Hallo, Perry, ich denke, dass es in Deinem Gedicht um eine beginnende Altersdemenz geht - schon der Titel "wer bist du?"
deutet auf ein nicht mehr erkennen Können.
all unser streben, sehnen endet,
sobald die schrift kleiner wird,
sich gar ins papier zurückzieht.
Ich denke obige Strophe spricht vom nicht mehr Wahrnehmen von Informationen - einerseits kann dies durch eine Sehschwäche,
eine altersbedingte, andererseits durch ein nicht mehr erkennen dessen was um einen herum geschieht (Demenz)
Ich denke, ein Dementer wird Schriftliches nicht mehr wahrnemen können, nicht im Bezug auf Inhalt.
Die obige Strophe finde ich übrigens ganz klasse.
Eine Schrift die sich ins Papier zurückzieht - super ausgedrückt, dieses "das Geschriebene sagt einem nichts mehr" es ist wie nicht vorhanden, ist nur noch Papier..
wer will schon in büchern lesen,
die in geheimschrift verfasst sind,
sich letztlich als märchen entpuppen
Obiges finde ich ebenso passend - wer keine Zusammenhänge mehr begreift, dem ist Geschriebenes in der Tat eine
Geheimschrift und letztendlich ein Märchen, an welches er nicht glauben kann.
doch noch gründet unvergessenes
in aufklarenden seen, dann lachen wir
über unerwartetes anglerglück.
In der letzten Strophe, die ich übrigens auch wunderbar getroffen finde, beschreibst Du die seltenen, lichten Momente.
Sehr schön finde ich die "aufklarenden Seen"=Augen die ganz kurz erkennen, aus der Erinnerung heraus. Derjenige hat einen Fang gemacht, einen geistigen. Für einen Moment klärt sich der Nebel im Kopf, läßt die Augen des Dementen, unterm Schleier des Vergessens aufleuchten. Ein Stück Gewesenes geangelt, ein Stück Begreifens vielleicht...???
Mit herzlichen Grüßen, Pelikan