Winterfeuer

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Blue Sky

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Ich sollte nicht allein sein heute. Um fünf Uhr dreißig endete meine unruhige Nacht. Ein Sturm wütete draußen heftig, wie die Sehnsucht nach ihm in mir. Eben erzählte mir seine Nachricht von gesperrten Autobahnen und Räumdiensten, die den Schneemassen nicht Herr werden. Sein letzter Status ist Löffingen, B31, km 15 vor Neustadt, alles hoch, weiß und dicht. Normal hätte er nur noch etwa eine halbe Stunde bis zu mir.
Gestern sollte er schon da und überhaupt nicht mehr unterwegs sein. Er brauchte noch einen Tag länger, ausgerechnet in dieser Zeit. Dieses Geschäft wäre zu wichtig, erklärte er, was ich verstand, doch nun vermisse ich ihn. Ich sehne mich so oft nach ihm und gerade heute ganz besonders. Viel gemeinsame Zeit hatten wir nie gehabt, seit wir uns kennengelernt und geheiratet hatten. Die Wege unserer Arbeit führen uns auseinander. Hier in unserem kleinen Blockhaus, dem Treffpunkt, Ankerplatz und Wärmenest, habe ich alle Vorbereitungen getroffen. Nur er fehlt. Ich warte und halte durch.
Dicke Schneeflocken werden vom eisigen, heulenden Wind gegen die Fenster getrieben. Holzbalken knacken unter der Last auf dem Dach, es ist wohlig warm hier drinnen. Duft von Zimt und Vanille hängt im Raum. Bratäpfel zum Frühstück, wir hatten sie uns beide gewünscht. In unserem kleinen Kaminofen lege ich Holzscheite nach. Das Aroma von Buchenholzfeuer vermischt sich mit dem der Tanne. Der Kaffee in meiner Tasse ist frisch und heiß, doch er schenkt mir keinen Trost. Ziellos verfolgt mein Blick seinen Dampf und ich atme sein Bouquet. Kerzenlicht spiegelt sich in roten und goldenen Kugeln. Aus dem Stream erklingt eine atemberaubende Stimme, sie singt The Best Side of Life. Das Telefon in meiner Hand ist stumm, zu lange schon. Immer wieder entsperre ich das Display, dann fängt mich sein Lächeln ein. Bilder aus der Zeit, die wir miteinander haben durften, lassen mich tief atmen. Eine Träne rinnt herab in meinen Mundwinkel und gibt einen salzigen Geschmack, den ich jetzt nicht möchte, den ich niemals wollte. Meine Lippen, die heute so blutrot glänzen, wie es ihn immer vor mir in die Knie zwingt, sie zittern. In Gedanken höre ich ihn sagen: »Meine Königin, eure Wünsche sind mir Befehle.« Das lässt mich wieder lächeln. Bitte keine Tränen, bitte nicht jetzt, nicht heute. Warum kann er nicht einfach nur bei mir sein?
Ich laufe herum, sinke dann in unseren großen Sessel mit dem weichen Fell. In ihm finden wir sonst beide Platz und Erinnerungen treiben mich dahin. Ich sehe ihn, kann ihn spüren. Das Telefon stelle ich auf den kleinen Tisch neben mir. Es zeigt mir all die Fotos von ihm. Die Bilder, das knisternde Feuer und die Gedanken an ihn, all das wärmt mich.
Da erblicke ich ihn neben mir im Spiegel der glitzernden Kugeln am Baum. Sanft und zärtlich sind seine Berührungen. Warmes Prickeln streift über meine Haut. Ja… mehr davon. Seine Hand streicht über meinen Bauch, sie dringt unter den leichten Stoff meines Kimonos. Ein Kitzeln an meinem Nabel neckt geschickt, regt mich auf, aber es vertreibt die Sehnsucht, sie weicht unbändigem Verlangen nach seiner Nähe.
Den Kaffee neben mir abgestellt, schließe ich die Augen. Finger fahren durch mein Haar. Behutsam gleiten sie über meine Wange, den Hals hinunter und hinein in mein Morgenkleid. Blut pulsiert spürbar durch meine Adern, lässt anschwellen, was nach Sinnlichkeit verlangt. Ein Handrücken streicht um die Ansätze meiner Brust und Küsse, die ich auf der Haut spüre, erregen mich sehr. Unbändige Lust zur Hingabe steigt weiter und weiter, lasse mich fallen. Eine Fingerspitze umkreist sanft meine Brustwarze. Straff aufgerichtet streckt sie sich ihrer Stimulation entgegen. Die Finger umspielen sie, bis sie von Lippen dabei abgelöst werden. Seine warme Haut mit den feinen Härchen darauf, zieht über meinen Körper. Ich begleite sie, verrate ihr geheimste Wege.
