Macht Euch schlau !

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Das Große ABC des Dichters,
Schriftstellers und Journalisten

Das Große ABC des Dichters,
Schriftstellers und Journalisten

„Klappentext“!

Hier wird eine Satire über die eigene Zunft vorgestellt. Obwohl ein „Lexikon“ prädestiniert für Erweiterungen ist, betrachte ich es als fertiggestellt. Es umfasst zwar nur 31 Schreibmaschinenseiten, aber aus arbeitstechnischen Gründen möchte ich es als Dreiteiler einreichen, da ich im Formatieren etwas ungeübt bin. Frage: Wenn man ganze Absätze
einrücken (nicht zentrieren!) will, gelingt das nur Zeile um Zeile? Es sollte doch möglich sein,
den ganzen Absatz in einem Schritt einzurücken.

Hier anstelle einer Kurzbeschreibung die Einleitung meines Beitrags und die unter dem Buchstaben A erscheinenden Einfälle:


Schreiben
Die Kunst, das Weltgeschehen platzsparend schwarz auf
weiß unterzubringen (aber auch die Kunst, irreale Welten zu
erschließen und damit die reale Welt zu bereichern).

Das meiste bliebe besser ungeschrieben.


Vorwort:

Das vorliegende ABC soll Hobbyschriftstellern (und solchen, die es werden wollen) Anleitungen zur Förderung und Erhaltung ihrer Schaffenskraft geben – und Profis vor Augen halten, welche Fehler sie früher besser hätten vermeiden sollen.

Wörterbücher und ABCs haben es so an sich, dass sie auch Antworten auf Fragen geben, die gar nicht gestellt werden. Der Leser wundere sich also nicht, wenn er auf so seltsam erscheinende Stichworte wie Brett, Feile, Geldmangel, Kakao, Mücke und dgl. stößt.
Zur Entstehungsgeschichte des ABCs sei noch vermerkt, dass es sich um eines der frühesten Werke des Autors handelt. Geringfügige spätere Ergänzungen und Korrekturen ändern nichts an der Tatsache, dass sich der Verfasser eigentlich von Anfang an seiner Begabung bewusst sein durfte.
Es bleibt dem Leser natürlich unbenommen, dass er zu dem im Prinzip gleichwertigen Schluss kommt, der Autor habe im Lauf seiner Tätigkeit nichts dazugelernt.



Andenken, ehrendes (= Vorwort 2. Teil) Na so was! Ehrendes Andenken – für wen? In der langen Stichwortliste wird nicht ein einziger Lorbeerkranzinhaber auftauchen. Sogar unsere Klassiker werden darin totgeschwiegen!
Aber was ihnen zugestanden hätte, hätten noch einige hundert andere verdient. So wurde ein fauler Kompromiss geschlossen und wenigstens den schöpferischen Geistern, die sich mit um Humor und Satire besonders verdient gemacht haben, an passender Stelle ein Versteck zugeteilt. Dabei hat der Autor dem Leser noch ein paar andere Literaten untergejubelt, die ihm besonders nahestehen.

Anekdote Sicheres Mittel, um nach dem Ableben im Gerede der Leute zu bleiben. Bei entsprechend auffälligem (z.B. liederlichen) Lebenswandel ist Anekdotenbildung praktisch garantiert.
Erfundene Anekdoten nennt man auch Münchhausiaden.

Angebetete Diese ist aus der Mode gekommen. An ihre Stelle ist die Angemachte getreten. Trotzdem soll es noch immer sensible Typen geben, die ihrer Herzdame mit einem Gedicht imponieren können.
Es gibt übrigens zwei Sorten von Herzdamen:
Die eine ist ausgesprochen harthörig – ein Verhalten, das die Produktivkraft des minnesingenden Dichters ungemein fördert.
Die andere Sorte hat einen schon erhört und ist dann nicht mehr besonders stimulierend.

Anonymität Hecke, aus der hinterhältige Kritiker und Satiriker mit Gift und Galle getränkte Pfeile abschießen.

Anregungen Man gehe im heimatlichen Städtchen bummeln. Besonders ergiebig ist ein Jahr- oder Flohmarkt. Es ist fast ausgeschlossen, dass man ohne Einfälle heimkehrt. Dass man auch einen Floh mitbringt, ist heutzutage weniger wahrscheinlich.
(siehe Assoziationen/Querdenker/Stimulanzien)

Ansichten eines Clowns Man lese dieses ABC von A-Z

Antialphabeten Verfasser von Lexika, die mit Z beginnen und mit A enden.

Anzeigenabteilung Das „Sankt Helena“ für strafversetzte Feuilletonisten. Von dieser Schmach erholen sie sich nie wieder.

Aphorismen Bosheiten, mit denen man den Leser zwingt, in einen Zerrspiegel zu schauen (manchmal mit dem Erfolg, dass er an sich arbeitet). Die geistreichsten Aphorismen stammen von Oscar Wilde, die bissigsten von Georg Bernhard Shaw.
(siehe Bonmot)

Apostroph Krücke zur Realisierung sonst nicht zu erreichenden einwandfreien Versmaßes.
Beispiel:
Es klappert ein Müller am rauschenden Bach,
Er hängt in ’ner Erle bei Bacharach.
Dort hängt er wohl schon seit Jahren.
Doch hat man’s erst gestern erfahren.

April-Nummer Lässt das Herz von Redakteuren sonst überaus trockener Fachzeitschriften höher schlagen. Endlich dürfen sie mal ihre eigene Sparte/Branche richtig durch den Kakao ziehen (Humor für Chemiker etc.).
Eine völlig andere April-Nummer zeigt ihre Wirkung neun Monate später. Eigentlich sollte es ja ein Mädchen werden …

Archiv
Was riecht denn bloß so muffig hier?
Es ist gebundenes Altpapier.
In den Regalen – welch eine Ruh.
Warte nur balde vergilbst auch du.
Die Spinnen selbst, in ihrer Not,
erlitten längst den Hungertod.

Assoziationen sind ungemein kreativitätsfördernd. Angenommen, man denke primär an eine Zwiebel. Dann lasse man seinen Gedanken völlig freien Auslauf (genau wie dem hauseigenen Dackel). Indem man sich diesem peripheren Denken hingibt, stellen sich ein:
Knoblauch, Tulpenzwiebeln, Zwiebeltürme, Zwiebelmuster usw. usw. Schließlich fühlt man sich von seiner eigenen Fantasie geradezu gezwiebelt.
Besonders ergiebig sind Assoziationen auf dem Gebiet der erotischen Literatur (weitere Erläuterungen überflüssig – der Leser assoziiert bereits).

Attribute, schmückende Es gibt bewährte Kniffe, um Poesie-Artikel zu verfeinern bzw. zu würzen. Am häufigsten geschieht dies durch reichlichen Gebrauch von Adjektiven. Wer etwa nüchtern schildert, wie Hund und Katz mit einer Schachtel spielen, wird wenig Interesse wecken. Wer aber einen Sketch produziert, in dem sich der missratene Sohn einer alten Schachtel, dieser krumme Hund, mit einer falschen Katze amüsiert, darf mit Beifall rechnen.,

Auch absichtlich entstellte Sprichworte lassen sich mit Erfolg verwenden. Mit Beschimpfungen der Leserschaft sollte man aber vorsichtig sein.
(siehe Beamtendeutsch/Mittelhochdeutsch)


Auto-Inspiration Es gibt Poeten, die mit ihrem fahrbaren Untersatz die Lande durchmessen und sich von den vorbeiziehenden Eindrücken (z.B. einer Zeitungen fressenden Ziege, einem gestrandeten Heißluftballon, einem fröhlichen Trunkenbold, …) zu hübschen Ideen inspirieren lassen.
Dieses Verhalten grenzt indes oft an „Abwesenheit vom Steuer“ und dürfte bei Bekanntwerden mit etlichen „Flensburger Punkten“ honoriert werden.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
WOW

Köstliche Definitionen zu den Dingen des täglichen Poeten- und Dichterlebens. Ich bin schon mal auf die weiteren Buchstaben gespannt und hoffe, dass du das bis zum „Z“ auch durchhältst.

Zudem ist dieses kleine Lexikon sehr lehrreich und eröffnet ganz neue Perspektiven auf Dinge, die wir als bereits gut genug beschrieben erachtet haben.

Lass dich aber nicht verleiten, Sinnsprüche großer Dichter, Denker und Satiriker ohne Verweis auf den Urheber mit einfließen zu lassen. Alles sollte im Idealfall deiner Fantasie entsprungen sein. Aber ich denke mal, das machst du schon.

Bring uns Antworten auf Fragen, die wir niemals stellen werden!

Amused grüßt der Ironbiber
 
Hallo Ironbiber,
danke für Deine wohlwollende und lustige Stellungnahme zu meinem Werk. Die Fortsetzung erfolgt umgehend.
Ich hatte übrigens noch eine Frage zum Einrücken von Absätzen in einem Schritt gestellt. Sollte das nicht möglich sein, werde ich auf das Einrücken von Gedichten ganz verzichten.
Deine Hinweise auf Urheberrechte werde ich natürlich beachten.
Soweit nichts anderes vermerkt ist, sind die eingestreuten Gedichte alle auf meinem Mist gewachsen. Das Gleiche gilt für die über URL eingeführten Werke.
LG Eberhard
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Hallo Eberhard,

ich habe es eben selbst noch mal versucht. Das Einrücken gelingt in der Tat jeweils nur für eine Zeile. Ich werde dieses Problem aber mal an die Technik weitergeben. Da lässt sich programmtechnisch sicherlich für die Zukunft etwas stricken, dass erlaubt, markierte Zeilen in einem Rutsch einzurücken.
Das wird dann auch sicherlich vom Programmierer kommuniziert und kann danach angewendet werden.

Grüße vom Ironbiber
 
Hallo ironbiber,
inzwischen habe ich auch die noch fehlenden Teile meiner Satire eingestellt. Ehe ich Änderungen vornehme, möchte ich eingehende Kommentare sammeln, um die Anzahl neuer Versionen in Grenzen zu halten.
Ich erwarte "rauen Kritikerwind aus Nordnordost" (Deine Worte), speziell zu den Stichworten "Pseudolyriker" und "Puristen". Aber vielleicht straft man mich auch mit Nichtachtung.
Wenn Du Näheres zum Einrücken von Absätzen in einem Arbeitsschritt erfahren hast, bitte ich um Mitteilung.
LG Eberhard
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Hallo Eberhard,

ich bin am rätseln, warum dein ABC – Thread nicht läuft und beachtet wird, obwohl da doch viel Herzblut und Arbeit drin steckt. Es sind auch ungeheuer witzige und satirische Definitionen drunter. Ich habe mich jedenfalls köstlich amüsiert.

Ich bin der Meinung, dass die Ursache der Titel ist, der erschlägt und zum ignorieren einlädt. Aber gerade die Überschrift muss die Neugier des Lesers erwecken, in sich breits witzig oder abgefahren sein und ihn somit zwingen, das Werk anzuklicken. Deshalb sollte sie auch so kurz und prägnant wie möglich ausfallen. Vielleicht kannst du dich noch an den Titel von „Svalin“ „Sie“ erinnern? 3 Buchstaben in der Überschrift und bis heute über 106.000 Mausklicks!

Versuch doch mal das zu überdenken und gib mir Bescheid, wenn du da etwas ändern möchtest.

Nur drei kleine Vorschläge:

Literatur von A bis I
Seht’s doch mal so! (A … I)
Was Sie schon immer über Literaten wissen wollten (A ... I)
Aber der Titel sollte schon von Dir kommen.

Grüße vom Ironbiber
 
Hallo ironbiber,

Dein Vorschlag "Seht's doch mal so!" hat mir sehr gefallen.
Dem hätte ich als Eigenbau spontan nur folgende Alternativen entgegenzusetzen:
[ 8]Eulenspiegels Erfahrungen (A-I)
[ 8]Lyrik, Prosa und Journaille (A-I)
[ 8]Macht euch schlau! (A-I)
Wie Du sicher bemerkt hast, habe ich den kursiv geschriebenen Text über das Schreiben an die entsprechende Stelle des Alphabets verschoben.
Die effektiven Titeländerungen fallen in Deine Zuständigkeit.
Vielen Dank für Deine Unterstützung!
Gruß
Eberhard
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Ich will mal noch einen bis zwei Tage warten. Möglicherweise kommen ja noch andere Anregungen. Schreibe mir derweil den Titel, für den du dich entscheidest (meine oder deine) und ich werde alle vier Überschriften entsprechend abändern.

Gruß vom Ironbiber
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Also Eberhard,

jetzt wird’s ernst. Heute Abend ändere deine Titel in
Macht euch schlau! (…)
Es sei denn, du nennst mir im Laufe des Tages noch einen eigenen finalen Vorschlag.

Ich denke mal, das trifft den Inhalt am besten, ist angenehm kurz und kann schon zur Neugierde verführen.
Hoffentlich behalte ich mit diesen Vermutungen recht und unsere gemeinsame Anstrengung wird von Erfolg gekrönt. Ein Versuch ist es aber allemal wert.

