Schattenfrauen

4,00 Stern(e) 1 Stimme
P

Prosaiker

Gast
wieso bescheidenheit? und wieso ist sie auch noch eingegraben? und was ist mit den armen schattenmännern? und wieso fügen sie sich und was könnte man dagegen tun?
wer wie was ...
liebe grüße,
Prosa.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Inge Anna,

die gesellschaftliche Anerkennung von Frauen, egal ob sie im Schatten oder im Rampenlicht stehen, ist in der Tat oft recht bescheiden. In dem Punkt hast Du Recht.
Sehr schön das Wort "Glanzlos" - für breite Gesellschaftsschichten ist meiner Ansicht nach die Kleinschreibung angebrachter.
Schattenfrauen oder -männer sollte man indes nicht unterschätzen. Manchmal regulieren sie recht einseitig die Gefühlshaushalt derer, die ihnen die Sonne nehmen, und manchmal ist gerade deshalb ihre wahre Macht schwer kalkulierbar.
Es kommt immer darauf an, von welcher Seite man gesellschaftliche Klischees betrachtet.

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Inge Anna,

das Wort "Glanzlos" hier in doppelter Bedeutung gefällt mir gut. Einmal bezeichnet es den fehlenden Glanz, zum anderen das Los, das sie sich gezogen haben.

Sie haben sich selbst eingegraben zusammen mit ihrer Bescheidenheit.

Ja, ich kann Dir zustimmen, ehemals kamen solche Schicksale öfter vor. Heute ist es, glaube ich, eher die Ausnahme. Die Weiblichkeit ist selbstsicherer geworden, und wenn eine Frau weiß, was sie kann, dann möchte sie dafür auch Anerkennung erhalten.

Allerdings gibt es auch heute noch weibliche Seelen, die hinter einem Mann zurückstehen.
Bestes Beispiel Ingrid Stampa, die Haushälterin von Kardinal Joseph Ratzinger, dem derzeitigen Papst.
Sie war Professorin wie er, allerdings in einer anderen Sparte. Sie unterrichtete nicht Theologie sondern an der Musikhochschule das Fach Gamba und war selbst auf dem Wege eine berühmte Solistin zu werden, als die Schwester von Joseph Ratzinger gestorben war, die ihm bis dahin den Haushalt geführt hatte. An Ingrid Stampa erging die Bitte, dieses Amt zu übernehmen. Sie hat ihre Laufbahn komplett aufgegeben, kocht für den Papst, musiziert mit ihm, übersetzt die polnischen Schriften von Johannes Paul II ins Italienische. Sie ist also keine Haushälterin im üblichen Sinne. Jeder weiß auch, dass die Beiden wie zwei verwandte Seelen miteinander umgehen, aber in seinem Schatten steht sie dennoch seit nunmehr 15 Jahren, allerdings glaube ich, dass sie sich dabei wohl fühlt.

Ich glaube hier findet man Beides. Die Bescheidenheit und die Freude, nicht selbst im Mittelpunkt stehen zu müssen.

In Hinblick auf diese Schattenfrauen, die es wirklich einmal in großer Zahl gegeben hat, finde ich Deinen Text sehr gelungen.

Liebe Grüße von Vera-Lena
PS. Danke für Deine Mail!
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo NDk,
danke für Deine Ausführungen zu meinem Kurztext. Schreibt sich dieses Glanzlos wirklich klein? - text-angepasster - so meinst Du es wahrscheinlich.
Lieben Gruß von
Inge Anna
 

Inge Anna

Mitglied
Liebe Vera-lena,
mein starker Hang in Richtung längst vergangener Zeiten war wohl Auslöser für diesen Text. Ich musss unbedingt lernen, zeit-angepasster zu schreiben. Begegnete ich nicht unlängst einer Schattenfrau - oder irrte ich mich gar? Danke für Deinen ausführlichen Kommentar.
Ganz liebe Grüße kommen von
Inge Anna
 

NewDawnK

Mitglied
@ Inge Anna:

Wenn Menschen im Schatten stehen, wird ihnen dieser Schatten meist vom gesellschaftlichen Umfeld angedichtet. Diese Zeiten sind noch längst nicht vorbei, jedenfalls nicht in den Kreisen, in denen ich mich bewege.
Ich nehme deshalb an, Du richtest Dich mit Deinem Gedicht an eine Zielgruppe, die aus einer bequemen gesellschaftlichen Warte heraus gewohnheitsmäßig zwischen Selbstmitleid und Selbstüberheblichkeit hin und her schwankt.

@ Vera-Lena:

Seelen in männlich und weiblich zu unterscheiden, ist ebenso intelligent, wie das Geschlecht eines Babys an seinem Lachen zu erkennen.
Der weibliche Chauvinismus Geschlechtsgenossinen gegenüber steht dem männlichen offensichtlich in nichts nach. Ich glaube nicht, dass diese Sichtweise ein Fortschritt für die Menschheit ist.

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo NDK,

damit wir uns nicht missverstehen, alles, was ich hier über das Selbstbewusstsein der Frauen gesagt habe, trifft natürlich auch auf das männliche Selbstbewusstsein zu. Inzwischen ist die Frau kein unterdrücktes Wesen mehr, was sie aber über Jahrhunderte gewesen ist.
Allerdings es gibt Länder, in denen der Mann immer noch seine Frau vorausgehen lässt, damit sie es ist, die auf die Tellermine tritt und nicht er. Das sollten wir vielleicht auch nicht so ganz aus den Augen verlieren.

