Du stirbst durch das Leben

1,80 Stern(e) 6 Bewertungen
Du stirbst durch den Tag – abwärts geht es – und immer weiter abwärts – Fall in grenzenlose Tiefen – Schmerz der Welt – Weltschmerz – du stirbst – an jedem Tag stirbst du – in jeder Minute stirbst du – in jeder Sekunde – dein Leben ist Sterben – Fallen – immer nur wieder Fallen – wird es denn nie ein Ende geben – wirst du nie auf den Grund kommen – du stirbst durch das Leben – viele sind schon vor dir gestorben – aber das hilft dir nicht – dennoch sind sie deine Brüder und Schwestern – Qualen des Daseins – Daseinsqualen – das Leben schmerzt dich – doch du bleibst offen – du verschließt dich nicht mehr – versuchst dem permanenten Sterben nicht mehr zu entkommen – du schauest es nur an – mal noch voller Angst – mal in tobendem Hass – mal in grenzenloser Traurigkeit – mal bist du einfach erstarrt – jeden Tag stirbst du viele tausend Male – wer will es zählen – wird dir jemals Gerechtigkeit widerfahren – wirst du je dafür belohnt werden, was du ausgehalten hast – irgendeine Stimme in dir sagt immer noch ja – irgendwie ist Hoffnung geblieben – aber du klammerst dich nicht daran – und eigentlich weißt du auch, dass man dir nichts für dein Ausharren geben wird – du bin allein auf der Welt – ganz allein – im Grunde gibt es niemanden, der dich liebt – niemanden, der sich wirklich für dich interessiert – unendliche Einsamkeit – aber es gilt, ihr ins Gesicht zu sehen – vielleicht ist Wahrheit das höchste Gut – dennoch – immer wieder willst du dich festhalten – willst gegen dieses ständige Sterben protestieren – aber wo gibt eine Stelle, die Beschwerden über ein sterbendes Leben entgegennimmt – oder über ein lebendes Sterben – oder über ein lebendiges Sterben – du gehst durch eine Allee von Bäumen – der Wind rauscht – die Bäume rauschen – dies ist dein Weg – andere mögen ihn kreuzen – oder ein Stück weit mit dir zusammen gehen – dann bin du wieder allein – keiner hat genau den gleichen Weg wie du – wann hat dieses Sterben begonnen – bei der Geburt – oder schon vorher – oder erst in der Kindheit – wann ist dir endgültig der Boden unter den Füßen weggezogen worden – oder ist dies einfach die Grundsituation der menschlichen Existenz – die andere nur verleugnen – kann man diesem Sterben im Leben entfliehen, indem man wirklich stirbt – oder indem man sich tötet – seinen Körper – oder auch seine Seele – ist der Tod die Therapie für das Leben – kann man nur durch den Tod dem Sterben entgehen – Welt antworte – du fragst – oder Gott gib Antwort – wenn es dich gibt – du bin schon wieder weiter gefallen – der Fallwind saust dir durch die Ohren – wie kann ein einziger Mensch so viel Traurigkeit fühlen – es würde für die ganze Menschheit reichen – adieu – du fällst weiter – auf Wiedersehen – du stirbst weiter – adios – es zieht dich nach unten – immer weiter - sterbwärts
 
A

aligaga

Gast
Autoren, die ihre Leser mit "du" ansprechen, suggerieren Omnipotenz und Allwissen. Ein "auktoriales Ich", sozusagen.

Das funktioniert (wenn überhaupt) nur dort, wo man sich auf allersimpelste Gemeinplätze einlässt: "Der Ball ist rund! Eine Stunde dauert 60 Minuten! Das Leben endet stets tödlich!".

Wer aber, so wie hier, die Strukturlosigkeit eines Dasein, die sich daraus ergebenden Minderwertigkeitskomplexe und die Vereinsamung, den darob gefühlten Weltschmerz und die daraus wachsende Paranoia als allgmeingültig verkaufen möchte, ist schwer auf dem Holzweg. Was für ein tod-lanweiliges Lamento doch!

