Das tat ich bereits, aber mein Kommentar bekam irgendwie Beine.
Gräbt man sich nicht weiter in das Gedicht und tiefenanalysiert es, wird doch für mich Folgendes deutlich, das ich dem Werk unstelle:
Eine kommunikative Ebene, die sich von Strophe eins bis zwei zieht, hier aber bereits mit "perfekt" in Z1 ein kühnes Kalkül einwebt. Ein trügerisches Bild, das die Szenerie ausgibt: Das Teilen von Brot und der Austausch. Später greift es die Tischmoral auf. Es bewegt sich also weg von der Kommunikation hin zur Beziehungsebene.
Wofür steht diese Zeile, wenn wir Dinge hoch in die Luft halten? Was machen Fahrer in der Formel eins, wenn sie ihre Pokale in die Luft halten?
Und wofür steht das Brötchen symbolisch? Für das Brechen von Brot?
Inwiefern ist diese Symbolik, die entgegengesetzt der Erdanziehung strebt bedeutungsschwanger?
die Freundesformel soll
uns Feunden griffig bleiben
Das ist ja im Kern keine in Stein gemeiselte Behauptung, sondern eher ein Wünschen.
Dieser Wunsch zeigt ja bereits die Marginalien dieser Zerspaltung und Zersplitterung.
Schein/Sein.
einvernehmlich das Salz
entschieden getrennt uns
Tränen solls nicht geben
Hier das Salz. In manchen kulturellen Kreisen steht Salz für (finanziellen) Reichtum,
allgemeingebräuchlicher aber steht das Salz symbolisch für Herrlichkeit und Göttlichkeit.
Die darauffolgende Zeile zergliedert die Zeile mit dem Salz durch "entschieden getrennt".
Als Kontrast folgt die Aufforderung: "Tränen solls nicht geben". Einerseits läse ich das wie das Bepfaden einer göttlichen Fügung,
andererseits ist es doch ebenfalls ein Aufruf zur Regeltreue und Vergebung.
an Krümeln unterm Tisch
schleifen wir uns blank
Und dem stehen diese Zeilen als Kontrast gegenüber.
Wir verstehen unsere Fehlbarkeit in Gewändern des Schattens, obwohl, wortwörtlich, die Kagge am Dampfen ist.
Und das mündet im Verrat.
Das Gedicht zerbröselt die Ikonographie des Abendmahls, wie ich finde, auf sehr schöne und subtile Weise.
Ohne dabei sich in einem zu großen Pathos zu verlieren oder zu sehr eine persönliche Sichtweise einzunehmen.
Natürlich ist das Gedicht kein:
"Wir saßen am Tisch
aßen Zeug,
wurden Zeug,
und verrieten uns."
Natürlich ist es etwas komplexer. Das macht aber den Reiz aus. Und dieser Spannungs-Reiz wohnt im Abendmahl ja auch inne.