Kein rechter Glauben in meinem Herz - Spaltvers-Sonett

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HerbertH

Mitglied
Kein rechter Glauben - in meinem Herz

es ist kein rechter glauben - in meinem Herz zu finden
in diesem ganzen land - sucht ihr vergebens Trost
frag nicht wer ihn noch fand - an klippen, sturmumtost
wind ließ die wüste stauben - da suchen noch die blinden

verräter sah ich oft - ich trug wohl augenbinden
entdeckte sie beim handeln - das hat mich stets erbost
die wollten gleich anbandeln - ich wurd ganz lieb gekost
die hinterlist war soft - das ziel war mich zu schinden

ich konnte knapp entrinnen - gleich bin ich ausgerissen
sie konnten doch nicht wissen - voll Hoffnung zu gewinnen
was nornen für mich spinnen - ich hab mich durchgebissen
gewebe wurd verschlissen - lies sand durch finger rinnen

die trauer mag beginnen - ich such nach ruhekissen
such licht in glaubensrissen - ich such nach kraft dort drinnen
 

HerbertH

Mitglied
Kein rechter Glauben - in meinem Herz

es ist kein rechter glauben - in meinem Herz zu finden
in diesem ganzen land - sucht ihr vergebens Trost
frag nicht wer ihn noch fand - an klippen, sturmumtost
wind ließ die wüste stauben - da suchen noch die blinden

verräter sah ich oft - ich trug wohl augenbinden
entdeckte sie beim handeln - das hat mich stets erbost
die wollten gleich anbandeln - ich wurd ganz lieb gekost
die hinterlist war soft - das ziel war mich zu schinden

ich konnte knapp entrinnen - gleich bin ich ausgerissen
sie konnten doch nicht wissen - voll Hoffnung zu gewinnen
was nornen für mich spinnen - ich hab mich durchgebissen
gewebe wurd verschlissen - lies sand durch finger rinnen

die trauer mag beginnen - ich such nach ruhekissen
such licht in glaubensrissen - ich such nach kraft dort drinnen
 
H

Heidrun D.

Gast
Ein Spaltvers-Sonett, das ist ja cool! *lächel
Wattet nich allet so jibt!

Und ein so schönes dazu, bin richtig angetan. Dem liegt bestimmt ziemlich viel Arbeit zugrunde.

Liebe Grüße
Heidrun
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für die schöne Rückmeldung. Bevor ich wusste, dass es den Begriff Spaltvers gibt, habe ich Ähnliches schon mal als "paralleles Doppelsonett" bezeichnet und eingestellt ("Drinnen und Draußen"). In besserer Nomenklatur war das aber ein unechter Spaltvers: Man konnte zwar links und rechts je ein Sonett lesen, aber links+rechts als Sonett war nur bei wenigen Zeilen stimmig.

Hier dagegen sind es wirklich drei Sonette, die jeweils einzeln sinnvoll sind. Ein bisschen stolz bin ich auf die Terzette, weil ich es geschafft habe, die Reime von links und rechts zu verschränken, ohne das es sinnlos wird.

Arbeit war es schon, aber es ging schneller, als ich anfangs dachte :)

lG

Herbert
 
P

Pelikan

Gast
Ich habs bereits heute schon bewundert und bin wie Heidrun
sehr angetan - sowas brächte ich nicht zustande,
auch wenn ich mich auf den Kopf stellte :(
mit herzlichen Grüßen ziehe ich meinen Hut!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke, es sind Alexandriner. Diese Form ermöglicht es sehr gut, die Verse in der Mitte zu spalten.
Zugleich wird durch die Halbzeilen eine gute Dynamik erreicht.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Bernd,

es sind "fast" Alexandriner. Z.B.: Z2 ist einer, Z1 nicht, weil die Zäsur erst nach der 7. Silbe kommt.

Insofern ist Z1 übrigens auch als ganzes betrachtet keine rein jambische Sonettzeile :), bei "glauben - in meinem" folgen ja zwei kurze Silben aufeinander. Durch die Zäsur fällt das aber nicht so auf.

Für ein Spaltvers-Sonett halte ich das für akzeptabel, weil sonst das linke Sonett nur männliche Reime hätte, was ganz strenggenommen in einem Sonett nicht passieren sollte.

