Abgründe (gelöscht)

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aligaga

Gast
Das Problem ist doch, dass die Kürze des Textes es nicht erlaubt, die Depression und das Mobbing zeitlich zu verbinden, sodass sich das eine durch das andere entwickeln kann. Somit ist unklar, ob das Mobbing die Ursache der Depression ist. Darum ging und geht es mir.
Die Kunst des Textes besteht darin, dass es mit seiner Kürze ebengerade kein Problem gibt - jedenfalls nicht für Leser, die bereit sind, ihn wirklich zu lesen. Schon im ersten Absatz macht unser @Trollinger - bis auf das ungeschickt platzierte Vibrato in der Stimme des HErrn - alles richtig: Der HErr demütigt seine Dienerin vor dem Volke, und das Volk steht der Dienerin nicht zur Seite, sondern lacht schadenfroh und verletzt die Dienerin damit weiter so sehr, dass sie in ihrer Scham nur unbeholfen lachen kann.

Um's musikalisch zu sagen, @steky: Wer ein bisschen was von Musik versteht und singen kann, weiß schon nach ein paar Takten, dass es keine Dur-Tonart mehr werden kann. Es ist ein trauriges Lied in Moll; es kommt leis und unspektakulär daher und zeigt dir gleichwohl die Abgründe, die sich vor dem Mädchen auftun. Für die Gesellschaft sind es nur "Kleinigkeiten", "Missgeschicke" oder "Boshaftigkeiten", aber das Mädchen (oder die Frau) könnte sich darin, wenn's dumm läuft, seelisch zu Tode stürzen. Auch fast geräuschlos.

Dass dir nicht von Anfang an klar ist, um was es hier geht und was zu tun wäre, eine Seele zu retten, beweist nur, wie schwierig das ist. Du solltest den "Fehler" bei dir suchen, nicht beim Autor. Denn der hat alles richtig gut gemacht, in der ersten Fassung. Inder zweiten kommt er leider doch noch mit dem Dampfhammer an. Ja mei ...

Heiter

aligaga
 
A

aligaga

Gast
Heute, zwei Jahre nach der Kündigung, leidet sie unter einer ausgeprägten Depression und einer generalisierten Angststörung. Die einfachsten Dinge des Lebens fallen ihr schwer.
Diese Holzhammer-Diagnose macht die ganze Nummer kaputt. Dass das Mädel nicht zurechtkommt und Hilfe bräuchte statt Häme, sieht jeder, der sozial nicht ganz blind ist, schon nach dem ersten Absatz. @Ali wundert sich eh, dass sie in der Geschichte (gottlob!) nicht, wie sonst üblich, auf den Geleisen oder nach einem Sprung vom Dach auf dem Pflaster vor dem Fenster des Abteilungsleiters sterben muss, sondern es noch bis nach Hause schafft.

Vorher war's eine stille Sache zum Nachdenken. Getz isses nur noch eine ausgeprägte Betroffenheitsnummer.

Amüsiert

aligaga
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber FrankK,

ich denke, dass es klar ist, dass die Frau nicht an parzieller Dämlichkeit leidet, sondern gemobbt wird.
Auch den Kollegen hätte klar sein sollen, dass diese Häufungen keine Fehlleistungen sein können, was die Frage aufwirft, ob sie heimliche Kollaborateure sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass insbesondere die Kaffee-Vorfälle oder die Änderung des Küchenplans ohne Zeugen geschehen konnten. Wenn dann alle schweigen, ist das Klima schon vergiftet.

Es ist herzzerreissend: Die Vorfälle häufen sich und sie zweifelt am Ende an sich. Sie entwickelt keine Gegenstrategie, ruft keine Zeugen an, sorgt nicht vor.
Ich fürchte, das Ego von Frau Ell war nie besonders groß und für einen abgefeimten Menschen wie ihren neuen Chef ist sie ein gefundenes Opfer.

Am schlimmsten aber empfinde ich die Rolle der Kollegen, eigentlich unentschuldbar. Das sind die eigentlichen Abgründe.

Ein berührender Text!

