Hey wirena!
JB hat ja auf den Wikipedia-Artikel verwiesen, der sehr Vieles beim Versfuß erklärt und auch eine Erklärung des Wortfußes zumindest kurz anreißt. Allerdings finde ich für unsere deutschsprachige Betrachtungsweise den Wikipedia-Artikel nicht so angemessen, weil er versucht (kein Vorwurf deswegen!), den Begriff Versfuß möglichst allgemein zu erklären, d. h. auch mit Blick auf altgriechische bzw. lateinische quantitierende Metriken.
Und im Hinblick auf den Wortfuß erklärt der Artikel ja nicht viel, bezieht sich aber ausdrücklich auf Kloppstock, der den Begriff Wortfuß eingeführt hat, allerdings in einer komplexeren Bedeutung als ich das in meinem Erklärtext mache... der alte Genius (bin großer Kloppstock-Fan) wird es mir nachsehen, dass ich aus Gründen der Vereinfachung den Begriff Wortfuß in einer etwas abweichenderen und viel simpleren Bedeutung gebrauche.
Also daher nochmal mein Senf zu Deinen Fragen:
1) Was ist "Metrum"?
Das Metrum ist eine übergeordnete Kategorie für den "Pulsschlag" eines Gedichts. Der Begriff Metrum wird auch in der Analyse deutschsprachiger Lyrik, z. B. in der Schule sehr viel angewendet. Ich habe aber in meinem Kapitel sehr bewusst von Versfußlehre und nicht von Metrumlehre gesprochen, weil der Begriff Metrum eigentlich bei den quantitierenden Lyriken mehr Sinn ergibt, als bei der deutschsprachigen Lyrik. Er wird bei den Lyriktheoretiker*innen deutscher Zunge häufig synonym für Versfuß benutzt, aber eigentlich ist ein Metrum eine Abfolge von einem oder meheren Versfüßen in quantitierender gebundener Sprache (eben bei den antiken Dichtern). So bestand ein jambisches, trochäisches oder anapästisches Metrum bei den alten Römern oder Griechen aus zwei Versfüßen, ein daktylisches oder spondeisches Metrum aus einem Versfuß. Das hängt damit zusammen, wieviele Versfüße das antike Ohr hören musste, bis es begriffen hat, aha, ein Jambus (2 Versfüße) oder aha, ein Daktylus (da reicht schon einer). Wir können das heute als nicht Muttersprachler nicht mehr ganz so intuitiv nachvollziehen... alles etwas verwirrend.
Daher würde ich den Begriff Metrum eigentlich fast eher vermeiden, um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen. Aber wenn Du für den Begriff erstmal eine Bedeutung benötigst, könnte man mit "übergeordnete Gliederung des Silbenklangs" übersetzten oder von mir aus, halt doch gleichbedeutend mit Versfuß verwenden (und aufpassen, dass das kein Altphilologe spitz kriegt).
2) Was ist ein "Vers"?
Der Begriff taucht in zwei Bedeutungen auf: Entweder ist mit "Vers" ein ganzes Gedicht gemeint oder eine Zeile eines Gedichts. Ich benutze i. d. R. die zweite Bedeutung. Wenn ich also schreibe: Am Ende eines Verses haben wir im Beispiel "blablaba" eine unbetonte Silbe, dann meine ich das Ende der Zeile.
3) Was ist ein "Versfuß"?
Ein Versfuß ist (in deutschsprachiger, metrisch gebundener Sprache) eine immer wiederkehrende Abfolge von unbetonten oder betonten Silben. Z. B. eben Xx = trochäischer Versfuß, der beispielsweise in einer Zeile dreimal hintereinander auftritt Xx Xx Xx oder vielleicht auch viermal Xx Xx Xx Xx oder ggf. auch mal mit einem katalektischen Abschluss Xx Xx Xx X usw.
Dabei muss sich ein Versfuß nicht an Wortgrenzen halten, Versfuß also NICHT gleich Wort, wie Du oben geschrieben hast.
Aber frag ruhig nochmal konkret zu den einzelnen Punkten nach...
... auch der ein oder andere Deutschlehrer kommt hier, wenn man so richtig ins Detail geht, unterstelle ich mal, etwas ins Schwimmen (diese These ist aber vor allem Ausdruck meiner geringen Meinung mancher weniger (also NICHT der Mehrzahl!) Exemplare der Lehrerspezies und weniger ein Anhaltspunkt dafür, dass das Thema Versfußlehre soooo kompliziert ist... ein bisschen komplex ist es schon... aber es ist keine Quantenphysik.
).
LG!
S.