Nichts gegen seelische Geisterfahrer, die grundsätzlich an der verkehrten Stelle in die Gesellschaft einbiegen und gegen den Strom zu schwimmen versuchen - das kann abenteuerlich werden und mitunter sowohl für den Fahrer als auch die anderen Verkehrsteilnehmer noch gut ausgehen.

Gefährlich wird's aber auf jeden Fall, wenn, so wie hier, der Geisterfahrer glaubt, der einzige zu sein, der auf der richtigen Seite führe, und alle anderen falsch lägen.

Dann kommt der böhse Kritiker und sagt, dass solche Sichten krankhaft seien; dass sie, falls sie zu Papier gebracht würden, keine literarische Kunstwerke wären, sondern reiner Magerquark - aus literarischer Sicht schlichte Ordnungswidrigkeiten, die bußgeldbewehrt sind und, falls damit keine Abhilfe zu erzielen wäre, den Schriftführerscheinentzug zur Folge hätten.

TTip: Den eigenen Weltschmerz und die eigenen Vanitas-Gefühle nicht anderen aufhalsen und sie zu "Komplizen" machen wollen. Da haben die, die durchaus zufrieden mit ihrem Dasein und ihren Horizonten sind, entschieden etwas dagegen. Sie werden von solchem Gestürm nicht unterhalten, sondern angeödet.

Besser wäre es, nach den Ursachen zu forschen, die zu der so bereitwillig hergezeigten Depression geführt haben.

@Ali empfiehlt eine gründliche Fehlersuche bei sich selbst, statt den Rest der Welt in Sippenhaft zu nehmen. Oft wird man schon nach wenigen Sekunden fündig, wenn man ehrlich in die dunklen Ecken in sich guckt und, auch wenn's schwer fällt, mit der Taschenlampe hinleuchtet. Da gäbe es gewiss allerhand wirklich Interessantes zu sehen - und zu schreiben!

Heiter immer weiter

aligaga
 
Hallo aligaga,

du meinst, man solle andere nicht mit seinen Depressionen behelligen oder langweilen. Also, erstens teile ich deine Auffassung nicht, ich denke „Weltschmerz“ gehört durchaus zur Literatur; aber zweitens drücke ich hier nicht meine eigne Befindlichkeit aus, sondern ich versuche, ein allgemeines, existentielles Lebensgefühl zu beschreiben. Auch deswegen habe ich das „du“ und nicht das „ich“ gewählt, damit man den Text nicht allzu schnell als autobiographisch missversteht und abtut. (Natürlich habe ich – wie wohl jeder andere – auch schon dunkle Momente erlebt, aber es ging mir hier nicht um meine eigenen Stimmungen.)
Übrigens könnte ein überstrenger Kritiker, dem fast jeder andere Text missfällt, auch einmal darüber nachdenken, was das mit ihm zu tun hat und über ihn aussagt. Es verweist auch nicht gerade auf ein sonniges Gemüt.
Aber in jedem Fall Dank, dass du meinen Text so genau gelesen und interpretiert hast.

Immer heiter
Stefan
 
A

aligaga

Gast
Die Schmähung des Kritikers hilft nie weiter, wenn Texte missglückt sind wie dieser, @Sternau - das solltest du dir merken. Das monotone Weltschmerz-Gejammer wird dadurch kein bisschen interessanter und schon gar nicht zu Literatur. Es gibt daran leider nichts zu "interpretieren".

Wenn du die ausführliche Kritik genauer läsest, stelltest du fest, das von DIR zu keiner Sekunde die Rede war - wohl aber von der Unart, andere mit einem plumpen "du" in Beugehaft zu nehmen.

Daher nochmal der TTip: Mut zum lührischen Ich! Finger weg von der Gebetsmühlenkurbel und hin zum literarischen Text!

