Kurze Flucht - kurzer Traum

3,70 Stern(e) 3 Bewertungen

JuliaH

Mitglied
Und wie sie so stand unter dem schütteren Baum, da hörte sie die Gräser flüstern und die Wolken träumen. Und ein Schmerz durchfuhr sie voll geballter Sehnsucht und explodierte betäubend – berauschend, wie zu viel Freiheit, zu viel Glück, zu viel Liebe.
Und als sie wieder zu sich kam, flüsterten ihr die Gräser ins Ohr, dass die Wolken nicht mehr träumen und sie sah nach oben, sah keine Wolken am Himmel, sah nur den schütteren Baum, wie eine Karikatur ihrer selbst, wie eine Entstellung ihrer Träume, wie eine Bloßstellung ihrer Wünsche.
Und sie sah es fallen, das letzte Blatt und es fiel, fiel ihr entgegen und flehte sie an es aufzufangen. Das letzte Zeugnis eines Sommers, einer fruchtbaren Zeit – eines Stückchen Glücks.
Es fiel und als sie ihre Hand hob, nach ihm greifen wollte, da ging ein Raunen durch ihre Welt und die Gräser flüsterten lauter und die Wolken zogen eiliger und ihre Hand stockte, sie zögerte und es glitt ihr durch die Hand, davon gewirbelt, davon gerissen.
So driftet es dahin, belanglos durch die Zeit. Sie konnte seinem verrückten Spiel mit dem Wind kaum folgen und verlor es aus den Augen, doch niemals aus dem Sinn.
Und sie schüttelte den Kopf und kehrte zurück in den kleinen Garten am See, erwachte wieder, wie so oft.
Sah den Staub in den Sonnenstrahlen tanzen. Sah die Nebel übers Wasser jagen.
Und sie kehrte zurück ins Haus, wo sichere Dunkelheit sie empfing.
Wieder kehrte sie zurück, keine Kraft dem Alltag zu entfliehen.
 

Herbstblatt

Mitglied
Hallo Julia,
zufällig bin ich über deinen Text gestolpert. Sehr anrührend und poetisch finde ich ihn. Sehnsucht und irgendwie auch Zweifel sind zu spüren, obwohl es nicht direkt ausgesprochen wird. Ich lese ihn sicher noch oft, auf jeden Fall erst einmal eine gute Bewertung von mir. Ich bin gespannt, was du noch so schreibst ;o)
LG Herbstblatt
 

JuliaH

Mitglied
Und wie sie so stand unter dem schütteren Baum, da hörte sie die Gräser flüstern und die Wolken träumen. Und ein Schmerz durchfuhr sie voll geballter Sehnsucht und explodierte betäubend – berauschend, wie zu viel Freiheit, zu viel Glück, zu viel Liebe.
Und als sie wieder zu sich kam, flüsterten ihr die Gräser ins Ohr, dass die Wolken nicht mehr träumen und sie sah nach oben, sah keine Wolken am Himmel, sah nur den schütteren Baum, wie eine Karikatur ihrer selbst, wie eine Entstellung ihrer Träume, wie eine Bloßstellung ihrer Wünsche.
Und sie sah es fallen, das letzte Blatt und es fiel, fiel ihr entgegen und flehte sie an es aufzufangen. Das letzte Zeugnis eines Sommers, einer fruchtbaren Zeit – eines Stückchen Glücks.
Es fiel und als sie ihre Hand hob, nach ihm greifen wollte, da ging ein Raunen durch ihre Welt und die Gräser flüsterten lauter und die Wolken zogen eiliger und ihre Hand stockte, sie zögerte und es glitt ihr durch die Hand, davon gewirbelt, davon gerissen.
So driftet es dahin, belanglos durch die Zeit. Sie konnte seinem verrückten Spiel mit dem Wind kaum folgen und verlor es aus den Augen, doch niemals aus dem Sinn.
Und sie schüttelte den Kopf und kehrte zurück in den kleinen Garten am See, erwachte wieder, wie so oft.
Sah den Staub in den Sonnenstrahlen tanzen. Sah die Nebel übers Wasser jagen.
Und sie kehrte zurück ins Haus, wo sichere Dunkelheit sie empfing.
Wieder kehrte sie zurück, keine Kraft dem Alltag zu entfliehen.
 

JuliaH

Mitglied
Vielen Dank für euer Lob. Ich bin neu hier im Forum und dass ist wirklich motivierend!!!
wegen dem Titel, Ternessa: was hälst du von "fliehende Sehnsucht", "flüchtige Sehnsucht"...ich finde Titel unheimlich schwer!
Viele liebe Grüße
 
S

suzah

Gast
hallo julia,
ein schöner text, nur der schluß irritiert mich etwas:

"Und sie schüttelte den Kopf und kehrte zurück in den kleinen Garten am See, erwachte wieder, wie so oft.
S[strike]ah den Staub in den Sonnenstrahlen tanzen. Sah die Nebel übers Wasser jagen.
Und sie kehrte zurück ins Haus, wo sichere Dunkelheit sie empfing.[/strike]
Wieder kehrte sie zurück, keine Kraft dem Alltag zu entfliehen."

was hältst du davon, diese zeilen zu streichen oder aber diese stehen zu lassen und sattdessen den satz "Und sie schüttelte den Kopf und kehrte zurück in den kleinen Garten am See, erwachte wieder, wie so oft."

liebe grüße suzah
 

Ternessa

Mitglied
Liebe Julia,
"Sehnsucht", ich denke das reicht, doch der Titel ist besser.
Dein Text bleibt trotzdem in sich wunderschön.
LG
Ternessa
 



 
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