Liebe Grüße
Petra
 

FrankK

Mitglied
Danke Petra,
für Lesung und Kommentierung.
Ja, da öffnen sich Abgründe - deshalb auch der Titel im Plural. ;)

Zum Problem:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass insbesondere die Kaffee-Vorfälle oder die Änderung des Küchenplans ohne Zeugen geschehen konnten.
Warum nicht?
Die Küche ist ein separater Raum, unweit des Chef-Büros. Die anderen Räume (es war nie von einem Großraumbüro die Rede) sind unterschiedlich stark besetzt. Zwar alles ein wenig eng gebaut ...
oder
Die Küche ist ein seperater Raum, neben den Waschräumen, direkt hinter dem offenen Treppenhaus etwas abseits der Büros ...

Ich fürchte, das Ego von Frau Ell war nie besonders groß und für einen abgefeimten Menschen wie ihren neuen Chef ist sie ein gefundenes Opfer.
Es kann absolut jeden treffen, die Anfänge sind so subtil, dass es der Betroffene selbst vielleicht gar nicht bemerkt.
Im nächsten "Fortschritt-Stadium" merken es die Betroffenen, aber die Unbeteiligten bekommen es noch nicht mit.
Im "End-Stadium" ist der (oder die) Betroffene bereits so stark demontiert, dass die angepriesenen "Pannen" ihr tatsächlich zugetraut werden.



Hallo, werter User hinter dem Nickname @aligaga
Auf meine Bitte, den "Dampfhammer" zu zeigen, zitieren sie folgende Passage:
Heute[blue], zwei Jahre nach der Kündigung, [/blue]leidet sie unter einer ausgeprägten Depression und einer generalisierten Angststörung. Die einfachsten Dinge des Lebens fallen ihr schwer.
Seltsam, in der ersten Fassung hieß es
Heute leidet sie unter einer ausgeprägten Depression und einer generalisierten Angststörung. Die einfachsten Dinge des Lebens fallen ihr schwer.
Was, bitte sehr, soll am temporalen Bezug den "Dampfhammer" (im Vergleich zur ersten Version) ausmachen?


Abendliche Grüße aus Westfalen
Frank
 
A

aligaga

Gast
Sorry, @Trollinger, da hat @ali sich vertan - er hatte die wuchtige Diagnose schon beim Erstkommentar nicht auf dem Schirm (wohl verdrängt), sondern nur den hübschen Satz:
Ihre Therapeutin hat für den Ursprung der Störungen nur einen Begriff.
Das fand er für vollkommen ausreichend. Einem Depri ist hübsch alles egal, auch der Name der Krankheit, an der er leidet. Er ist für ihn ohne Belang.

Auch wenn's schon Brechreiz erzeugt: show, don't tell.

Gleichwohl heiter

aligaga
 

FrankK

Mitglied
Tja nun, soviel zum immer wieder reklamierten "aufmerksam lesen können". ;)

Einem Depri ist hübsch alles egal, auch der Name der Krankheit, an der er leidet.
Auch diesen Punkt haben Sie nicht korrekt auf dem Schirm.
Wenn Frau Ell noch "hübsch alles egal" wäre, säße sie dann bei einer Therapeutin? Wohl eher nicht.


Angenehme Nachtruhe
Frank
 
A

aligaga

Gast
Man kann alles übertreiben.

Wen interessiert, warum deine ProtagonistInnen zum Therapeuten gehen? Vielleicht hat sie der Hausarzt hing'schickt? Der Herr Pfarrer? Der Veterinär? Who knows. Und wen interessierts?

@Ali nicht. Der kann gut schlafen, auch ohne dass dieses große Geheimnis je gelüftet wird.

Zu deinem Kurzg'schichterl hat @ali genug erzählt. Hihi - du bist sogar dann unangenehm und penetrant, wenn man deinen Text lobt und verteidigt. Dämlicher geht's wohl kaum noch.

Und Tschüss!

aligaga
 
S

steky

Gast
Der HErr demütigt seine Dienerin vor dem Volke, und das Volk steht der Dienerin nicht zur Seite, sondern lacht schadenfroh und verletzt die Dienerin damit weiter so sehr, dass sie in ihrer Scham nur unbeholfen lachen kann.
Die Frau in dieser Geschichte ist eine Siegerin, weil sie die Scham empfindet, die eigentlich ihr Chef, ihre Kollegen, ihr Mann empfinden müsste. Und nicht sie ist es, die Beistand bräuchte; sie hat ihn schon. Und: Sie ist stark. Und: Man sollte diesen Menschen für ihre Stärke echten Respekt zollen, anstatt ihnen von oben herab die Frisur zu zerzausen, als wären sie Kinder, die sich an einem Sahnebonbon gütlich tun.

