Abgründe (gelöscht)

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ThomasQu

Mitglied
Servus steky,

ich habe die “Abgründe“ jetzt mehrmals gelesen, aber sorry, auf Mobbing komme ich nicht. Beim besten Willen!
Ich sehe eine Protagonistin, die dabei ist, zu verblöden, langsam dement wird.
Die Missgeschicke passieren erst ein paar Mal im Monat, dann ein paar Mal die Woche …
Dass der Rest der Belegschaft auf Dauer nicht freundlich mitfühlend reagiert, ist in unserer heutigen Arbeitswelt sicher klar.
Mal ist der Kaffeefilter leer, mal zu voll …
Da kann doch der Abteilungsleiter nichts sabotieren. Das würde doch diese Frau Ell sehen, sie steht doch daneben. Da habe ich als Leser eindeutig den Demenzverdacht.
Auch im weiteren Verlauf des Textes gibt es für mich keinen Hinweis auf Mobbing und wenn am Schluss eine Depression dazu kommt, na ja, warum sollten demente Menschen nicht auch noch depressiv werden?

Th.
 
S

steky

Gast
Wenn ein Mensch private Probleme hat, der Kopf unfrei ist, dann macht er Fehler, das hat mit Demenz überhaupt nichts zu tun. Und wenn du mit Menschen zusammenarbeitest, dann merken sie es und versuchen dir entgegenzukommen, indem sie Nachsicht zeigen, anstatt zu lachen und zu tuscheln wie die Schulmädchen. Eine Dauerlösung ist das in der heutigen Arbeitswelt jedoch nicht, wie du das schon richtig zu bemerken geruhtest: Du wirst entlassen, und es kommt ein anderer, der deinen Job übernimmt.

Ich würde mich wohl mit folgenden Worten verabschieden:

https://www.youtube.com/watch?v=fKkBlrG9ayc

Aber jetzt habe ich genug Unsinn verzapft ...

LG
Steky
 

FrankK

Mitglied
Liebe Ji Rina
Ich unterstelle Thomas einfach mal, er hatte noch nie (zu seinem Glück?) mit derartiger Niedertracht zu tun.


Nun, steky,
wenn "Der Pate" gemobbt hat, wurde die Luft doch recht bleihaltig.


Lieber ThomasQu
Versuch Dir mal vorzustellen:
Frau Ell, mitte Vierzig, seit fast zwanzig Jahren im Unternehmen, glücklich und zufrieden mit dem Job (sonst hätte sie es wohl kaum so lange ausgehalten) bekommt einen neuen Abteilungsleiter. Das steht im Text, teilweise direkt, teilweise indirekt.
Von einem Moment zum anderen - wird sie difamiert.
Es sind immer nur Kleinigkeiten, nie etwas besonders großes.
Deshalb ist Mobbing auch so hinterhältig - weil es so subtil herüberkommt.
Du meinst, sie hätte Manipulationen mitbekommen müssen?
Im Text findet sich der Hinweis, dass immer der neue Chef in der Nähe ist, wenn etwas schief läuft. Wäre es ein großes Problem, wenn sie (im Küchentrakt) Kaffee aufgesetzt hat und an ihren Schreibtisch zurückkehrt, dass der Chef dann manipulieren kann?
Ein Memo austauschen, welches offen auf dem Tisch liegt?

Wenn Dein Chef dir vorwirft, Du hättest diesen oder jenen Raum gestern nach Feierabend nicht abgeschlossen, obwohl es Deine Aufgabe war - wie sicher bist Du dir nach einigen Jahren Routine, dass Du deinem Chef widersprichst? Oder bist Du unsicher, ob dir das tatsächlich passiert ist?


Andersherum:
Demenz wäre für Dich sinnvoller?
Wären dann die dummen Sprüche des Abteilungsleiters nicht noch niederträchtiger?
Die Therapeutin hätte, vermutlich, Frau Ell an einen Neurologen weitergeleitet und nicht von "Machtspiele" gesprochen.


Klar hätte ich die "Diagnose" der Therapeutin hinschreiben können. Ich glaube aber, dass die Wirkung um so intensiver ist, wenn der Leser die Quintessenz selbst auflöst.


