Meine Beerdigung

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anke

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also, naja: ich find` den text eher mißlungen. warum geht es dir denn? die aussage, die sich mir eröffnete, war der letzte satz. aber dann war das ganze zuvor viel zu lang. wirklich: viel zu lang. übrigens stieß die wiederholung von "wie sie schlange steh`n..., um einen blick zu erhaschen.." o.s.ä. einfach nur als wiederholung auf. warum ich den text zu ende las, und das war geschickt gemacht, ich hoffte, es folge noch etwas über das leben nach dem tod. in dem zusammenhang würd` ich "allerdings kann ich es nicht beschreiben..usw." unbedingt weglassen (verdirbt einfach nur die spannung und ist ansonsten überflüssig: wieso auch sollte man in einer ausdrucksform, die etwas beschreiben will - in worten - darauf hinweisen, daß das nicht möglich sei. darum geht es doch beim schreiben - versuchen, worte zu finden...) jedenfalls würd ich kürzen, da sind keine neuen/ orginellen gedanken zum thema beerdigung zu finden, wenn es so ausformuliert, lieber mehr spielraum, oder?!
 

jon

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Teammitglied
Ich will ankes Kritik nicht nur unterstreichen, sondern noch zuspitzen: Um all dies über Beerdigungen sagen zu können, muss man nicht sterben (bzw. einen Gestorbenen erzählen lassen). Man muss nur alle damit verbunden Klischees auspacken und aneinanderreihen.

Zusätzlich stimmt ein Bild nicht: Wenn er ein Egoist (einer, der alles für sich nutzt und zu seinem Gunsten und Vergnügen manipuliert) war, dann hat schon dafür gesorgt, im Rampenlicht zu stehen – er KANN gar kein unscheinbarer Wicht gewesen sein. (Er kann allerdings ein lauter, schillernder, ätzender … Wicht gewesen sein.) Als Egozentriker (einer, der nur sich als Maß hat – die anderen also weder beeindrucken will noch von ihnen beindruckt ist) kann er allerdings schon ein Nie-Mittelpunkt gewesen sein.
 

Pseudorinym

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hallo Anke,
danke, daß du dir die Mühe gemacht hast und deine meinung zu meinem text hin geschrieben hast,auch wenn er dir nicht gefallen hat.Wenn du nur geschrieben hättest,was für ein bescheuerter text es doch sei,dann hätte ich das wohl mit einem schulterzucken abgetan,aber dummerweise hat deine Kritik Hand und Fuß.

Also,ich hab den Text direkt nach einer beerdigung geschrieben und nicht lange überlegt,was ich dem Leser damit antue.Sogesehn gehört er eher in die kategorie "meine kleinen Tagebuchgedanken" und nicht hierher.
Ich wollte damit eigentlich ausdrücken,daß Beerdigungen heutzutage doch oft nur reine Volksaufmärsche sind,weil es etwas zu sehen gibt und daß wildfremde Leute auf einmal in Tränen ausbrechen. Traurigsein,nur weil die Mehrheit traurig ist,hat etwas Gruppenzwang ähnliches,beinahe so wie wenn bei Titanic der ganze Kinosaal heult und sich dadurch auf wundersame Weise verbunden und geeint fühlt.
Dann habe ich überlegt wie sich wohl ein verstorbener fühlt,wenn wegen ihm so ein Tara da unten veranstaltet wird, sofern er überhaupt einen gedanken daran verschwendet.
Okay,das Ganze ist unzusammenhängend und der erste Teil,wie sich der verstorbene fühlt, hat nichts mehr mit dem zweiten teil zu tun.

Also,ich gebe mich all deinen kritikpunkten geschlagen,bis auf den einen:
Ich finde es ist wichtig zu betonen,daß man mit Sprache nicht alles beschreiben kann.
Probier doch mal die Farbe rot mit Worten zu beschreiben,das ist unmöglich!


Ich probier auf jeden Fall eine neue version zu fabrizieren,falls mir das nicht gelingt,lösch ich das Ganze am besten wieder.



hallo Jon,
auch dir dankeschön für deinen Kommentar.
Der erste Teil ist,wie oben schon gesagt, unnötig,ich habe es ja jetzt eingesehen
Aber daß alle Egoisten zwangsläufig im Mittelpunkt stehen,sehe ich anders.
Es kann auch ein feiner,verhaltener Egoist gewesen sein,vielleicht auch so eine Art eleganter Drückeberger,der immer zuerst anderen die Arbeit aufhalsen will.
Wenn jemand nur an sich denkt,kann es schnell passieren,daß ihn die anderen ignorieren und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.Auch wenn er es gerne so wollte,er stünde dann nicht mehr im Mittelpunkt.
 

