Der Rudolfsplatz - endlich. Viel hat sich hier nicht verändert – zum Glück! Auf dem Rasen vor dem Historischen Museum liegen immer noch junge Leute in der Sonne. An der Tür des Buchladens hängen wie eh und je eine Menge Flyer und Unterschriftenlisten. Auch das Café „Einstein“ sieht noch genauso aus wie vor fünfzehn Jahren.
Und doch – irgendetwas ist anders geworden: Die jungen Leute auf der Wiese tragen jetzt zum Großteil Designerklamotten, die Texte der Demo-Aufrufe und Petitionen sind irgendwie braver geworden, und aus dem Café klingt heute Robbie Williams statt Nirvana.
Wie oft sind wir auf diesem Platz rumgehangen, damals in der Studienzeit: Kathrin, Werner, Bianca und ich! Was uns damals trotz unserer unterschiedlichen Studienrichtungen verband, war das Engagement in jener linken Gruppierung, die es nun schon seit fast zehn Jahren nicht mehr gibt. Diese oft nächtelangen Diskussionen, dieser Enthusiasmus, dieser Glaube an eine andere, gerechtere Gesellschaft! Ja, auch damals nach dem Fall der Mauer noch – vielleicht sogar gerade damals! Wurde unsere Gruppe doch befruchtet von dem einen oder anderen Ossi, der die DDR nicht nur als finsterste Diktatur erlebt hatte.
Ja, damals lag das Leben noch vor uns, bot uns unzählige Möglichkeiten, uns zu engagieren und weiterzuentwickeln.
Und heute? Was ist aus unseren Plänen und unseren politischen Aktivitäten geworden?
Kathrin lebt in den USA, ist im Management bei einem dieser IT-Riesen tätig. Werner arbeitet als Chirurg in einer Hamburger Klinik. Zu den beiden habe ich praktisch keine Verbindung mehr, weiß nciht mal, ob sie allein leben oder inzwischen Familie haben.
Bianca ist hier geblieben und leitet eine Rechtsanwaltskanzlei. Wir telefonieren öfter und sehen uns ein-, zweimal pro Jahr. Seit ihrer Scheidung vor etwa drei Monaten habe ich nicht mehr mit ihr gesprochen. Politisch aktiv ist auch sie schon lange nicht mehr.
Na, und ich kann mir als Lehrerin in Fürstenburg, jener Kleinstadt, in der ich nach mehrjähriger Wartezeit endlich eine Stelle bekommen habe, nicht allzu viel eigene Meinung leisten. Wie gut es tut, dieser engen kleinen Welt nach Ferienbeginn zu entfliehen und nicht mehr unter Beobachtung zu stehen!
Den Pflichtbesuch bei meiner Mutter in Erlenbach habe ich schon hinter mir. In meinem Heimatdorf fühle ich mich ja leider ebenso kontrolliert wie an meinem Arbeitsort, denn dort kennt man mich noch dazu schon seit meiner Kindheit. Schon meiner Mutter zuliebe muss ich dort die brave tüchtige Tochter spielen.
Naja, brav und tüchtig bin ich inzwischen ohnehin geworden – etwas zu sehr sogar! Ein wenig einsam auch – naja. Der Traum von einer Familie und eigenen Kindern, der mich nach meiner revolutionären Phase eine Zeitlang heimsuchte, wird wohl unerfüllt bleiben. Mit den durchwegs biederen Herren, denen ich in Fürstenburg oder Erlenbach bisher begegnet bin, scheint mir eine Partnerschaft jedenfalls wenig erstrebenswert...
So, genug gegrübelt! Im Gastgarten vom „Einstein“ ist noch ein sonniger Platz frei. Ich werde mal bei einem Cappuccino mit Bianca telefonieren.
Und doch – irgendetwas ist anders geworden: Die jungen Leute auf der Wiese tragen jetzt zum Großteil Designerklamotten, die Texte der Demo-Aufrufe und Petitionen sind irgendwie braver geworden, und aus dem Café klingt heute Robbie Williams statt Nirvana.
Wie oft sind wir auf diesem Platz rumgehangen, damals in der Studienzeit: Kathrin, Werner, Bianca und ich! Was uns damals trotz unserer unterschiedlichen Studienrichtungen verband, war das Engagement in jener linken Gruppierung, die es nun schon seit fast zehn Jahren nicht mehr gibt. Diese oft nächtelangen Diskussionen, dieser Enthusiasmus, dieser Glaube an eine andere, gerechtere Gesellschaft! Ja, auch damals nach dem Fall der Mauer noch – vielleicht sogar gerade damals! Wurde unsere Gruppe doch befruchtet von dem einen oder anderen Ossi, der die DDR nicht nur als finsterste Diktatur erlebt hatte.
Ja, damals lag das Leben noch vor uns, bot uns unzählige Möglichkeiten, uns zu engagieren und weiterzuentwickeln.
Und heute? Was ist aus unseren Plänen und unseren politischen Aktivitäten geworden?
Kathrin lebt in den USA, ist im Management bei einem dieser IT-Riesen tätig. Werner arbeitet als Chirurg in einer Hamburger Klinik. Zu den beiden habe ich praktisch keine Verbindung mehr, weiß nciht mal, ob sie allein leben oder inzwischen Familie haben.
Bianca ist hier geblieben und leitet eine Rechtsanwaltskanzlei. Wir telefonieren öfter und sehen uns ein-, zweimal pro Jahr. Seit ihrer Scheidung vor etwa drei Monaten habe ich nicht mehr mit ihr gesprochen. Politisch aktiv ist auch sie schon lange nicht mehr.
Na, und ich kann mir als Lehrerin in Fürstenburg, jener Kleinstadt, in der ich nach mehrjähriger Wartezeit endlich eine Stelle bekommen habe, nicht allzu viel eigene Meinung leisten. Wie gut es tut, dieser engen kleinen Welt nach Ferienbeginn zu entfliehen und nicht mehr unter Beobachtung zu stehen!
Den Pflichtbesuch bei meiner Mutter in Erlenbach habe ich schon hinter mir. In meinem Heimatdorf fühle ich mich ja leider ebenso kontrolliert wie an meinem Arbeitsort, denn dort kennt man mich noch dazu schon seit meiner Kindheit. Schon meiner Mutter zuliebe muss ich dort die brave tüchtige Tochter spielen.
Naja, brav und tüchtig bin ich inzwischen ohnehin geworden – etwas zu sehr sogar! Ein wenig einsam auch – naja. Der Traum von einer Familie und eigenen Kindern, der mich nach meiner revolutionären Phase eine Zeitlang heimsuchte, wird wohl unerfüllt bleiben. Mit den durchwegs biederen Herren, denen ich in Fürstenburg oder Erlenbach bisher begegnet bin, scheint mir eine Partnerschaft jedenfalls wenig erstrebenswert...
So, genug gegrübelt! Im Gastgarten vom „Einstein“ ist noch ein sonniger Platz frei. Ich werde mal bei einem Cappuccino mit Bianca telefonieren.