Zufall

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wenn ich an diesem Tag
nicht die Tür meiner Wohnung abgeschossen
und meine Gedanken mitgenommen hätte

wenn ich mich nicht auf den Weg zu meinem Auto gemacht ,-
mich nicht mit meiner Nachbarin unterhalten,-
und dazu entschlossen hätte
mit dem Fahrad zu fahren

und wenn ich nicht im Park einmal Pause gemacht,-
eine Zeitung gekauft,-
und ein paar Seiten gelesen hätte

wenn ich das heimatlose, kurdische Kind nicht gesehen
und mich nicht mit ihm unterhalten hätte

wenn ich das Vogelfutter nicht gekauft
und damit die Vögel gefüttert hätte

und wenn ich beim Aufstehen von der Parkbank nicht das Zitat von Emile Zola ,, zilma ku gefan li hemû civakê li dijî kesekî ye " auf der Lehne gelesen hätte

wenn ich den Laufwettbewerb zwischen einer Mutter mit ihrem Kind nicht beobachtet
und nach ein paar Minuten langsam weiter gegangen wäre

wenn ich mich beim Weitergehen nicht umgedreht hätte

also wenn dieser Tag nicht Samstag gewesen wäre
hätte ich verpasst
dich in diesem Moment zu erblicken

und ich hätte mich nie in Dich verliebt
 

anbas

Mitglied
Hallo haydar karaldi,

mir gefällt dieses Gedicht - zum Teil jedenfalls. Die einzelnen Bilder sind teilweise wirklich gut gewählt. Insgesamt ist es mir aber etwas zu lang. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ihm eine Kürzung wirklich gut tun würde - im Grunde muss diese Länge sein. Somit stellt sich die Frage, ob ich der "richtige" Leser für diesen Text bin ;).

Abschließend schenke ich Dir noch ein "l" für die zweite Zeile - oder schießt Du die Tür wirklich ab :D ?

Liebe Grüße

Andreas
 

nisavi

Mitglied
hallo haydar karaldi,

mir gefällt der text. lyrische prosa, die sich damit befasst, dass manche begegebenheiten in unseren leben, die zufall zu sein scheinen, sich schlussendlich als schicksal entpuppen. oder als etwas, das mehr ist als zufall. (und vielleicht doch weniger als schicksal.)

die bilder, die du aneinanderreihst, bevor du die schicksalhafte begegnung erwähnst, sind sehr unterschiedlich. ich mag die detailhaften beobachtungen, das zolazitat zum beispiel.

n.
 

revilo

Mitglied
ich hab ja schon oft Deine Texte zerissen,,aber dieser gefällt mir gut..ein gut gemachtest Mittelding zwischen Lyrik und Prosa, ein wenig melancholisch ohne schmalzig daherzukommen....LG revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
schießen, schoß, geschissen?

Ich denke auch, daß die Tür nicht abgeschossen, sondern abgeschlossen worden ist.

Aber der Autor liebt es nicht, zu antworten, nicht mal auf das seltene Lob aus der Feder von revilo, siehe die früheren Stücke.
Das können wir also vergessen.
 
wenn ich an diesem Tag
nicht die Tür meiner Wohnung abgeschlossen
und meine Gedanken mitgenommen hätte

wenn ich mich nicht auf den Weg zu meinem Auto gemacht ,-
mich nicht mit meiner Nachbarin unterhalten,-
und dazu entschlossen hätte
mit dem Fahrad zu fahren

und wenn ich nicht im Park einmal Pause gemacht,-
eine Zeitung gekauft,-
und ein paar Seiten gelesen hätte

wenn ich das heimatlose, kurdische Kind nicht gesehen
und mich nicht mit ihm unterhalten hätte

wenn ich das Vogelfutter nicht gekauft
und damit die Vögel gefüttert hätte

und wenn ich beim Aufstehen von der Parkbank nicht das Zitat von Emile Zola ,, zilma ku gefan li hemû civakê li dijî kesekî ye " auf der Lehne gelesen hätte

wenn ich den Laufwettbewerb zwischen einer Mutter mit ihrem Kind nicht beobachtet
und nach ein paar Minuten langsam weiter gegangen wäre

wenn ich mich beim Weitergehen nicht umgedreht hätte

also wenn dieser Tag nicht Samstag gewesen wäre
hätte ich verpasst
dich in diesem Moment zu erblicken

und ich hätte mich nie in Dich verliebt
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dein Lob, revilo, sollen wir natürlich nicht vergessen, ich stimme Dir zu.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich versuche mir die arme Frau vorzustellen, die, bloß weil einer sie mal kurz gesehen hat, nun seine langen Lieder anhören muß.

Und wir sehen jeden Tag so viele Menschen, und all die Samstage, und all diese schönen Frauen, und lesen so viele Lieder, auch Donnerstags, und Freitags, und überhaupt

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