Hoffen

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poetix

Mitglied
Hoffen


Die Welt ist wüst und leer,
ein offnes, trocknes Meer.
Inmitten jenes Raumes,
wo kalte Träume schweben,
als Frucht des toten Baumes,
entsteht das Menschenleben.

Dort welkt der Mensch dahin
und sucht nach einem Sinn,
er fällt und sinkt, vergeht,
ein Blatt im Wind, verweht.

Die Zeit lässt vieles offen;
so können wir auch hoffen:
auf mildes Sonnenlicht,
es hilft - nur jetzt noch nicht.
 

molly

Mitglied
:) Gern gelesen!
Hoffen ist gut, hält nicht an der Vergangenheit fest, schaut nach vorne.

Liebe Grüße
molly
 
O

orlando

Gast
Hallo Christoph,
wäre dein Gedicht bei einfallsreicherer Reimgestaltung nicht viel eleganter?

Die Welt ist wüst und leer.
Inmitten jenes Raumes,
wo kalte Träume schweben -
ein offnes, trocknes Meer.

Als Frucht des toten Baumes,
entsteht das Menschenleben.

...
LG, orlando
 

poetix

Mitglied
Hoffen


Die Welt ist wüst und leer.
Inmitten jenes Raumes,
wo kalte Träume schweben -
ein offnes, trocknes Meer.

Als Frucht des toten Baumes,
entsteht das Menschenleben.

Dort welkt der Mensch dahin
und sucht nach einem Sinn,
er fällt und sinkt, vergeht,
ein Blatt im Wind, verweht.

Die Zeit lässt vieles offen;
so können wir auch hoffen:
auf mildes Sonnenlicht,
es hilft - nur jetzt noch nicht.
 

poetix

Mitglied
Hallo molly,
danke für deinen netten Kommentar und die Bewertung. Es freut mich, dass es dir gefallen hat.
poetix
 

poetix

Mitglied
Hallo orlando,
danke für die nützlichen Vorschläge. Die von dir vorgeschlagene Reimfolge ist mutig. Ich werde mich mal trauen, sie zu übernehmen.
Viele Grüße
Christoph
 

molly

Mitglied
:) Hallo poetix,
jetzt klingt Dein Gedicht noch schöner,
gut, dass Du es gewagt hast. Mir gefiel es vorher schon sehr.
Liebe Grüße
molly
 

poetix

Mitglied
Hallo molly,
vielen Dank für deine Nachricht. Das freut mich, dass orlandos Vorschlag tatsächlich eine Verbesserung ist. Das ist das Tolle bei der Leselupe, dass einem geholfen wird. Jetzt bin ich richtig fröhlich.
Viele liebe Grüße
poetix
 

ENachtigall

Mitglied
Als Frucht des toten Baumes,
entsteht das Menschenleben.
Hallo poetix,

das Bild verstehe ich nicht.

Ein toter Baum trägt keine Früchte. Es wachsen zwar Pilze und Moose am Totholz, aber dass daraus Menschenleben entstehen, gibt es höchstens in Sci-Fi.

Die letzte Zeile hingegen finde ich fantastisch. Ich hoffe, sie ist von Dir ;-)

es hilft - nur jetzt noch nicht.
LG

Elke
 

poetix

Mitglied
Hallo Elke,
vielen Dank für deinen Kommentar. Das Bild von der Frucht des toten Baumes ist ein surrealistisches. Tatsächlich bin ich zu dem Gedicht durch ein surrealistisches Gemälde inspiriert worden, das ich vor Jahrzehnten gemalt hatte. Es zeigt eben einen toten Baum, Symbol des abgestorbenen oder absterbenden, in jedem Fall vergehenden Lebens, an dem, gewissermaßen als Frucht, eine menschliche Maske wächst, wie ein Blatt, das welkt. Der Baum steht in einer Landschaft, die einem ausgetrockneten See ähnelt und über der grüne Kristalle schweben (die kalten Träume). Das einzig Hoffnungsvolle an dem Bild ist die Sonne im Hintergrund. Aber das ist eine Hoffnung für die Zukunft, was ich mit der letzten Zeile ausdrücken wollte. Ich hoffe, dass ich deine Fragen beantworten konnte, und würde mich freuen, wenn es dir gefällt.
Viele Grüße
Christoph
 

poetix

Mitglied
Hallo Elke,
nochmal zur "Frucht des toten Baumes". Der Fachbegriff für so etwas ist Oxymoron. Es handelt sich um eine gebräuchliche rhetorische Figur. Ein bekanntes Beispiel ist Paul Celans "schwarze Milch der Frühe".
Viele Grüße
Christoph
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Christoph,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, mit der ich etwas anfangen kann.

Das Gedicht als solches hat mich nicht überzeugt; um so mehr empfinde ich aber das geschilderte Gemälde als stark metaphorisch und stimmig.

Es verbildlicht in meinen Augen - auf sehr eigene aber treffende Weise - den Menschen am Ende des Ölzeitalters.

