Wondratschek am Wochenende

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wiesner

Mitglied
Wondratschek am Wochenende


so viel Mühe hat er sich gemacht
Bedeutendes schrieb er nur
in Kino-Gedichten

im ersten
sitzt er mit mir allein
erst mit Tränen
dann soll ich tot sein
sein ganzes Leben lang

das war am Freitag
in der Nachtvorstellung

im zweiten
sitzt er mit mir allein
erst mit Tränen
dann soll er tot sein
mein ganzes Leben lang

das war am Samstag
in der Nachtvorstellung

Sonntag gab es keine
wegen Montag an dem
das Krepieren und Flennen
ganz früh ganz pünktlich
aufzuhören hatte
 

surrusus

Verboten
ganz früh ganz pünktlich
Meiner Meinung nach, verschenkst du hier Sprache.

das Krepieren und Flennen
Das Gedicht baut sich bis zu dieser Stelle auf. Bei allem davor finde ich Spannung, eine Einladung zum Nachdenken, und versteckte tiefe Melancholie, die gut zu den Botschaften Wondratscheks passt.
Die Zeile aber haut mich raus und ich weiß nicht wieso.

Ich distanziere mich mal von dem Gefühl, das ich beim Lese habe, und erkenne eine Haltung, die anstoßen und brechen will.
Zusammenfassend besitzt für mich diese Zeile zu viel Wertung, die, alles etwas in die, wahrscheinlich unbewusst, falsche Richtung lenkt.
Besser begründen kann ich es nicht. Gegen diese Formulierung ansich ist ja erstmal nichts einzuwenden, bela.

:)
 

wiesner

Mitglied
Na ja, es wird wohl schnell deutlich, dass ich von Wondratschek nicht besonders viel hielt/halte, das Anstoßen und Brechen sei eine zwingende Folge.

Die Doppelung des adjektivischen Mehrwortausdrucks 'ganz' ist reines Zitat. Im Gedicht Kino von W.W. heißt es

Da sitz ich
ganz hinten
ganz allein
im Kino



Man möge mein Gedicht als Satire lesen/sehen.

Gruß Béla
 



 
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