Morgendliche Grüße vom Ironbiber
 
U

USch

Gast
Aber dann doch bitte [blue]alle vier[/blue] Texte zu [blue]EINEM [/blue]zusammenfassen!
LG USch
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Uwe hat ja recht

Eine Zusammenfassung ist bestimmt die allerbeste Lösung. Wird dann zwar etwas umfangreich, hält die Leselupe aber locker aus.

Ich würde dann den Haupttext erweitern und die restlichen drei Beiträge löschen. Aber letztendlich hat der Autor zu entscheiden.

Der Titel heißt dann: Macht euch schlau oder anders.

Grüße vom Ironbiber
 
Hallo Ironbiber,

Macht euch schlau - so machen wir's, und Uwe hat wirklich recht.
Ich hatte das kursiv geschriebene Eingangsmotto "Schreiben" in den dritten Teil verfrachtet. Nun, nachdem alles zusammengefasst wird, sollte es besser doch wieder am Anfang (in Kursivschrift) erscheinen.
Gruß vom Eulenspiegel
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Mach ich dann so ...

nach meinem Mittagsschläfchen. Ich habe den Gesamttext nochmal überarbeitet (vorallem die Einleitung), Fehlerchen ausgemerzt und das Ganze etwas komprimiert dargestellt, ohne die optische Struktur, den Inhalt und seine Eigenheiten zu zerstören. Ich hoffe, dass es dir gefällt. Aber du kannst ja auch noch ändern.

Grüße vom Ironbiber
 
Das Große ABC des Dichters, Schriftstellers und Journalisten

Das vorliegende ABC soll Hobbyschriftstellern (und solchen, die es werden wollen) Anleitungen zur Förderung und Erhaltung ihrer Schaffenskraft geben – und Profis vor Augen halten, welche Fehler sie früher besser hätten vermeiden sollen. Wörterbücher und ABCs haben es so an sich, das sie auch Antworten auf Fragen geben, die gar nicht gestellt werden. Der Leser wundere sich also nicht, wenn er auf so seltsam erscheinende Stichworte wie Brett, Feile, Geldmangel, Kakao, Mücke und dgl. stößt. Zur Entstehungsgeschichte des ABCs sei noch vermerkt, dass es sich um eines der frühesten Werke des Autors handelt. Geringfügige spätere Ergänzungen und Korrekturen ändern nichts an der Tatsache, dass sich der Verfasser eigentlich von Anfang an seiner Begabung bewusst sein durfte. Es bleibt dem Leser natürlich unbenommen, dass er zu dem im Prinzip gleichwertigen Schluss kommt, der Autor habe im Lauf seiner Tätigkeit nichts dazugelernt.

Andenken, ehrendes (= Vorwort 2. Teil) Na so was! Ehrendes Andenken – für wen? In der langen Stichwortliste wird nicht ein einziger Lorbeerkranzinhaber auftauchen. Sogar unsere Klassiker werden darin totgeschwiegen! Aber was ihnen zugestanden hätte, hätten noch einige hundert andere verdient. So wurde ein fauler Kompromiss geschlossen und wenigstens den schöpferischen Geistern, die sich mit um Humor und Satire besonders verdient gemacht haben, an passender Stelle ein Versteck zugeteilt. Dabei hat der Autor dem Leser noch ein paar andere Literaten untergejubelt, die ihm besonders nahestehen.

Anekdote Sicheres Mittel, um nach dem Ableben im Gerede der Leute zu bleiben. Bei entsprechend auffälligem (z.B. liederlichen) Lebenswandel ist Anekdotenbildung praktisch garantiert. Erfundene Anekdoten nennt man auch Münchhausiaden.

Angebetete Diese ist aus der Mode gekommen. An ihre Stelle ist die Angemachte getreten. Trotzdem soll es noch immer sensible Typen geben, die ihrer Herzdame mit einem Gedicht imponieren können. Es gibt übrigens zwei Sorten von Herzdamen:

Die eine ist ausgesprochen harthörig – ein Verhalten, das die Produktivkraft des minnesingenden Dichters ungemein fördert. Die andere Sorte hat einen schon erhört und ist dann nicht mehr besonders stimulierend.

Anonymität Hecke, aus der hinterhältige Kritiker und Satiriker mit Gift und Galle getränkte Pfeile abschießen.

Anregungen Man gehe im heimatlichen Städtchen bummeln. Besonders ergiebig ist ein Jahr- oder Flohmarkt. Es ist fast ausgeschlossen, dass man ohne Einfälle heimkehrt. Dass man auch einen Floh mitbringt, ist heutzutage weniger wahrscheinlich.(siehe Assoziationen/Querdenker/Stimulanzien)

Ansichten eines Clowns Man lese dieses ABC von A-Z

Antialphabeten Verfasser von Lexika, die mit Z beginnen und mit A enden.

Anzeigenabteilung Das „Sankt Helena“ für strafversetzte Feuilletonisten. Von dieser Schmach erholen sie sich nie wieder.

Aphorismen Bosheiten, mit denen man den Leser zwingt, in einen Zerrspiegel zu schauen (manchmal mit dem Erfolg, dass er an sich arbeitet). Die geistreichsten Aphorismen stammen von Oscar Wilde, die bissigsten von Georg Bernhard Shaw. (siehe Bonmot)

Apostroph Krücke zur Realisierung sonst nicht zu erreichenden einwandfreien Versmaßes. Beispiel:

Es klappert ein Müller am rauschenden Bach,
Er hängt in ’ner Erle bei Bacharach.
Dort hängt er wohl schon seit Jahren.
Doch hat man’s erst gestern erfahren.


April-Nummer Lässt das Herz von Redakteuren sonst überaus trockener Fachzeitschriften höher schlagen. Endlich dürfen sie mal ihre eigene Sparte/Branche richtig durch den Kakao ziehen (Humor für Chemiker etc.). Eine völlig andere April-Nummer zeigt ihre Wirkung neun Monate später. Eigentlich sollte es ja ein Mädchen werden …

Archiv
Was riecht denn bloß so muffig hier?
Es ist gebundenes Altpapier.
In den Regalen – welch eine Ruh.
Warte nur balde vergilbst auch du.
Die Spinnen selbst, in ihrer Not,
erlitten längst den Hungertod.

Assoziationen sind ungemein kreativitätsfördernd. Angenommen, man denke primär an eine Zwiebel. Dann lasse man seinen Gedanken völlig freien Auslauf (genau wie dem hauseigenen Dackel). Indem man sich diesem peripheren Denken hingibt, stellen sich ein:
Knoblauch, Tulpenzwiebeln, Zwiebeltürme, Zwiebelmuster usw. usw. Schließlich fühlt man sich von seiner eigenen Fantasie geradezu gezwiebelt.

Besonders ergiebig sind Assoziationen auf dem Gebiet der erotischen Literatur (weitere Erläuterungen überflüssig – der Leser assoziiert bereits).

Attribute, schmückende Es gibt bewährte Kniffe, um Poesie-Artikel zu verfeinern bzw. zu würzen. Am häufigsten geschieht dies durch reichlichen Gebrauch von Adjektiven. Wer etwa nüchtern schildert, wie Hund und Katz mit einer Schachtel spielen, wird wenig Interesse wecken. Wer aber einen Sketch produziert, in dem sich der missratene Sohn einer alten Schachtel, dieser krumme Hund, mit einer falschen Katze amüsiert, darf mit Beifall rechnen. Auch absichtlich entstellte Sprichworte lassen sich mit Erfolg verwenden. Mit Beschimpfungen der Leserschaft sollte man aber vorsichtig sein. (siehe Beamtendeutsch/Mittelhochdeutsch)

Auto-Inspiration Es gibt Poeten, die mit ihrem fahrbaren Untersatz die Lande durchmessen und sich von den vorbeiziehenden Eindrücken (z.B. einer Zeitungen fressenden Ziege, einem gestrandeten Heißluftballon, einem fröhlichen Trunkenbold, …) zu hübschen Ideen inspirieren lassen.
Dieses Verhalten grenzt indes oft an „Abwesenheit vom Steuer“ und dürfte bei Bekanntwerden mit etlichen „Flensburger Punkten“ honoriert werden.

Bächlein, helles An selbigem zu sitzen und den launischen Forellen zuzusehen, inspirierte ganze Dichtergenerationen. Es ist nicht sinnvoll, diese Art von Poesie noch weiter zu bereichern. Das Beste hierzu ist bereits geschrieben, und die Neuzeit fängt nicht mehr viel damit an. (siehe in/out)

Bagatelle Wer in der Lage ist, über völlig belanglose Dinge (z.B. ein Loch im Strumpf oder den neuen Sonnenschirm des Nachbarn) a m ü s a n t zu plaudern, darf sich was darauf einbilden. Der ist ein echter Künstler. (siehe Mücke)

Beamtendeutsch Eine fast unerschöpfliche Quelle für wirkungsvolle Formulierungen, die in Liebesschwüren oder anderen hochdramatischen Szenen besonders zur Geltung kommen:

„Kraft meines Amtes gewähre ich dir, o Holde, den Nießbrauch des elterlichen Swimmingpools und der darin befindlichen beweglichen Sachen (z.B. Rettungsring, Taucherbrille, Gummitiere usw.)“

Bedienungsanleitungen Sonderkategorie der Sachliteratur, die ihren Verfassern Genialität abverlangt. Meist hat man es mit Anweisungen zu tun, die von Stümpern fabriziert wurden (die mitgelieferten Übersetzungen ins Slowakische und Slowenische tragen nicht zum Verständnis bei). Die Konstrukteure sind nicht schuldlos an der Misere! Baut einfachere Geräte!

Bekenntnisse Sei vorsichtig, man könnte sie Dir glauben!

Belesenheit ist immer von Vorteil. Wenn du befürchtest, diese könnte deine Unbefangenheit beeinträchtigen, dann bist du noch nicht abgebrüht genug. Die dir empfohlenen Pflichtlektüren haben auch Schwachstellen! Wer die Abgründe seiner eigenen schwarzen Seele kennen lernen möchte, sollte Oscar Wildes „Dorian Gray“ verinnerlichen.

Bella Tristika Schöne traurige Begebenheiten, in denen mindestens ein reicher Graf und ein armes Aschenputtel vorkommen sollte. Die Rezepte von Hedwig Courths-Maler bewähren sich immer noch. (siehe Rosamunde Pichler)

Beratungsresistente Warum sträubt ihr euch denn so gegen wohlgemeinte konstruktive Kritik?
Schlechte Erfahrungen gemacht? Das waren destruktive Meckerer, die euch sowieso nicht leiden können.

Berufsgeheimnisse Die vielfältigen Anleitungen dieser Publikation, speziell zum Umgang mit Stimmungen, Inspirationen, Kreativitätshemmnissen und Verlegern, werden voraussichtlich den Protest des schriftstellerischen Establishments hervorrufen, weil hier intimste Insider-Erfahrungen breitgetreten werden. Der Autor unterwirft sich aber keinem Fraktionszwang und nimmt sich die Freiheit heraus, dem hoffnungsvollen Nachwuchs klarzumachen, dass die Schriftstellerei harte Arbeit (Naturtalent hin, Naturtalent her) bedeutet und nicht selten auch die Psyche strapaziert (Lyrik – oftmals ein süßes, schleichendes und süchtig machendes Gift!). In beiden Fällen besinnt man sich am besten auf den alten Turnvater Jahn und den Wasserdoktor Kneipp. In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist!

Bestseller entpuppen sich oft nach Anfangserfolgen als Ladenhüter. Diese leidvolle Erfahrung hat auch Gorbi mit seiner ’Perestroika’ gemacht.

Beziehungen braucht man in der Tat, um in die edle Zunft der Dichter aufgenommen zu werden. Von den Kandidaten wird erwartet, dass sie selbst die notwendige Fantasie mitbringen, sich Gönner und Sponsoren zu verschaffen.

Bibliothekar (1) hat vieles gemeinsam mit einem Bankkassenwart(2)
(1) Durch seine Hände gehen viele Bücher, aber sie gehören ihm nicht.
(2) Durch seine Hände geht viel Geld …
1 und 2 haben daher den gemeinsamen Wunsch nach Wertunterschlagung, sie scheitern aber an den Realitäten.
1 und 2 unterscheiden sich insofern, als 1, der schon längst selbst mal ein Buch schreiben wollte, seine Gelüste einem Krimi anvertrauen kann. 2 ist dagegen kaum in der Lage, solch ein Kunstwerk zu fabrizieren.

BILD-Zeitung Eine Umfrage unter Frankfurter Zeitungslesern ergab, dass sie sich, vor die Alternative „BILD oder FAZ“ gestellt, mehrheitlich zugunsten der BILD-Zeitung entschieden. Nur 15% der Befragten sprachen sich für die elitäre FAZ aus. Das Ergebnis spiegelt unsere Zweiklassengesellschaft wieder (hie Otto Normalverbraucher, da die abgehobenen FAZkes).
Goethe, obwohl der wohlhabenden Schicht zugehörig, hätte bestimmt die BILD-Zeitung vorgezogen, zumal ihm die Schlagzeilenfabrikanten zu noch größerer Popularität verholfen hätten (sein „Tasso“ wäre mit Sicherheit unter dem Titel „Gequältes Dichterherz“ – oder so ähnlich – erschienen).

