Welche Früchte?

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Perry

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
ein Schlaflied der bedrückenden Art. Die Frucht ist in manchen Ländern rar und kann nur Hoffnung heißen.
Gefällt mir ausgezeichnet!
LG
Manfred
 

presque_rien

Mitglied
Hi Vera-Lena,

bin heute in Kommentierlaune & komme endlich dazu, etwas zu diesem Gedicht zu sagen.

Insgesamt gefällt es mir sehr, die Atmosphäre ist dicht, und auch der Rhytmus gefällt mir. Ein paar Dinge scheinen mir aber beliebig - oder ich verstehe sie einfach nicht ;). Zum Beispiel:
Der Frieden flieht den Fluss entlang.
Wofür steht der Fluss hier? Für das Leben? (Schönes "fließendes" Klangbild übrigens: Fr-, fl-, Fl-, -l-)
Mit Gleichmut weht der Wüstenwind.
Auch die Wüste macht für mich nicht auf Anhieb Sinn. Oder stehe ich auf dem Schlauch und du beziehst dich auf ein konkretes Land?
Der Zufall trägt sein Todeskleid,
Das ist ein toller Vers!
Der Tag verwischt das Sterbeblut,
taucht es in seine Sonnenglut.
Hier bin auch ich der Meinung, dass man Blut nicht in etwas tauchen kann. Was hälst du von dem Bild, dass sich das Blut in der Sonnenglut auflöst, verdünnt wird? z.B.: Verdünnt's in seiner Sonnenglut. oder Er löst es auf in Sonnenglut.
Die Angst lebt nah verwandt dem Schmerz.
Die Hoffnung ist mein Zwillingsherz.
Der Vogel schützt die junge Brut?
Aus welchen Früchten wächst der Mut?
Die letzte Strophe ist hinreißend! Ich würde allerdings im zweiten Vers "doch" statt "die" setzen. Das Fragezeichen würde ich in Vers 3 durch einen Punkt (oder sogar ein Ausrufezeichen) ersetzen: natürlich tut er das! Der letzte Vers ist sehr interessant. Man könnte ihn auch so formulieren:
Aus diesen Früchten wächst der Mut. Denn die junge Brut ist es ja, die den Vögeln den Mut zum Kämpfen gibt, und Kinder können durchaus als "Früchte" bezeichnet werden. Oder so, etwas zweifelnd: Aus diesen Früchten wächst der Mut? Aber natürlich ist auch deine Variante passend.

Lg Julia
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

das ist ja lieb, dass Du Dich auch um diesen Text kümmerst.

Wenn ich es auch nicht erwähnt habe, diese Szene spielt im Irak. Fluss und Wüste haben daher eine Funktion.

Die Sache mit dem Sterbeblut werde ich jetzt gleich ändern.

Ansonsten bin ich nicht mit Dir einer Meinung.

Ich möchte die beiden Sätze in der letzten Strophe nicht durch ein "doch" miteinander verbinden.

Die Frau ist gar nicht dazu fähig, etwas zu verbinden, sie zählt einfach auf.

Sie denkt auch nicht daran, dass der Gedanke an ihr Kind, ihr den ausreichenden Mut geben wird. Sie ist so verzweifelt, dass sie sich fragt, woher ihr der Mut nun kommen soll.

Und das Fragezeichen hinter Brut macht auch ihre Verzweiflung deutlich, denn sie weiß natürlich, dass Vögel einen Todeskampf mit Raubvögeln eingehen, um ihre Brut zu schützen, aber sie weiß auch, dass das nicht immer gelingt.

Insofern möchte ich die letzte Strophe so belassen.

Aber, dass ich die Sache mit dem Sterbeblut und der Sonnenglut nun ändern werde, das verdanke ich Deinem Kommentar, der wieder einmal sehr sorgfältig von Dir durchdacht ist.

Danke!
Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Welche Früchte?

Mein Kind sucht seinen Kinderschlaf.
Der Mond steht hinterm Wolkenschaf.
Die Nacht pocht ihren Rhythmus bang.
Der Frieden flieht den Fluss entlang.

Die Türen gibt es nur zum Schein,
ein Sprengsatz kann auch hier herein,
zerreißt den Mann, zerreißt mein Kind.
Mit Gleichmut weht der Wüstenwind.

Der Zufall trägt sein Todeskleid,
bestimmt beliebig eine Zeit.
Der Tag verwischt das Sterbeblut,
es trocknet in der Sonnenglut.

Die Angst lebt nah verwandt dem Schmerz.
Die Hoffnung ist mein Zwillingsherz.
Der Vogel schützt die junge Brut?
Aus welchen Früchten wächst der Mut?
 



 
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