Zarathustra
Mitglied
.
Die Nationalsozialisten nannten es eine "Aktion wider den undeutschen Geist": Am 10. Mai 1933 fanden, angeführt und angefacht von Studenten, in über 20 deutschen Universitätsstätten öffentliche Bücherverbrennungen statt. Inszeniert wie ein kultisch-ritueller Akt flogen zehntausende Bücher jüdischer, marxistischer und pazifistischer Autoren auf die Scheiterhaufen.
___________________________________________________________
Als ich davon hörte, dass sie wieder Bücher verbrennen,
ging ich hinunter zum Dorfplatz.
Bei der Linde standen sie.
Halb im Dunkel; - halb im Licht – warteten sie im Schein eines Feuers.
Schwarzer, schwerer Rauch stieg in den klaren Nachthimmel auf; -
Ascheflocken regneten herab.
Die Bücher, die sie verbrannten, hatten sie nie gelesen.
Wirre Schatten tanzten an den Holzwänden der Scheune auf und ab.
Unheimlich wirkten sie; - genau wie die Lieder, die sie grölten:
Die Flaschen hoch!
Die Reihen dicht geschlossen!
SA marschiert
mit ruhig festem Schritt
Bierflaschen klirrten aneinander.
Schweiß glänzte an ihren nackten Armen.
Totenköpfe, Runen und Hakenkreuze hatten sie in ihre Arme tätowiert.
Ihr Lachen war dumm und dreist.
Aber es machte mir Angst.
Viele standen stumm dabei; - viel zu viele!
Seit meiner Kindheit kannte ich die Schaulustigen.
Bald würden sie mit trinken, dann würden sie in die Lieder einstimmen.
___________________________________________________________
Da torkelte einer über den Dorfplatz,
er kam aus der baufälligen Scheune,
wo er seit Jahren auf einer uringetränkten Matratze pennte.
Das war Willi.
Willi der Stadtstreicher.
Er war sturzbetrunken wie so oft
und wankte auf sie zu.
Wild gestikulierte er.
Er lallte von Demokratie und Grundgesetz,
er brabbelte vor sich hin.
Mit nikotingelben Fingern zeigten sie auf ihn.
Sie lachten und machten sich lustig.
Ihr Lachen war hämisch und gemein.
Hinterhältig.
Einer von ihnen schnappte sich die Flasche Brennspiritus und spritzte Willi den Fusel ins Gesicht.
"Na denn Prost, du Kommunist", schrie er und spuckte dem Alten ins Gesicht.
Willi schrie laut auf, schwankte wütend auf sie zu.
___________________________________________________________
Wer ihm einen Tritt gab,
hab ich nicht gesehen.
Aber seinen Schrei konnte jeder hören.
Jeder, der dabei stand!
Doch niemand rührte sich vom Fleck; -
als er über ihre Beine stolperte –
ins lodernde Feuer hinein,
wo die Glut Haut und Haare fraß!
Willi brannte lange,
Er brannte wie eine Fackel.
Er zappelte hilflos in der Glut.
Er brannte schreiend.
Manche, die herumstanden hielten sich die Ohren zu,
denn es war nicht auszuhalten wie er schrie.
Die Aschenflocken, die auf die Zentlinde herabregneten, waren nun gross und schwer. Der Gestank von brennendem Fleisch zog zum Himmel hinauf.
Die Nationalsozialisten nannten es eine "Aktion wider den undeutschen Geist": Am 10. Mai 1933 fanden, angeführt und angefacht von Studenten, in über 20 deutschen Universitätsstätten öffentliche Bücherverbrennungen statt. Inszeniert wie ein kultisch-ritueller Akt flogen zehntausende Bücher jüdischer, marxistischer und pazifistischer Autoren auf die Scheiterhaufen.
___________________________________________________________
Als ich davon hörte, dass sie wieder Bücher verbrennen,
ging ich hinunter zum Dorfplatz.
Bei der Linde standen sie.
Halb im Dunkel; - halb im Licht – warteten sie im Schein eines Feuers.
Schwarzer, schwerer Rauch stieg in den klaren Nachthimmel auf; -
Ascheflocken regneten herab.
Die Bücher, die sie verbrannten, hatten sie nie gelesen.
Wirre Schatten tanzten an den Holzwänden der Scheune auf und ab.
Unheimlich wirkten sie; - genau wie die Lieder, die sie grölten:
Die Flaschen hoch!
Die Reihen dicht geschlossen!
SA marschiert
mit ruhig festem Schritt
Bierflaschen klirrten aneinander.
Schweiß glänzte an ihren nackten Armen.
Totenköpfe, Runen und Hakenkreuze hatten sie in ihre Arme tätowiert.
Ihr Lachen war dumm und dreist.
Aber es machte mir Angst.
Viele standen stumm dabei; - viel zu viele!
Seit meiner Kindheit kannte ich die Schaulustigen.
Bald würden sie mit trinken, dann würden sie in die Lieder einstimmen.
___________________________________________________________
Da torkelte einer über den Dorfplatz,
er kam aus der baufälligen Scheune,
wo er seit Jahren auf einer uringetränkten Matratze pennte.
Das war Willi.
Willi der Stadtstreicher.
Er war sturzbetrunken wie so oft
und wankte auf sie zu.
Wild gestikulierte er.
Er lallte von Demokratie und Grundgesetz,
er brabbelte vor sich hin.
Mit nikotingelben Fingern zeigten sie auf ihn.
Sie lachten und machten sich lustig.
Ihr Lachen war hämisch und gemein.
Hinterhältig.
Einer von ihnen schnappte sich die Flasche Brennspiritus und spritzte Willi den Fusel ins Gesicht.
"Na denn Prost, du Kommunist", schrie er und spuckte dem Alten ins Gesicht.
Willi schrie laut auf, schwankte wütend auf sie zu.
___________________________________________________________
Wer ihm einen Tritt gab,
hab ich nicht gesehen.
Aber seinen Schrei konnte jeder hören.
Jeder, der dabei stand!
Doch niemand rührte sich vom Fleck; -
als er über ihre Beine stolperte –
ins lodernde Feuer hinein,
wo die Glut Haut und Haare fraß!
Willi brannte lange,
Er brannte wie eine Fackel.
Er zappelte hilflos in der Glut.
Er brannte schreiend.
Manche, die herumstanden hielten sich die Ohren zu,
denn es war nicht auszuhalten wie er schrie.
Die Aschenflocken, die auf die Zentlinde herabregneten, waren nun gross und schwer. Der Gestank von brennendem Fleisch zog zum Himmel hinauf.