Binsenweisheiten
„Den letzten beißen die Hunde“
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“


Bio-Graph Einer, der seine Liebesschwüre in Baumrinden einmeißelt. Er sollte sich vor den Grünen in Acht nehmen.

Bla-bla Pfui Teufel! Damit sollte man seine Mitmenschen wirklich verschonen.

Bla-bla-giat Auch stotternde Sachsen haben etwas gegen widerrechtliche Entnahme geistigen Eigentums. (siehe aber Quellenangabe)

Bleistift Neben Papier das einzig wirklich unentbehrliche Utensil des Dichters.
Manchmal macht sich der Bleistift selbständig und entwickelt eine Eigendynamik. Er ist dann gewissermaßen klüger als das Hirn. Da wird dem Schreiber ganz unheimlich, und es fällt ihm mit Grausen Goethes Zauberlehrling ein.

Blickwinkel, schiefer Genau die richtige Perspektive, um über todernste Dinge so schreiben zu können, dass man sich totlachen kann.

Blödsinn, höherer Schlag nach bei Erhardt & Co (Tue es wirklich!).

Bonmot Ein Aphorismus, dem man die Zähne gezogen hat. Eine Sonderform war das Bonn-Mot. Das bekannteste lautet „Die Renten sind sicher“. Eine unver*blüm*te Lüge! Inzwischen sind all diese Lügner nach Berlin umgezogen.

Breite Masse Deine Zielgruppe! Sie bestimmt die Auflagenhöhe deines Buches und damit letztlich die Höhe deines Honorars.

Brett So etwas sollte ein schöpferischer Geist nicht vor seinem Schädel haben (und wenn doch, dann wenigstens ein hochwertiges). „Der wahre Snob trägt Teak vorm Kopp“.

Briefwechsel Besonders reizvolle Literaturkategorie. Von jedem Brief an die Angebetete (in der Regel verheiratet – darum postlagernd miteinander verkehren) sollte man immer eine Kopie anlegen. Schließlich empfangene Briefe und die Kopien der Eigenproduktion chronologisch ordnen! Vor allem bei unterschiedlichem intellektuellem Niveau ergeben sich interessante Perspektiven (Higgins-Eliza-Effekt). Die Nachwelt hat sicher Freude dran.

Brillantfeuerwerk Man sollte mit seinen Geistesblitzen haushälterisch umgehen und nicht alles Pulver auf einmal verschießen. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.

Brotlose Kunst Schuld daran ist die demographische Entwicklung. Die vielen Alten wissen mit ihrer Freizeit nichts Vernünftiges anzufangen und verlegen sich aufs Dichten. Nun haben wir eine Poetenschwemme. Früher war es umgekehrt. Auf Druck des Herrn Papa ergriff der Sohnemann einen vernünftigen Beruf. Die Juristerei wurde ihm aber zu trocken und er widmete sich der befreienden Unvernunft.

Buchfink Der komische Vogel, der immer die Bücherwürmer frisst. Eine Unterart des Buchfinks pflegt, vorzugsweise in kostbaren, nicht entleihbaren Druckwerken, kräftige Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Büttenreden sind gelegentlich(!) so originell, dass sie es verdienen, auf Büttenpapier festgehalten zu werden.

Chefredakteur Oberaufseher im Verlagsgeschäft. Wacht eisern über die Einhaltung der Richtlinien, denen sich der Einsender eines Beitrags zu unterwerfen hat. Wem es dennoch gelingt, sich darüber hinwegzusetzen, darf sich etwas darauf einbilden. (siehe Zeitungsausträger)

Computer Manche moderne Lyrik lässt vermuten, dass e r für die Leute gedacht hat, die eigentlich selbst hätten denken sollen. Der Computer ist überhaupt sehr eigenwillig. Er macht mit einem, was er will. Vor allem möchte man begreifen, warum er das eine tut und das andere nicht. Goethes Assistent Eckermann war pflegeleichter.

Dekadenz Untrügliches Merkmal für Zeitnähe. Wenn unsere Poeten so weitermachen, geht es mit ihnen ganz schnell bergab. Guten Rutsch!

Denglisch Eine eingerissene Unsitte. Wie kann man bloß Englisch und Deutsch combinen! Wir lassen uns weder canceln noch downloaden – auch nicht scannen! Eine Sonderform des Denglischen, die sich wohltuend von solchen Mixturen abhebt, sei hier an einer Schöpfung von Marie-Luise Wendland demonstriert.

Frühlingsgedicht länderübergreifend


The cold, cold winter must schnell go.
Verschwunden sind now ice and snow.
The sun, sie steht hot in the sky,
and days of rain, die are vorbei.

An Bäumen wird es nunmehr green.
Den rooms? Den möchten wir entflieh'n.

Pullover, coats, die sind just out;
im Mai sagt "yes!" the pretty Braut.

And birds are flying in the Luft,
die flowers geben ihren Duft -
the chairs are standing by the Garten:
We all the springtime jetzt erwarten!


Eine echte Bereicherung, die vor allem den Reimer erfreut. Herzlichen Glückwunsch, Marie-Luise! Dir ist es (vorübergehend) gelungen, den Meckerer mundtot zu machen.

Denkmal Sorge rechtzeitig dafür, dass dir eins gesetzt wird. Aber bewahre deine Fans davor, dass sie sich über den Wortlaut des Nachrufs unnötig den Kopf zerbrechen. Das kannst du selbst viel besser.

Denkzettel Gedächtnisstütze, ohne die selbst ein Dieter Hildebrandt nicht auskommt.

Der arme Poet Spitzweg hatte ein Herz für ihn. Sogar der Satiriker hat entdeckt, dass er ein Herz hat.

Deutsche Bibliothek Frankfurt Trost für verunglückte bzw. aus der Mode gekommene Schriftsteller. Auch wenn sie längst „out“ sind – dort sind sie immer noch „in“ (drin). Denn diese Bibliothek hat sich verpflichtet, von jedem deutschsprachigen Machwerk ein Exemplar zur Verfügung zu halten.

Deutschunterricht Sollte sein: Vortraining für angehende Literaten. Meist aber: Abschreckung, die einen lebenslänglich davor bewahrt, jemals schriftstellerische Gelüste zu entwickeln. Was war doch Studienrat Helferich für ein Ekel!

Dialektiker Sie reden und schreiben mit gespaltener Zunge. Sie machen aus schwarz weiß (und umgekehrt), je nach dauernd wechselndem Standpunkt. Sie drehen einem sozusagen das Wort im Munde um.
Dialektik erklärt man am besten anhand von Sprichwörtern:
„Dem Mutigen gehört die Welt“.
„Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um“.
Keine These ohne Antithese! Kein Pro ohne Kontra!
(siehe Dichter als Leser /Illustrator/Jugendroman, guter/ Offener Schluss/ Widersprüchliches)

Dichter haben mit Wirklichkeit und Wahrheit im Allgemeinen wenig im Sinn. Wenn sie wie Goethe „Dichtung und Wahrheit“ vermischen, nennen sie sich Klassiker, manchmal (zu Unrecht) auch Realisten. Der echte Realist ist besser als Naturalist zu bezeichnen. Der erscheint unter eigenem Stichwort.

Dichter als Leser Er ist ein schizophrenes Wesen. Er ist durchaus in der Lage, sich an gut gelungenen Würfen seiner Mitpoeten zu erfreuen. Dann sieht er nur das Werk an sich. Aber wehe, er besinnt sich wieder auf seine Wettbewerbssituation. Dann ist er mit seiner Toleranz schnell am Ende, dann sind die Mitpoeten nur noch Feinde. Man vergegenwärtige sich auch die Doppelrolle des Autofuß-gängerfahrers.

Dichterling Gemeines Schimpfwort. Wer so was auf sich sitzen lässt, disqualifiziert sich selbst.

Dichtung Der Dichter ist gewöhnlich nicht in der Lage, eine defekte gegen eine intakte auszutauschen. Für Installationsarbeiten ist die Gattin zuständig.

Dichtung, feminine Es fällt auf, dass der weibliche Anteil der schreibenden Zunft noch immer unterrepräsentiert ist. Es ist wohl wie in anderen Fällen auch, dass sich die Herren der Schöpfung einfach Zeit für ihre Liebhabereien nehmen. Und weil das die Frauen so ärgert, sind sie leider weniger zu Späßen aufgelegt. Wir brauchen aber eine Wilhelmine Busch, Eugenia Roth, Ottilie Reutter, Karla Valentin, Heinziette Erhardt … Marie-Luise wird da sicher zustimmen.

Dichtung, fachspezifische Der Leserkreis ist zwar bedeutend kleiner, doch auch anspruchsvoller. Der hochgebildete Poet gibt sich nicht mit Wald- und Wiesenreimen wie Stein/Bein oder Liebe/Hiebe zufrieden. Hier kann er endlich mal auf seine geographischen und geschichtlichen (oder sonst wie gearteten) Spezialkenntnissen hinweisen, was sich etwa in Reimpaaren wie Yokohama/Dalai-Lama oder Marseillaise/Mayonnaise ausdrückt.

Doppelte Verneinung Eine bayrische Erfindung. Ein Bayer würde niemals nicht die CDU wählen.
In Bayern ist sowieso alles anders, wie unsere Frau Bundeskanzlerin ganz richtig bemerkte.

Drama Man sollte keine Tragödie daraus machen. (siehe Fiasko)

Druffkehler (Drucckfehler) Da hat man nun im Schweiße seines Angesichts für das Heimatblättchen eine Reportage über die Singvögel der Region verfasst, und dann das: Aus der Goldammer ist eine Geldammer geworden und aus dem Spatz ein Spitz. Hier hat ein Kontrollorgan versagt.
(siehe falsche Bildunterschriften)

Duden Bibel des Schriftstellers und auch immer wieder unterschätztes Hilfsmittel zur Bereicherung des ach so kläglichen eigenen Wortschatzes. Konrad Adenauer hatte auch nur einen begrenzten Wortschatz. Er las wohl in der falschen Bibel.(siehe Schreibweise) Weiterführende Betrachtungen unter http://www.leselupe.de/lw/titel-Der-Duden-Ae-ein-Nachschlagewerk--109767.htm

Effekthascherei Etwa gleichbedeutend mit Koketterie. Diese sollte Mann besser den Dichterinnen überlassen.

Ehefrau Sehr oft Opfer von Starallüren des Gatten. Ein gewisser E. Kishon kam nie ohne „die beste Ehefrau von allen“ aus. Recht hat er – und ein heiteres ABC hat er auch geschrieben (Kishon für alle Fälle).

Ehrgeiz macht rücksichtslos, Rücksichtslosigkeit macht unbeliebt. Verliert man Sympathien, schwindet die Lebensfreude. Schwindet die Lebensfreude, verlassen einen auch die guten Einfälle. Darum mache man sich nichts draus, wenn es einem nicht gelingt, höchste Dichterweihen zu erhaschen. Sie sind meist zu teuer erkauft. Man begnüge sich mit einem warmen Plätzchen in der zweiten Reihe.

Eingebung Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf, und am Frühstückstisch gibt Vater Dichter die zu nächtlicher Stunde erworbenen Einfälle an die Familienrunde weiter – und dem dreijährigen Töchterchen wird noch ein Löffel Lebertran eingegeben, damit es groß und stark wird und vielleicht mal in die Fußstapfen des Herrn Papa treten kann.

Eitelkeit Wer davon befallen ist, sollte es nicht zu verbergen suchen. Die meisten Dichter sind eitel. Man hat sich dran gewöhnt.

Emotionen Wichtigste Voraussetzung für schöpferische Gedanken. Der Schöpfer sollte es allerdings vermeiden, sich von seinen Ideen und Gefühlen zu Tränen rühren zu lassen. Ehe es dahin kommt, Abstand gewinnen und sich einer anderen sinnvollen Beschäftigung zu widmen! Hilfreich ist ein Plauderstündchen mit der lange vernachlässigten Gattin.

Entdecker Was für den gläubigen Christen der Erlöser, ist für den hoffnungsvollen Dichter der Entdecker. Im günstigsten Fall wird dieser zum Gönner und Freund. Alle Mühsal der Eigeninitiative hat dann ein Ende. Nichts geht über einen guten Fürsprecher!
(siehe Beziehungen)

Ente Man sollte sich nicht scheuen, eine solche in die Welt zu setzen.

Enthaltsamkeit Es tut manchmal sehr, sehr weh, eine geschliffene Bosheit für sich zu behalten.

