Alter, wehe!

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HerbertH

Mitglied
Alter, wehe Du stirbst!

Du wirst doch jetzt nicht schwächeln, meine
Worte sollten Dich mal wieder aufregen, wie so
oft, wenn wir über Alle alles überbordend gemeinsam
schwiegen, nur Blicke reichten so oft
schon aus.

Wehe, wenn Du stirbst!

Dein schalkhaftes Lächeln, rück es heraus, nur
so, damit ich es erwidern kann, wie im Zug
damals, als wir nichts zu fressen hatten
ausser vertrocknetem Weissbrot und uns
an aqua gassata betranken, ohne
je zu schlafen, weil der magen
knurrte.

Wehe, Du stirbst, Alter!

So wie ich oft knurrte, wenn Deine Logik
meine Argumente zerfetzte, mich aufheulen ließ
Deine scharfe Zunge, und doch genoss ich
jeden Streit mit Dir, wie mit niemand
sonst.

Ich hau Dich, wenn Du stirbst!

Ich klaue Dir sonst die Kamera unten
aus Deinem Schlafsack, wie damals im Park
in der heiligen Stadt, mit den Fiats, die
unheilig schwankten, als das Licht
ausging, bis morgens über uns der Schatten
knapp wurde und wir uns im Brunnen
wuschen.

Alter, wehe, wenn Du stirbst

vor mir.
 

Rhea_Gift

Mitglied
originell, berührend und gut - da gibbet nix zu meckern... Daumen hoch!

nur - wohlgemerkt - ein Vorschlag - statt über Alle alles würde eventuell auch nur über Alles (...) schwiegen reichen?

und statt nimand eher niemand[blue]em[/blue]?

LG, Rhea
 

HerbertH

Mitglied
Alter, wehe Du stirbst!

Du wirst doch jetzt nicht schwächeln, meine
Worte sollten Dich mal wieder aufregen, wie so
oft, wenn wir über Alles überbordend gemeinsam
schwiegen, nur Blicke reichten so oft
schon aus.

Wehe, wenn Du stirbst!

Dein schalkhaftes Lächeln, rück es heraus, nur
so, damit ich es erwidern kann, wie im Zug
damals, als wir nichts zu fressen hatten
ausser vertrocknetem Weissbrot und uns
an aqua gassata betranken, ohne
je zu schlafen, weil der magen
knurrte.

Wehe, Du stirbst, Alter!

So wie ich oft knurrte, wenn Deine Logik
meine Argumente zerfetzte, mich aufheulen ließ
Deine scharfe Zunge, und doch genoss ich
jeden Streit mit Dir, wie mit niemand
sonst.

Ich hau Dich, wenn Du stirbst!

Ich klaue Dir sonst die Kamera unten
aus Deinem Schlafsack, wie damals im Park
in der heiligen Stadt, mit den Fiats, die
unheilig schwankten, als das Licht
ausging, bis morgens über uns der Schatten
knapp wurde und wir uns im Brunnen
wuschen.

Alter, wehe, wenn Du stirbst

vor mir.
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Rhea,

die erste Stelle habe geändert, aber das überbordend drin gelassen. Der Gegensatz "überbordend" und "schweigen" war mir wichtig.

"Niemandem" ist zwar grammatikalisch besser, aber ich wollte lieber die größere Dichte zur gesprochenen Sprache behalten.

Danke für die Hinweise und die wohlwollende Wertung :)

lG

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Rose, liebe Karin,

mich freut, dass Euch das Gedicht zusagt. Es ist wohl spürbar, dass es Persönliches transportiert.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Alter, wehe Du stirbst!

Du wirst doch jetzt nicht schwächeln, meine
Worte sollten Dich mal wieder aufregen, wie so
oft, wenn wir über Alles überbordend gemeinsam
schwiegen, nur Blicke reichten so oft
schon aus.

Wehe, wenn Du stirbst!

Dein schalkhaftes Lächeln, rück es heraus, nur
so, damit ich es erwidern kann, wie im Zug
damals, als wir nichts zu fressen hatten
außer vertrocknetem Weißbrot und uns
an aqua gassata betranken, ohne
je zu schlafen, weil der magen
knurrte.

Wehe, Du stirbst, Alter!