Abendliche Grüße aus Westfalen
Frank
 

ThomasQu

Mitglied
Tja Frank,

ob ich schon mal mit so einer Niedertracht konfrontiert worden bin, oder nicht, spielt bei der Kommentierung deines Textes gar keine Rolle.

Wenn du Geschichten schreiben willst, für die man eine fünffach verstärkte Lupe braucht und jedes Wort sezieren muss, bis man kapiert, worauf du hinaus willst, dann passt das ja alles.

Wenn du willst, dass deine Botschaft auch bei Lesern ankommt, die einfach nur gerne deinen Text lesen wollen, so einer bin ich, dann solltest du versuchen, alles etwas besser und verständlicher zu beschreiben.

Ich hätte dir ja auch sagen können: Hey Frank, klasse, tolle Geschichte, aber was bringt dir das? Ich sag ja nicht, dass sie schlecht ist, aber das mit dem Mobbing kommt nicht so klar und nicht so ohne weiteres rüber und darum geht es dir doch, oder?

Gruß Thomas
 
M

Metino

Gast
Hi Frank, unbeachtet der vermeintlichen Fehler nutze ich mein Wissen, den Sinn zu erkennen. Dabei sind tiefgehende Erfassungen überhaupt nicht nötig. Jemand der selisch fertig gemacht wird und sogar von aussenstehenden Lappen, die nichts wissen,eine Dummheit kassiert wird sofort erkannt. Dazu braucht es keine Satzzeichen, keine Hervorhebungen etc.
Deshalb schlage ich richtig zurück, wenn ich denn zurückschlage.
Du meinst ich kenne mich damit aus?
FALSCH
aber verrate es nicht weiter :D
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Thomas
Entschuldige, ich war Dir noch eine Antwort schuldig. Ist bei mir irgendwie - untergegangen.
Nein, mir liegt eigentlich nicht daran, Texte so zu schreiben, dass sie beim Leser nicht oder nur unter mühen ankommen.

"Besser und Verständlicher" würde aber auch bedeuten, das "Kind" explizit beim Namen zu nennen, es genauestens aufzuzeigen.
Das Morbide bei Mobbing ist das heimliche, das versteckte. Dies versuchte ich mit dem Stil des Textes innerhalb der Möglichkeiten einer Kurzprosa zu erreichen. Ausgewalzt erzählt, wäre es mindestens eine Kurzgeschichte, wenn nicht gar eine kurze Erzählung geworden.

Ich muss für mich feststellen, dass mir Kurzprosa schwerfällt. Wenn dann Texte dabei herauskommen, die von dem einen oder anderen Leser nicht verstanden werden, möchte ich mich schon vorher entschuldigen.


Hallo, Metino
Danke für Lesung und Kommentierung.
Hi Frank, [blue]unbeachtet der vermeintlichen Fehler[/blue] nutze ich mein Wissen, den Sinn zu erkennen.
Könntest Du mir auf die Sprünge helfen, was Du damit meinst?
Wo siehst Du noch Fehler im Text?


Grüße aus Westfalen
Frank
 

FrankK

Mitglied
Ebenfalls noch ein herzliches Danke für die Anonymen Punktespender einer neuerlichen Fünf und einer weiteren Zehn.

Es fehlen nur noch Eins - Zwei - Drei - Vier - Sechs - Sieben.

Das kann doch nicht so schwer sein, oder?


Schmunzelnd grüßend
Frank
 
M

Metino

Gast
Hi Frank, ja klar kann ich dir auf die Sprünge helfen! :D
In meiner Antwort steht (kein Pferd auf dem Flur)- vermeintliche
Ich ging damit auf das übliche "Nichtverstehen" von Leuten ein, die ihre Auswüchse nicht für sich behalten können, ganz gleich wie (un) logisch.Auch zwischen den Zeilen kann man Lesen und verstehen :)
Achso klar gibt´s auch die anderen Zahlen und die werde ich auch nutzen, wenn ich die zugehörige Story Mal nicht so gut finde.
"Abgründe" finde ich sehr gut!
Me
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Frank,

neu in eurem illustren Kreis eingetroffen stürze ich mich direkt mal fleißig ins Rezensieren.

