Prophetenängste

K

Kadra

Gast
Liebe Khalidah,

eine interessante Vision ist das. Eigentlich verlockend, den Himmel schon auf Erden kennenlernen zu können. Und doch schwingt hier etwas wie Langeweile mit. Also noch nicht einmal Hoffnung auf die große Sause dannach?

Ginge es in den letzten vier Zeilen auch weniger prosaisch? (nur mal so ein kleiner Wunsch von der Kollegin ;) )

Lieben Gruss von
Kadra
 

Khalidah

Mitglied
Liebe Kadra,

ja, man könnte es positiv sehen - ich kenne den Himmel auf Erden, er ist nicht so fern und eigentlich ganz greifbar.

Andererseits - so als Prophet..."Der Prophet gilt nichts im eigenen Land". Es war die Idee einer "apokalyptischen" Vision eines "Propheten" oder Geistes, der in die Weite strebt, zu immer ferneren Ufern, immer neues kennenlernen will... und schließlich diese Vision hat, dass er den Himmel schon kennt (also nichts Neues mehr, etwas bekanntes), die Enttäuschung, dass dieser Himmel, nach dem alle streben bzw. der ja die "Seligkeit" sein soll, auch nur (wie) ein kleines Kaff ist. Eigentlich sollten die letzten beiden Zeilen die Enttäuschung und den "Schock" darüber zum Ausdruck bringen, so ein Zittern in der Stimme, wenn er über diese Vision erzählt... ja, äh, eigentlich... :confused:
Aber irgendwie...so ganz klar wird das hier wohl nicht...selbst mir (!)...
Hm...etwas "long-winded" diesmal -der Englische Ausdruck trifft es am Besten- ich glaub, ich überarbeite das ganze noch mal.

Am Anfang hatte ich für die letzten 4 Zeilen eine zweite Version:

das Paradies
nach dem ihr strebt
-ach
das kenn ich schon

Die ist auch etwas prosaisch im Sinne von "...aber so toll is' der Himmel auch nicht" -als Gegenpunkt zu den erhabenen "Visionen" und der Prophetenrede, die man meist als bedeutungsschwanger und erhaben im Hinterkopf hat. (Die Moses-Filme mit Charlton Heston z.B....)
Nur konnte ich mir dann nicht verkneifen, noch diesen anderen, idealistischen Unterton hineinzubringen, was zu der geposteten Version führte. (Manchmal wär's wohl gar nicht schlecht, wenn ich mir überlegte, was ich NICHT sagen will.)

Hm...ich werd's überarbeiten.

Liebe Grüße
von

Khalidah
 
K

Kadra

Gast
Liebe Khalidah,

ich finde den Text grundsätzlich gut! Und so viel ist auch nicht zu überarbeiten. Das was du meintest hatte ich mit der "Langeweile" ja durchaus empfunden.

Nur eben der letzte Satz... da könntest du noch Feinschliff vornehmen.

Lieben Gruss von
Kadra
 
T

theubner

Gast
nun...

...ich denke der Text passt gedanklich gut in eine Weltanschauung, die dem absurden Streben nach einem Glück im Jenseits die Tür weist. Inmitten der schönsten Reinkarnationsgelüste verdeutlicht sich dadurch auch die Kenntnis des Paradieses in der angedeuteten Form und vor allem die pure Langeweile...

...denn was könnte langweiliger sein als diese endlose Wiederholung...immer und immer und immer und immer und immer und immer und immer wieder wieder wieder wieder...außer vielleicht die Wirklichkeit, die letztlich ja auch nur aus diesem immer und immer und immer und wieder bestehen zu scheint...

...theubner...
 

Khalidah

Mitglied
Hallo theubner,

ja, die Jenseitsstreberei hab ich vor einer Zeit schon aufgegeben bzw. meine "ich verschaff mir ein gutes Karma, weil ich nicht wiedergeboren werden will"-Einstellung. Die Glückseligkeit - manchmal hat das diesen Touch von einer idyllischen 50er-Jahre-Soap, nur im spirituellen Sinne.

Propheten fürchten sich vor Orten, an denen sie schon einmal gewesen sind, denn Heimat ist (auch), wo man herkommt. Also ist alles Vertraute ein Stück Heimat, so klein es auch sei. (Wo aber der Prophet bekanntlich nichts gilt.) Wenn ein Prophet durch seinen Verkehr mit Gott das Paradies schon kennt, dann führt er die, die er in den Himmel bringen soll, doch in die eigene Hölle (Er kennt es ja schon & dort wiederholt sich alles)? Mann, ein schwieriger Job - aber wahrscheinlich muss es so sein, sonst wäre das Leben wie ein Insidergeschäft an der Börse - der Prophet ist ja ein guter Bekannter vom "Chef"... (nur so ein paar Gedanken noch)

Liebe Grüße

Khalidah
 



 
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