So wie ich oft knurrte, wenn Deine Logik
meine Argumente zerfetzte, mich aufheulen ließ
Deine scharfe Zunge, und doch genoss ich
jeden Streit mit Dir, wie mit niemand
sonst.

Ich hau Dich, wenn Du stirbst!

Ich klaue Dir sonst die Kamera unten
aus Deinem Schlafsack, wie damals im Park
in der heiligen Stadt, mit den Fiats, die
unheilig schwankten, als das Licht
ausging, bis morgens über uns der Schatten
knapp wurde und wir uns im Brunnen
wuschen.

Alter, wehe, wenn Du stirbst

vor mir.
 

Lena Luna

Mitglied
lieber Herbert, das geht nahe, dein Gedicht, Zärtlichkeit und und Nähe, der Versuch, sich all dies "schwachen Gefühle" nicht zu sehr anmerken zu lassen, das Gebaren unter Männerfreunden, ja sehr gut
LG
Lena
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Lena Luna,

ja, das ist von Dir gut erkannt. Das Thema Männerfreundschaft ist das, was ich hier behandelte.

Danke für die anerkennenden Worte

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Alter, wehe Du stirbst!

Du wirst doch jetzt nicht schwächeln, meine
Worte sollten Dich mal wieder aufregen, wie so
oft, wenn wir über Alles überbordend gemeinsam
schwiegen, nur Blicke reichten so oft
schon aus.

Wehe, wenn Du stirbst!

Dein schalkhaftes Lächeln, rück es heraus, nur
so, damit ich es erwidern kann, wie im Zug
damals, als wir nichts zu fressen hatten
außer vertrocknetem Weißbrot und uns
an aqua gassata betranken, ohne
je zu schlafen, weil der Magen
knurrte.

Wehe, Du stirbst, Alter!

So wie ich oft knurrte, wenn Deine Logik
meine Argumente zerfetzte, mich aufheulen ließ
Deine scharfe Zunge, und doch genoss ich
jeden Streit mit Dir, wie mit niemand
sonst.

Ich hau Dich, wenn Du stirbst!

Ich klaue Dir sonst die Kamera unten
aus Deinem Schlafsack, wie damals im Park
in der heiligen Stadt, mit den Fiats, die
unheilig schwankten, als das Licht
ausging, bis morgens über uns der Schatten
knapp wurde und wir uns im Brunnen
wuschen.

Alter, wehe, wenn Du stirbst

vor mir.
 
M

Marlene M.

Gast
eine Liebeserklärung besonderer Art- die Erinnerungen , die beschrieben werden, zeigen die enge Verbindung, in der das LI zum Vater steht.( Alter-- ja, ich denke, es ist der Vater).
Vielleicht auch ein enger Freund, mit dem man durch dick und dünn gegangen ist.
Einn ungewöhnlich gefühlvolles, ehrliches Gedicht für einen männlichen Autor, darum authentisch, grade wegen der Ausdrucksweise.
grade deswegen ist es mir 9 Punkte wert.
Klasse, lieber Herbert.
LG von Marlene
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Marlene,

vielleicht hast Du sogar recht mit der Vaterfigur, das könnte auch mit hineinspielen. So hatte ich das noch gar nicht gesehen.

Vielen Dank für die interessante Deutung und ... und ... :)

lG

Herbert
 

MarenS

Mitglied
Das ist der liebevoll flapsige Ton, den man benutzt, wenn mn merkt, dass die Stimme rauh wird. Wenn man spürt, dass ein Kloß im Hals sitzt und der Tränenkanal Meldung macht. Man verflucht sich innerlich für die Weichheit und will doch die Nähe zeigen, zeigen was man fühlt ohne rührselig zu werden.
Alter, mach kein' Scheiß!
Der Freund, in diesem Falle für mich ein Freund und Vorbild mit dem man sich etliche Jahre maß, scheint abzutreten von der gemeinsamen Bühne.
Ein Appell, der zeigen möchte wie gern man denjenigen hat, der sich da so aus dem Leben stiehlt (gestohlen wird).
...und natürlich auch ein gerüttet Maß an Egoismus, denn man will nicht gehen lassen. Da greift man zur Not zu einer völlig hahnebüchenen Drohung: Ich klau dir die Kamera...

Loslassen ist meines Erachtens die schwerste Maßnahme, die man sich abverlangen kann.

Maren verneigt sich und geht leise
 



 
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