Liebe Ji Rina
Ich unterstelle Thomas einfach mal, er hatte noch nie (zu seinem Glück?) mit derartiger Niedertracht zu tun.
Nun, steky,
wenn "Der Pate" gemobbt hat, wurde die Luft doch recht bleihaltig.
Lieber ThomasQu
Versuch Dir mal vorzustellen:
Frau Ell, mitte Vierzig, seit fast zwanzig Jahren im Unternehmen, glücklich und zufrieden mit dem Job (sonst hätte sie es wohl kaum so lange ausgehalten) bekommt einen neuen Abteilungsleiter. Das steht im Text, teilweise direkt, teilweise indirekt.
Von einem Moment zum anderen - wird sie difamiert.
Es sind immer nur Kleinigkeiten, nie etwas besonders großes.
Deshalb ist Mobbing auch so hinterhältig - weil es so subtil herüberkommt.
Du meinst, sie hätte Manipulationen mitbekommen müssen?
Im Text findet sich der Hinweis, dass immer der neue Chef in der Nähe ist, wenn etwas schief läuft. Wäre es ein großes Problem, wenn sie (im Küchentrakt) Kaffee aufgesetzt hat und an ihren Schreibtisch zurückkehrt, dass der Chef dann manipulieren kann?
Ein Memo austauschen, welches offen auf dem Tisch liegt?
Wenn Dein Chef dir vorwirft, Du hättest diesen oder jenen Raum gestern nach Feierabend nicht abgeschlossen, obwohl es Deine Aufgabe war - wie sicher bist Du dir nach einigen Jahren Routine, dass Du deinem Chef widersprichst? Oder bist Du unsicher, ob dir das tatsächlich passiert ist?
Andersherum:
Demenz wäre für Dich sinnvoller?
Wären dann die dummen Sprüche des Abteilungsleiters nicht noch niederträchtiger?
Die Therapeutin hätte, vermutlich, Frau Ell an einen Neurologen weitergeleitet und nicht von "Machtspiele" gesprochen.
Klar hätte ich die "Diagnose" der Therapeutin hinschreiben können. Ich glaube aber, dass die Wirkung um so intensiver ist, wenn der Leser die Quintessenz selbst auflöst.
Abendliche Grüße aus Westfalen
Frank