Epigone Oft zu Unrecht als einfallsloser Nachahmer gescholten. Irgendwie fußt man immer auf Bekanntem. Mach Dir also nichts daraus, wenn man dich als Epigone beschimpft. Dazu auch http://www.leselupe.de/lw/titel-Bekenntnisse-eines-MultiAe-Talents-108751.htm

Epiker Leute, denen das Verfassen von normalen Romanen nicht genügt. Es müssen zumindest Trilogien sein, damit 1000 und mehr Seiten bedruckt werden. Mensch, wer will das heute noch lesen! Denk doch an die vielen Bäume, die dir zum Opfer fallen. Anstatt aus einem Roman drei Romane zu machen, versuche lieber, den einen auf ein Drittel zu kürzen. Lerne zwischen den Zeilen zu schreiben. Das ist die hohe Schule der Dichtkunst.

Erotische Schriften Die hierzu vom Autor vertretenen Ansichten überschritten so eindeutig die Grenzen des guten Geschmacks, dass eine Veröffentlichung der diesbezüglichen Passage verhindert werden musste. So manche frivole Bemerkung an anderer Stelle hätte der Zensor am liebsten auch gestrichen, aber das hätte die Publikation insgesamt gefährdet und den Verlag um einen Kassenschlager gebracht. Das aber wollte der Zensor dem Verlag nicht antun.

[ i]gez. Streicher (Justizrat)
(siehe auch Schwundliteratur/Wirtinnenverse/Wörterbücher – und dgl.)

Erstlingswerk Sehr oft bleibt es auch dabei.

Erzählung Offenbar weiß die Allgemeinheit, was eine Erzählung ist, denn die befragten Lexika schwiegen sich aus, und bei WIKIPEDIA erfährt man nur, dass es sich um einen dehnbaren Begriff handelt. Bei Ralph Ronneberger ist die Erzählung zwischen Novelle und Roman angesiedelt. Auch keine befriedigende Erkenntnis. Gummibegriffe ignoriert man am besten.

Essay Auf gut Deutsch „Versuch“. Gewissermaßen entschuldigt sich der Verfasser von vornherein für seine Sicht der Dinge. Deklariere also deine Abhandlung/Betrachtung immer als Essay, womit du dem Kritiker den Wind aus den Segeln nimmst.

Euphorie Hat mit einer Fata Morgana eines gemeinsam: Sie hat keinen Bestand. Und dennoch: Der echte Dichter kann auf euphorische Stimmungen nicht verzichten, da er schon wenig später von Depressionen heimgesucht wird. Merke: Der echte Dichter ist die personifizierte Tragikomödie.

Fabel Die Geschichte vom Fuchs, der die Trauben zu sauer fand, weil sie zu hoch hingen, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Ein Dichter, der sich mit einem geringeren anstelle eines höheren Honorars zufrieden gibt, ist jedenfalls kein Fuchs.

Falkland-Inseln Das war wirklich fällig! Endlich wurde auch dort ein Goethe-Institut eingerichtet.

Falsche Bildunterschriften Eine Vertauschung von Prinz Philip mit Peer Steinbrück erfreut den Abonnenten des Heimatblättchens. Der Chefredakteur ärgert sich.

Fanatismus Das ungeeignetste Mittel, die Welt verbessern zu wollen. Missionare landeten früher auf dem Scheiterhaufen, heute scheitern sie anderweitig.
„Mit Ironie erreicht man mehr,
das wusste auch schon Moliere“.

Fantast Verwandter der L’art-pour-l’art-Artisten und Surrealisten.

Feile Nur noch selten benutztes Hilfsmittel des Poeten. Die Leute lieben heute grobe Konturen bzw. Kraftausdrücke. Die wenigen übrig gebliebenen Schöngeister und Ästheten rechtfertigen nicht den Aufwand, dass man irgendwo die Feile ansetzt.

Feuilletonist Der anspruchsvollste Job, den renommierte Tageszeitungen anzubieten haben. Hier wird auf hohem Niveau über Kultur und Unkultur geplaudert. Der Autor verweist in diesem Zusammenhang auf Motzkys Kulturspiegel - siehe http://www.leselupe.de/lw/titel-Umgeruehrt-111187.htm

Fiasko Davon berichtete ein enttäuschter Alois Hinterhuber nach dem Besuch eines Schiller’schen Dramas (Handlungsort Genua). Für die mangelnde Allgemeinbildung Hinterhubers (sind Sie klüger?) ist Schiller nicht verantwortlich zu machen (ebenso wenig für Schillerlocken – fragen Sie Ihren Bäcker oder Ihr Fischgeschäft).

Flausen Oft die besten Einfälle (siehe Beamtendeutsch, Geldmangel, Konkurrenten, Krimi, Sti(eh)lkunde, Tragikomödie, Undichter)

Flexibilität Wenn man partout keinen geeigneten Reim findet, heißt es rigoros umschalten.
Lässt sich z.B. zu Kopf nichts Passendes beiziehen, weil der Zopf nicht mit dem Inhalt harmoniert, versuche man es mit „Schädel“. Kopf und Schädel wären nicht dasselbe? Richtig. Dass jemand schädellos die Treppe herunter rennt, kommt nur in Horrorfilmen vor.

Formfehler Es ist davon abzuraten, die Einzelbestandteile einer Gedichtzeile silbenweise untereinander zu kritzeln, da man den Poeten sonst für einen Ostasiaten hält.

Fragmente Zu Lebzeiten kann man damit keinen Blumentopf gewinnen. Trotzdem nicht fortwerfen! 200 Jahre später wird sich die Fachwelt auf jeden Fetzen Papier stürzen, den der begnadete Dichter hinterlassen hat.

Frustration Ausgezeichneter Nährboden für Satire, in fortgeschrittenem Stadium auch für Zynismus.

Füllwörter Zu viel Fleisch ist unbekömmlich. Darum strecken die Berliner ihre Buletten mit alten Schrippen, die Frankfurter die Frikadellen mit ebenso alten Wasserwecken – und wirtschaftlich denkende Literaten mit Füllwörtern. Diese kann man auch noch strecken. Statt „auch“ benutze man besser „ebenfalls“, statt „trotzdem“ besser „nichtsdestoweniger“, und statt „zumal“ sage man „sintemal und alldieweil“. Damit kann man bequem Zeilen schinden und außerdem seinen Werken den wohltuenden Touch des Antiquierten verleihen.

Fußball-Reportagen Fußball – das Letzte, worüber man berichten sollte. Vom Teamtrainer wird man mit dummen Sprüchen (wie z.B. „der Ball ist rund“ – oder so ähnlich) eingedeckt, und die 22 Beine, die dem Leder nachjagen, sind auch nicht originell.

Galgenhumor Es ist schwer zu begreifen, aber damit kommt man fast immer an.
(siehe Apostroph).

Geflügelte Worte z.B. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ oder auch „Mach die Flatter!“ Nicht zu verwechseln mit geflügelten Wörtern wie etwa Engel, Fledermaus, Fensterflügel etc.

Gegensätzliches
„Finster war’s, der Mond schien helle … (weiter wie bekannt) (siehe auch Surrealismus und Widersprüchliches)

Geldmangel Stressauslöser und somit Gift für schöpferische Tätigkeit. Abhilfe: Man begehe eine mittelschwere Straftat und lasse sich einlochen. Papier und Bleistift wird der Aufseher gewähren. Nun kann man wieder schöpferisch tätig sein.

Gelegenheitsgedicht Wird leicht zum Verlegenheitsgedicht, wenn da, z.B. auf Anregung der Gattin, Leute besungen werden sollen, die einem ziemlich egal sind. Viel befriedigender sind Gelegenheitsgedichte, mit denen man selbst die Gelegenheit ergreift, um sich ins rechte Licht zu rücken.

Genialität lässt sich weitgehend durch Lebenserfahrung ersetzen. Auch wer in Deutsch mit ‚ungenügend’ abschließt, hat noch alle Chancen, ein bedeutender Schriftsteller zu werden.

Gesellschaftsroman Ist meist nicht gesellschaftsfähig (z.B. Charlotte Roches „Feuchtgebiete“)

Ghostwriter Armes Würstchen, das den Herren Showmastern und Kabarettisten für ein geringes bis schäbiges Entgelt Einfälle liefert. Es soll auch Kabarettisten geben, die eigene Ideen haben.

Glosse Spottartikel eines meist Gutmütigen. Aber auch Gutmütige werden mitunter bissig (gemacht). Wenn aus der Glosse eine Groteske wird, liegt das weniger am Verfasser sondern an einem besonders dankbaren Thema.

Goldene Zeiten Saure-Gurken-Zeiten für Erlebnisberichterstatter und Memoirenschreiber. Für langweiliges Normalgeschehen hat der Leser nichts übrig.

Grammatik
„Du haben zwar kein Ahnung von Sache, aber bei mir wirst du geholfen“.

Groschenroman Auch nicht mehr das, was er mal war. Heutzutage ist unter 5 € keiner mehr zu haben.

Halbsätze Beliebte Technik, um die Zensur zu hintergehen. Meister dieser Kunst: Werner Finck, Dieter Hildebrandt …
Und nun ein ganz anderer Fink:
„Auf einem stillen Örtchen, dort wo kein Vogel singt …“

Hexameter
„Wie man’s auch anstellt, die Griechen / war’n darin wesentlich fitter,
Dichter von heute sind Stümper, /Einsicht ist manchmal recht bitter“.

Historischer Roman Sollte verboten werden. Entweder ist es kein Roman oder eine Geschichtsfälschung.

Hofberichterstatter Version 1: bei illustren bunten Blättern angestellte Voyeure, die sich die Finger wund schreiben, um die neuesten Skandalgeschichten der Prinzessin / Gräfin / Baroness XYZ unter das Volk zu bringen. Version 2: Regierungssprecher, früher Hofnarren genannt (gegenüber damals allerdings mit stark eingeengten Interpretationsspielraum). Narrenfreiheit nehmen die Politiker heute für sich selbst in Anspruch, indem sie als Showtalente, Pianisten, Löwenbändiger usw. auftreten, um ihren eigentlichen drückenden Aufgaben zu entkommen.

Humor Literaten, die selbigen vermissen lassen, sollten keine Verleger mehr finden. Unsere Welt ist traurig genug. (siehe aber Galgenhumor)

Ideensturm Pflegt gleich einer Feuersbrunst zu mitternächtlicher Stunde auszubrechen. Der noch Traumtrunkene stürzt an seinen Schreibtisch und bringt die neuen Einfälle (die manchmal für drei Projekte ausreichen) schnellstens zu Papier. Immer richtig: Feuersbrunst austoben lassen. Die nächste Flaute kommt bestimmt.

Identitätskrise Macht jeder Schriftsteller durch, der etwas auf sich hält. Sie lässt sich gar nicht vermeiden, wenn man sich mit den Helden der selbst kreierten Schöpfungen identifiziert. Solange man weiß, ob man Männchen oder Weibchen ist, besteht kein Anlass zur Sorge.

Illusionisten Die Magier unter den Dichtern. Sie wollen dir einreden, dass du dir einen bunten Luftballon kaufen musst. Du sollst ihn dir auch kaufen, nur sollst du nicht mit ihm davon fliegen. Lerne Illusionen zu haben, aber auch sich rechtzeitig von ihnen zu verabschieden.

Illustrator Aus der Sicht des Texters: Am liebsten möchte man ja alles allein machen. Aber man will ja nicht so sein und der anderen Fakultät auch etwas gönnen. Aus der Sicht des Zeichners: Diese aufgeblasenen Dichterlinge! Die können ja nicht einmal mit einem Radiergummi umgehen, geschweige denn ein Strichmännchen/-frauchen produzieren. Was wären die wohl ohne uns! Aus der Sicht von Loriot: „Ätsch, ich konnte beides!“

Illyrer Völlig amusische Ureinwohner der Balkanhalbinsel. Sie haben nicht einen einzigen Lyriker hervorgebracht.

Individualität Höchstes Gut des Schriftstellers. Er sollte sich selbst um den Preis eines geringeren Honorars nicht in eine Schablone pressen lassen. Die Verleger werden sich schon allmählich anpassen.

Inflation Schuld daran ist die demographische Entwicklung. Rentner und Pensionäre wissen mit ihrer vielen Freizeit nichts Besseres anzufangen, und nun haben wir eine Dichterschwemme. Den jungen Wilden geht das mächtig gegen den Strich, und sie wollen die Alten vergraulen. Tröstlich, dass die jungen Wilden irgendwann auch mal am Stock gehen.

in/out Ein zweischneidiges Schwert. Während Kabarettisten und Journalisten am erfolgreichsten mit brandneuem Material jonglieren, sollte der Dichter hier widerstehen. Ein Beispiel:

Ron Sommers Liebling

Die Anwaltspraxis ist geschlossen,
sein neuer Job bringt viel mehr ein,
nun ist er also Entertainer
bei Telekom – und legt uns rein.

