Der gealterte Mann

2,40 Stern(e) 13 Bewertungen
Rentner schießen. Oder im alten Benz, das Zielfernrohr auf der Motorhaube, und Schwups, den einen Alten am Zebrastreifen erfasst, den nächsten vom Bürgersteig rasiert.

Schon früh lernt man, Rentner sind das ideale Feindbild und gehören gejagt. Nicht nur wegen der Demografie, aber auch. Zur Demografie kommen wir später.

Senioren, auch liebevoll Generation Silberhaar genannt, das sind diejenigen, die Liegen schon vor Sonnenaufgang mit ihrem Handtuch belegen, sich dann ewig nicht blicken lassen, um dann ihre am lebendigen Leib verwesenden Körper in der Sonne zu präsentieren und damit unsere Augen und Nasen zu malträtieren.


Welkes Fleisch, angesäuert mit schlechten Flüssigkeiten, dem Fluch der verlangsamten Zellteilung folgend. Der gealterte Mann und die gealterte Frau, der lebende Beweis, dass Biomechanik und -chemie ihre engen Grenzen hat.

Hier ein Furz, da ein Rülps, selbst die schlechten Flüssigkeiten, der eingelagerte Abfall, drängt in die Freiheit der großen weiten Welt.

So auch der gealterte Mann. Hat er sich der gealterten Frau entledigt, sie sich selbst und ihren inneren, meist simulierten Leiden überlassen, wildert er auch noch im Revier der Jetzigen.

Wie Federn an klebriger Masse ist das viele Geld im Lauf unzähliger Jahre an ihm haften geblieben. Jetzt wedelt er damit und das junge Weibsvolk, trainiert auf exzessiven Konsum und geistfreier Wirbellosigkeit, zeigt seine gymnastischen Fähigkeiten und schaltet dabei alle fünf Sinne ab, so scheint es zu sein, wie sonst sollte man solche Verbindungen ertragen, die etwas mit enkeln zu tun haben. Enkeln ist dabei die verschärfte Form von heiraten, und meist endet das Enkeln in mittelfristiger Herzinsuffizienz oder gar kurzfristigem Hochtunen des Kreislaufapparates samt dauerhafter Schädigung des porösen Leitungssystems des gealterten Mannes.

Den Wenigen, denen beschieden ist, das enkeln bei bester Gesundheit durchzustehen, strahlt alsbald ein neuer Erdenbürger entgegen, der dem jungen Weibsvolk die Frührente beschert, dem älteren Mann dagegen den eindeutigen Hinweis, dass sein Platz jetzt von einem jüngeren besetzt ist und seine Zeit abläuft. Dabei darf er sich nicht einmal sicher sein, dass es sein Erfolg war, auch wenn die Ohren und das Kinn nach ihm zu geraten scheinen. Das einzige nämlich, was im unteren Bereich gehen Himmel steigt, ist der Druck, den der gealterte Mann verspürt und der sich schlagartig entleeren möchte. Die Prostata sorgt im Zweifel dafür, dass ganz jung und ganz alt wieder vereint sind, nämlich im Tragen einer Pampers. Somit hört es auf wie es einmal anfing.

Doch bevor der frischgeborene Pupser den Platz des gealterten Mannes einnimmt, wird Generation Silberhaar ein letztes Mal aktiv. Ausgerüstet wie der letztjährige Sieger der Tour de France, nur das Beste für den reifen Mann, steigt er, hager und faltig, auf den Mercedes der Rennräder, auch wenn er kurz damit schwanger ging, sich ein elektrisch angetriebenes Gefährt auszusuchen. Bei sengender Hitze, den Durst löscht er mit alkoholfreiem Weizen oder Apfelschorle, radelt er samt der wenigen ihm verbliebenen Genossen und verbreitet Schrecken für all diejenigen, deren Weg die Horde der Rentneraffen streift.

