Welt

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lintschi

Mitglied
Welt

Ein gefährlicher Kindergarten ist das hier
Lauter einsame Kinder
die glauben
dass sie erwachsen sind
Lauter in Angst erstarrte Kinder
die spielen
was für sie Erwachsensein ist

Doch
Erwachsene trinken
Erwachsene rauchen
Erwachsene koksen

Erwachsene bauen Grenzen
Erwachsene führen Kriege
Erwachsene wollen Macht

Erwachsene intrigieren
Erwachsene lügen
Erwachsene betrügen

Erwachsene vergessen
Erwachsene verletzen
Erwachsene töten

Erwachsene fliehen
Erwachsene erziehen
ihre Kinder zur Angst

Nur die Kinder sind frei
Und können lieben
Und
die erwachsenen Kinder

Nicht
die in Angst erstarrten Kinder
Denn die spielen
dass sie erwachsen sind
 
S

scarda

Gast
Nun, lintschi, du hast dir ja einiges vorgenommen, wenn du „Welt“ als Überschrift gewählt hast. Das folgende wird diesem Thema aber nicht gerecht.
Über Erwachsene wird hier geschrieben, eingerahmt vom Gegenteil, den Kindern (typisch für unser Denken, diese Polarisierung). Aber nicht nur Polarisiertes steht da, es ist auch bis ins Extrem schablonisiert.
Kritikpunkte meinerseits:
- das lyrische Ich gibt sich nicht zu erkennen. Wer ist es der da spricht? Ein Kind, ein Erwachsener, oder etwas dazwischen?
- Ich finde überhaupt keine Lyrik, allenfalls Zeilenumbrüche und Verzicht auf Satzzeichen. Für mich ist ein Kennzeichen, dass Lyrik „die Welt so klein falten kann, dass diese sich in meinem Bauch wieder entfaltet“. Im vorliegenden Fall wäre aber ein Setzen der Wörter „als Prosa“ mit weniger Wörtern verbunden, denn dann würde das häufige „Erwachsene“ rausfallen.
- Diese einseitige Sicht der Dinge: Erwachsene trinken, rauchen, koksen ...., vergessen, verletzen, töten. Ja tun das denn Kinder nicht auch? Dein Schlusssatz will diesen Widerspruch auflösen, indem er diesen Kindern das Attribut der Nachahmenden (und auf diese Weise Lernenden) aufdrückt. Für mich ist das nur eine Aufreihung von Verallgemeinerungen und Vorurteilen, die ich persönlich nicht teile und die mir dieses „Gedicht“ nicht näher bringt.

Empfehlung: geh mal in eine Krabbelgruppe, also in den „Vorkindergarten“. Dort findest du keine vor Angst erstarrten Kinder, die Erwachsene spielen, und trotzdem bereits den ganzen Bereich des menschlichen Verhaltens.

scarda
 

lintschi

Mitglied
danke scarda,

als erste gehe ich einmal in mich - und nehme deine kritik mit, die mir sehr konstruktiv erscheint.
es stimmt nämlich, dass meine "gedichte" oder wie immer man das nennen mag, momentaufnahmen aus meinem leben sind. und dann natürlich schon auch mal höchst verfälschend für die allgemeinheit herauskommen können. um DAS zu ergründen, bin ich hier.

also herzlichsten dank für deinen kommentar!
lg aus wien
lin
 
S

Sandra

Gast
Hallo lintschi,

du setzt gerne die Wiederholung als Stilmittel ein.
Das ist legitim und verfehlt nur selten seine Wirkung - Gesagtes prägt sich nachhaltig ein.
Hier ist es ähnlich wie bei deinem Gedicht "Wüste", dass die Wiederholung in die eine Gefahr mündet, die sie, trotz gelungenem Stilmittel, gerne birgt: du verfällst in die Monotonie.
Ich schrieb vor längerer Zeit mal ein Gedicht, welches am Anfang jedes Absatzes mit dem Satz begann:
Den kleinen Tod bin ich gestorben
blablabla, bla bla blablabla ...

Fünf weitere Verse folgten. Ich musste mir dann auch leider sagen lassen, dass es spätestens beim vierten Mal ziemlich genervt hat, diese Zeile zu lesen. Und in dem Moment lenkt man vom Inhalt ab und das möchten weder Autor noch Leser. Es ist zudem bei diesem Gedicht sehr schade, denn du hast etwas zu sagen.

Bei "Heilsam" ist es bedingt gelungen, weil hier ein Satz mit brachialer Konsequenz durchgehalten wird und schon fast humorige Züge hat.

LG
Sandra
 

lintschi

Mitglied
liebe sandra,

danke für deinen kommentar.
da ist natürlich einiges dran. ich glaube, dass ich auf dieses stilmittel dann eher zurückgreife, wenns ein bissl brenzlig in mir abläuft. dann arbeite ich nicht am gedicht, sondern lass das gefühl so raus, wies hochkommt. und es kommt halt dann diese ewige wiederholerei, weil mich die emotion dann genau SO belastet. es nervt ja auch mich ...
und deshalb muss es ja raus.


vielen dank und lg aus dem heute strahlend sonnigen wien.
lintschi
 



 
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