Heiter, sehr heiter

aligaga
 

Eremit

Mitglied
Aligaga ist kein Dummkopf. Er weiß genau, dass er eine Geschichte zerstört, anstatt konstruktive Kritik zu geben. Vermutlich holt er sich einen Heidenspaß daraus, die Verletzlichkeit von kreativ tätigen Menschen auszunutzen, um sich so richtig zu profilieren.
Ich würde ihm ja den Gang zum Therapeuten empfehlen, aber vermutlich ist es billiger sich hier im Forum auszutoben.

Mein Statement (und zwar das letzte in diesem Forum):
Don´t feed the troll.

Der Text ist übrigens gut und mutig. Weltschmerz war und ist immer eines der wichtigsten Themen der Literatur.

So long,

Eremit.
 
A

aligaga

Gast
O je - noch einer, der nicht mit Kritik umgehen kann und sofort die fauligen Zähne fletscht, wenn Mängel offenkundig werden!

Wer auf ein leeres Blatt weint, füllt es nicht mit Literatur, sondern macht es nur nass. Es kommt danach nicht in die Bibliothek, sondern - zusammengekrumpelt - in den Papierkorb zu den Millionen anderer, gleichsam benutzter Taschentücher.

Wer ein Literaturforum mit einer Selbsterfahrungsgruppe verwechselt, ist auf dem Holzweg. Hier geht's um Texte, die zur Kritik gestellt werden, nicht um persönliche Seelenwäsche.

TTip: Nicht lamentieren und pöbeln, sondern Prosatexte einstellen, die Substanz haben!

Amüsiert

aligaga
 
Hallo aligaga,

ich weiß, du bist ein Meister des Ping-Pong-Schlagabtausches und kannst das beliebig lange fortsetzen. Aber ich habe dazu keine Zeit und keine Lust, zumal es dabei auch nur vordergründig um den Text geht, in Wahrheit aber um ein Machtspiel.
Vielleicht können wir uns doch einfach darauf einigen, dass wir uns nicht einig sind – und es damit bewenden lassen.
Die Quantenphysik beschreibt die Wirklichkeit als ein statistisches System, in dem sich nur noch Wahrscheinlichkeitsaussagen aufstellen lassen. Wie schön, dass es dennoch einige wenige Gewissheiten gibt. Eine dieser Gewissheiten ist für mich: Wenn ich bis zum Untergang des Universums – in vielleicht zwölf Milliarden Jahren – Texte schreiben würde, es wäre bestimmt kein Text dabei, der dir gefallen würde. Aber ich kann gut damit leben.

I’m so glad
Stefan
 
Hallo Eremit,

du sprichst offen und mutig aus, was vermutlich manche denken, aber nicht zu schreiben wagen.
Ich hoffe, dein Statement ist nicht so zu verstehen, dass du die LL ganz verlässt. Das fände ich schade, wir können aufrichtige Menschen hier gut gebrauchen. Da ich selbst über ein halbes Jahr nicht mehr bei der LL war, habe ich noch nichts von dir gelesen, will das jetzt aber nachholen.

So long
Stefan
 
A

aligaga

Gast
Du hast einen klappernden Text veröffentlicht, @Sternau, in dem behauptet wird, wir alle lebten gar nicht, sondern stürben sinnlos vor uns hin.

Wie gut doch, dass die Betreiber der "Leselupe" das sintemal anders sahen, kurz vor ihrem Hinscheiden dieses Forum erschaffen konnten und @ali im letzten Moment erklären durfte, warum aus zusammenhanglosem Gejammer wie diesem da keine Literatur wachsen kann.

Er nützt jetzt nichts, @ali deswegen schlecht zu machen - damit wird aus Magerquark niemals Butter. TTip: Statt nur Behauptungen aufzustellen, solltest du der Wirklichkeit mutig ins Auge blicken und versuchen, sie kundig darzustellen.

"Dann könnt's sein, dass Literatur wird", sagt die Muse und geht mit @ali ins Freibad.

