Mein erstes (und letztes) Auto
Endlich war es soweit. Ich war achtzehn! Wie lange hatte ich auf diesen Augenblick warten müssen? Achtzehn lange, von meinen Plattfüßen und meines Vaters Wohlwollen
- er mußte mich ja schließlich herumchauffieren - abhängige, autolose Jahre!
Das war nun endgültig vorbei. Ich war jetzt mein eigener Herr und Fahrer.
Unabhängig von den Launen meines Herrn Vaters. Ich brauchte mir jetzt keine billigen Ausreden mehr anzuhören, wie „ich bin jetzt zu müde“ oder „es ist schon spät“.
Selbst medizinische Gründe wie Kopf- ,Nasen- und Halsschmerzen gingen mich nichts mehr an. Jetzt würde ich das Steuer in die Hand nehmen, die (Fahrt-) Richtung bestimmte jetzt ich. Stolz stieg ich in meinen BMW ein, die einfältigen Warnungen meiner immer-alles-besser-wissenden Eltern in den Wind schlagend, und steuerte zielbewußt auf die Autobahn zu. Jetzt, mit dem Auto unter dem Hintern war ich was, jetzt war ich wer.
Gestern noch ein Nobody, heute schon ein Verkehrsteilnehmer. Aber ich wollte nicht nur am Verkehr teilnehmen, ich wollte ihn an der Nase führen, sich über ihn lustig machen, ihn ignorieren. Ich war besser als diese graue Masse, die jedem noch so dämlich unsinnigen Verkehrsschild gehorchte und sich pedant an alle Straßenregeln hielten. Diese Arschkriecher waren zum Kotzen.
Tempo 100, Überholverbot, Achtung Stau, Vorsicht Kurve? Nicht mit mir.
Ich kann nicht bestreiten, dass mich dieser plötzliche Aufstieg von einem Zweifüßler zum Vierräder etwas überheblich machte. Der Glaube an mich selbst kannte keine Grenzen. Ich überschritt die erlaubte Geschwindigkeitsbeschränkungen ein ums andere Mal.
Wer sollte mich auch daran hindern? Die Polizei? Dass ich nicht lache.
Ich drängelte, überholte, ja auch auf der Seitenspur. Platz da, jetzt komme ich!
Fußgängerüberweg, nicht bei mir. Überholverbot? Mir verbietet keiner mehr was!
Oh, du herrliche Freiheit. Schnell hatte ich mich an das Gaspedal gewöhnt. Ich war von der Geschwindigkeit besessen. Von den Bremsen wollte ich nichts wissen.
Erster Gang, zweiter, dritter, vierter und dann fünfter Gang, war das eine Freude.
Selbst der leichte Nieselregen, der schräg und aufdringlich von oben herabrieselte, konnte meine Lust nicht trüben. Ich war in meinem Milieu, auf der Autobahn.
Nein, ich war auf dem Hockenheim-Ring. Das Rennen hatte soeben begonnen.
Ich überholte einen Wagen nach dem anderen. Bald schon konnte ich die führenden Autos vor mir sehen.
Der Regen wurde immer stärker. Mir sollte das nur Recht sein.
Das letzte Hindernis, ein schwarzer Audi, scherte nach rechts und machte mir den Weg frei. Endlich konnte ich die 200 Kmh überschritten. Wurde auch langsam Zeit.
Doch was war das? Vor mir tauchte, wie aus dem Nichts, ein querstehender LKW auf.
Scheiße, dachte ich, vielleicht schrie ich es auch.
Mein Herz machte einen letzten Sprung, und ich in die Hose.
Tja, lieber BMW, hier trennen sich nun unsere Wege. Während mein heute morgen noch nagelneuer Wagen zum Schrottplatz gebracht wurde, legte man mich behutsam in einen Zinksarg.
Langsam und bedächtig setzte sich der Leichenwagen in Bewegung.
Welch eine Ironie, ich wurde wieder gefahren. Herrgott nochmal! Es waren noch nicht einmal 6 Stunden
vergangen, seit ich mich zum ersten Mal alleine hinter das Steuer eines Wagens gesetzt hatte. Und jetzt das!
Ich wünschte, mein Vater könnte mich wieder herumchauffieren.