„Hallo Oma, hast du Sorgen?
Dein Handy macht dir keinen Spaß?
o.tel.o bringt dich stets ins Schwitzen?
Wähl Telekom, die machen das!“

Und dann quatscht er mit Nichte Tina,
die wünscht sich sehr ISDN,
und Onkel Manfred sagt zu ihr:
Bestell doch Ronnys Gentleman!“

Wer ist Ron Sommer? Wer ist Onkel Manfred? o.tel.o ? Alles Schnee von gestern. Kein Mensch erinnert sich mehr dran.

Inspiration (siehe Assoziationen, Auto-Inspiration, Eingebung, Ideensturm, Max und Moritz, Querdenker, Stimulanzien)

Intellekt Häufiger vorkommendes Sinnesorgan, das von den heutigen Schriftstellern entweder über- oder unterfordert wird.

Ironie Lehre vom und wider den falschen Schein. Ironie des Schicksals ist es, wenn man einen mit Mühe und Not losgewordenen falschen Geldschein ein zweites Mal erwirbt. Es sei auch an das Märchen vom nackigen Kaiser erinnert, dem Hans Christian Andersen Kleider angezogen hat, die gar keine waren. Man kann Ironie auch anders erklären, z.B. an einem Arbeitszeugnis:

„Meier war bei seinen Kollegen wegen seiner Geselligkeit sehr beliebt“.
Gemeint war: Meier war ziemlich faul und sprach gern dem Alkohol zu.

Der Bayer kennt auch die positive Ironie. Wenn er sagt „Dös is a verfluachter Sauhund“ meint er (anerkennend) ’Das ist ein ganz gerissenes Schlitzohr’.
Journaille Verunglimpfende Bezeichnung für eine durchaus ehrenwerte Gesellschaft. Sie braucht den Vergleich mit einer anderen ehrenwerten Gesellschaft (hauptsächlich auf Sizilien tätig) nicht zu scheuen.

Journalisten Doppelzüngige Gesellschaft, die mit ihren Enthüllungen ebenso viel Unheil anrichtet, wie sie zu vermeiden sucht. Glücklich kann sich schätzen, wer sich D i c h t e r nennen darf!

Journalistendeutsch kommt am besten in einer Überschrift zur Geltung.
So bedeutet:
unter Druck: Der Stuhl eines Ministers, Bankers, Industriellen … wackelt.
Steilvorlage: Hier hat jemand ein Eigentor geschossen.
Wirrwarr um: Jedenfalls ist etwas faul, aber nichts Genaues weiß man nicht.

Jugendroman, guter Wird von wohlmeinenden Eltern den pubertierenden Sprösslingen auf den Gabentisch gelegt. Kommentar des oder der Beschenkten: „Die Alten spinnen wohl!“

Jugendstil Supergruftis, die ohnehin mega-out sind, sollten sich jeder Stellungnahme enthalten. Von ihnen ist kein vernünftiger Beitrag zu erwarten.

Kabarettist Wie gern wäre er doch einer. Aber die traurige Figur, die er abgibt, lässt das nicht zu. Vor allem fehlt ihm das lockere Mundwerk. Es reicht nur zum Ghostwriter. Ein Kabarettist, der etwas auf sich hält, braucht keinen.

Kakao Muntermacher für abgeschlaffte Satiriker, damit sie ihre Opfer wieder mit frischen Kräften durch den selbigen ziehen können.

Kalauer Wenn sich der Leser nicht vor Vergnügen auf die Schenkel schlägt, war es keiner.

Katharsis Zu Deutsch: Reinigung, Läuterung. Mancher Schriftsteller missbraucht sein Talent, um sich selbst von seelischem Ballast zu befreien und sich so eine aufwändige psychiatrische Behandlung zu ersparen. Ist der Schriftsteller auf dem Wege der Besserung aber verschnupft, befindet er sich im Stadium der Katarrhsis .

Kehr-Reim:

Schon wieder heißt es: „Rinnstein fegen!“
Die Frau befiehlt’s, er ist dagegen.

Klassenzeitung Wer nie an so einem Kunstwerk mitgearbeitet hat, wird es auch später nicht weit bringen.

Klassiker Vorhut der Romantiker mit besserer Bodenhaftung (siehe Realisten)

Komödie Ja, auf so was warten die Leute immer! Je „klamotter“ das Produkt, desto „starer“ ist man als Erzeuger.
„Es lacht der ganze Boulevard,
weil’s so ’ne schöne Posse war“.

Konjunktivitis Immunschwächeerkrankung zaghafter, kraft- und saftloser Schreiberlinge, die ständig mit hätte/wäre/dürfte operieren, anstatt mal kräftig auf den Putz zu hauen. Im fortgeschrittenen Stadium hört man von ihnen dauernd „ich würde sagen“ oder „man sollte meinen“. Warum sagen und meinen sie nicht, was sie denken!

Konkurrenten Sticht man aus. Soweit man eine Dichterin mit hausfraulichem Geschick (selten!) ist, eignet sich hierfür sehr gut die Weihnachtszeit. Man rolle den Teig gut aus, drücke die vorgefertigten Blechschablonen mit den Konterfeis der verhassten Konkurrenten bzw. Konkurrentinnen hinein – und steche aus. Dann hinein mit ihnen in den Backofen, bis sie schwarz werden.
Till Eulenspiegel hatte Eulen und Affen gebacken.

Konzept Völlig überflüssig. Warum soll man sich Scheuklappen anlegen. Man überlasse sich vielmehr seinen Eingebungen, die man zweckmäßigerweise notiert. Anschließend stelle man diese Notizen nach Art eines Puzzle-Spiels so zusammen, dass der Eindruck entsteht, man habe von vornherein ein hervorragendes Konzept gehabt.

Kooperation Einen Schreibknecht sollte man sich leisten, keinesfalls aber einen Mitdichter. Das wäre ein schreckliches Armutszeugnis.

Kreativitätskrise Es gibt eine Reihe von Störfaktoren. Recht problematisch sind Gewissensbisse. Im Allgemeinen fördern sie die Kreativität, sollte aber das Gegenteil eintreten, hilft nur gewissenloses Verhalten. Sehr lästig ist eine zahlreiche Kinderschar, die einen in kürzester Zeit der besten Einfälle beraubt (das wusste schon Balduin Bählamm). Abhilfe: Schreibe Kinderbücher!
Am schlimmsten ist die Eifersucht der vernachlässigten Gattin auf die unter Schmerzen geborenen geistigen Kinder. Im Zweifelsfall entscheide man sich (vorübergehend) für die Gattin. Doch gib nicht nach, ehe du ihr bewiesen hast, dass Künstlerblut in Deinen Adern rollt. Mit ein paar Tausend Euro lässt sie sich vermutlich einlullen.

Krimi Ehe man sich für diese Literaturkategorie entscheidet, sollte man sich einer harten Selbstprüfung unterziehen. Wenn es einem im Supermarkt in den Fingern juckt, besteht durchaus die Gefahr, dass man eines Tages Fantasie und Wirklichkeit miteinander verwechselt. Bei dieser Veranlagung sollte man besser auf das Verfassen von Liebesromanen ausweichen, obwohl es dann vorkommen kann, dass man die junge Frau des Nachbarn zum Ziel seiner Begierden macht. (siehe Bibliothekar, Schwundliteratur, Sti(eh)lkunde und Taschenbuch)

Kritiker Der urteilsfähigste ist sicher die eigene Gattin. Wenn diese nicht bei Verlesung des neuesten Erzeugnisses in Beifallskundgebungen ausbricht, ist etwas faul. Nur sollte man keine konkreten Vorschläge entgegennehmen, denn dann wird die Gattin Mitautorin.

Kurzprosa (stark gekürzt) Angenommen, man habe das Thema „Pauken und Trompeten“ ins Auge gefasst. Dann habe man schlecht geschlafen und dabei festgestellt, dass man darüber mindestens 20 Seiten zu schreiben hätte. Kurz & gut – das ist zu lang. Daher Thema auf Pauken beschränken! Voraussichtlich 7 Seiten – immer noch zu viel. Also Kesselpauken – so etwa 2 Seiten – das kann angehen. Über kurz oder lang hat man den Bogen raus, und über Trompeten und die noch nicht abgehandelten Pauken schreibt man die nächsten Artikel (schätzungsweise so etwa 10 an der Zahl).

L’art pour l’art Wortgeklingel – reines Blendwerk ohne tieferen Hintergrund. Andererseits: Jongleure – und wer sieht sie nicht gern - fragt man auch nicht nach dem Sinn ihrer Darbietungen. (siehe auch Wortspiele)

Le(c)ktor Was muss der Ärmste alles über sich ergehen lassen! Man sollte ihm daher nicht mit dem berüchtigten Goethezitat zu nahe treten, auch nicht als enttäuschter Autor.

Leidartikel „Good news are no news“. Getreu dieser Grundregel des Journalismus lebt eine Zeitung von den leidvollen Erfahrungen derjenigen Bürger, die der Schadenfreude der anderen Hälfte ausgeliefert ist.

Leihbibliothek Geeignete Institution zur Ermittlung von Schriftstellern und Dichtern, die bei der Leserschaft wenig Anklang finden. Wenn sich in den Regalen kaum Werke unserer Klassiker finden, ist das kein Widerspruch. Das liegt nur an fanatischen Studienräten, die ihre Zöglinge gegen ihren Willen zur Ausleihe „veranlasst“ haben.

Leserbrief Gefährliches Unterfangen, Redakteure auf sich aufmerksam zu machen. Die eigene Zuschrift ist nur so lange gut, wie man die Gegendarstellung nicht kennt. Leicht macht man sich zum Papiertiger, den andere zerreißen.

Leserschaft, elitäre Überkandidelte, Autogramme jagende Minderheit, hauptsächlich auf Dichterlesungen anzutreffen (überwiegend geschmacklos oder am letzten Schrei vorbei gekleidet).

Liebesroman Gelingt am besten, wenn man ihn selbst erlebt hat. Man nehme sich also vor, im Urlaub den Reizen fremder Weiblichkeit nicht aus dem Weg zu gehen. Die revanchelüsterne Ehefrau wird sich daraufhin einen glutäugigen Italiener anlachen, und nun werden sich die Ereignisse überschlagen. Daraus wird der spannendste Roman, den man je geschrieben hat.

Lieschen Müller Durchaus wichtige Zielgruppe. Aber man überfordere das Lieschen Müller nicht! Sonst durchschaut es deine Absicht, dass du ihre Allgemeinbildung fördern willst und sie wirft dann das wohlgemeinte Werk verärgert in die nächste Ecke.

Literat Nichts anderes als ein irgendwie in die Öffentlichkeit geratener Schreiberling. Er muss bei weitem kein Dichter sein.

Logik Hemmschuh für die freie Entfaltung der Fantasie.

Lokal-Nachrichten Es macht richtig Spaß, die Leserschaft über die Neueröffnung der 50. Gaststätte am Ort zu unterrichten. Nun braucht wirklich keine mehr selbst zu kochen. Die Anzahl der Nachtbars lässt allerdings weiterhin zu wünschen übrig, zumal nur eine einzige davon eine rote Laterne aushängen hat.

Lorbeerkranz Dichterkrone, die man sich am besten selbst aufsetzt.

Lustspiel Nähere Auskünfte bei Oswalt Kolle und Erika Berger.

Lyrik „Alles, was wie ein Gedicht aussieht. Es gibt nur gute und schlechte Gedichte. Auch reimlose Gedichte können gut sein. Gute Gedichte erfreuen und/oder bereichern den Leser“. So weit die Meinung eines Normalbürgers.
Erst die elitäre Kaste der Pseudolyriker (siehe dort) hat die Lyrik zum Problem erhoben.

Märchen O selige Kinderzeit! Wie gern erinnert man sich an den Besuch vom gestiefelten Kater beim lieben Schneewittchen. Oder wie die Frau Holle aus ihrem Bett und dem Froschkönig direkt vor die Schwimmflossen fiel. Oder wie die kleine Meerjungfrau mit ihren nassen Fingern Schwefelhölzchen entfachen wollte. Nun sitzt sie an einer Bucht bei Kopenhagen und lässt sich von respektlosen Möven bekleckern – wenn sie Glück hat. Sie wurde auch schon enthauptet.

Manuskript Mit dem echten handgeschriebenen wird man heute nichts mehr. Da hilft keine noch so gute Leserlichkeit. Die Vorzimmerdamen der Redaktion sind instruiert, so was gleich dem Papierkorb zu überantworten. Glücksfall: Die Damen sind neugierig und haben Einfluss auf ihren Chef.

Max und Moritz Auf einen Busch zu klopfen, wird einem schwerlich zu Einfällen verhelfen. Man lasse sich vielmehr von ‚Busch, Wilhelm’ inspirieren oder besser - infizieren. Man lese sich seine Verse immer laut vor. Irgendwann geht einem die Metrik so in Fleisch und Blut über, dass man den Busch’schen Bazillus nicht mehr los wird und somit automatisch zum Epigonen avanciert.

