Wenn die Nacht die Segel setzt
Hey Andere Dimension!
Dein Gedicht macht mit den ersten drei Quartetten vom Schema - a b a b - auf das vierte neugierig:
Wenn die Nacht die Segel setzt,
wenn Hoffnung ihren Anker lichtet,
wenn Sehnsucht das Kommando führt,
... was wird dann Wundervolles sein?
Die drei „Wenns” stehen ebenso für die Fälle in den jeweils folgenden Versen. Damit sind es acht Wenns, die den Leser durch ihren poetischen Klang derart in die rechte Stimmung versetzen und in deine Welt hineinziehen, dass er sich regelrecht nach den drei „danns” in den drei ersten Versen der entscheidenden Strophe verzehrt.
Die melancholische Grundhaltung klingt überall durch: Nacht, Hoffnung, keine Richtung, Gefühle, Sehnsucht.
Aber diese Begriffe allein erzeugen noch keine Melancholie beim Leser. Die Verarbeitung macht’s. Und die wirkt sehr elegant. Die Strophen wirken wie aus einem Guss. Allerdings keineswegs düster oder trübsinnig, sondern eher sinnlich, in einer verhaltenen Vorfreude oder schönen Erinnerung schwelgend: das Kind in mir, Hoffnung, ruhigeres Gewässer, ...Gesicht berührt, Vorfreude.
In Strophe 1 wird sofort klar, dass es um die See geht. Über alle folgenden hinweg ist stets die Fahrt zur See im Seemannsjargon präsent: Segel, Wind, Anker lichten, Kompass, Kommando, steuern, Planken scheuern.
Allerdings lässt du auch keinen im Unklaren darüber, dass das nur Bilder im Kopf des Erzählers sind und er sich stets an Land, am Ufer befindet, der sich durch seine Wortwahl allerdings als „alter Seebär” zu erkennen gibt.
Die innersten Gefühle bestimmen den Kurs, und das „schwache Fleisch” gibt willig nach, in Erinnerung an glücklichere Zeiten.
Dein Werk ist wie eine träumerische Melodie, deren Töne man nicht genau festlegen kann, deren Faszination man sich aber gerne hingibt. Es ist wie ein lyrischer Walzer, der einen in den Traum wiegt, wie wenn man sich einen zuviel über den Bugspriet gießt
Ich könnte mich ewig an diesem Gedicht auslassen, aber das würde den Rahmen sprengen, also sage ich schlicht:
Beeindruckend!
Liebe Grüße
Markus