Hallo Ciconia
“Es ist etwas faul im Staate Dänemark” hieß es bereits bei Shakespeare im Hamlet. Wenn “etwas faul ist” oder “faul riecht”, beziehen wir uns da immer auf schlechten Geruch? Oder handelt es sich bei diesen Ausdrücken nicht sinnbildlich um einen täuschenden Eindruck, wenn wir den Verdacht hegen, dass etwas in Wahrheit nicht so makelos ist wie es erscheint. Besonders dann, wenn uns andere Menschen bewusst täuschen wollen?
Ist da die von dir zitierte Zeile nur als banale, auf den Reim getrimmte, unangenehme Geruchsempfindung zu verstehen? Oder bezieht sie sich vielleicht doch indirekt auf das perfide Gedankengut einer Partei, deren (Ver)Führer mit biederen Gesichtern und Kleidung aufwarten und ihre wahre Gesinnung in wohlformuliertes Geschwafel wickeln, um die um das Land und Kultur besorgten Landsleute um Herz und Verstand bringen?
Warum sollte jemand, der im Ausland lebt, sich nicht für die Geschehnisse in seiner Heimat interessieren? Fährt der nicht wenigstens einmal im Jahr dorthin und hat Familie und Freunde? Und braucht es mehr als zwei Minuten im Internet, um zu erfahren wie “faul” es im Parteiprogramm der AfD wirklich stinkt?
Zitate:
Die AfD folgt einem konservativ und national geprägtem Familienbild: Der „Schrumpfung unserer angestammten Bevölkerung“ muss laut AfD mit einer „nationalen Bevölkerungspolitik“ entgegen gewirkt werden.
Ups! Klingt mir fast nach dem Volk ohne Raum.
Die Partei lehnt eine Ausweitung des Begriffs Familie über die „klassische Familie“ aus Mann, Frau und Kind ab.
Ohne Kommentar. Fehlt noch der Gang in die Dorfkirche.
Die AfD fordert eine Grenzschließung, um Deutschland vor „überwiegend beruflich unqualifizierten Asylbewerbern“ zu beschützen. Asylpolitik stellt sie hinter innenpolitische Themen: "Vorrang vor Zuwanderung haben familien- und bevölkerungspolitische Maßnahmen." Asyl behandelt die AfD nicht als Grundrecht, es wird dem Nutzen für den Staat untergeordnet nach dem Motto "ausschließlich qualifizierten Zuzug nach Bedarf". Flüchtlinge sollen in erster Linie Zuflucht außerhalb der EU-Grenzen (z.B. in ihren Heimatregionen) finden.
Liebe Ciconia, das alles ist schlichtweg zum Kotzen und mit jeder Auslegung von einem demokratischen Verständnis und Prinzipien wie Gleichheit der Rechte, Solidarität und Nächstenliebe (ob christlich, andersgläubig begründet oder eben atheistisch) und auch mit den fundamentalen Prinzipien europäischer Integration unvereinbar.
Und gerade weil ich selbst stets und seit mehr als 20 Jahren nur mit Hochachtung in einem fremden Land behandelt werde, empfinde ich den eindeutig ausländerfeindlich orientierten Diskurs der AfD schlichtweg als widerlich. Mit anderen Worten: der stinkt zum Himmel!
Das Gedicht entstand spontan in der Wahlnacht; eigentlich war ich ja froh, dass viele meiner Landsgenossen eben NICHT für AfD gewählt haben. So ist das Ding nicht mehr und nicht weniger: eine Satire auf ein aktuelles Ereignis der großen Politik. Das steht mir auch als 'Auswanderer' wohl zu und ist genauso bedacht und berechtigt wie deine inhaltliche Ablehnung, die dir frei steht und für die ich dir genauso dankbar bin wie für jede andere aufrichtige Antwort.
Natürlich sollte man bei einem satischen Versuch darauf vorbereitet sein, dass er nicht allen schon des Inhalts wegen gefällt. Das ist normal und gesund; kein Beinbruch. Das fehlte noch, zu erwarten, dass wir alle einer Meinung sind.
LG
Tula