Karl Edward Wagner: Sohn der Nacht
Hallo Ramona,
danke fürs Vorbeischauen! Was ist schon wirklich Ernst? Selbstgespräche helfen manchmal, Sinnloses hörbar zu machen.
Danke auch an Enza für ihre fundierte Kritiki, hoffe es besser zu machen!
Auf Empfehlung von Michael Schmidt besorgte ich mir also ein Kane-Buch von Karl Edward Wagner.
Da über ebay grad nicht die chronologisch früheren Geschichten erreichbar waren, wurde es Der Sohn der Nacht, ein dünnes Buch mit drei Erzählungen über Kane, dem Mann mit den Mörderaugen.
Während mir Kurzgeschichten im SF-Bereich geläufiger sind, kommen mir Fantasy Kurzgeschichten gar nicht unter die Augen, meist eher das Gegenteil, Endlosserien.
Daher etwas ungewohnt für mich.
Die erste Erzählung: Ein Spiegelbild für den Winter meiner Seele, sieht Kane in eine Werwolfsgeschichte verstrickt, die eine gesamte Burgbesatzung verschlingt. Kane, einsamer noch als der einsamste Wolf, überlebt als Einziger.
Bis zur Mitte scheint die Handlung gewöhnlich, doch mit dem Tod selbst der liebenden Frau, in kühlen Tönen erzählt, wird die Geschichte ungewöhnlich und melancholisch. Kane ist Held, dem man aber nie zu nahe kommt, sein Sieg, das Überleben, stand nie in Frage, fast langweilt ihn das Ganze.
Mit dieser Story im Herzen ging ich zu: Lynortis Vergeltung.
Die zerstörte Stadt Lynortis birgt die Kriegskrüppel zweier Armeen, die in ihrem letzten Kampf gegen den einstmaliger Zerstörer der Stadt einen endgültigen Frieden suchen. Kane geht wieder als Sieger hervor, doch diesmal mit dem Mädchen, das zynischer Weise keine Liebe für ihn empfindet, ja der er nicht mal sonderlich etwas abgewinnen kann.
Kane wird hier allerdings in einer großen Weise beschrieben. Der Mörder bringt den Frieden nach Lynortis, einst als Verräter den Krieg beendend und nun als Zieher des letzten Schlussstriches. Ähnlich dem verfluchten Kampf der Griechen um Troja und mit den Mitteln des Vietnamkrieges lodert hier die Frage nach dem Gewicht eines Lebens auf. Der Frieden kostet Leben, wer glaubt, der Krieg würde mehr kosten?
Eine faszinierende Erzählung.
Im Stil einer Schauermär kommt: Sing noch einmal von Valdese.
Die geschichtenerzählenden Gäste einer Taverne werden von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt und bestraft. Kane ist hier Beobachter und Werkzeug der Vollstreckung, wieder in kalter Unnahberkeit beschrieben. Eine gruselige Geschichte, kurz aber atmosphärisch dicht.
Eine lesenswete Saga, ich bin gleich wieder zu ebay rein, den Rest zu erstehen.