Herbstlich

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Walther

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Ohne Titel


Herbstlich. So schwer die Nebel liegen. Ekelhaft.
Es lichten sich. Es färben sich. Nicht nur. Der Strauch.
Bäume, ungefragt, ohne ein Aber, diese auch.
Sommer, eingeschlafen ist er, sterbend hingerafft.

Sonne: ganz ermattet wie vom häufigen Gebrauch!
Dem warmen Wind gebrichts an dieser Lebenskraft.
Der Tag viel rascher schon. Ermüdet und erschlafft.
Man atmet. So schwer. So flach. Ein feuchter Hauch.

Häutend! Unterm Sonnenbraun erscheint’s: ganz bleich.
Wie weggeschuppt ist dieses Sommers Eitelkeit.
Winter: Du weißer Tod! Du Schlaf. Jetzt kommt Dein Reich!

Leise Umkehr. Langsamkeit. Und diese kalte! Zeit!
Schnee: Gedeckt sind alle Flächen. Wattig gleich.
An Fenstern stehn wir. Sehnlichst! Wartend, dass es schneit.
 

NewDawnK

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Hallo Walther,

ein eindrucksvolles Stimmungsbild!
Obwohl ich persönlich den Herbst liebe, kann ich Deine Gedanken und Gefühle anhand der WortBilder sehr gut nachvollziehen.

Gruß, NDK
 

Walther

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Ursprünglich veröffentlicht von NewDawnK
Obwohl ich persönlich den Herbst liebe, kann ich Deine Gedanken und Gefühle anhand der WortBilder sehr gut nachvollziehen...
Moinmoin, NewDawnk!

Danke für die Komplimente. Der Text beschreibt den Herbst als das, was er ist: eine Zeit des Übergangs, der Vorbereitung auf Stille, Erholung, Langsamkeit. In der Tat sind die ersten kalten Herbstnebel "ekelhaft".

Ich liebe alle Jahreszeiten in ihrer besonderen Art. Natur inspiriert, sie zu beschreiben und den Dialog mit ihr zu führen. Denn unser Außen bedingt unser Innen mehr, als wir das gerne einräumen.

Der Stadtmensch sieht und fühlt die Tageszeiten intensiver als die Jahreszeiten. Ich habe lange genug in großen Städten gewohnt, um den Unterschied "begreifen" zu können. Erst die Verarbeitung beider Pole macht dann das Gedicht. Die Sonette "Venedig", "Seemannsgarn" und jetzt dieses gehören so besehen zusammen. Überall ist das Spannungsfeld zwischen innen und außen aufgearbeitet. Das dialogische Sonett erleichtert dieses sehr. Aber es ist, man kann es spüren, ein wenig aus der Mode und deshalb weniger Gegenstand von "Lob" und "Tadel".

Ich habe irgendwann diese Form als eine mir gemäße Thematisierungsplattform für meine Gedanken angenommen. So sei es denn. Ich danke Dir für Deine Zeit, die Du in diesen kleinen Text investiert hast. Und für Deine Ermutigung. Denn Dichter "blühen" nur, wenn man sie mit etwas Lob gelegentlich "gießt". Oder mit Kritik daran mitwirkt, daß die Gedichte, die ihnen "erblühen", um so schöner und besser werden.

Samstagsgrüße für Dich und in die Leseluperunde!

W.
 



 
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