Mir hat deine Geschichte vom Ansatz her wirklich gut gefallen, denn sie schildert ein sehr aktuelles Thema, dass gerne an den Rand gedrängt und verhamrlost ist. Auch die Umsetzung fand ich über weite Strecken sehr gelungen. Allerdings muss ich gestehen, dass einige meiner Vorredner bereits ein, zwei Punkte angesprochen haben die ich durchaus teile.
Die Diagnose würde ich, wenn sie überhaupt nötig ist an das Ende des Abschnittes stellen, so wird auch der Übergang zur Therapeutin runder und es findet sich eine tiefere Erklärung für die Panikattacke.
Das der "einfache englische Begriff" fehlt, tut der Geschichte an der Stelle keinerlei Abbruch und muss meines Erachtens auch nicht ergänzt werden. Allerdings würde ich, wie mein Vorredner angemerkt hatte, den letzten Satz mit dem Ehemann streichen.

Beste Grüße

Blumenberg
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Kollege Blumenberg

neu in eurem illustren Kreis eingetroffen stürze ich mich direkt mal fleißig ins Rezensieren.
Nur, weil Du neu auf der Leselupe bist, heißt es doch nicht, dass Du keine eigene Meinung haben darfst. ;)
Im Gegenteil, ich danke Dir für Lesung und Kommentierung.

Die Diagnose würde ich, wenn sie überhaupt nötig ist an das Ende des Abschnittes stellen, so wird auch der Übergang zur Therapeutin runder und es findet sich eine tiefere Erklärung für die Panikattacke.
Das würde den zeitlichen Ablauf durcheinander bringen. Erst die Panikattacke bewegt sie, sich um eine Therapeutin zu bemühen.
Vorher war sie noch so "manipuliert", dass sie ihre "eigenen Unzulänglichkeiten" als gegeben hinnahm.

Allerdings würde ich, wie mein Vorredner angemerkt hatte, den letzten Satz mit dem Ehemann streichen.
Warum?
Mobbing am Arbeitsplatz beschränkt sich in seinen Auswirkungen nicht auf den Arbeitsplatz. Dies soll mit der "Trennung" ebenfalls herausgestellt werden.


Grüße aus Westfalen
Frank
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo Frank,

ich meinte mit der Diagnose diesen Absatz:

Heute, zwei Jahre nach der Kündigung, leidet sie unter einer ausgeprägten Depression und einer generalisierten Angststörung.
Du hast auf den Ablauf verwiesen, dass die Panikattacke sie dazu bringt eine Therapeutin aufzusuchen. Die Diagnose Depression und Angststörung nennst du aber bereits vorher. Ich fände es runder, wenn die Diagnose erst in dem Abschnitt auftaucht in dem die Therapeutin erscheint.

Allerdings würde ich, wie mein Vorredner angemerkt hatte, den letzten Satz mit dem Ehemann streichen.

Warum?
Einer meiner Vorredner hatte darauf verwiesen, dass nirgendwo in der Geschichte auftaucht, dass sie überhaupt verheiratet ist.

Mobbing am Arbeitsplatz beschränkt sich in seinen Auswirkungen nicht auf den Arbeitsplatz. Dies soll mit der "Trennung" ebenfalls herausgestellt werden.
Dies schilderst du bereits im Abschnitt weiter oben.

Wenn sie einkaufen geht, läuft sie dreimal zurück, um zu kontrollieren, dass sie die Wohnungstür abgeschlossen hat. Bei ihrer vierten Rückkehr geht sie wieder in die Wohnung, um nachzusehen, dass auch wirklich alle Elektrogeräte abgeschaltet sind und die Kühlschranktür geschlossen.
Auch die Episode beim Metzger geht über den Arbeitsbereich hinaus und beleuchtet ihr privates Umfeld
Als ganz subjektiven Eindruck finde ich in diesem Fall weniger ist mehr, da wirkt mir die Trennung von ihrem Mann, die ein bisschen zu gewollt und eben auch innerhalb des Textes zu isoliert.

