Ralf Langer
Mitglied
Der Prozess
Der ehrenwerte Richter Aloisius Blomkolb schaute ein letztes Mal eindringlich auf den Angeklagten.
Er kniff das rechte Auge zusammen und wirkte mürrisch.
„ Angeklagter, sie haben das Recht noch etwas zusagen, bevor ich mich zur Urteilsverkündung zurück ziehe!“
Schweigen.
Nur dieser animalische Blick. Wenn etwas darin verborgen lag, dann war es Unverständnis.
Aber es gab ein Verbrechen und Aloisius hatte zu richten.
Gerade hatten sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung ihre Plädoyers gehalten.
Penitatem morbum.
Die Worte des Staatsanwaltes klangen Aloisius noch im Ohr.
Die Höchststrafe. Was auch sonst!
Wegen der schwere des Verbrechens in aller Öffentlichkeit. Vierteilung und Verbrennung.
Die Asche des Täters wäre hiernach in alle vier Winde zu verstreuen.
Es ginge nicht um Schuld es ginge um Sühne. Die Zurückgebliebenen des Opfers, einer Bäuerin mit Namens Peternell, hatten Recht auf Sühne.
Es ginge letztlich um den Seelenfrieden!
Es geht darum das jemand bezahlen müsse, für diese abscheuliche Tat. Der hinterhältige Stoß, hinab von der Seiser Klippe. Der Sturz in die Tiefe. Der zerschundene Leichnam von Felsen zerschmettert.
Sühne war das Gebot!
Aloisius Blomkolb nickte.
Er warf einen Blick auf den Strafverteidiger.
Kein Mord! Mindere Schuldfähigkeit. Wenn schon kein Freispruch, dann doch höchstens lebenslanges Gewahrsam.
Schuldig könne nur der gesprochen werden der schuldfähig sei.
Sein Mandant sei es nicht. Ganz und gar nicht.
Eine Tat nur aus dem Affekt, getrieben von Begierden. Außerdem noch so jung. So unerfahren.
Die ganze Schärfe des Gesetzes könne hier nicht zur Anwendung kommen.
Aloisius warf einen suchenden Blick durch den Gerichtssaal.
Viel hing von seinem Urteil ab. Seine Zukunft zu Allererst. Irgendwo, unerkannt unter den Zuschauern saß ein Administrat aus Wien.
Wenn alles gut ging, winkte bald ein Posten am kaiserlichen Gerichtshof.
Die Welt ist im Wandel, dachte er, und ich bin Mittendrin.
In Rotterdam schrieb ein gewisser Erasmus von der Freiheit der menschlichen Seele.
Ein Wittenberger Professsorius bezweifelte die Unfehlbarkeit der päpstlichen Konzilien.
Dann dieser neue Kontinent an den westlichen Enden der Welt.
Alles war kleiner geworden, rückte zusammen. Alles war mit allem in Verbindung.
Durch die Erfindung des Buchdrucks waren es schnelle Zeiten geworden.
In Windeseile brachen sich neue Ideen ihren Weg über den Kontinent.
„ Seltsame Zeiten sind das“, murmelte Aloisius.
Er gab dem Gerichtdiener ein Zeichen.
„ Bitte erheben sie sich. Das hohe Gericht zieht sich zur Urteilsverkündung zurück!“
Aloisius hatte sich umgedreht und war schon fast an der Tür zum Beratungsraum.
Er musste sich nicht umdrehen.
Er wusste der junge Ziehenbock lag auf seinem Stroh.
Der ehrenwerte Richter Aloisius Blomkolb schaute ein letztes Mal eindringlich auf den Angeklagten.
Er kniff das rechte Auge zusammen und wirkte mürrisch.
„ Angeklagter, sie haben das Recht noch etwas zusagen, bevor ich mich zur Urteilsverkündung zurück ziehe!“
Schweigen.
Nur dieser animalische Blick. Wenn etwas darin verborgen lag, dann war es Unverständnis.
Aber es gab ein Verbrechen und Aloisius hatte zu richten.
Gerade hatten sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung ihre Plädoyers gehalten.
Penitatem morbum.
Die Worte des Staatsanwaltes klangen Aloisius noch im Ohr.
Die Höchststrafe. Was auch sonst!
Wegen der schwere des Verbrechens in aller Öffentlichkeit. Vierteilung und Verbrennung.
Die Asche des Täters wäre hiernach in alle vier Winde zu verstreuen.
Es ginge nicht um Schuld es ginge um Sühne. Die Zurückgebliebenen des Opfers, einer Bäuerin mit Namens Peternell, hatten Recht auf Sühne.
Es ginge letztlich um den Seelenfrieden!
Es geht darum das jemand bezahlen müsse, für diese abscheuliche Tat. Der hinterhältige Stoß, hinab von der Seiser Klippe. Der Sturz in die Tiefe. Der zerschundene Leichnam von Felsen zerschmettert.
Sühne war das Gebot!
Aloisius Blomkolb nickte.
Er warf einen Blick auf den Strafverteidiger.
Kein Mord! Mindere Schuldfähigkeit. Wenn schon kein Freispruch, dann doch höchstens lebenslanges Gewahrsam.
Schuldig könne nur der gesprochen werden der schuldfähig sei.
Sein Mandant sei es nicht. Ganz und gar nicht.
Eine Tat nur aus dem Affekt, getrieben von Begierden. Außerdem noch so jung. So unerfahren.
Die ganze Schärfe des Gesetzes könne hier nicht zur Anwendung kommen.
Aloisius warf einen suchenden Blick durch den Gerichtssaal.
Viel hing von seinem Urteil ab. Seine Zukunft zu Allererst. Irgendwo, unerkannt unter den Zuschauern saß ein Administrat aus Wien.
Wenn alles gut ging, winkte bald ein Posten am kaiserlichen Gerichtshof.
Die Welt ist im Wandel, dachte er, und ich bin Mittendrin.
In Rotterdam schrieb ein gewisser Erasmus von der Freiheit der menschlichen Seele.
Ein Wittenberger Professsorius bezweifelte die Unfehlbarkeit der päpstlichen Konzilien.
Dann dieser neue Kontinent an den westlichen Enden der Welt.
Alles war kleiner geworden, rückte zusammen. Alles war mit allem in Verbindung.
Durch die Erfindung des Buchdrucks waren es schnelle Zeiten geworden.
In Windeseile brachen sich neue Ideen ihren Weg über den Kontinent.
„ Seltsame Zeiten sind das“, murmelte Aloisius.
Er gab dem Gerichtdiener ein Zeichen.
„ Bitte erheben sie sich. Das hohe Gericht zieht sich zur Urteilsverkündung zurück!“
Aloisius hatte sich umgedreht und war schon fast an der Tür zum Beratungsraum.
Er musste sich nicht umdrehen.
Er wusste der junge Ziehenbock lag auf seinem Stroh.