selbst leidgeprüfter Katzenbesitzer bin besonders nachvollziehbar.
Dass unserer Literaturfreundin nur Wappler unbekannt ist, überrascht mich auch.
Wie unsere nördlichen Nachbarn wohl "Häusltschik" übersetzen?
Für mich ist die Geschichte hervorragend gelungen, phantasievoll mit einem geradlinigen Humor.
Es freut mich immer wieder Sachen zu lesen, wo man die Pionte nicht wie ein Trüffelschwein suchen muss.

Liebe Grüße
Birdy
 

GabiSils

Mitglied
Hi,

aha! Wappler=Falco?

Die Geschichte ist höchst amüsant, ich gebe aber soleil Recht: Die Vorstellung, daß Frauen ihrem Deflorierer verfallen, ist ja wohl eher männliches Wunschdenken; weit öfter ist dieser Akt vermutlich eine eher unromantische Angelegenheit - aber ich kenne keine Statistiken zu dem Thema.

Die Pointe ist für meine Begriffe verfehlt, ehrlich, und das ist schade, denn die ganze Geschichte dreht sich ja um diese Zauberwort. Das große Geheimnis sollte ruhig machohaft sein, aber auch den Tatsachen entsprechen :)

Gruß
Gabi
 

Dorian

Mitglied
Hallo, ihr alle!

Grundsätzlich sei einmal gesagt, daß ich mit dieser Geschichte einfach nur versucht habe lustig zu sein. Daß Frauen sich davon angefeindet fühlen ist mir klar, hat aber mit Sicherheit nichts mit meiner Einstellung dem zarten Geschlecht gegenüber zu tun. Allerdings ist es schon so, daß ich mehrmals miterlebt habe, wie die schönsten, nettesten, verführerischsten Frauen sich in die unromantischsten, häßlichsten und ungutesten Kerle, die man nur irgendwo auftreiben kann, verknallt haben, und das nur, weil sie entweder das Flair des Rebellen umgibt, oder weil er sie eben entjungfert hat. Ich möchte auch nicht verhehlen, daß ich damit schon Erfahrungen am eigenen Leib durchgemacht habe. So kam meine bis jetzt längste Beziehung zustande.
Ich habe mir auch Gedanken gemacht, ob ich diese Geschichte überhaupt posten soll, da ich mit Schwierigkeiten in dieser Richtung gerechnet habe. Da ich aber annahm, daß hier eine Geschichte nicht aufgrund des (und das müßt ihr zugeben) harmlosen Inhalts verdammt werden würde, habe ich mich dafür entschieden. Gut, Frauen mögen die Thematik oder von mir aus auch die Pointe verfehlt finden, was aber auch daran liegen mag, wenn ihr darüber nachdenkt, daß Frauen die Pointe einfach nicht lustig finden, weil sie frauenfeindlich ist.
Und das ist sie.
Wenn ihr die Geschichte nochmal lest, wird euch vielleicht auffallen, daß sie auch eine Persiflage auf jene Pseudo-Rebellen und harten Kerle ist, die mit derlei Dingen angeben. In meiner Jugend sind mir die besonders auf die Nerven gegangen, aber vielleicht spricht in diesem Fall auch einfach der Neid aus mir.

Nehmt die Geschichte einfach als das, was sie sein soll: lustig.

Danke für Eure Kritiken

LG

Dorian

P.S.: @birdy: Häusltschik = Klokippe? Aber ich glaube nicht, das ein Deutscher dieses Wort jemals braucht.

P.P.S.: Zum Thema Falco: Ich mochte ihn auch nie wirklich, weil er immer dieses arrogante Getue raushängen ließ, aber er hat uns weltweit bekannt gemacht und das ist gar nicht so leicht bei einem Staat wie Österreich. Und jetzt, wo er tot ist, lasse ich schon gar nichts über ihn kommen. Und, wie gesagt, diese Definition des Wapplers ist natürlich nur meine persönliche. Ich glaube nicht, daß, wenn man zwei beliebige Österreicher nach einer Definition dieses Wortes fragt, man zwei gleiche Antworten bekommt.
 

GabiSils

Mitglied
Pointe

lieber Dorian,

da bist du in deine eigene Falle getappt :) Du schreibst eine frauenfeindliche Geschichte und erwartest, daß die Frauen empört aufschreien. Dabei hat meine Kritik damit gar nichts zu tun. Eigentlich sollte ich beleidigt sein, weil du mir empfiehlst, die Geschichte nochmal zu lesen, damit ich merke, es ist eine Persiflage. Doch, hatte ich gemerkt, ehrlichjetzt.
Der Punkt ist, ich habe mich schon in die haarsträubendsten Typen verknallt, arrogante Arschlöcher, Möchtegerngenies, Lügner und Blender, Machos, wasweißich, *weil sie eben das waren (ich war auch mal jung). Aber sicher nicht in meinen Deflorierer. Wenn das passiert, ist es schlicht Zufall, aber nicht ursächlich.