jon

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Teammitglied
Hallo Pseudorinym,

ist schon möglich, dass man einen, den man als Egoisten durchschaut hat, ignoriert. Aber der nächste, der ihn noch nicht erkannt hat, beschäftigt sich erstmal mit ihm. Außerdem entwickeln Leute, die Aufmerksamkeit wollen, auch rasch Strategien, diese Aufmerksamkeit zu kriegen.
Vielleicht stört mich auch einfach nur die Formulierung: „Dabei war ich doch immer eher der unscheinbare Typ, der die Gabe besaß von anderen übersehen zu werden. “ Ein Egoist würde sich selbst wohl nicht als "unscheinbaren Typen" betrachten und wenn man ihn ignoriert, würde er vermutlich nicht davon ausgehen, dass das Problem bei ihm liegt (Gabe haben), sondern behaupten, die anderen würden ihm die ihm zustehende Würdigung verweigern. Die beiden Bilder – das vom unscheinbaren, unauffälligenTypen und das, was sich mir mit dem Begriff Egoist verbindet – passen einfach nicht zueinander.
Dieser Bild-Widerspruch ist nun aber nicht wirklich so gravierend – den kann man getrost unter „Ansichtssache“ abbuchen. Ich wollte nur vermitteln, dass und worüber ich stolperte. Wenn du ohnehin noch mal in den Text gehst, färben sich diese beiden Bilder vielleicht sowieso ein wenig um – mir jedenfalls geht es oft so, dass ich mein Überarbeiten Dinge, die ich beim ersten Schreiben am Anfang „noch nicht wusste", einfließen lasse.

PS: „Der erste Teil ist,wie oben schon gesagt, unnötig,ich habe es ja jetzt eingesehen…" – Sorry, ich hatte ja keine Ahnung, dass du ankes Kommentar schon gelesen (und angenommen) hattest.
 

anke

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verdammt, du scheinst ja wirklich beängstigend kritikfähig zu sein. schade übrigens, daß die verworfene version gleich ganz rausgenommen hast: ich hätte gern nochmal nachgelesen, denn bei mir tat sich der widerspruch, den jon sah, nicht auf; ich kann mir "deinen" egoisten vorstellen. daß heißt natürlich nicht, daß wir das selbe bild vor augen haben, aber darum, finde ich, kann es beim schreiben auch nicht gehen - den lesenden die eigene vorstellung/ meinung etc. bis ins kleinste zu schildern/ übermitteln. vielmehr reicht es, bilder zu schaffen, die so offen sind, daß sie sich als grundstimmung übertragen, jedoch individuell durch den lesende ausgemalt werden. darauf bezog sich auch meine von dir nicht geteilte kritik: natürlich sind worte immer nur der versuch einer annäherung: wenn du "rot" schreibst, (denkst), gehört dazu ein bild/ empfinden ( ach, egal, vergiß das: außerdem löst ja auch ein "unbeschreiblich" assoziationen aus, )
also: denke, es war gut, diese stimmung (trauerfeier) als einzelnes zu beschreiben, fand aber eben auch, der andere zweig, (egoist, der im leben unscheinbar, sich an der teilnahme anderer an seinem tod reibt) wäre eine geschichte wert gewesen. was mir gefiel: 2.Z.: "friedhof", der sich mit "leben" füllt; "mit 67 schon verstorben....frieda ist den tänen nahe...spitzentaschentuch..."
kritik/ anmerkungen könnten ja gefährliche folgen haben..., aber was denkst du: die erste zeile hätte ich lakonischer gefunden ohne das "ein" ("es ist ein mittwoch")
gruß anke
 

Pseudorinym

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verdammt?

solltest du nicht eher jubilieren?
kritikfähig hin oder her.Wenn ich etwas überzeugter von meinem Text gewesen wäre, hätte ich mich wohl nicht so schnell bekehren lassen.Aber da mir die kritik gefiel...
Und ich mache ja auch Fortschritte,immerhin haben dir schon ganze drei Ausschnitte gefallen,das sind etwa 5% des Textes.
Auch der Vorschlag das "ein" zu streichen ist okay,aber da man,so viel ich weiß,die antwort eines beitrages nur innerhalb der ersten paar Minuten ändern kann,wird er wohl da stehen bleiben müssen,der arme deplazierte Artikel.
Irgendwie hatte der sich beim Schreiben eingeschmuggelt,so ganz im Krimistil alà "es war ein verregneter dienstag nachmittag als sie ermordet wurde..."

Also nochmal dankeschön für dein Interesse
und viele Grüße
xxx
 



 
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