der tag bricht ein

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Venus

Mitglied
Liebe Ingrid,

ich bin doch immer froh, wenn du da bist!
Und ich versuch so gut als möglich zu verstehen ;), ich Bayer -

Nur, ich hatte an der ursprünglichen Fassung bis heute gar nichts verändert.
Heute,
ja heute hab ich's getan...

;)

Lieben Gruß
und erneut danke fürs Hirn!

Gabi
 
Dieses Werk ist mir nicht geheuer,

es beruht -kann man ruhig glauben- auf einer authentischen Idee oder einem Gefühl, dessen verbale Ausarbeitung aber leider sehr misslang.

[meine worte
bücken sich beim
betreten in deinen
zeitraum ("Zeitraum" oder "Zeit-Raum"?)
<hinein>?]

Ist, wie es dasteht, sprachlich simpel falsch: "die Worte bücken sich beim Betreten Deines Zeit-Raumes", oder "...sie bücken sich betreten, in Deinem Zeit-Raum" (falls Raum aus Zeit gemeint), oder "...sie bücken sich betreten eine zeitlang" || oder: Trifft das alles nicht, was Du sagen wolltest, dann sag es entsprechend völlig anders aber klar, denn (=Wittgenstein): "Was man sagen kann, kann man klar sagen, oder die unsinnige Ausageweise beweist, dass man eben Unsinn sagt".

[und während du deine
(leeren) das anschließende Fluten geht nur, falls "leer"
schleusen flutest
steht mir das wasser
bis zum
herz]

Hier wird "Enge" ausgedrückt: bücken, Wasser bis zum HerzEN, Ersticken, wenig Luft,.. || aber: Das Bild ist ziemlich blass, es gibt eindrucksvollere Bilder, suggestivere, die "einem den Hals abschnüren", außerdem = Sprache = "..steht mir das Wasser bis zum HerzEN", anderes ist nicht "dichterische Freiheit, sondern sprachfalsch, und solange ein Text Sprachfalschsein nicht nachvollziehbar und absichtlich als Stilmittel einsetzt, bleibt die Sache schlicht ein Fehler.

[salzig]

Das Wort steht hier als Begriff ( = es öffnet ein feature), aber dennoch unmotiviert, da aus dem bisherigen Textverlauf nicht genügend dazu hingeleitet || Da es an exponierter Stelle (=Schluss) steht, würde es sich zur Pointe oder zur Kulmination des Verständnisses eigenen (Paukenschlag-Prinzip), wenn es dabei nicht zu nichtssagend wäre. So, wie es dasteht, ist die Aussage nur: Das Wasser, von dem oben die Rede war, ist Salzwasser.
Sollten damit jetzt "Tränen" gemeint sein, ist das ein Fall von deutlich überstrapazierter Dramatik, da ist quasi dann der "Bogen" überspannt und dabei zerbrochen.

Grundfeatures des Textes: ??

-meine Worte wagen nur noch ängstlich zu dir zu schleichen
-und nur noch, wenn du es erlaubst ("Zeit gibst")
-aber du hörst mir nicht (mehr) zu
-und wenn du dann loslegst (zu reden?), ersäufst Du mich
-und was du sagst, erzeugt bei mir Tränen (NaCl-Wasser)

(grins) Rat an die ProtagonistIN:
Zuschlagen!, man kriegt im Leben nur geboten, was man zulässt, besser: Flächenbombardement, und danach ein wirksamer Exorzismus,
und dann einen Text darüber (nicht den oben verbessern) mit diesen neuen Voraussetzungen nochmal schreiben.
 

Montgelas

Mitglied
Re: Dieses Werk ist mir nicht geheuer,

"Wie das Wort, wie ein Satz, wie ein Brief, so ist auch das sprachliche Kunstwerk nicht in die Luft hinein und nicht für den Nachruhm, sondern im Hinblick auf einen konkreten Empfänger geschrieben. Dichtung bewegt sich in der Richtung auf ein Vernehmen" (Werner Krauss).

