Worte

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Anysa

Mitglied
Manchmal spreche ich Worte aus, die durchaus einen Sinn ergeben. Die Zusammensetzung derer führt zu einem klaren Ergebnis, an dessen Aussage und Wahrheitsgehalt es nichts zu rütteln gibt. Die daraus folgende Komposition würde jeder Prüfung standhalten und sie würde eine gerechte oder manchmal auch doch unsinnig ungerechte Antwort erhalten.

Doch manchmal ergeben die Zusammensetzungen der Buchstaben, die Worte und dann ganze Sätze ergeben sollen, soviel Sinn, wie eine Wassersuppe gehaltvoll und Kraft spendend ist. Dabei bemerke ich die Irritation meines Gesprächspartners nicht gleich, die gerunzelte Stirn, der fragende Blick werden kurzerhand ignoriert und die lose Wortsammlung, die es nie zu einer Symphonie bringen wird, endet im Katzenjammer.

Oder ich nehme ein einzelnes Wort in den Mund, die Art und Weise, wie es ausgesprochen wird kann binnen weniger Sekunden etwas ins Wanken bringen oder gar zerstören, was Jahre harter Arbeit und viele mühevolle Stunden zum wachsen gebraucht hat. Es benötigt einen ganzen Schwall von Wörtern, einen viele Seiten umfassenden Roman, um zu retten, was vielleicht für immer verloren, stark dezimiert oder gezeichnet ist.

Und dann gibt es eine Aneinanderreihung weniger Worte, welche die Welt aus den Angeln hebt, den Himmel nicht mehr so fern erscheinen lässt und etwas Zustande bringt, das mit profanen Worten nicht beschrieben werden kann. Wenn ich diese Worte finde, dann bin ich doch froh, mein Herz auf der Zunge zu tragen, auch wenn es nicht einfach ist, ich zu sein.
 
Besser ein schnelles Wort riskieren als unzufrieden und introvertiert herum zu laufen. Hat man Defizite beim freien Wort, sollte man Rhetorikkurse besuchen.
Danach schreibt es sich auch besser und man wird besser verstanden.
Jedenfalls ein wichtiges Thema, das Du umfassend beleuchtet hast.
 
Hallo Anysa,

Sorry, mir waren gleich 2 "Lapsen" unterlaufen.
Erstens war ich unhöflich und habe Anrede und Gruß vergessen und zweitens war ich "allzu schnell mit dem Wort", mit dem Wort 'umfassend'.
Du könntest Dein Werk zwar noch umfassender gestalten, wenn Du die von mir ins Spiel gebrachte Introvertiertheit und die Rhetorik mit einbringen würdest. Aber dann würde die Kurzprosa vielleicht schon in ein Essay ausarten.
Bitte verstehe meine Worte nur als Anregung.
Gruß
Eberhard Schikora
 
A

Architheutis

Gast
Hallo Anysa,

wie wäre es mit dieser Verdichtung?:


Manchmal spreche ich Worte aus, die durchaus einen Sinn ergeben. Doch oft, zu oft ergibt die Zusammensetzung der Buchstaben soviel Sinn, wie eine Wassersuppe gehaltvoll und Kraft spendend ist. Und dann, ganz selten, mit nur wenigen Worten, kann ich die Welt aus den Angeln heben und der Himmel scheint mir so nah.

Wenn ich diese Worte finde, dann bin ich doch froh, mein Herz auf der Zunge zu tragen, auch wenn es nicht einfach ist, ich zu sein.

Das ist doch das Wesentliche, der Leitgedanke deines Textes. Die Umschreibung mit der Symphonie und atonaler Sprachwirrwarrs halte ich für zu überladen. Der geneigte Leser versteht es auch ohne.

Nicht gelungen finde ich die Aussage des ersten Absatzes. "Durchaus (=abschwächende Wertung) Aussagen, an denen es nichts zu rütteln gibt (=unumstößliche Absolutheit). Das passt nicht.

Den dritten Absatz halte ich für zu breit, vielleicht störend.

Ich bin ein Freund der Verdichtung eines Textes. Hat mein Vorschlag etwas gestrichen, worauf du auf keinen Fall verzichten kannst/willst? Oder habe ich den Grundgedanken deines Textes nicht auf ein nötiges Minimum reduziert?

Schau es dir mal an. Der Grundgedanke deines Textes spricht mich jedenfalls an.

Gruß,
Archi
 

Anysa

Mitglied
Hallo Eberhard Schikora,

ich empfinde Deine erste Kritik nicht als unhöflich und ich denke, diese auch richtig verstanden zu haben. Man wird zwangsläufig kritikfähig, wenn man hier etwas einstellt und genau aus diesem Grund mache ich mir überhaupt die Mühe.