Quietschvergnügt

aligaga
 
Hallo aligaga,

eigentlich wollte ich ja unseren Disput – von meiner Seite – beenden, aber da mir eine sensationelle Erkenntnis gekommen ist, will ich mich hier noch einmal zu Wort melden.

Ich dachte darüber nach: Kann es wirklich sein, dass ein Kritiker fast jeden Text jedes anderen Autors runtermacht, ihn als fehlerhaft, langweilig, unliterarisch oder gar amoralisch aburteilt?!
Nein, sagte ich mir, da muss etwas anderes dahinterstecken, und da fand ich es heraus: aliga, du bist ein Komiker, du meinst deine Kritiken gar nicht ernst, sie sind Persiflagen, du ironisierst damit den Typ des Überkritikers, du schlüpfst nur in die Rolle des „bösen Runterschreibers“, wie in ein Clownskostüm. Daher bist du auch ständig so heiter, sogar quietschvergnügt, wie du ja gerne betonst.
Du hast wirklich einen köstlichen Humor, aligaga, selten so gelacht.

Also liebe Autoren und Autorinnen, wenn aligaga mal wieder einen Text von euch verreißt, ihn in Grund und Boden kritisiert, macht euch nichts draus. aligaga meint das nicht so, er meint es nicht ernst, er will nur spielen, er will nur lachen. Also nehmt sein Spielangebot an, lacht mit ihm. Sonst macht ihr aus einem super-heiteren Kritiker einen traurigen Clown.

Sorry aligaga, dass ich dich enttarnt habe, aber irgendwann muss die Wahrheit eben ans Licht. Ich freue mich schon auf deine nächste Scherz-Kritik, du Bruder Lustig.

Himmelhoch jauchzend
Stefan
 
A

aligaga

Gast
O je, @Sternau - du hast offenbar immer noch nicht begriffen, dass die LeLu ein Literaturforum und kein Ball der einsamen Herzen ist. Hier kriegst du Kritiken für eigestellte Texte, wenn du Glück hast; meistens kommt aber nichts.

Wenn du substantielle Kritik nicht aushältst, bist du hier fehl am Platze. Kritiker zu schelten oder gegen sie zu hetzen ist lächerlich - sie sind so anonym wie du unterwegs und nehmen Geschwafel wie das deine da nicht ernst.

Statt dich sinnlos an @ali zu reiben, solltest du seinen TTIps folgen und an deinen Texten arbeiten - die haben's, wie zu zeigen war, dringend nötig.

Sei tapfer, lies viel und üb fleißig - vielleicht wird's ja noch?

Heiter, sehr sehr heiter

aligaga
 

revilo

Mitglied
AU WEIA.... ein weinerlicher Blabla-Text.... vollgestopft mit Binsenweisheiten und Poesiealbum - Sprüchen.... quälend zu lesen .. ständige Wiederholungen ... absolut kein Wortwitz ..Zeigefingerinhalt ...
Tut mir leid, aber das ist wirklich gar nix ...
 