Liebe Grüße

Herbert
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Beim nochmaligen Lesen fiel mir besonders die düstere und fast magische Stimmung auf, die durch die Form entsteht.
 
G

gitano

Gast
Lieber HerbertH!
Die Idee finde ich genial im Kontext zu: Glaubensrissen (Spaltvers, soNETT-fast ein wenig zynisch böse)
und auch das Wort selbst ist sehr treffend!
die sehr betroffene STimmung dazu...dass ist wirklich toill

In den Betonungen bin ich noch über Z7:"anbandeln" gestolpert,
("die wollten mich verbandeln",?)
weil bei der natürlichen Aussprache wäre die Betonung doch auf "an..).

Schöne Symbiose zw. Form und Inhalt!
bewundernd
gitano
 

HerbertH

Mitglied
Hallo gitano,

stimmt, über "anbandeln" muss ich noch mal nachdenken. Dein Vorschlag dazu kommt auf jeden Fall in die engere Wahl.

Freut mich, dass Dir das Konzept und die Kongruenz zwischen Form und Inhalt zusagt!

lG

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe anonyme Werterin oder lieber anonymer Werter,

vielen Dank auch für Lesen und die gute Wertung, unbekannterweise :)

lG

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Kein rechter Glauben - in meinem Herz

es ist kein rechter glauben - in meinem Herz zu finden
in diesem ganzen land - sucht ihr vergebens Trost
frag nicht wer ihn noch fand - an klippen, sturmumtost
wind ließ die wüste stauben - da suchen noch die blinden

verräter sah ich oft - ich trug wohl augenbinden
entdeckte sie beim handeln - das hat mich stets erbost
die wollten sich verbandeln - ich wurd ganz lieb gekost
die hinterlist war soft - das ziel war mich zu schinden

ich konnte knapp entrinnen - gleich bin ich ausgerissen
sie konnten doch nicht wissen - voll Hoffnung zu gewinnen
was nornen für mich spinnen - ich hab mich durchgebissen
gewebe wurd verschlissen - lies sand durch finger rinnen

die trauer mag beginnen - ich such nach ruhekissen
such licht in glaubensrissen - ich such nach kraft dort drinnen
 
Lieber Herbert,

dies ist ein ganz besonderes Werk! Alle Achtung!

Trotzdem wäre, meiner Meinung nach, noch etwas zu korrigieren:

gewebe wurd verschlissen - lies sand durch finger rinnen
= ließ

Herz, Trost und Hoffnung hast du als Einziges groß geschrieben. Oder ist es womöglich Absicht?

Herzliche Grüße,
Karin
 

HerbertH

Mitglied
Kein rechter Glauben - in meinem Herz

es ist kein rechter glauben - in meinem herz zu finden
in diesem ganzen land - sucht ihr vergebens trost
frag nicht wer ihn noch fand - an klippen, sturmumtost
wind ließ die wüste stauben - da suchen noch die blinden

verräter sah ich oft - ich trug wohl augenbinden
entdeckte sie beim handeln - das hat mich stets erbost
die wollten sich verbandeln - ich wurd ganz lieb gekost
die hinterlist war soft - das ziel war mich zu schinden

ich konnte knapp entrinnen - gleich bin ich ausgerissen
sie konnten doch nicht wissen - voll hoffnung zu gewinnen
was nornen für mich spinnen - ich hab mich durchgebissen
gewebe wurd verschlissen - ließ sand durch finger rinnen

die trauer mag beginnen - ich such nach ruhekissen
such licht in glaubensrissen - ich such nach kraft dort drinnen
 
M

Marlene M.

Gast
uih, lieber herbert, ein Spaltvers-Sonett- das ist ja eine tolle Leistung.
Von der Form her gekonnt,
vom Inhalt her ebenfalls sehr gut.
Stark: sucht in Glaubensrissen.
ich gebe dir inhaltlich völlig recht. mehr kann man dazu nicht sagen.
Das ist mir 10 Punkte wert- auch wenn sie wahrscheinlich wieder gestrichen werden.
lg VON Marlene
 



 
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