Amikale Grüße in das Universum
Steky
 

FrankK

Mitglied
Hallo steky
Das klingt mir auf dem ersten Blick erst mal zu abgeklärt
Die Frau in dieser Geschichte ist eine Siegerin, weil sie die Scham empfindet, die eigentlich ihr Chef, ihre Kollegen, ihr Mann empfinden müsste.
Aber wie kann sie sich selbst wieder als Siegerin fühlen?
Wie kann sie (ohne Unterstützung) wieder Selbstsicherheit und Selbstvertrauen gewinnen?

Sie ist das Opfer und nicht die Heldin, die "gestärkt" aus der Situation hervorgeht.

Die Geschichte sollte zeigen, dass "nach dem Mobbing" eben nicht alles wieder in Ordnung ist. Selbst Jahre danach leiden Mobbingopfer immer noch unter den Attacken, selbst wenn es, wie hier dargestellt, immer nur "Kleinkram" war.

Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt man.
Stetes Diskreditieren verbrennt die Seele, behaupte ich.


Freundliche Grüße aus Westfalen
Frank
 
S

steky

Gast
Dass sie sich als Siegern fühlt, behauptete ich nicht, ich sagte nur, dass sie eine ist, weil sie das Mobbing "über sich ergehen lässt". Desweiteren behaupte ich, dass die besten Menschen das härteste Leben führen ... Wie kann sie ihre Seele retten? Das ist eine gute Frage ... Man sollte niemals die Selbstachtung, also die Hoffnung verlieren ... Gerade die Hilflosigkeit macht dieses Thema so verdammt traurig ...

Was kann ich dazu schon Erhellendes sagen?

LG
Steky
 

Aina

Mitglied
Hallo Frank,
für mich war im Text (allerdings habe ich ihn nur in der neuesten Version gelesen) sofort klar, dass es sich um Mobbing handelt. Sehr gut beschrieben, erschreckend realistisch auch die Nicht-Reaktion der Kollegen. So können Menschen sein und es tut weh hin zu schauen. Darum hat mich der Text am Ende mit diesem Schmerz allein gelassen. Fast brutal und unversöhnt, so wie das echte Leben manchmal ist.
Da ich gerne Lösungen bzw. Auflösungen in solchen Situationen suche, kam mir persönlich das Ende des Textes zu früh.
Umso mehr steht der Text da wie ein Mahnmal und erinnert daran, dass wir einer dieser Kollegen sein könnten, die sich anders verhalten sollten. Ein Augenöffner-Text, der in seiner Nicht-Harmonie und Nicht-Lösung seine Wirkung entfaltet.
Bewegend für mich und hoffentlich auch für viele andere.
Viele Grüße,
Aina
 

FrankK

Mitglied
Guten Morgen, Aina
Vielen Dank für Deine Lesung und den verständnisvollen Kommentar.


Guten Morgen, anonymer Punktespender
Danke für die "Acht".
Schade, jetzt gilt die "Fünf" nicht mehr. ;)
Dabei wollte ich doch gerne mal "alle" Punkte in einem Text versammelt haben. :cool:


Sonnige Grüße bei strahlend blauem Himmel
aus Westfalen
Frank
 

Ji Rina

Mitglied
Hab gerade bemerkt, dass ich hier meine Punkte ganz vergessen hatte.
Eine 5 geht nicht...Hab mich für eine 8 entschieden.
Liebe Grüsse aus dem Regen...
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Ji Rina
Danke für die neuerliche Meldung und für Deine überaus freundliche Punktespende.
Ich versuche mal, Dir ein paar virtuelle Sonnenstrahlen zukommen zu lassen. :)


Hallo Anonymer Spender
Danke für die "Acht", das wäre doch nicht nötig gewesen.


Hallo, Patrick
Uff, soviel? Danke, untertänigst. ;)


Herzliche Sonnengrüße aus Westfalen
Frank
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Frank,

Ich habe jetzt die ganzen anderen Beiträge nicht gelesen.
Meiner Meinung nach gibt es in dem Text keinen Hinweis auf Mobbing. Ich dachte eher, dass die Prot. dement geworden ist.

Dann macht der ganze Text Sinn, aber wie soll man da auf Mobbing kommen?

Gruß Thomas
 
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