Du stirbst durch den Tag – abwärts geht es – und immer weiter abwärts – Fall in grenzenlose Tiefen – Schmerz der Welt – Weltschmerz – du stirbst – an jedem Tag stirbst du – in jeder Minute stirbst du – in jeder Sekunde – dein Leben ist Sterben – Fallen – immer nur wieder Fallen – wird es denn nie ein Ende geben – wirst du nie auf den Grund kommen – du stirbst durch das Leben – viele sind schon vor dir gestorben – aber das hilft dir nicht – dennoch sind sie deine Brüder und Schwestern – Qualen des Daseins – Daseinsqualen – das Leben schmerzt dich – doch du bleibst offen – du verschließt dich nicht mehr – versuchst dem permanenten Sterben nicht mehr zu entkommen – du schauest es nur an – mal noch voller Angst – mal in tobendem Hass – mal in grenzenloser Traurigkeit – mal bist du einfach erstarrt – jeden Tag stirbst du viele tausend Male – wer will es zählen – wird dir jemals Gerechtigkeit widerfahren – wirst du je dafür belohnt werden, was du ausgehalten hast – irgendeine Stimme in dir sagt immer noch ja – irgendwie ist Hoffnung geblieben – aber du klammerst dich nicht daran – und eigentlich weißt du auch, dass man dir nichts für dein Ausharren geben wird – du bist allein auf der Welt – ganz allein – im Grunde gibt es niemanden, der dich liebt – niemanden, der sich wirklich für dich interessiert – unendliche Einsamkeit – aber es gilt, ihr ins Gesicht zu sehen – vielleicht ist Wahrheit das höchste Gut – dennoch – immer wieder willst du dich festhalten – willst gegen dieses ständige Sterben protestieren – aber wo gibt eine Stelle, die Beschwerden über ein sterbendes Leben entgegennimmt – oder über ein lebendes Sterben – oder über ein lebendiges Sterben – du gehst durch eine Allee von Bäumen – der Wind rauscht – die Bäume rauschen – dies ist dein Weg – andere mögen ihn kreuzen – oder ein Stück weit mit dir zusammen gehen – dann bin du wieder allein – keiner hat genau den gleichen Weg wie du – wann hat dieses Sterben begonnen – bei der Geburt – oder schon vorher – oder erst in der Kindheit – wann ist dir endgültig der Boden unter den Füßen weggezogen worden – oder ist dies einfach die Grundsituation der menschlichen Existenz – die andere nur verleugnen – kann man diesem Sterben im Leben entfliehen, indem man wirklich stirbt – oder indem man sich tötet – seinen Körper – oder auch seine Seele – ist der Tod die Therapie für das Leben – kann man nur durch den Tod dem Sterben entgehen – Welt antworte – du fragst – oder Gott gib Antwort – wenn es dich gibt – du bist schon wieder weiter gefallen – der Fallwind saust dir durch die Ohren – wie kann ein einziger Mensch so viel Traurigkeit fühlen – es würde für die ganze Menschheit reichen – adieu – du fällst weiter – auf Wiedersehen – du stirbst weiter – adios – es zieht dich nach unten – immer weiter - sterbwärts
 
Stellungnahme zur Abwertung meines Textes

Hallo,

durch anonyme Abwertungen erhielt mein Text einen roten Bewertungsstrich. Den kannte ich vorher gar nicht, ich musste erst einmal nachfragen, was er bedeutet, nämlich eine äußerst schlechte Bewertung.
Nun gut, wie man so schön sagt, „das tangiert mich nur peripher.“
Natürlich freue auch ich mich, wenn ich Zustimmung zu meinen Texten erhalte, sachliche Kritik überdenke ich, polemische Kritik ignoriere ich normalerweise.
Aber für mich ist das Wichtigste, dass ich selbst mit meinem Text zufrieden bin; so verstehe ich auch Autorenschaft, man sollte nach seinem eigenen Maßstab schreiben und nicht danach, was vielleicht gut ankommt. Und ich bin mit diesem Text weiterhin zufrieden.
Dennoch würde ich mir bei manchen Lesern bzw. Kritikern der LL mehr Toleranz wünschen gegenüber Texten, die nicht zum Mainstream passen. So dass ein ambitionierter, progressiver Text nicht automatisch abgelehnt und runterbewertet wird, nur weil er ungewohnte literarische Konzepte beinhaltet, die man nicht kennt oder nicht versteht.
Damit nicht der falsche Eindruck entsteht, ich würde der anonymen Negativ-Bewertung meines Textes „Du stirbst durch das Leben“ zustimmen, möchte ich beschreiben, wie ich meinen Text sehe und begründe, also eine Gegenposition zu der Ablehnung formulieren, als letzes Statement von mir zu dieser Diskussion. Allerdings muss ich ziemlich weit ausholen, um die vielschichtigen Hintergründe des Textes zu erklären. Aber vielleicht gewinnt er dadurch ja mehr Akzeptanz.