Eine Hand ist dabei über meinen Bauch hinweg einen Pfad zu entdecken, der zwischen meine Schenkel führt. Nichts bremst sie. Glatt, weich, alles ist vorbereitet, wie wir es beide so lieben. Seine Küsse werden bereits erwartet, ich schiebe ein Bein über die dicke Lehne des Sessels und lege den Kopf zurück in das weiche Polster. Meine Zunge benetzt mir die Lippen, atme tief, intensiv.
Die forschende Hand konnte ihr Ziel nicht verfehlen. Bitte weiter, ja… fester! Ich gebe meinem Becken freies Empfinden, drücke es der Verlockung entgegen, gebe meinen Liebestunnel der Eroberung frei. Ich spüre seine Finger, seine Zunge, wie sie streicheln, reiben, kneten – wie sie erkunden und tiefer dringen. Sie kennen sich gut aus, fühlen sich wohl im heißen feucht erregten Fleisch, schenken mir Zärtlichkeiten nach meinen Wünschen. Er treibt meine Lust an die Grenzen höchster Spannung, doch er lässt sie mich nicht überschreiten. Er kostet es aus, macht mich wild, bis es keinen Halt mehr für mich gibt.
Ein Schauer aus wonnig prickelnden Blitzschlägen sackt in einer Lawine meinen Nacken herunter. Langsam bricht sie los. Über den Rücken nimmt sie Fahrt auf, überströmt meine Brust, um urgewaltig in den Unterleib hineinzurauschen. Massen herumwirbelnder Spasmen stauen sich in Schüben auf, bis sie sich im Höhepunkt entladen. Außer Atem, stöhnend treibt er mich in einen Rausch, der mich beben, erzittern und winden lässt. Meine Schenkel klemmen die Hand zwischen ihnen die weiter fordert. Die flutenden Wogen der Ekstase glätten sich langsam. Nach und nach erreichen mich klare Gedanken zurück, doch er ist noch bei mir. Er presst mich an sich, küsst mich sanft in die Wirklichkeit. Ich möchte die Augen nicht öffnen, meine reizbaren Stellen genießen noch den streichelnden Kontakt. Leichtes Zucken fährt mir sanft blitzend durch die Muskeln.
Auf den Sessel zusammengerollt, wärmt mich das Feuer und der Duft vom Gebäck schenkt mir wieder neue Erinnerungen. Mein Kaffee ist kalt geworden. Ich sammele mich im Begriff, einen Frischen aufzubrühen. Lächelnd denke ich an ihn. Auf den Bildern im Handy sind wir so glücklich, in der Freude gleich, wie er sie mir gerade schenkte.
Der kleine nackte Engel aus Gips über der Eingangstür bewacht und beschützt mich mit gütiger Mine. Ich hoffe und bete, er möge es auch für meinen Mann tun.
Plötzlich sind da stampfende Schritte und ein Klopfen vor der Tür. Schlüssel klappern an deren Holz, darauf weht ein kalter Luftzug um meine Beine. Mein Puls beschleunigt erneut von einer Sekunde auf die nächste. Ein kurzes, vertrautes, aber angestrengtes ‚Hallo …!‘ treibt mir einen neuen wohligen Schauer über die Haut und gibt mir den Start frei. Der Anlauf mit schnellen Schritten ist kurz, hebe ab, fliege ihm mit einem spitzen Jauchzen entgegen. Alle seine Taschen fallen und er macht zwei Schritte rückwärts, wie er mich fängt.
Weihnachtliche Magie stöbert mit den Schneeflocken hinein in unser Heim. Nun ist die Zeit in der Wünsche in Erfüllung gehen, denn mit ihm zusammen kann alles passieren.





Blue Sky September 2022
 

Bo-ehd

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Hallo Blue Sky,
das ist erstklassig! Erotik so gefühlvoll, spannend und ohne Süßholzgeraspel (und ohne Porno) zu schreiben, das können nur sehr wenige Autoren. Chapeau! Von mir 20 Punkte.
Gruß bo-ehd
 

Blue Sky

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Hey bo-ehd!

Vielen Dank fürs Lesen des kleinen Abstechers in eine Zeit des Wartens und Deine sehr bestärkenden Worte. Für die Sternenkonstellation sei Dir ebenso gedankt. :)

LG
BS
 



 
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