Danke für Deine Worte


Hallo Archi,

sehr interessante Verdichtung meines Textes. Mein großes Problem liegt darin, etwas kurz zu fassen und auf den Punkt zu bringen. Der Text war schnell geschrieben aus einer unglücklichen Situation heraus und nicht weiter bearbeitet. Aber er erschien mir sehr wichtig und deshalb stellte ich ihn hier rein.
Du meinst sicherlich, dass ich mich wiederhole und zu hochtrabende Worte benutze. Aber bei Deiner Zusammenfassung geht mir etwas verloren, nämlich der dritte Absatz.
Doch Dein Vorschlag ist gut und ich würde ihn gern aufgreifen. Du hast, so denke ich, verstanden, worauf ich hinaus will. Den dritten Absatz habe ich in einem Satz zusammengefasst in der Hoffnung, dass dabei nichts verloren geht. Ich denke noch einmal darüber nach, habe aber schon einmal eine Korrektur gestartet.

Bisweilen spreche ich Worte aus, die durchaus einen Sinn ergeben. Zu oft ergibt die Zusammensetzung der Buchstaben soviel Sinn, wie eine Wassersuppe gehaltvoll und Kraft spendend ist. Manchmal nehme ich ein einzelnes Wort in den Mund, dass innerhalb weniger Sekunden etwas Wunderschönes ins Wanken oder gar zum Einsturz bringt.
Und dann, ganz selten, mit nur wenigen Worten, kann ich die Welt aus den Angeln heben und der Himmel scheint mir so nah.

Wenn ich diese Worte finde, dann bin ich doch froh, mein Herz auf der Zunge zu tragen, auch wenn es nicht einfach ist, ich zu sein.
Vielen Dank.

LG Anysa
 
A

Architheutis

Gast
Bisweilen spreche ich Worte aus, die durchaus einen Sinn ergeben. Zu oft ergibt die Zusammensetzung der Buchstaben soviel Sinn, wie eine Wassersuppe gehaltvoll und Kraft spendend ist. Manchmal nehme ich ein einzelnes Wort in den Mund, dass innerhalb weniger Sekunden etwas Wunderschönes ins Wanken oder gar zum Einsturz bringt.
Und dann, ganz selten, mit nur wenigen Worten, kann ich die Welt aus den Angeln heben und der Himmel scheint mir so nah.

Wenn ich diese Worte finde, dann bin ich doch froh, mein Herz auf der Zunge zu tragen, auch wenn es nicht einfach ist, ich zu sein.
Das hielte ich für ein Stück kurzer, schöner Prosa. Deine Einschrumpfung des dritten Absatzes finde ich gelungen - da merkt man, dass er dir wichtig war. Jetzt verstehe ich auch, warum (vorher halt nicht).

Ich ginge nicht so weit, deinen Stil als hochtrabend zu bezeichnen. Es gibt auch genug Autoren und Kritiker, denen es nicht ausschmückend genug sein kann. Mein Stil ist halt ein klarer, prägnanter. Was überflüssig ist, stört mich als Leser. Ich versuche so zu schreiben, dass ich es selbst lesen möchte. Das ist alles.

So du dich mit dieser Sicht identifzieren kannst, eins, zwei Tipps noch:

- Texte aufschreiben, wenn sie rauswollen. Dann aber liegen lassen, mindestens einen Tag (besser 1 Woche). Dann erst erneut lesen. Das Meiste fällt bereits dann auf.

- Wie und was kürzen?

Durchleuchte (beim zweiten) Lesen jeden Satz, jedes Wort danach, ob du es unbedingt brauchst. Trägt es die Handlung oder verliert es sich in einem Nebenschauplatz? Wiederholt sich bereits Gesagtes? usw

Es gibt gute Literatur zu diesem Thema. Wenn du Interesse hast, könnte ich dir ein Buch empfehlen. Aus Werbegründen aber bitte mich per PN anschreiben.

Netter Text, Anysa. Werten werde ich erst, wenn du den Text als "fertig bearbeitet" freigibst. Vielleicht fallen dir ja noch andere Sachen ein (ich ließe ihn so, wie er in deinem Kommentar ist).

Schönen Gruß,
Archi
 

Anysa

Mitglied
Bisweilen spreche ich Worte aus, die durchaus einen Sinn ergeben und im Alltag ihre Bewährungsprobe bestehen. Doch zu oft ergibt die Zusammensetzung der Buchstaben soviel Sinn, wie eine Wassersuppe gehaltvoll und Kraft spendend ist. Manchmal nehme ich ein einzelnes Wort in den Mund, dass innerhalb weniger Sekunden etwas Wunderschönes ins Wanken oder gar zum Einsturz bringt.
Und dann, ganz selten, mit nur wenigen Worten, kann ich die Welt aus den Angeln heben und der Himmel scheint mir so nah.

Wenn ich diese Worte finde, dann bin ich doch froh, mein Herz auf der Zunge zu tragen, auch wenn es nicht einfach ist, ich zu sein.
 



 
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