Herzliche Grüße,

Elke
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
...am Ende des Ölzeitalters... Das Ende des Ölzeitalters ist eine Konstante: Es liegt immer zwischen 40 und 100 Jahre nach heute. ;)
Ist das selbe Spiel wie bei der Kernfusions-Konstante. Kernfusion funktioniert immer gleichzeitig mit dem Ende des Ölzeitalters.
 

ENachtigall

Mitglied
Die Steinzeit ging nicht zu Ende, weil es an Steinen mangelte. (Ahmed al Jamani)

:)

Ich wollte das hier gar nicht als (offtopic-)Thema diskutieren, Jürgen.
 
O

orlando

Gast
Hallo Christoph,
deine Reaktion bzw. neue Version überrascht mich nun doch.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mit meiner Anregung das ganze Gedicht modernisieren würdest.
Von der äußeren Form her (Strophenform, Paarreim, jambisches Metrum) ist es streng traditionalistisch, und du wirst derlei eigentlich nur noch im komischen Genre finden. Und in den Foren. :D;)
Versuch doch, etwas freier zu agieren, deinen (guten) Inhalten Schwung zu verleihen und etwas Zeitgemäßes zu schaffen:

Hoffen


Die Welt ist wüst und leer.
Inmitten jenes Raumes,
wo kalte Träume schweben -
ein offnes, trocknes Meer.

Als Frucht des toten Baumes,
entsteht das Menschenleben.

Dort welkt der Mensch dahin,

er fällt
und sinkt,
vergeht,
und sucht nach einem Sinn.
Ein Blatt im Wind, verweht.

Die Zeit lässt vieles offen;
so können wir auch hoffen:
auf mildes Sonnenlicht,
es hilft - nur jetzt noch nicht.
An der letzten Strophe gäbe es evtl. noch Verbesserungsmöglichkeiten, die möchte ich dir aber selber überlassen; der letzte Vers ist sehr gut!
Versteh mich nicht falsch, ich finde es richtig, dass du Handwerkliches von der Pike auf lernen willst und es auch tust. Trotzdem wäre es dienlich, wenn du von Anfang an mehr spielen wolltest.
Ein Mittelweg wäre bestimmt machbar. - Du bringst ja eine aussagestarke Sprache und deutlich erkennbares Basiswissen mit. :)
Dir einen spornenden Gruß
orlando
 

poetix

Mitglied
Hoffen


Die Welt ist wüst und leer.
Inmitten jenes Raumes,
wo kalte Träume schweben -
ein offnes, trocknes Meer.

Als Frucht des toten Baumes
entsteht das Menschenleben.

Dort welkt der Mensch dahin
und sucht nach einem Sinn,
er fällt
und sinkt,
vergeht,
ein Blatt im Wind, verweht.

Die Zeit lässt alles offen.
Wenn vieles auch zerbricht,
so können wir doch hoffen:
auf mildes Sonnenlicht,
es hilft - nur jetzt noch nicht.
 

poetix

Mitglied
Hoffen


Die Welt ist wüst und leer.
Inmitten jenes Raumes,
wo kalte Träume schweben -
ein offnes, trocknes Meer.

Als Frucht des toten Baumes
entsteht das Menschenleben.

Dort welkt der Mensch dahin
und sucht nach einem Sinn,
er fällt
und sinkt,
vergeht,
ein Blatt im Wind, verweht.

Die Zeit lässt alles offen.
Wenn vieles auch zerbricht,
so können wir doch hoffen:
auf mildes Sonnenlicht,
es hilft - nur jetzt noch nicht.
 

poetix

Mitglied
Hallo orlando,
vielen Dank für deine Vorschläge. Ja, vielleicht bin ich in der Formgestaltung ein bisschen altmodisch, aber die heutige Zeit zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass eben keine bestimmte Form vorgeschrieben ist. Man kann also auch klassische benutzen, sofern man sie entsprechend füllt. Ich werde also nicht in panische Angst vor Paarreimen verfallen. Trotzdem bin ich natürlich bereit, an mir und meinen Werken zu arbeiten. Das heißt, ich will deinen Vorschlägen so weit wie möglich folgen. Die Zurückstellung von "und sucht nach einem Sinn" hinter "vergeht" funktioniert meiner Meinung nach nicht, weil der Mensch, wenn er schon vergangen ist, nicht mehr nach einem Sinn suchen kann. Also muss ich diese Zeile oben lassen. Die Staffelung der nächsten Zeile in drei Teile habe ich übernommen, wobei ich gern die Zeilen abgestuft eingerückt hätte. Das macht aber die Leselupe-Technik offenbar leider nicht mit. Dann habe ich in der letzten Strophe noch eine Zeile eingeschoben, um die Reimstruktur abwechslunsreicher zu gestalten. So ist es für mich immer noch gut und ich hoffe, dass es gleichzeitig auch "moderner" ist.
Viele Grüße
Christoph
 



 
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