Memoiren Die Beschäftigung mit dem eigenen hochgeschätzten Ich ist einem doch immer wieder die liebste. Jeder überzeugte Narzisst wird da zustimmen. (siehe Rachegelüste)

Metapher Blumige bis beschönigende Umschreibung nüchterner Fakten. Das Schiff der Wüste bleibt ein Kamel, das Oberhaupt der Familie ist oft nichts anderes. Und ein Freudenmädchen hält auch nur selten das, was es verspricht.
Merke: Eine gute Metapher erkennt man daran, dass sie dereinst auf dem Müllhaufen der abgedroschenen Redensarten landet.

Metrik Wer längere Zeit im Spielmannszug als Trommler mitgewirkt hat, dürfte sich das notwendige Taktgefühl für das Schmieden von Versen angeeignet haben. Es soll aber auch taktlose Trommler geben.

Minnesänger „Wenn ich ein Vöglein wär’ und auch zwei Flügel hätt’, flög ich zu dir!“

Misserfolge Dienen der Abhärtung. Irgendwann ist man so gestählt, dass man zum Rundumschlag gegen seine Kritiker ausholen kann.

Mitarbeiter, freier Eine Illusion. Solange man es nicht zum Chefredakteur gebracht hat, kann von Freiheit keine Rede sein.

Mittelhochdeutsch Veraltet, macht aber Reime möglich, die sonst unmöglich wären. So kann man durchaus die Zahl 2 mit dem Verbum ‚stehen’ unter einen Hut bringen:

Ich sah vorhin der Buben zween/, „geschäftlich“ an zwo Bäumen stehn.

Morbus Alzheimer Horrorvorstellung alternder Schriftsteller. In der Tat – es ist später als du denkst. Also beeilt euch, Jungs!

Morgenandacht Jeden Montagmorgen (zu nachtschlafender Zeit) vom Chefredakteur einberufene Mitarbeiterkonferenz.

Moritaten Kennt ihr noch die Geschichte von dem „Überzieher“? Ein Couplet wäre das? Auch gut. Otto Reutter hätte das sicher nicht so eng gesehen. Jedenfalls sollte der Überzieher nicht „weg“ sein, wenn der Partner nicht über jeden Zweifel erhaben ist (Aidsgefahr).

Mücke Zweizeiler, aus dem man eine oder mehrere Elefanten (Romane) macht.

Mundartdichtung Sollte man den Einheimischen überlassen. Wird sie von Zugereisten ausgeübt, wird das entweder als unwillkommene Einmischung in innere Angelegenheiten oder als billige Anbiederung empfunden.

Muse Ein Dichter ohne Muse ist nur ein halber Dichter, denn sie steuert die besten Einfälle bei. Aber lass sie um Himmels willen nicht merken, dass du sie als Werkzeug benutzt. Sonst fordert sie Honorarbeteiligung

Naturalist Heruntergekommener Poet, der vom Sozialamt Gutscheine für Naturalien bezieht. In diesem Stadium ist er meist auch schon Spiritualist, aber Gutscheine für Alkoholisches gibt es beim Sozialamt noch nicht.

Naturtalent Je umfangreicher die persönliche Pannenstatistik, desto prädestinierter ist man für die Schriftstellerei. Leute aus soliden geordneten Verhältnissen sollten die Finger davon lassen. Sie haben keine Fantasie.

„Nestbeschmutzer!“ Gegen diese jeder Grundlage entbehrende Beleidigung verwahrt sich der Autor nachdrücklich. Im Wiederholungsfall wird er Klage einreichen.

Netiquette Ehrenkodex einer Bloggergemeinschaft (z.B. eines Online-Dichterklubs), der die Umgangsformen der Mitglieder untereinander regelt. Merke: Nur der Blogwart (auch Foren-Redakteur genannt) darf sich im Ton vergreifen.

Neuro-Romantiker Neoromantiker mit psychopathischen Anwandlungen. Moderne Theaterinszenierungen lassen ihre Mitwirkung vermuten.

Nobelpreis für Literatur Dein Flug nach Stockholm ist schon gebucht. Lass dich schön feiern!

Novelle Eine vornehme Verwandte der Erzählung. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine Neuheit, also um etwas noch nie Dagewesenes (also um eine Illusion). Es sei an einen Ausspruch von Karl Valentin erinnert: „Es ist alles schon gesagt, nur noch nicht von allen“. Jedenfalls ist Aufgewärmtes keine Novelle, sondern bestenfalls Sauerkraut für die Witwe Bolte.

One-Hit-Autor Eigentlich eine Diskriminierung. Man gibt ihm damit zu verstehen, das alles andere, was er bisher geliefert hat, nicht viel wert ist.

Offener Schluss Aus der Sicht des Lesers: Immer wenn sich die Herren Literaten hoffnungslos in ihre Einfälle verstrickt haben, sollen w i r wissen, wie es weitergeht. Das ist eine Zumutung! Aus der Sicht des Literaten: Da will man den Leuten Gelegenheit geben, ihre lahme Fantasie zu aktivieren, und dann wird es einem schlecht gedankt!

Ordnung Wer schon in der Schule hierin nicht über ein „unbefriedigend“ hinaus kam, wird sich später mit der Verwaltung seiner Schriftsätze ebenfalls schwertun, Was Hänschen nicht lernt … (siehe unproduktive Phase).

Originalität Alles schon mal dagewesen? Irrtum! Eigenwillige Erfinder, vor allem aber unsere Politiker, sorgen immer wieder für Neuland, das der Schriftsteller genüsslich ausschlachten kann. Genüsslich? Weit gefehlt! Die Konkurrenz (insbesondere die gesamte Journaille und das Kabarett) steht schon auf dem Sprung.
Aber wenigstens mit den eigenen Memoiren kann man sich Zeit lassen. Da bleibt man immer ein Original.

Parodie

Festgefahren ist das Dichtwerk
– leider schon bei Strophe vier,
lieber guter Friedrich Schiller,
sei so nett und helfe mir.

Doch er will mich nicht erhören,
nein er lässt sich nicht betören,
und so bet’ ich: Lieber Gott,
mache du mein Denkwerk flott!

Dieser Notruf hat geholfen,
und mir fällt was Nettes ein,
und ich bin nun guten Mutes
- bis zum nächsten Stolperstein.

Von der Stirne heiß …


Pegasus Der Gaul, der gelegentlich mit einem durchgeht, wenn man von Geistesblitzen verfolgt wird.
Besser ein durchgehender Gaul als keine Einfälle.

Perfektion Unnötige Mühe. Die Leserschaft dankt es dir nicht. Sie will Haare in der Suppe finden.

Pferdefuß Verunglücktes Versmaß. Da hat einem der Teufel ein Bein gestellt.

Philippika
a) Brandrede. Das Verfassen einer Anklageschrift bleibt im Wesentlichen Staatsanwälten vorbehalten.
b) Ein Schwesterchen vom kleinen Philip. Das andere heißt Philippine

Platitude Wenn man genug Erhabenes von sich gegeben hat, darf man sich ruhig mal eine leisten.

Po-ente
a) etwas unübliche Schreibweise für das , was einen Witz erst zum Witz macht.
b) Italienischer Schwimmvogel (Köpfchen in das Wasser …)

Posse Für die Bühne aufbereitete Glosse. Ständiges Possentheater wird im Bundestag aufgeführt.

Pressefreiheit Damit ist es auch nicht mehr weit her!
(siehe Erotische Schriften)

Produktivität Immer am höchsten dann, wenn man kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Dahin darf es nicht kommen – also Pause einlegen. Einsame Ablenkungsmanöver wie etwa das Aussortieren fauler Exemplare aus dem häuslichen Kartoffelvorrat sind allerdings ungeeignet. Dabei wird man quälende Einfälle nicht los. Man gehe unter Menschen. Die werden einem schon die Hirngespinste austreiben.
Nach ein paar Tagen der Abstinenz ist man wieder fit für fröhliches Schaffen.

Prosa Dichtkunst für Faulpelze. Romane schreiben kann jeder. Aber such mal einen passenden Reim auf „Karpfen“. Das macht Arbeit.

Prosalyrik Weder Fisch noch Fleisch. Der Autor ist praktizierender Prosalyriker.

Pseudolyriker Hochnäsige intolerante Gesellschaft, die ihre reimenden Kollegen als rückständig betrachtet. Pseudolyriker erkennt man oft an scheußlichen Wortneuschöpfungen, meist in Form von zusammengesetzten Bandwürmern. Sie sind Metapher- und Verdichtungsfetischisten, ihre Gedichte ähneln Skeletten. Das Fleisch dazu muss man sich denken. Die Verfechter dieser Richtung haben eigentlich ihren Beruf verfehlt. Sie hätten besser Paläontologen oder Rätselfabrikanten werden sollen.

Pseudonym Wer schon in seiner Kindheit gern (sich) verstecken gespielt hat, weiß, wovon hier die Rede ist.

Puristen Leute, die uns Hobbydichtern den Spaß an der Freud’ nehmen wollen.
Wir nicht dürfen von der normalen Wortfolge abweichen, wir nicht sollen i auf ü reimen. Mein Gott, was seid ihr pingelig! Die Dichtkunst ist keine Mathematik! Wir können uns zwar an Regeln halten, aber wir müssen es nicht. Wozu spricht man sonst von „dichterischer Freiheit“!

Quellenangaben Das Ungeschickteste, was man sich selbst antun kann. Klauen gehört zum guten Ton. Sogar Marcel Reich-Ranicki nahm Plagiatoren in Schutz. Manche hätten dem Urheber überhaupt erst zum Durchbruch verholfen.

Querdenker Die Revolutionäre der Literaturgeschichte!
Der Autor hat einen Querdenker als Hausgenossen – eine Katze (Karl Valentin ist dagegen ein Waisenknabe). Ob sie ihm nun treuherzig aus einer Öffnung seiner Arbeitshose entgegenblickt oder sich als Wegfahrsperre vor einem Hinterreifen seines Wagens niederlässt: Er kann viel von ihr lernen.

Querverweise Haben in der Unterhaltungsliteratur nichts zu suchen. Man kann nicht verlangen, dass der Leser die Seiten hin und her schlägt, als habe er es mit einem Paragraphendschungel zu tun.

Quintessenz
a) Das Essentielle von jemandes Verlautbarungen – gewissermaßen das Gelbe vom Ei
b) Der 5. Whisky (den sollte man nicht mehr trinken, wenn man Auto fahren will; schon der 4. war eigentlich zu viel).
Rachegelüste Kommen am besten in den eigenen Memoiren zur Geltung (gute Gelegenheit, um mit der schäbigen Verwandtschaft gründlich abzurechnen).

Realisten Nachhut der Romantiker mit besserer Bodenhaftung. Um die der Welt entrückten Romantiker wäre es schlecht bestellt, wenn es keine Realisten (wie z.B. die treusorgende Ehefrau) gäbe.
(siehe Klassiker)

Redorig Auf diese fragwürdige Kunst sollten weder sächsische noch andere Schriftsteller ihre Energie verschwenden. Sollen sich doch Volkstribunen und –verführer ihre Stimme kaputtmachen! Wer klein und mickrig geblieben ist, hat als Redner sowieso keine Chancen. Der ist auf die Überzeugungskraft seiner Feder angewiesen.

Redundanz Doppelt gemoppelt hält besser. Bevorzugen sie den Daktylus, tänzeln sie im Walzertakt durch die Gegend. Auch das Frühstücks-Ei wird bei ihnen im ¾ -Takt aufgeklopft (sogar die Butter lässt sich im ¾-Takt verstreichen).
Bei hinkendem Gang handelt es sich eher um Anhänger des Jambus oder Trochäus.

Reim-Lexikon Selbiges ist schuld daran, dass Gereimtes zunehmend in Misskredit gerät. Boshafte, dem Reim abholde Pseudolyriker unterstellen einem von vornherein die ständige Verwendung dieses Schandwerks, weil man zu originellen Eigenleistungen nicht fähig sei. Ich schwöre, ich brauche kein Reim-Lexikon.

Reims
a)Wallfahrtsort französischer Verseschmied(siehe Taschenbuch – aber auch woanders)

Reimen Meist untauglicher Versuch, miteinander nicht vereinbare Dinge in Einklang zu bringen – etwa Unterhosen mit Aprikosen oder Liegestütz mit Himbeergrütz’ usw.

Reim-Fetischisten erkennt man an ihrer Gangart. e.
b)Mit Ausrufezeichen versehen (reim’s!): freundliche Ermunterung.

Reisebeschreibung Man halte sich an Karl May. Der war auch nie „da“. Das spart Zeit und Geld.

Roman (siehe Bella Tristika, Epiker, Gesellschaftsroman, Groschenroman, historischer Roman, Jugendroman, Krimi, Liebesroman, Trugschluss)

Romantiker Es ist gar nicht wahr, dass Klassiker mit Romantik nichts zu tun. haben. Man denke nur an die vielen Romanzen des Geheimen Rates Goethe. Als er im Walde so für sich hinging, um nichts zu suchen, fand er zuerst ein herzig’s Veilchen. Später, am Waldrand, begegnete ihm das Heideröslein.