Dir noch einen schönen Sonntag. :)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo NDK,
oje, diesmal habe ich mir wahrlich ein heikles Thema ausgesucht, das mir mit Sicherheit noch einiges Kopfzerbrechen bereiten wird. Davon werde ich mich zwingend mit leichterer Kost wieder erholen müssen.
Lg
Inge Anna
 

NewDawnK

Mitglied
@ Vera-Lena

Ich glaube kaum, dass wir aus unserer heutigen Sicht abschließend beurteilen können, ob Frauen in vergangenen Jahrhunderten tatsächlich stärker unterdrückt wurden als Männer. Vermutlich waren beide Geschlechter zu allen Zeiten Täter und Opfer der Umstände in einem - genau so wie in unserer hochgelobten liberalen Gesellschaft.
Wer es bequem haben will, neigt zur Klischeebildung. Dieses Verhalten ist und war zu allen Zeiten geschlechtsneutral.
Es gibt in unserer Gesellschaft noch genügend unterdrückte Menschen beiderlei Geschlechts - nur manchmal ist die Form der Unterdrückung nicht auf den ersten Blick erkennbar.

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo NKD,

die Frau verfügte ja über keinerlei Druckmittel. In der Literatur findest Du zahllose Beispiele von Frauenschicksalen der vergangenen Jahrhunderte, die belegen, dass die Frau a priori unterlegen war. Dem Mann wurde in der Öffentlichkeit alles nachgesehen, die Frau hatte für jede Verfehlung schwer zu büßen. Was sich bei den Ehepartnern an Manövern abgespielt hat, und wer dann der Unterlegene gewesen ist, das weiß man natürlich nicht. Ich spreche jetzt einfach davon, wie die Dinge für Mann und Frau per Gesetz und später per Gewohnheitrecht geregelt waren.

Noch vor 40 jahren sagte man mir auf dem Arbeitsamt, auf meine Frage, ob ich mit dem Germanistikstudium mir eine Stelle an einem Theater als Dramaturgin erwerben könne: Solche Stellen werden ausschließlich mit Männern besetzt. Das hat sich inzwischen per Gesetz (Quotenregelung) und auch in der Praxis verändert, aber allzu lange ist das nun wirklich noch nicht her.

Ich gebe gerne zu, dass die Dinge sich jetzt anfangen zu verkehren und der Mann von den Frauen häufig angegriffen wird und sich mitunter wirklich stärkstens auf sein Selbstbewusstsein besinnen muss, um mit dieser Situation zurecht zu kommen. Ich bin darüber sehr betrübt. Die Frau sollte nicht so dumm sein, sich jetzt für Vergangenes rächen zu wollen. Eine solche Haltung ist immer von Nachteil.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Vera-Lena
die Frau verfügte ja über keinerlei Druckmittel.
Hallo Vera-Lena,

genau an dieser Stelle möchte ich Dir widersprechen. Frauen sind in den Familien - auch heute noch - oft recht einseitig für den "Gefühlshaushalt" der Familienmitglieder zuständig.
Häufig sind es Frauen, die meinen, den Männern Gefühle erklären zu müssen - dabei kommt es nicht selten zu Grenzverletzungen, in denen manche Frauen sehr wohl gezielt emotionalen Druck anwenden.
Frauen waren und sind nicht kompetenter in Gefühlsdingen als Männer. Wer das anders sieht, erklärt Männer per se zu Gefühlskrüppeln, und tut womöglich unbewusst alles dafür, dass diese Meinung in unserer Gesellschaft zementiert wird.

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber NKD,

hier stimme ich Dir völlig zu. Wie ich schon sagte, was innerhalb der Familien geschieht, wollte ich nicht ansprechen, denn darüber kann man ja nicht so viel wissen, dass man es als repräsentativ erfahren würde. Aber natürlich sind die Auseinandersetzungen zwischen den Geschlechtern nicht von Pappe und die Frau hat seit eh und je, da sie ja schließlich nicht dumm ist, gewusst, welche Argumente sie ins Feld führen kann.
Wenn es aber in früheren Jahrhunderten um Fragen der Existenz ging, zog die Frau immer den Kürzeren.

Ich denke, wir beide liegen mit unseren Ansichten nicht weit auseinander.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
"Wenn es aber in früheren Jahrhunderten um Fragen der Existenz ging, zog die Frau immer den Kürzeren."

Vera-Lena, das klingt ganz so, als ob Du dabei warst. Ich glaube nicht an Reinkarnation, vielleicht unterscheidet uns das.

Gesellschaftliche Vorgänge lassen sich im übrigen nicht abkoppeln von dem, was in den Familien geschieht.

Wie weit wir mit unseren Ansichten auseinander liegen, kann ich nicht beurteilen. So lange Du pauschal schreibst "die" Frau wird es deutliche Unterschiede geben.

Gruß, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Bei der Hinrichtung Jesu vor 2000 Jahren bin ich auch nicht dabei gewesen und ich weiß trotzdem etwas darüber.

Dass die Soldaten im Preußen Friedrichs II unglaublich zu leiden hatten, ist auch belegt, und da kann man auch sagen "die" Sodaten, auch wenn der eine oder andere etwas besser dabei weggekommen sein sollte. Soviel zu Pauschalisierungen.

Im Übrigen hatte ich nicht nur Eltern sondern auch Großeltern und einen sehr erzählfreudigen großen Familienclan. Insofern bin ich allerdings bei sehr Vielem durch die Mitteilungen "dabei" gewesen.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

anemone

Mitglied
Jetzt sind wir hier in der Diskussion beim Glauben angelangt
und Bescheidenheit ist eine seltene Eigenschaft geworden.
(denn weiter kommst du ohne ihr) heißt es in einem Spruch.
So ist es und es gibt kaum jemanden, der sich dieses zu Herzen nimmt. Warum auch? Und die Existenz der Gottesmutter
wird sowieso angezweifelt. Sie war und ist das Vorbild, wenn es um Bescheidenheit geht.

liebe Grüße
 



 
Oben Unten