Offenbar waren sie lieber Waldemar nicht der "konkrete Empfänger". Kann ja auch gar nicht sein, denn sie können zuhören. Ihre Forderung nach einem neuen Gedicht erinnert mich an eine Story von E.E. Kisch . Titel : „Wo bleibt das Positive , Herr Kisch ?“ Aber dafür brauch es Zeit. Ich persönlich finde , Wittgenstein hin, Wittgenstein her, diesen Text enorm dicht. Es will kein „großes“ Gedicht sein. Das gerade macht seine Faszination aus. Es löst nichts und baut keine positiven Spannungen auf. Erschreckend intim - kann es den Leser fassungslos machen. Der Text wirkt nahezu hermetisch , paradoxerweise erzwingt er damit Auseinandersetzung.

Natürlich wünsche ich mir und uns allen, dass die/der Prot. sich in Zeilen spiegelt, die endlich den Aufstand proben, wagen und gewinnen. Die Autorin kann das, dessen bin ich sicher !

My Lord ,
haben Sie Nachsicht mit einem alten Dilettanten…
Ihr
Montgelas
 
I

inken

Gast
So ist es gut, liebe Gabi

Geändert, anders und doch echt "venusisch"...lächel...

Liebe Grüße Ingrid
 

Venus

Mitglied
es hat mich etwas gedauert...

...war ich Weib doch arg versponnen,
dort
im Weltlichen -

will sagen:
hatte Mordsunkraut, im Gewächshaus!


Es ist mir etwas vielerlei, im Moment, deshalb möcht ich gern zitieren:

"... nun bin ich schon ganz nahe (...) und wenn ich es nicht selber bin, das heißt, wenn ich mich nicht selber dazu machen kann, nämlich dazu erklären, und warum eigentlich nicht, mache ich etwas anderes dazu, irgend etwas, jeden Gegenstand, indem ich ihn dazu erkläre. Ich jedenfalls habe mir damit alle Autonomie verschafft, die es für mich geben kann, und frage mich, ob es nun überhaupt noch einen anderen Weg für mich gibt, als völlig autonomer Dichter mich selbst zum völlig autonomen Gedicht zu machen, und vor aller Augen als leuchtender Punkt in die Tiefe des Raums zu entschwinden..."
Zitat: E. Jandl

Danke, Waldemar!
Danke dir, Lutz!

recht ineinander mit sich selbst,
Gabi
 

Hannah Rieth

Mitglied
Liebe Venus,

tut mir leid, dass ich - mal wieder - so spät dran bin mit meiner Antwort. Hmmm... Also ehrlich gesagt, finde ich schon, dass der "gute alte Dativ" das Kraut fett macht. Und zwar sowohl in der ersten als auch in der zweiten Version. :-/ Nur meine Meinung, die keine weitere Verwirrung stiften soll.

Dass du das "betreten" durch den "eintritt" ersetzt hast, gefällt mir gut. Ein gelungenes Umgehen des bösen Genitivs. ;-)

Lieben Gruß, Hannah
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Venus,

gefällt mir, aber vielleicht kannste das Dativproblem mit einer anderen Wendung umgehen?

Vorschlag:

...flutest
brechen salzige Wasser
mir das (oder einfach: durchs) Herz


LG, Rhea
 

Venus

Mitglied
Herzlichen Dank,
Hannah und Reha!

Ich denke, ich muss dem Gedanken Ruhe gönnen.
Merke mehr und mehr, dass ich mich beim Überarbeiten von meinem eigenen Wunsch (etwas zu sagen) löse.

Ich habe mir gerne alle Kommentare und Hinweise auf den Rechner kopiert.
Für jede Meldung und jeden konstruktiven Vorschlag bin ich euch allen dankbar! Das ist Textarbeit wie ich sie mir wünsche -

Recht herzlich,
Gabi
 



 
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