Die Geschichte ist Klasse, witzig, stilsicher geschrieben und noch nicht mal nervig mit all den Klischees ("Schwuchtel" fand ich besonders schön, das setzt dem ganzen noch die Krone auf). Perfekt wäre sie, wenn ich mich durch die Pointe wirklich als Frau ein bißchen ertappt fühlen würde. So ist es eine Antiklimax und enttäuscht.

Also, von mir neun Punkte wegen verfehlter Pointe, dabei bleibe ich. Kannst du damit leben? <g>

Lieben Gruß
Gabi

P.S. Falco ist toll, ein Gesamtkunstwerk, er ist seiner Selbstinszenierung immer treu geblieben und hat verdammt gute Lieder gemacht.
 

GabiSils

Mitglied
Nachtrag

... natürlich gibt es den Fall, daß ein Mädchen sich pflichtgemäß in ihren "Ersten" verliebt, weil ein anständiges Mädchen *es* nur aus Liebe tut (und außerdem selber nichts daran findet, aber Männer sind eben so, Kind).
Allerdings denke ich, diese Variante ist auch am Aussterben.
 

Dorian

Mitglied
Hallo Gabi!

Dich zu beleidigen lag sicher nicht in meiner Absicht. Anscheinend verstehe ich die Frauen doch nicht ganz so gut, wie ich gedacht habe. Mit Deiner Meinung zur Pointe kann ich sehr gut leben, schließlich will ich niemandem vorschreiben, was er zu denken hat. Aber ich bin anderer Meinung, und zwar einer Meinung, die, ebenso wie die Deine, aus Erfahrungswerten resultiert.
Ganz ehrlich gesagt wüßte ich auch nicht, wie ich es hätte anders machen sollen. Was zu einem guten Teil daran liegt, daß mir der Schluß erst beim schreiben einfiel, was bei mir meistens der Fall ist.

Übrigens, danke für die Blumen

LG

Dorian

P.S.: Deinem Nachtrag kann ich mich schon eher anschließen. :D
 
D

Dominik Klama

Gast
A geh! (Aber ich bin kein Österreicher.)

Der Text ist so locker-flockig im Tonfall, die Situation mit dem sich langweilenden post-pubertären Jungen auf diesem hässlichen Sessel und dem Kater, der ihm auf den Schoß springt, um ihm Ratschläge zur Lebensführung zu erteilen, so köstlich, dass ich sehr, sehr enttäuscht bin, was aus diesen Vorgaben dann gemacht wird.

Gleich mehrfach. Einem Sechzehnjährigen, der samtstagabends allein vor der Glotze hockt, statt auf den Putz zu hauen, die aber auch so ausgefallene, so überraschende Weisheit zu vermitteln, er könne stattdessen ja auch wichsen, na, das ist wohl Understatement, ist jedenfalls weniger Einfall, als ich erwartet hatte.

Und ist der Kater nun Obermacker und Sexprotz und solcherart einem durchschnittlichen Buben als ermunternder Spiritus rector zugeteilt, dann will ich jetzt doch ganz gewiss nicht, dass der Knabe per Zeitsprung dann schon gleich 26 wird und sich somit in einem Alter befindet, wo weithin schon alles so geregelt ist, wie es die nächsten 20 Jahre bleiben wird. Sieh da, er hatte seine Beziehungen, sieh da, er muss zur Arbeit und ist abends jetzt vergleichsweise ausgepowert gegenüber dem Zustand von vor zehn Jahren...

Nein, nein, dieser Kater hätte seinen zweiten Aufklärungseinsatz haben sollen, als der Bursch 17 oder 18 oder 19 war. Da hätte er dem Sprössling ja dann mal erzählen können, wie man die Weiber so richtig glücklich macht beim Sex oder wie man zwei auf einmal in die Kiste kriegt oder wie man die eine, die sich unsterblich in einen verliebt hat, die einem aber auf die Nerven geht, wieder loswird, oder wie er seinem guten Freund Rudi, der einfach immer den besseren Schlag hat bei den Mädels, die tolle Sina ausspannt. Oder so etwas.

Und den Rat, die kleinen Mädel per Entjungerung (und da müsste der Kater dann auch erläutern, wie man einer innerhalb von einer Viertelstunde auf den Zahn fühlt, ob sie schon defloriert ist) an sich zu binden, der hätte ja wohl auch besser in die Jahre kurz vor 20 als in die Jahre, wo man heiratet, gepasst.

Nein, dem sechsundzwanzigjährigen Geplagten und Gefrusteten hätte er vielleicht besser den Weg gewiesen, wie man glaubhaft einen Falco mit Sonnenbrille und Sportwagen und ganz viel Koks und Designerklamotten und Mädels in sämtlichen Vierteln der Stadt, teils selbst defloriert, teils anderweitig übernommen, mimt, die alle ganz fest glauben, dass man nur sie als Einzige lieben tät, demnächst ins Casino nach Monte Carlo mit ihr jetten würd und in zwei Jahren heiraten und Kinder kriegen. Und sich köstlich eins weggrinsen, wenn man sie sich vorstellt, wie sich das vorstellen in ihren romantischen Mädchenbuden mit Orlando Bloom und Robert Pattinson an der Wand.
 



 
Oben Unten