Rosamunde Pichler Mit einem Münchener Biergartenbesitzer verheiratet. Mit der Herz-Schmerz -Rosamunde hat die Münchnerin (im Gegensatz zum Autor) nichts am Hut.

Sachliteratur Sollte man nur schreiben, wenn der Verleger akzeptiert, dass man sie mit Unsachlichkeiten würzt.

Sage
a)Ein Körnchen Wahrheit ist meist dran. Die Legende, dass der alte Kaiser Rotbart noch immer im Kyffhäuser sitzt, ist allerdings widerlegt. Die Auferstehung des Schinderhannes, der sich zu Unrecht reich gewordene Bonzen vorknöpfte, ist dagegen recht wahrscheinlich.
b)und schreibe 10 000 € ist der Verleger Buch zu dem Autor noch schuldig!

Sarkasmus Darauf verzichten? Nie und nimmer! Nach wie vor gilt aber: Austeilen und einstecken können gehören zusammen. Am besten austeilen! Saubermänner, Pharisäer und anderes Edelgelichter sind stets dankbare Objekte für Demaskierungen.

Satire Es ist wirklich nett von den Zeitgenossen, dass sie immer wieder jeglicher Beschreibung spotten. So findet die Schadenfreude stets willkommene Opfer.
Bekanntlich darf Satire alles – nur nicht, wie es hier des Öfteren geschah, in simplen Humor abgleiten.
Darum: Wenn dein Gallereservoir erschöpft ist, Pause machen und kräftig nachtanken. Nun kannst du hemmungslos weitergiften.

Satz Mitnichten die kleinste Sinn machende Aussageeinheit. Der Schriftsteller ist überhaupt nicht auf Sätze angewiesen. Wortfetzen und noch viel weniger, reichen aus, um sich klar und verständlich (besser: unmissverständlich) auszudrücken.
Bei „hm, hm“ weiß jeder, dass hier ein ungeduldiger Zuhörer gemeint ist, der selbst zu Wort kommen möchte. Und wenn sich einer mit „mmh“ bemerkbar macht, hat ihm etwas gut geschmeckt.

Scherz auch als Ulk bekannt. Man unterscheidet
a)den kindlichen Scherz (ene mene muh … - usw.)
b)den deftigen Scherz (z.B. das Entfernen maskuliner Krawatten bei der kölschen Weiberfastnacht)
c)den schlechten Scherz (dieser wird z.B. in Form von Reiseprospekten eines Versandhauses vertrieben, das es bekanntlich möglich macht. Mit den empfohlenen Angeboten fühlt man sich nicht nur geneckt sondern eher geneppt. Es gibt aber auch andere Neppermänner).

Schlagertextdichter Ausgestorbene Spezies. Die „Musikanten“ von heute fabrizieren ihre blödsinnigen „Texte“ selber. Evergreens? Fehlanzeige. Alles nur noch Eintagsfliegen. Es ist zum Weinen. Die rote Sonne ist bei Capri endgültig im Meer versunken.
Es gäbe immerhin noch Nostalgie-Orchester? Ein schwacher Trost. Die muss man mit der Lupe suchen.

Schleichwerbung In der Regel wirbt man für sich selbst, manchmal aber auch für einen guten Freund. (siehe Duden, Ehefrau, Feuilletonist und Ungereimtes)

Schlusssatz Er sollte vor allem markant oder noch besser geheimnisträchtig sein. Daran hält sich auch Friedrich Schiller, wenn er uns am Ende seiner „Maria Stuart“ die dunkle Kunde übermittelt, dass Lord Leicester „zu Schiff nach Frankreich“ sei. Was der dort wohl gemacht hat?

Schlussstrich Einmal muss er gezogen werden. Aber danach geht die Quälerei erst richtig los. Da hat man sich nun von seinem Manuskript getrennt und es dem Verleger geschickt, und schon fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Warum ist einem der soeben aufgetauchte gute Gedanke nicht früher eingefallen? Von jetzt an ist man aber nicht mehr Herr seiner Entscheidungen, sondern nur noch Wachs in den in den Händen des Lektors, der einem allenfalls die Funktion eines an Weisungen gebundenen Änderungsschneiders zubilligt.

Schmähschriften Stammen gewöhnlich aus Wien und sind meist recht vergnüglich. Sollte sich darunter eine Polemik befinden, wäre das reiner Zufall.

Schnabel, gewachsener Dass man diesen auch erfolgreich zu Papier bringen kann, wurde vielfach bewiesen. Man sollte den Umgang mit dem gewachsenen Schnabel Könnern überlassen. Wer Tucholskys „Wendriner“ gelesen hat, wird sicher zustimmen.
Eine Perle unter Tucholskys Werken ist übrigens auch „Schloss Grips …, Grips… Ach strengt doch gefälligst selbst euern Grips an!

Schreiben
Die Kunst, das Weltgeschehen platzsparend schwarz auf
weiß unterzubringen (aber auch die Kunst, irreale Welten zu
erschließen und damit die reale Welt zu bereichern).
Das meiste bliebe besser ungeschrieben.

Schreibweise Endlich sind sie wirklich weise geworden, die Schriftgelehrten von der Dudenredaktion. Sie haben eingesehen, dass mit starren Rechtschreibregeln der widerspenstigen Sprache nicht hundertprozentig beizukommen ist. Nun gibt es also wieder mehr Alternativschreibweisen.
Aber was ein Stängel mit einer Stange zu tun hat, ist wenig einsichtig. Der Autor bleibt beim Stengel.

Schriftsteller Es ist eigentlich eine Schande, wie viele Nieten sich hinter diesem Aushängeschild verbergen. Aber daran sind nicht die Nieten schuld, sondern die Behörden, die eine derart nichtssagende (und obendrein falsche) Berufsbezeichnung zulassen. Die Schriftsetzer sind die wahren Schriftsteller.

Schüttelreime Die Schüttelreimer sind schon öfter totgesagt worden. Aber ein Häuflein Aufrechter wehrt sich noch immer mit Erfolg gegen die Schwarzseher. Hier die neuesten Schöpfungen:

Schlecht erzogen
Ein Hund mit Namen Rubinstein
war leider nicht ganz stubinrein.


Auch kein netter Hund
Sein Spitz, ein schmutz’ger Wadenbeißer,
der wird auch nicht durch Baden weißer.

Schwachstellen Kennt man selbst am besten. Diesbezügliche Kommentare des Lektors sollten einen kalt lassen. Berücksichtigen sollte man sie trotzdem. Man will ja mit dem Verlag ins Geschäft kommen.
Übrigens: Schwachstellen müssen sein. Nur so kommen die gelungenen Passagen richtig zur Geltung.

Schwafelsäure Wer dabei an Marcel Reich-Ranicki denkt, ist ein Lump. Wenn hier einer schwafelt, dann ist es der Autor.

Schweigegeld Manche vielversprechende Literaten entpuppen sich im Laufe abnutzender Jahre als Langweiler. Um diese Leute loszuwerden, hat sich der Verlag zur Zahlung eines Schweigegeldes bereit erklärt.

Schwundliteratur Es ist ein untrügliches Zeichen von Respekt, dass sich Langfinger selten an Klassikern vergreifen. Die Entwendung niederer erotischer Schriften aus den Regalen von Bahnhofsbuchhandlungen ist dagegen an der Tagesordnung.

Seiteneinsteiger Größenwahnsinnige, wie z.B. Vorruheständler, die sich schon für Dichter halten, wenn ihnen ein großherziger Redakteur vertretungsweise den Zugang zum Feuilleton des Heimatblättchens verschafft hat. Profis, wehrt euch! So leicht darf man es diesen Brüdern nicht machen!

vSekundärliteratur Hierbei handelt es sich grundsätzlich um Meckerei von Kritikern, und die ist wirklich von sekundärer Bedeutung.

Selbstironie Indiz für mangelnde Selbstachtung. Abhilfe: Kauf dir einen edlen Hut, schau in den Spiegel und lüfte den Hut mit einer eleganten Verbeugung. Täglich üben, und du versinkst in Selbstverehrung!

Selbstkritik Wenn ein Einfall den anderen jagt, ist ein Verharren tödlich. Was einem leicht von der Hand geht, ist sowieso meist gut. Der geeignetste Zeitpunkt zur Selbstkritik ist die letzte Korrekturlesung. Da bewahrt einen schon die eigene Faulheit davor, mehr als nötig zu verschlimmbessern.

Sensationspresse Solange die Journaille im Trüben fischen kann, ist die Welt in Ordnung. Zuerst wird die Meldung mit einem ? versehen. Dann folgt ein Dementi. Darauf wird die ursprüngliche Version wieder zum Leben erweckt. Schließlich erfordern die aktuellen Gegebenheiten eine Korrektur, die aber dank der Unaufmerksamkeit des Reporters einer zusätzlichen Korrektur bedarf. Und danach spricht und schreibt kein Mensch mehr von dem Vorfall. Nur der besagte Reporter wird in die Wüste, z.B. in die Kalahari, geschickt.
(siehe BILD-Zeitung).

Sisyphusler Gequälte Kreatur, die laufend (auf „Empfehlung“ des Lektors) von nicht enden wollenden Umarbeitungen in Anspruch genommen ist, alldieweil die herrlichsten neuen Ideen auf Umsetzung warten.

Sketch-as-sketch-can Eben gerade nicht! Ein guter Sketch muss auf die handelnden Personen zugeschnitten sein. Was dem Didi und dem Emil wie angegossen sitzt, passt dem Otto noch lange nicht. Darum verfassen diese Leute ihre Sketche am liebsten selbst.

Sozialkritiker Sehr sympathische Menschen, solange sie nicht vergessen, wofür sie angetreten sind. Sie vergessen es aber und schreiben später in ihre eigene Tasche.

Spezialisierung Damit sollte man warten. Wer sich zu früh für eine Stilrichtung entscheidet, wird von der Leserschaft darauf festgelegt. Die Leserschaft hat sich gefälligst nach dir zu richten!

Spontaneität Bei Talkshowmastern Voraussetzung für längerfristiges Überleben. Poeten sind darauf nicht angewiesen. Sie erledigen ihren Job durch Aussitzen. Es soll aber auch „schnelle Brüter“ geben.

Sprachebene Was in Ganovenkreisen gängiger Sprachgebrauch ist, wirkt in der besseren Gesellschaft meist deplatziert. Man vergleiche den Schreibstil der BILD-Zeitung mit der FAZ. Einen 12-Jährigen „Grünschnäbelchen“ und einen 3-Jährigen „Rotzlöffel“ zu nennen, ist doch wohl völlig daneben. Bei Fragen zur sicheren Wortwahl wende man sich an Heinz Mundschmiss Erhardt (jetzt erreichbar unter Hans-Joachim Heist, wohnhaft in Seeheim- Jugenheim).

Sprachverwilderung
„Ich konnte ihm nicht mehr zuhören, weil ich war einfach zu müde“.
„Die Oile, die Oile, nahm Abschied mit Gehoile“.
Es wird sicher nicht mehr lange dauern, dann ist auch so was erlaubt. Wetten dass …?
Apropos Oile. Das ist doch eigentlich viel richtiger. E-uropa wird sowieso abgeschafft. Und überhaupt: Was soll das Gedöns um die Rechtschreip-Katerstrofe?

Sprüche werden bekanntlich geklopft. Ein gut geklopftes Schnitzel ist vorzuziehen.

Stabreime Reime, über die eine voreilige Jury den Stab der Ablehnung gebrochen hat. Ein abwärts gerichteter Daumen hätte genügt.

Starckdeutsch Eine vergnügliche Kunstsprache, die von Matthias Köppel erfunden wurde. Sie ist aus unerklärlichen Gründen in Vergessenheit geraten und muss unbedingt wiederbelebt werden. Hier eine Kostprobe von Köppels „Ünnschpirattatzjaunen“ (das Gedicht wurde Wikipedia entnommen):

Hullondüsche Tumautn

Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten
Glantzind pfröschn Totumauten.
Duch peim Ößßn marckstde dunn,
dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;
Sünd’z nonn Gorcken, sünd'z Tumautn, –
Üst öss garr oin Heunarbrautn,
pfrösch oss Hullondt ümmporturt?
Hart monn düch woll arnngeschmuurt?
Nur Finnisch ist uriger.


Stichwort Mit „Dilettant“ oder „Stümper“ trifft man einen hoffnungsvollen Hobbydichter mitten ins Herz

Sti(eh)lkunde Ehe man unter die Literaten geht, sollte man sich ein gutes Breitenwissen über charakteristische Eigenheiten (eben den Stil) der Konkurrenz zulegen. Dabei muss man sich nicht mit unhandlich Gebundenem belasten. Ein paar repräsentative Buchseiten genügen. Diese verschafft man sich am rationellsten wie folgt:
Man bewaffne sich mit Wollfäden und besuche eine Leihbibliothek. Man entnehme den Regalen die interessierenden Objekte, speichele die Wollfäden (egal in welcher Backentasche) kräftig ein und praktiziere sie geschickt zwischen die Buchseiten. Einige Minuten ziehen lassen und Blätter herauslösen (das geht völlig geräuschlos). Alles Weitere ist für den Profi eine Kleinigkeit.