Beliebt ist auch der Rentner Triathlon. Erst Paddeln auf der Lahn, dann wird der Rheinsteig erklommen und zuletzt lässt es sich der gealterte Mann bei Sauerbraten und Klößen sowie einem gepflegten Blonden gut gehen.

Wenn die müden alten Krieger später in ihren polierten Porsche Cayenne steigen, muss sich die Arbeiterklasse Angst um das Erreichen ihrer eigenen Rente machen, so forsch – und andererseits auch so unsicher, das schwindende Augenlicht lässt grüßen - werden die unzähligen Pferdestärken durch den dichten Verkehr gezwängt, ohne Rücksicht auf Verluste.

Rücksicht ist eines der Wörter welche der ältere Mann aus seinem verengten Vokabular dauerhaft gestrichen hat.

Jemand vorlassen? Warten? Nachgeben?

Weicheier. Diese Generation Y oder Millenniums, oder wie man die gerade nennt, kann keine Gnade erwarten. Die durch unzählige Western-, Piraten-, und Actionfilme gestählten Grauköppe kennen weniger Erbarmen als James Bond oder Chuck Norris. Sie kennen nur eins: Wir zuerst! Und nach uns die Sintflut.

Also verprassen sie die Ressourcen, fahren dicke Kisten, lassen das Licht brennen und schleichen im Normallfall elektrisch die Fahrradwege entlang. Der Flachbildschirm hat 48inch und alles im Haushalt ist elektrisch. Man hat es sich ja verdient.

Auch wenn es anstößig riecht, gerade im Alter, scheißen sie auf den Generationsvertrag. Wenig wird für die Millenniums übrig bleiben, warum also nicht vorher noch schnell alles verprassen, schließlich gibt es die Diktatur der Grauen Panther. Ihre Mehrheiten sind legendär und werden sich noch verfestigen. 2050 soll es ebenso viele Rentner geben wie Menschen im arbeitsfähigen Alter. Auch wenn solch generelle Vorhersagen sich meist nur bedingt erfüllen und später revidiert werden, eines ist sicher, die Demografie spricht für die Herrschaft der Rentner.

Es sei denn man schießt Rentner, wie zu anfangs erwähnt.

Natürlich sorgen sie auch für die Anhebung des Bruttosozialproduktes, schließlich schmilzt ihr Vermögen wie Butter in der Sonne, es sei denn, sie überlassen alles dem Nachwuchs, der es sich aber jetzt schon schön bequem einrichtet, aber das ist eine andere Geschichte.

Legionen an Osteuropäern und fernöstlichen Damen erfreuen sich an dem gealterten Mann. Wenn er sie nicht direkt enkelt, verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt damit, ihn zu pflegen und seinem Siechtum zu übergeben. Seniorenheime sind Nutznießer dieser Bewegung, aber auch private Betreuung ist angesagt.

Zahntechniker erfreuen sich, aber auch die Ärzteschaft, kann sie doch künstliche Knie und Hüften en Masse unter das Volk bringen. Der gealterte Mann transformiert zum künstlichen Mann, das macht auch vor Herzklappen und Adern nicht halt.

Liegt der gealterte Mann dann endlich in den letzten Zügen, ist es eine Maschine, die ihn mit Luft versorgt und sein Blut durch den Kreislauf pumpt. Jetzt kann einem der gealterte Mann leidtun, er hat seine Entscheidungskraft am Krankenhaustor abgegeben. Er ist der Willkür anderer ausgeliefert.

Gleiches gilt für das Geschenk des Vergessens. Im Leben häuft sich einiges an, was man verdrängen möchte und das Gedächtnis hilft einem, indem die Erinnerung verblasst.

Doch alsbald gerät das Vergessen außer Kontrolle und man vegetiert vor sich hin, Alzheimer oder Demenz halten einen gefangen. Selbst die jungen Dinger, die einem den Sabber wegwischen oder die Rosette putzen, schaffen es nicht, den Schleier des Vergessens wegzuschieben dank ihres Aussehens und ihrer Präsenz.

