Zeitvertreib

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Zeitvertreib​
Sonntagnachmittag. Kai hatte Langeweile. Er griff zum Handy und versuchte Lydia zu erreichen. Sie war nicht da.
Manne erreichte er dagegen auf Anhieb. „ … was ist? Wollen wir mal wieder ’nen Film drehen?“
„Passt gut. Meine Alten sind mit ihrem Klub auf Sauftour“.
„Na prima, meine Mutter ist mit ihrem Lover unterwegs. Vor Mitternacht kommen die nicht zurück“.
„Wo soll’s denn hingehen?“
Ins Prominentenviertel. Ich bring auch wieder „Sprit“ mit.
Manne lachte. „Sagen wir, an der Kirche um halb acht. Da wird’s dunkel.

Wie vereinbart, trafen sich die beiden mit ihren Fahrrädern. Manne hatte sein „Gummimesser“ umgeschnallt. Die Villengegend war bald erreicht. Der Landrat hatte sich mit einem unfreundlichen Metallzaun abgeschirmt. Sein Nachbar bevorzugte eine Lebensbaumhecke. Das war sein Fehler. Die Hecke lag ausgesprochen günstig und war schwer einzusehen. Sie konnten sich Zeit lassen. Sie drehten ein paar Runden. Überall Totenstille. Vor allem bellte kein Hund. An den Straßenrändern parkten Nobelkarossen. Ganz in der Nähe der anvisierten Lebensbaumhecke entdeckten sie einen besonders gepflegten Mercedes.
Es ging alles nach Wunsch. Sch, sch …zwei, drei vier Reifen hauchten ihre Seele aus, die Lebensbaumhecke stand im Handumdrehen in Flammen und zwei abholfertige Papiermülltonnen wurden gleich mit abgefackelt. Aus sicherer Entfernung genossen sie das Schauspiel.

Kai probierte noch mal, Lydia zu erwischen und hatte Glück. „Sie erwartet uns in einer halben Stunde“.
„Und wenn sie „nett“ zu uns ist“, Kai grinste schmierig, „schenken wir ihr wieder einen Mercedes-Stern für ihre Sammlung“.

Lydia war „nett“. Sie hatte die beiden sogar schon an der Tür halb nackt empfangen.
Ein Abend so recht nach Kais und Mannes Geschmack.
 



 
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