Wenn ich das Mädchen mit den grünen Kniehosen heute morgen im Zug angesprochen hätte (es hatte sich mir gegenübergesetzt und fröhlich an mir vorbei geblinzelt), wenn ich sie z.B. nach ihrem Alter gefragt hätte („Ach was, auch zweiundzwanzig, genau wie ich“) oder sie gefragt hätte, ob sie bei dieser Hitze nicht auch einen riesen Durst habe (z.B. auf einen Eiscafé),wenn ich nicht so blöd aus dem Fenster gestarrt hätte mit klopfenden Herzen, sie stattdessen angelächelt hätte, dann wären wir vielleicht ins Gespräch gekommen und sie hätte mir erzählt, dass sie Judith heiße(vielleicht auch Julia auf jeden Fall etwas mit J) und im Sommer immer Kniehosen trage (manchmal auch rote oder blaue), woraufhin ich sie gefragt hätte, wie das denn dann im Winter sei, woraufhin sie gelacht hätte und mir geantwortet hätte, dass aber jetzt doch Sommer sei, was mich erst ein bisschen in Verlegenheit gebracht hätte, (weil es ja folglich eine dumme Frage von mir gewesen wäre), aber ich dann gar keine Zeit mehr gehabt hätte beschämt zu sein, weil plötzlich Zigeuner durch unser Abteil gezogen wären und Akkordeonmusik gespielt hätten, woraufhin wir beide mit den Schultern gewackelt hätten und lachend fest gestellt hätten, dass wir beide auf Musik aus dem Balkan stehen, dann aber plötzlich aufgeschreckt wären, weil schon „Köln Hauptbahnhof“ durchgesagt worden wäre und wir ausgestiegen wären und sie mich gefragt hätte, was ich denn am Abend noch so mache, woraufhin mein Puls wieder in die Höhe geschossen wäre und ich gesagt hätte: „Dir Köln zeigen, ist doch klar!“, was sie dazu gebracht hätte, mich wieder so anzublitzen, dann aber „o.k.“ zu sagen und mich später vor dem Kölner Dom zu treffen, mit mir zusammen von Bar zu Bar zu ziehen und mir fröhlich zu erklären, dass man mir echt ´rumkommen würde, was mich natürlich wahnsinnig gefreut hätte und irgendwann – morgens um 5- hätte sie gesagt, dass sie müde sei, woraufhin wir zu mir gegangen wären, aber nein: wir wären einfach nebeneinander eingeschlafen und am Morgen hätte es uns nicht gestört, dass wir beide aus dem Mund gerochen hätten, wir hätten uns sogar lachend angepustet und gesagt, dass der Atem des anderen gar nicht so schlecht rieche, dann hätte sie auf die Uhr geguckt und einen Schreck bekommen und gesagt, dass sie ja gleich den Zug erwischen müsse, woraufhin wir auf die Straße gerannt wären, ein Taxi heran gewunken hätten und zum Bahnhof gedüst wären und sie mich zum Abschied an die Schulter gefasst hätte und gesagt hätte, dass es mit mir „echt“ schön gewesen sei und dann einfach im Bahnhofsgebäude verschwunden wäre, woraufhin ich allein zurück geblieben wäre und gedacht hätte, dass , wenn man sich ´mal vorstellen würde, dass man jede Erinnerung in einen Satz steckt, die Erinnerung an sie einen besonders langen Satz bekommen würde.