Der gealterte Mann ist am Ende, sein Leben gelebt und wenn es schlecht gelaufen ist, grämt er sich der gelebten Jahre.

Jetzt muss er entscheiden, wie er die letzte Phase angeht. Im Laufe des Lebens hat er sich befreit von religiösen Gefühlen, sein Weltbild ist die Freiheit, doch die hat er eingebüßt und so besinnt er sich zurück, faltet die Hände zu einem letzten Gebet und lässt sich fallen.

Der gealterte Mann tritt ab. Und hat einen würdevollen Abgang verdient.
 
Tja, einseitig, ungerecht und überspitzt, also genau richtig hier. Gern mit "8" bewertet.

Ein passendes und krasses reales Beispiel dazu: In einem deutschen Kurort macht Rentner (92) Urlaub. Nimmt E-Bike mit aufs Zimmer im Komforthotel. E-Bike-Akku gerät dort nachts in Brand. Ergebnis: Alter Mann tot, Begleiterin verletzt, Hotel insgesamt Brandruine. Als fiktive Geschichte erzählt, käme das hier vermutlich übel an.

Arno Abendschön
 
Danke! Ja, die Realität schreibt manchmal die markabersten Geschichten.
Und freue mich über die glänzenden Bewertungen. Ein Zeichen von Qualität.
 
Wünschenswert wäre es, wenn die extrem schlechten Wertungen durch andere hier noch begründet würden. Dann könnte man in eine Diskussion des Textes eintreten.

Arno Abendschön
 
A

aligaga

Gast
@Ali hat dem Stückerl keine Noten gegeben, weil er von der Noten(an)geberey weniger als nichts hält, schon gar nicht von der anonymen.

Er sagt lieber direkt, dass er sich bei Stückerln wie diesem, die aus ein paar Idioten und würdelosen Greisen ein ganzes Volk von Idioten und würdelosen Greisen machen möchte, fragt: cui bono?

Was mag einen Autor antreiben, die Welt so zu sehen, wie er sie uns beschreibt? Der in einem Menschen nur eine vergängliche Hülle sehen kann, dessen Inhalte keine Rolle spielten? Der offenbar mit den Begriffen "Oma" und "Opa" nichts anzufangen weiß und nicht unterscheiden kann zwischen den Gefühlen, die ein alternder Mensch für die eigenen Kinder und die eigenen Enkel haben kann?

@Ali entdeckt in dem Gebräu jede Menge Sozialneid und (Selbst)hass, ist davon aber nicht wirklich berührt, sondern muss hell auflachen. Sind's wirklich die Greise, die einem am Pool den Platz wegnehmen, oder können das nicht alle doitschen Altersgruppen? Stinken die Alten wirklich mehr als die Jungen, die nicht nur aus ihren Sneakers, in die sie ohne Socken steigen, "duften" wie die Ziegenböcke? Bleibt Geld und Gut wirklich erst an den kleberigen Oberflächen der Alten pappen oder mussten die, um zu Wohlstand zu kommen, schon in Jungen Jahren dafür schuften? Ist ein Enkel ein direkter Nachkomme oder die zweite Generation? Sind wirklich alle Greise Lustgreise und Jungfernschänder? Sind rüstige Rentner zu Rade wirklich schlimmer als die Horde der Jüngeren, die sich alle für Eddy Merckx halten und dazu die die ganze Breite der Landstraße brauchen - ganz zu schweigen von ihrem Verhalten, wenn sie schon in jungen Jahren motorisiert sind?

Um zur eingangs gestellten Frage zu kommen: Da wurde ganz offensichtlich jemand verletzt, ist in der eigenen Familie und im späteren Leben zu kurz gekommen und hat bis heute keine Leiter gefunden, mit der man auch dann an die hoch hängenden Trauben gelangen könnte, wenn man ein kleiner, windiger Fuchs geblieben ist.