Viele Grüße Stefan



STELLUNGNAHME

„Du stirbst durch das Leben“ behandelt die existentielle Grundsituation des Menschen, „la condition humaine” (Malraux), aus der Sicht des Existentialismus, der Existenzphilosophie. Der Text versteht es, die Basisaussagen des Existentialismus mit wenigen Worten zu verdeutlichen: die „Geworfenheit des Menschen“ in das Dasein (Heidegger), die existentielle Einsamkeit des Menschen in der Welt (Sartre), die Absurdität des menschlichen Lebens, die sich nicht überwinden, aber in Paradoxien auflösen lässt: revoltieren und zugleich akzeptieren (Camus).

Man kann „Du stirbst durch das Leben“ aber auch verstehen als Beschreibung einer existentiellen, ggf. traumatischen bzw. posttraumatischen Selbsterfahrung, wie sie in regressiven oder kathartischen Therapien (wie z. B. Primal Therapy oder Rebirthing), in der Meditation (Meister Eckhart: „die dunkle Nacht der Seele“) oder unter psychedelischen Drogen (Grof: „perinatale Matrizen“) möglich ist. In solchen emotionalen Erfahrungen offenbart sich der „Schatten“ (C. G. Jung), die sonst verdrängte, abgewehrte, unbewusste Tiefenschicht einer Person.

Der Text spielt raffiniert mit der Idee einer Parallelität zwischen physischem und psychischem Sterben bzw. Tod. Beim physischen Sterben wird – je nach Interpretation – die gesamte Existenz beendet, oder die Seele existiert weiter, auf einer höheren Ebene, bzw. wird man körperlich wiedergeboren, in ein neues, vielleicht besseres Leben: Reinkarnation.
Entsprechend kann das „psychischen Sterben“ – destruktiv – zum Untergang des Ichs führen kann, aber auch – konstruktiv – zu einer Überwindung alter, beengender Ich-Strukturen zugunsten eines freieren Selbst mit mehr Optionen, mehr Freiheitsgraden (Goethe: „Stirb und werde!“)

Formal ist der Text innovativ gestaltet: Es handelt es sich um Prosa, die aber durch die Aneinanderreihung von Wörtern und kurzen Sätzen, verbunden jeweils durch einen Bindestrich, einen lyrischen Charakter bekommt, sich fast wie ein Gedicht liest.

Durch die ungewöhnliche Du-Form, wird der Leser/die Leserin unmittelbar in den Text hineingezogen, wird quasi selbst zum Protagonisten der Handlung, was allerdings auch Abwehrreaktionen hervorrufen kann (dazu später).

Der Text beinhaltet eine originelle Mischung aus einzelnen, aussagekräftigen, teils archetypischen Wörtern und kurzen Sätzen, was das unmittelbare Erleben, jenseits komplexer Sprachstrukturen, widerspiegelt.
Vielfach ist ein solches existentielles Erleben sogar non-verbal, nämlich prä-verbal oder trans-verbal (zur Differenzierung verweise ich auf Ken Wilber) – aber Nichtsprachliches lässt sich nun einmal sprachlich nur ansatzweise wiedergeben. Natürlich könnte man hier Wittgenstein nennen, „wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“, aber dann wäre die ganze vor-rationale bzw. trans-rationale Erfahrungswelt der sprachlichen Darstellung entzogen.

Ein literarischer Kunstgriff bei dem Text ist die Verwendung des Striches zwischen den Wörtern bzw. Sätzen. Er verbindet einerseits (Bindestrich) und trennt andererseits (Trennungsstrich); damit symbolisiert er die existentielle Grundparadoxie des menschlichen Lebens, den Konflikt zwischen Bindung und Trennung, zwischen Ich und Wir, zwischen Selbstständigkeit und Einordnung, zwischen Individualismus und Kollektivismus, zwischen Freiheit und Geborgenheit.