Beste Grüße

Blumenberg
 

FrankK

Mitglied
Danke, Herr Kollege, für die neuerliche Auseinandersetzung.

Ich habe es mal ausprobiert, die Reihenfolge geändert, es erscheint mir irgendwie falsch.

Du hast üblicherweise eine Depression und Angstzustände, bevor du zur Therapeutin gehst. Ihr Job ist es, die Ursprünge zu erkennen und dir die notwendigen Mittel an die Hand zu geben, damit zurecht zu kommen.

Anders betrachtet:
Du hast eine Triefnase und verquollene Augen.
Dann gehst Du zum Arzt.
Dann wird geklärt, ob es eine Infektion oder eine Allergie ist und du bekommst die passenden Mittelchen an die Hand.

Ich würde diese Passage gerne so lassen.


Zum Ehemann:
Als ganz subjektiven Eindruck finde ich in diesem Fall weniger ist mehr
Hammerharte Argumentation. ;)

Auch das habe ich mal probiert und mir angesehen. Es macht für mein Empfinden keinen sehr großen Unterschied.
Also raus mit dem Ehemann, für die Szene ist es damit egal, ob sie verheiratet ist oder nicht.


Nochmal herzlichen Dank für Deine intensive Auseinandersetzung.


Grüße aus Westfalen
Frank
 

FrankK

Mitglied
Der Text wurde vom Autor gelöscht.
Gemäß den Forenregeln bleiben die Kommentare jedoch erhalten.
 

FrankK

Mitglied
Ohhh

Sieben anonyme Punkte - die fehlten noch in der Sammlung.

Jetzt braucht es nur noch 1 bis 4 und eine 6.

:cool:
 
O

orlando

Gast
Hallo Frank,
mir gefallen deine Abgründe auch sehr. Sie wären aber noch düsterer, wenn du uns die Diagnose ganz
Heute, zwei Jahre nach der Kündigung, leidet sie unter einer ausgeprägten Depression und einer generalisierten Angststörung. Die einfachsten Dinge des Lebens fallen ihr schwer.
erspartest.
Hier wäre
[blue]Noch[/blue] heute, zwei Jahre nach der Kündigung, leidet sie unter den Folgen. Die einfachsten Dinge des Lebens fallen ihr schwer.
m. E. hinreichend.
Duch die Erwähnung der Therapeutin im Schlussteil wird ohnehin klar, dass aus dem erlittenen Mobbing eine Krankheit entstanden ist. Welche, ist m. E. irrelevant. Viel mehr wirkt deren Erklärung an dieser Stelle wie ein Gutachten, was nicht unbedingt dienlich ist.

Ansonsten aber top! Sensibel erzählt und vortrefflich beobachtet.
Die Übertragung auf andere Ebenen (Machtspiele) wird den Lesern leicht gemacht.

Schöne Grüße
orlando
 

FrankK

Mitglied
Hallo Heidrun

Vielen Dank für Deine Beschäftigung mit dem Text.
Sie wären aber noch düsterer, wenn du uns die Diagnose ganz erspartest.
Vielleicht für einzelne düsterer, vielleicht aber dann auch für einige wieder unverständlicher.

Meine Intention, Depression und Angststörung so gezielt beim Namen zu nennen liegt in der Tatsache begründet, dass beide Krankeheitsbilder auch heute noch nicht richtig ernst genommen werden.

Ein "Ach so, du bist wegen einer Depression in Behandlung." klingt manchmal enttäuscht, fast so als hätte es lauten sollen "Ach so, ich dachte du seist richtig krank."

Von daher glaube ich, diese Darstellung gehört einfach mit hinein. Auch, um eine gewisse Verdeutlichung aufrecht zu erhalten.

Sonst käme möglicherweise als nächste Frage:
"Wieso geht sie zu einer Therapeutin? Sie ist doch nur gemobbt worden, wäre da ein Arbeitsgericht nicht die bessere Adresse?"


Auch danke ich Dir für diese unglaublich vielen Points. ;)


Grüßend aus Westfalen
Frank
 
A

alskardinal

Gast
Abgründe

Ich mag's. Die lakonische Erzählweise erzielt Wirkung.
 
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