Wer's nicht kann, so heißt's, der redet über Kunst und versucht dabei, sie schlecht zu machen. Selbstverständlich darf man Greise dick haben, und sie bieten genug Anlass, sich über sie aufzuregen. Aber wenn's so dümmlich-platt gemacht wird wie hier, dann sollte sich der Autor nicht wundern, wenn die Kritik reserviert bleibt. Und er sollte genau hingucken, von wem er da "Zuspruch" bekommt.

Auch die Kotzbrocken unter den Alten hätten eine subtilere, wirklich witzige Zuwendung verdient, statt ihre mürben Leiber in toto mit dem Holzhammer malträtieren lassen zu müssen. "Carpe diem!", möchte man dem Autor zurufen. Bald wird es auch für ihn zu spät sein, und er wird seine klebrige Haut vergeblich in den Zugwind der ihm verbliebenen Zeit hängen - außer Staub und welkem Laub wird daran nichts haften bleiben. Aus die Maus!

Sehr heiter und vergnügt

aligaga
 
Ich fühle mich geehrt, schließlich ist es gelungen, wenn sich jemand vergnügt und erheitert von der Lektüre eines Textes findet.
Fast könnte man meinen, deine Thesen pro der gealterten Gesellschaft wäre ein Gegentext wert, eine Hymne ans Älterwerden, eine Bejahung der Generation Silber.
So habe ich mich ebenfalls an den Erwiderungen vergnügt und wie immer, hat jede Seite zwei Medaillen und beide Seiten sollten betrachtet werden.
Der gealterte Mann natürlich, beschränkt sich auf die dunkle Seite der Münze und es lag ihm fern, etwas anderes darzustellen. Dies soll auf gar keinem Fall jedem Munden, im Gegenteil, auch provozieren, was mit den Höchstnegativwertungen ja auch voll gelungen ist.

Nur, mein lieber aligaga, eine klitzekleine Sache entzieht sich meinem Verständnis. Warum der verehrte Rezensent einen Zusammenhang von Text und Meinung des Autors konstruiert, will sich mir auch nach längerem Nachdenken nicht erschließen.
Der Text ist doch ebenso unabhängig wie der Verfasser und wenn es natürlich eine Interaktion zwischen beiden gibt, schließlich hat der Autor den Text ja auch verfasst, ist es unverständlich, warum man beides gleich setzen will.
Ist ein Autor, der einen Horrorroman schreibt, also auch zeitgleich ein Psychopath?

Und gerade im Bereich Humor und Satire wäre es ja wirklich zersetzend, wenn alles, was der Autor auf die Schippe nimmt, seiner vollen Überzeugung entspricht. Welches Geistes Kind dann wohl der ein oder andere Comedy Star wäre, möchte ich mir da nur ungern ausmalen.

Ich möchte auf jeden Fall auf meine Geschichte "Der unrasierte Mann" hinweisen, die vielleicht ähnliche Reaktionen hervorruft und bedanke mich für das ausführliche Feedback:
http://www.leselupe.de/lw/titel-Der-unrasierte-Mann-33931.htm
 
A

aligaga

Gast
Nur, mein lieber aligaga, eine klitzekleine Sache entzieht sich meinem Verständnis. Warum der verehrte Rezensent einen Zusammenhang von Text und Meinung des Autors konstruiert, will sich mir auch nach längerem Nachdenken nicht erschließen.
@Ali denkt altmodisch und stellt, wie jeder altmodisch erzogene und aufgewachsene Mensch, einen Zusammenhang zwischen einem Autor und den von ihm aufgestellten Behauptungen her. Behauptungen - nicht Horror-Roman. Das wäre eine andere Baustelle, ne?

Wer ein dergestalt krudes Bild von den Alten zeichnet und dabei den Anspruch erhebt, er spreche verbindlich, muss damit rechnen, dass ihm die Kritik erklärt, in welches seiner beiden Schlotterknie er sie da gerade geschossen hat. @Ali glaubt, es seien gar beide.

Nach eigenem Bekunden ist der Autor "erst" 46 Jahre alt, also mitten in seiner virilen Menopause. Lebt er noch, oder stinkt er (auch) schon?