Dieses „binde und löse“ ist eine uralte kulturelle Erfahrung und Tradition des Menschen, sie wurde z. B. schon in der Bibel thematisiert, später, in modifizierter Bedeutung, in der mittelalterlichen Alchemie beschworen. Dabei ging es bereits den Alchemisten nicht nur um eine Transmutation der Materie, sondern sie verstanden die bereits als Parallele zu einer Transmutation der Psyche, wobei der der Mensch sein altes Ich auflöst, um sich in einer Auferstehung zu einem neuen, höheren, reiferen Ich zu synthetisieren - ähnlich der bekannte „Phönix aus der Asche“ in der hellenistischen Mythologie.

Natürlich kann ein Text einem Leser gefallen oder nicht. Aber die Heftigkeit der Ablehnung des Textes, die sich in dem roten Bewertungsstrich zeigt, verweist m.E. auf eine irrationale Abwehr.

Existenzielle Gefühle über Sterben, Einsamkeit oder Verlorenheit sind in unserer heutigen Zeit nicht „in“, sie rufen Angst und Abwehrreaktionen hervor.
Heute dominiert die Oberflächlichkeit, das Positivdenken, das Bedürfnis nach Kontrolle, das sich selbst als erfolgreich und schön Darstellen, wie es sich in der Selfie(un)kultur beispielhaft zeigt. Die Konfrontation mit existenziellen Abgründen des menschlichen Daseins wird dabei vermieden, nur der schöne Schein zählt, nicht das Sein.
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo Stefan!

Deine ausführliche Stellungnahme zeigt mir, wie wichtig du deinen Text nimmst und wie ernst es dir mit dem Thema Leben/Sterben ist.

Nicht, dass ich die Gedanken über das Alleinsein in der Welt und über die Unausweichlichkeit des Todes, die in deinem Text zum Ausdruck kommen, nicht nachvollziehen könnte, aber die Form, die du gewählt hast, finde ich wenig geeignet.

Vielleicht wäre eine bessere Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern, eine wirkliche Geschichte, die vom Sterben eines Menschen erzählt, oder Gedanken in Form eines Gedichtes oder eines symbolischen Dialogs zwischen Personifikationen von Leben und Tod ...

Lass dich von den negativen Bewertungen nicht entmutigen, Stefan.
Das Thema liegt dir offensichtlich am Herzen, (wie eigentlich jedem von uns) und sicher wirst du eine literarische Form finden, die uns als Leser mitdenken und mitfühlen lässt.

Gruß, Hyazinthe
 

revilo

Mitglied
schon erstaunlich, das Selbstlob hier noch protegiert wird......
Achtung! Regie ! SOFORT AUSBLENDEN! DAS IST NÄMLICH NICHT NETT!
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Stefan Sternau,

erkläre niemals Deinen eigenen Text. Niemals. Dass Du das tust, wertet ihn total ab. Entweder der Leser kommt klar oder nicht, aber der Autor halte sich da bitte raus. Denn er hat ja gesagt was er wollte: durch den Text.

Mir gefällt der Text nicht, aber das ist jetzt eine Meinung, die ich direkt nach dem Lesen hatte, ohne Deine Stellungnahme zu lesen. Danach gefällt er mir aber nicht besser.

LG
DS
 

revilo

Mitglied
Peinliches Eigenlob von Autoren sollte grundsätzlich von Redakteuren unterbunden werden....eine deart beschämende Selbstbeweihräucherung habe in der LL noch nie gelesen....
 
Hallo Stefan Sternau,

ich hab jetzt nur den Text gelesen und nicht die Stellungnahme - aber Doc Schneider hat recht, Texte sollte man nicht erklären. Ich finde den Text nicht schlecht, was mich persönlich aber erheblich stört, sind die vielen Gedankenstriche. Ich glaube, anders formatiert würde er auch anders wirken.

LG SilberneDelfine
 



 
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