Goren Albahari
Endlich war es soweit. Ich war achtzehn! Wie lange hatte ich auf diesen Augenblick warten müssen? Achtzehn lange, von meinen Plattfüßen und meines Vaters Wohlwollen
- er mußte mich ja schließlich herumchauffieren - abhängige, autolose Jahre!
Das war nun endgültig vorbei. Ich war jetzt mein eigener Herr und Fahrer.
Unabhängig von den Launen meines Herrn Vaters. Ich brauchte mir jetzt keine billigen Ausreden mehr anzuhören, wie „ich bin jetzt zu müde“ oder „es ist schon spät“.
Selbst medizinische Gründe wie Kopf- ,Nasen- und Halsschmerzen gingen mich nichts mehr an. Jetzt würde ich das Steuer in die Hand nehmen, die (Fahrt-) Richtung bestimmte jetzt ich. Stolz stieg ich in meinen BMW ein, die einfältigen Warnungen meiner immer-alles-besser-wissenden Eltern in den Wind schlagend, und steuerte zielbewußt auf die Autobahn zu. Jetzt, mit dem Auto unter dem Hintern war ich was, jetzt war ich wer.
Gestern noch ein Nobody, heute schon ein Verkehrsteilnehmer. Aber ich wollte nicht nur am Verkehr teilnehmen, ich wollte ihn an der Nase führen, sich über ihn lustig machen, ihn ignorieren. Ich war besser als diese graue Masse, die jedem noch so dämlich unsinnigen Verkehrsschild gehorchte und sich pedant an alle Straßenregeln hielten. Diese Arschkriecher waren zum Kotzen.
Tempo 100, Überholverbot, Achtung Stau, Vorsicht Kurve? Nicht mit mir.
Ich kann nicht bestreiten, dass mich dieser plötzliche Aufstieg von einem Zweifüßler zum Vierräder etwas überheblich machte. Der Glaube an mich selbst kannte keine Grenzen. Ich überschritt die erlaubte Geschwindigkeitsbeschränkungen ein ums andere Mal.
Wer sollte mich auch daran hindern? Die Polizei? Dass ich nicht lache.
Ich drängelte, überholte, ja auch auf der Seitenspur. Platz da, jetzt komme ich!
Fußgängerüberweg, nicht bei mir. Überholverbot? Mir verbietet keiner mehr was!
Oh, du herrliche Freiheit. Schnell hatte ich mich an das Gaspedal gewöhnt. Ich war von der Geschwindigkeit besessen. Von den Bremsen wollte ich nichts wissen.
Erster Gang, zweiter, dritter, vierter und dann fünfter Gang, war das eine Freude.
Selbst der leichte Nieselregen, der schräg und aufdringlich von oben herabrieselte, konnte meine Lust nicht trüben. Ich war in meinem Milieu, auf der Autobahn.
Nein, ich war auf dem Hockenheim-Ring. Das Rennen hatte soeben begonnen.
Ich überholte einen Wagen nach dem anderen. Bald schon konnte ich die führenden Autos vor mir sehen.
Der Regen wurde immer stärker. Mir sollte das nur Recht sein.
Das letzte Hindernis, ein schwarzer Audi, scherte nach rechts und machte mir den Weg frei. Endlich konnte ich die 200 Kmh überschritten. Wurde auch langsam Zeit.
Doch was war das? Vor mir tauchte, wie aus dem Nichts, ein querstehender LKW auf.
Scheiße, dachte ich, vielleicht schrie ich es auch.
Mein Herz machte einen letzten Sprung, und ich in die Hose.
Tja, lieber BMW, hier trennen sich nun unsere Wege. Während mein heute morgen noch nagelneuer Wagen zum Schrottplatz gebracht wurde, legte man mich behutsam in einen Zinksarg.
Langsam und bedächtig setzte sich der Leichenwagen in Bewegung.
Welch eine Ironie, ich wurde wieder gefahren. Herrgott nochmal! Es waren noch nicht einmal 6 Stunden
vergangen, seit ich mich zum ersten Mal alleine hinter das Steuer eines Wagens gesetzt hatte. Und jetzt das!
Ich wünschte, mein Vater könnte mich wieder herumchauffieren.
Goren Albahari