Ob er sich wohl vor der Antwort fürchtet?

Amüsiert

aligaga
 

Ilona B

Mitglied
Hallo Michael,
Dein Schreibstil gefällt mir, er macht Deinen Beitrag lebendig und man bleibt dadurch bis zum Ende dabei, obwohl ich zugeben muss, dass der Inhalt nicht nach meinem Geschmack war. Es gibt eine Grenze, bei der Humor und Satire in Beleidigungen übergehen und nach meiner Meinung hast Du diese Grenze überschritten. Vielleicht würde es nicht so gehässig rüberkommen, wenn Du ein paar dieser überspitzten Klischees in einer Geschichte verpacken würdest, denn Dein Beitrag hat ja an sich keine Handlung und reiht nur ein Vorurteil ans andere.
Herzliche Grüße Ilona
 

Maribu

Mitglied
Hallo, Michael Schmidt,
ich vermute, dass du noch recht jung bist und Angst hast, im Rentenalter am Existenzminimum zu darben, weil der sogenannte Generationenvertrag nicht mehr aufgeht.
Dass berechtigt und entschuldigt aber nicht deinen Text!

Vorweg: Das ist eben so wenig eine Satire wie die von Böhmermann über Erdogan, aber ebenso primitiv!

Ich nehme an, dass du deinen Vater nicht kennst und deshalb solche Wut in dir hast.

Irgendwann wirst auch du ein "Silberhaar" sein mit welkem Fleisch,
Mundgeruch und Urinflecken an der Hose, es sei denn, du erstickst vorher als ewiger Geiferer!

Trotzdem einen lieben Gruß!
Maribu
 

onivido

Mitglied
Ich finde den Text ausgezeichnet geschrieben. Der Inhalt ist Ansichtssache. Worueber einige lachen, oder zumindest lâcheln kônnen, regen sich andere auf.Diesen Text mit dem "Gedicht" ûber Erdogan in eine Klasse zu stellen, finde ich nicht angebracht.
Grûsse Onivido
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Na warte Schätzchen, Du bist 46 - auch Du kommst noch dahin, was Du beschreibst. Alternative: Jung sterben. Auch Scheiße. Also dann lieber so als gealterter Mann leben. Wobei gealterte Frauen natürlich besser leben. Sie sind meistens gesünder, fitter, schöner und - sie leben länger als Männer.
:)
 

molly

Mitglied
Hi Michael,

Du bist ja schon auf dem Weg zu Generation "Silber", zwar noch nicht Rentner, aber immerhin Häuptling Silberbart.

Grüße von molly
 

Vagant

Mitglied
Hallo Michael,
also die unterirdische Bewertung diese Textes kann ich so eigentlich nicht teilen, denn geschrieben ist es klar, verständlich, sauber, halt mit gengretypischer Ironie – daran kann es also nicht liegen – aber gerade das sollte ja die Grundlage einer Benotung sein. Wenn wir dahin kommen, dass wir Texte von unserem moralischen, religiösen, vielleicht sogar sexuellen Standpunkt aus bewerten, dann wird es Zeit in eines der vielen "Meinungsforen" zu wechseln und dem Literaturforum den Rücken zu kehren.
Mit dem Inhalt gehe ich genau so wenig d'accord wie meine Vorredner und mein Humorzentrum hat der Text irgendwie auch verfehlt.
Ich halte diesen Text eher für eine Glosse, irgendetwas was man vielleicht in einem Blog veröffentlichen kann, dort wo es ohnehin nur von denen gelesen wird, die die bloggerei des Autors verfolgen und den ihn dadurch schon eine Weile kennen. Es ist halt keine Kurzgeschichte. Allerdings habe ich mir gerade noch den Forentext durchgelesen, und dieser sagt explizit, dass auch diese Art von Texten erlaubt sei – na ja, wer's mag.
Trotz aller Kritik dürfte dieser Text niemals mit so vielen unterirdischen Wertungen versehen sein, denn vom handwerklichen Standpunkt aus gesehen habe ich hier schon bedeutend schlechteres gelesen. Bezeichnend ist ja mal wieder, dass viele dieser Bewertungen anonym sind. Wenn man schon meint, man müsse eine 1 vergeben, dann sollte man wenigstens die Eier haben, eine Begründung zu liefern und namentlich dazu zu stehen
LG Vagant.
 
A

aligaga

Gast
Wenn wir dahin kommen, dass wir Texte von unserem moralischen, religiösen, vielleicht sogar sexuellen Standpunkt aus bewerten, dann wird es Zeit in eines der vielen "Meinungsforen" zu wechseln und dem Literaturforum den Rücken zu kehren.
So? Das hieße also, man könnte den größten Mist behaupten - Rentner bashen, Gewalt verherrlichen, Frauen und Juden hassen, Babies ficken, Krüppel in den Lokus stecken und Himmler preisen: Hauptsache, es sei "jut jeschrieben", wa?

Sorry - das glaubst du wohl selber nicht, o @Vagant.

Natürlich sind anonyme Einserwerter (@ali kennt sich gut aus mit diesen Herrschaften und könnte dir ein paar notorische nennen) das Letzte vom Letzten. Aber wer "Rentnertotfahren" für einen satirischen Ansatz hält und dumpfe Hasslieder über die Alten singt, gehört eindeutig mit in diese Kategorie. Der produziert keine Literatur, sondern Dreck à la Böhmermann und rettet seinen Dummkopf am Ende nur damit, dass er behauptet, keine Satire geschrieben haben zu wollen.

Das hindert die ordentlichen Gerichte aber bis dato nicht, dem "Künstler" zu untersagen, seinen Dreck öffentlich weiter in die Gegend zu schleudern.

Nicht besonders heiter

aligaga
 

Vagant

Mitglied
Ach ali,

all das von Dir Heraufbeschworene tut hier doch niemand. Antisemitismus, Kinderpornografie, NS-Verherrlichung - ich lese das hier nirgens, und möchte dies hier auch nicht lesen. Aber wir sind hier immer noch im Fiktiven, nichts anderes kann ein Forum wie die Leselupe im Sinn haben, und wenn ein Autor eine Geschichte veröffentlicht in dem es um eines dieser Themen geht, dann muss ich erstmal ganz klar die Instanzen Autor, Erzähler, Protgonist auseinanderhalten und seine Arbeit einzig und allein danach beurteilen, ob er dem Thema künstlerisch gerecht geworden ist.
Die moralische Einordnung gehört da nicht dazu, Punkt. Wer meint, dass ihm ein derart geartete Text in seinen irgendwie gearteten Gefühlen verletzt wird, der soll halt die Finger davon lassen - er muss es nicht lesen. Ich denke, die Autoren haben schon selbst ein sicheres Gespür dafür, was geht und was nicht geht. Vielleicht hat der Autor dieses Rentnerbashings dieses Gefühl hier etwas vermissen lassen, mag sein, ihn dann aber gleich dafür in Grund und Boden zu schreiben hat halt auch so einen Hautgout. Meine Befürchtung ist an dieser Stelle ja die, dass solche Dinge Schule machen, und am Ende als ganz normale Vorgehensweise gegenüber Texten die mir inhaltlich nicht zusagen, angesehen wird.
 
A

aligaga

Gast
@Ali hat niemanden "in Grund und Boden geschrieben", sondern dein Postulat, öffentliche "Gedanken" seien auch dann kritikfrei, wenn sie dümmlich verallgemeinernd Menschen herabwürdigen, für nicht akzeptabel gehalten.

Worte können sein wie Waffen. Wennn's nach dir und dem hier in Rede stehenden Autor ginge, dann dürfte man Rentner und anderes "Gesocks" also jederzeit töten - vorausgesetzt, man machte es elegant genug.

Das meinst du doch sicher nicht wirklich, oder?

Nur mit Mühe heiter bleibend

aligaga
 



 
Oben Unten