Stilblüten Gedeihen am besten der noch wenig beschwerten Schulzeit und sind Anlass zu echter Freude. Spätere Blüten werden nur noch als Ausrutscher bzw. Entgleisungen angesehen.

Stimmungsbruch Stilmittel von Ironikern, das den Leser in fröhliche Gemütslage versetzt, um ihn gemeinerweise wenig später ins Bodenlose abstürzen zu lassen. Dadurch wird das Syndrom des gefrierenden Lachens ausgelöst. Bahnbrechend: Heinrich Heine.

Stimulanzien
a)Altbekannt: Alkoholische Getränke, Rauschgift, schöne Frauen
b)Eigene gute Einfälle. Es kommt gar nicht so selten vor, dass man sich daran berauschen kann. Im Vollrausch erzeugen diese Einfälle weitere geistige Kinder, und man wird die Geister überhaupt nicht mehr los (dagegen hilft nur die Gattin, die einen mit widerwärtigen Alltagsproblemen konfrontiert).
Friedrich Schiller genügte der Duft faulender Äpfel.

Sturm und Drang Die Zeiten sind vorbei. Nur auf unseren Autobahnen treiben noch immer Stürmer und Drängler ihr Unwesen.

Surrealist Fabrikant widernatürlicher Kompositionen aus natürlichen Einzelelementen.

Auf der Wiese steht ein Ofen,
und daneben steht ein Stuhl.
Auf dem Stuhle sitzt ein Eisbär,
der sich da fühlet pudelwohl.
Wann wird ’nem Eisbär’n schon geboten,
dass er sich wärmen kann die Pfoten.


Synonyme Sinnverwandte Worte, die man gerade dann nicht findet, wenn man sie am dringendsten braucht. Selbst mit dem allseits empfohlenen Nachschlagwerk „Sag es treffender“ trifft man meist ins Leere.

Tabus Inzwischen haben sie Seltenheitswert. Und das freut den Schmierfink.

Tagebuch Nützliches Hilfsmittel für das Verfassen von Autobiographien. Da das Erinnerungsvermögen meist erst mit dem 5. Lebensjahr einsetzt, sollte man die Frau Mama befragen, ob sie mit ihrem Tagebuch aushelfen kann.
Übrigens: Viele leere Seiten im Tagebuch sind höchst bedenklich. Sind sie doch ein Beleg für ein ziemlich verfehltes Leben.

Talentschuppen Darin werden die Zöglinge von Dichterschulen so lange gedrillt, bis ihnen jegliches Talent abhanden gekommen ist.

Taschenbuch Dieses verdient seinen Namen nur, wenn man es wirklich in die Manteltasche stecken, und man selbst ohne Argwohn zu erregen, die Buchhandlung unauffällig verlassen kann.

Tragikomödie Man sollte die Finger davon lassen. Scherz und Schmerz sind inkompatibel. Schon Goethe hatte was dagegen:

Tages Arbeit, abends Gäste/ saure Wochen, frohe Feste.
Alles zu seiner Zeit! Ein süß-saures Gesicht ist eine Grimasse!

(siehe auch Euphorie)

Tragödie
a) Aus der Sicht des Kritikers: Sowas Trauriges lässt sich nur mit der angespannten Finanzlage der Theater rechtfertigen. Tragödien bedürfen keiner besonderen Ausstattung. Ein paar schwarze, über Konsolen und Balken gehängte Tücher reichen vollkommen. Wir nähern uns antiken Verhältnissen.

b) Aus der Sicht eines persönlich Betroffenen: Es ist zum Haare ausraufen! Erst hat der Lektor das Manuskript verlegt (dem „Verleger“ hätte man das weniger übelgenommen), dann haben die Putzfrauen das Manuskript gefunden und anschließend dem Reißwolf überantwortet. Warum hatte man sich ausgerechnet dieses Mal keine Kopie gemacht. … und ein noch schlimmerer Fall: Da hat er nun Blut und Wasser geschwitzt, sein Produkt dem Verleger mit freundlicher Empfehlung übersandt und erfahren, dass tags zuvor ein besseres Erzeugnis zum selben Thema eingereicht wurde …

Trugschluss Der Fortsetzungsroman hat spätestens nach der 60. Folge jede Spannung verloren. Aber es ist Land in Sicht. Nun wird ja die Beate endlich ihren Theodor kriegen.
Denkste! Erstens kriegt sie ihn noch lange nicht, und außerdem heißt er dann (in der 120. Folge) Anton.

Überschrift Ob diese wirklich zum Erzeugnis passt, ist zweitrangig. Die Zeiten, in denen der verhasste Studienrat sein „Thema verfehlt“ unter mühsam erarbeiteten Aufsatz klierte, sind Gott sei Dank vorbei. In erster Linie ist die Überschrift dazu da, Neugierde zu erwecken und zu enttäuschen.

Übersetzerinnen Männer meiden den äußerst undankbaren Job. Sich zum Sklaven anderer zu machen, erfordert spezielle Talente.
Der Autor ergreift die Gelegenheit, einer Übersetzerin aus dem Bekanntenkreis zu gedenken, die ihn mehr überzeugte als der englische Originalroman.

Undichter Auch ein Dichter wird alt, Haare und Zähne fallen aus, die Bandscheiben versagen, und schließlich wird er wieder das, was er vor vielen, vielen Jahren schon einmal war – ein Bettnässer. Hauptsache, der Geist ist noch fit. (siehe Morbus Alzheimer)

Ungereimtes Bei den Verfechtern der reimlosen Lyrik hat man oft den Eindruck, dass sie neidisch auf ihre reimenden Kollegen sind. Das freut den wahren Poeten! Dazu auch

Unproduktive Phase Hat auch ihre positiven Seiten. Das Tohuwabohu in all den herumliegenden Entwürfen bedarf dringend einer ordnenden Hand – und wenn’s die eigene ist. Wenn die geistige Blockade vorüber ist, hat man keine Zeit mehr dafür.

Unterhaltungsliteratur Am interessantesten und am billigsten sind immer noch die vielen bunten Illustrierten in den Wartezimmern von Arztpraxen. Es soll Patienten geben, die sich ihre Leiden d e s w e g e n zulegen.

Unterhaltsliteratur Gar nicht so unterhaltsam fand der Autor neulich die Lektüre eines Briefes von seinem unehelichen Sohn, der darauf aufmerksam machte (Kopie des diesbezüglichen Paragraphen beigefügt), dass er demnächst für ihn tiefer ins Portemonnaie zu greifen hätte. Wann wird der Bursche endlich erwachsen!

Unterhaltsliteratur Je belesener man ist, desto größer ist die Gefahr, dagegen zu verstoßen. Scheuklappen und Ignoranz sind der beste Schutz.

VDS (Verband der Dichter und Schriftsteller) Ein Zusammenschluss mit dem VHK (Verband der Humoristen und Kabarettisten) steht unmittelbar bevor. Einige Mitglieder des VDS würden dies gern hintertreiben, weil sie ein Übergewicht VHK befürchten.
Na und – das wäre doch nur von Vorteil!

Verbalhörner Auswüchse einer irregeleiteten Fantasie. Nicht Balhorn ist hierfür verantwortlich sondern Shakespeare, des da provozierend fragte:
„Das gefällt Euch nicht? Was wollt ihr denn?“

Verdichtung Liebe Leute, lasst eure schönen Gedichte nicht von Pseudolyrikern kaputt machen! Die verlangen von euch, dass ihr euer Werk so lange komprimiert, bis kaum noch was davon übrig bleibt.

Verfremdung Auf jeden Fall etwas Befremdliches, speziell die freie bis chaotische Umgestaltung historischer oder auch anderer Texte.
„Es schwört der Tell am Rüterli:
ab morgen mit Verhüterli“

Verleger Was wären die ohne ihre Lieferanten!

Versepos Fast ausgestorben. Sehr schade. Aber man kann den Leuten nicht vorschreiben, was sie lesen sollen. Immerhin hat das Versepos in der Büttenrede überlebt.

Verseschmied Kunsthandwerker, der einen Zwei- oder auch Mehrzeiler so lange bearbeitet, bis es „passt“. Wird zum Beispiel ein dreisilbiger Milchtopf gebraucht, wird unter feinfühligen Händen ein Millichtopf daraus. Wilhelm Busch ist Kronzeuge.

Versmaß Negative Betrachtung: lästige Fessel, die man umgehend abstreifen sollte. Positive Betrachtung: Ein perfektes Versmaß macht Reime überflüssig.

Verzettelung Nicht auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen! Abschreckendes Beispiel: Goethe. Er war Minister, Bergbausachverständiger, Farbenlehrer, Kriegsberichterstatter, Musiksachverständiger („Beethoven, welch ein Getöse“). Kurz, Goethe war ein Hansdampf in allen Gassen. Wäre er konsequent bei der Dichtung geblieben, hätte aus dem Dichterfürsten ein Dichterkaiser werden können.

Virtuosen gibt es nicht nur bei den Musizi. Heinrich Heine, dieser Paganini und Dämon der Dichtkunst, ist ein herausragendes Beispiel. Seine Bosheiten erreichten schon das Format der heutigen Journaille. Aber er war auch ein hinreißender Schwärmer, der sich sogar dazu hinreißen ließ, der Loreley das Haar zu kämmen.

Vorbilder Man sollte mal welche gehabt und im Unterbewusst gespeichert haben. Dort belasse man sie auch. Sonst stören sie die Unbefangenheit.

Vorwort sollte man dem Verleger überlassen. Er hat sonst wenig Gelegenheit zu eigenschöpferischer Tätigkeit.

Werbespot(t) Je hässlicher und plumper, desto einprägsamer („Ich bin doch nicht blöd“).
Echte Literaten sollten hier wirklich keine Handlangerdienste leisten.

Widersprüchliches Es gibt nichts Realistischeres. Der Poet lebt in und von Widersprüchen.

Wirtinnenverse Zur Erläuterung der Reimstruktur lässt man „so eine“ am besten selbst zu Wort kommen:

Ich bin die Wirtin von der „Rose“
und bin bekannt als Sittenlose.
Doch auch nach Lyrik steht mein Sinn,
womit ich euch beweisen will,
dass ich nicht „oben ohne“ bin.

Zwar sind die Texte meiner Lieder
verfänglich schlüpfrig und nicht bieder,
doch weil sie handfest von Natur,
sind sie auch nicht klein zu kriegen;
das weiß man selbst bei der Zensur.

Witze Konstruierte sind keine – das Leben schreibt die besten. Im Übrigen hat man den Eindruck, dass immer ein Ostfriese vom andern abschreibt. Kohl-Witze sind inzwischen Geschichte – ganz im Sinne des Verursachers. Der Vollständigkeit wegen sei noch auf die sogenannten Herrenwitze hingewiesen (die Ansicht, dass Damen nur damenhaft scherzen, ist überholt),

Wörterbücher Es sei an die abgedroschene, aber weiterhin gültige Redensart „Ein Mann ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch“ erinnert. Übrigens werden Wörterbücher aus Gründen rationellen Arbeitens immer auf der Basis bereits existierender Wälzer erstellt.
Der Autor des vorliegenden ABCs ist sich sicher, dass die bisher erschienenen netten ABCs eines Münchener Verlags völlig ausreichen, um daraus mühelos ein Lexikon der Erotik (ein sogenanntes Erotikon) zu fabrizieren. Für Neugierige: Eines der Münchener ABCs trägt die ISBN-Nr. 3-8231-0127-7 und bezieht sich auf die Kunst des Aufofahrens. Mehr Schleichwerbung hat die spezielle „Lach-und Schießgesellschaft nicht verdient, da sie den Autor verärgert hat.

Wortschöpfungen, neue Auch damit kann man sich unsterblich machen. Wie wäre es beispielsweise mit „Ökoethik“? Die Ethik liegt zwar bei uns am Boden, aber mit „Öko“ lässt sich heute so ziemlich alles aufmöbeln.

Wortspiele
Gernegroßglockner, Ultraschallplatte, Mundwerkstudent, Mannstollkirsche, Indirektor, Schildbürgermeister, Campingpong, Heuschreckensmeldung, Ulknudelsalat, Eheringkampf, Rosenkavaliersdelikt, Zugspitzbub, Erdkugelschreiber, Nashornisse, Jägerschnitzeljagd, Artischocktherapie, Elektrokabeljau, Gebetbuchweizen, Eskimono, Rotgrünkohl, usw.

Und was macht man damit? Man fertigt lustige Silbenrätsel daraus.

X, Y Man sollte nie etwas an den Haaren herbeiziehen, wo nichts zu holen ist. Die Xanthippe und der Yeti können nicht für alles herhalten.

Zauderer Wer stundenlang überlegt, ob er besser „seither“ oder „seitdem“ benutzen soll, wird nie einen Roman schreiben.

Zehnfinger-Tippfertigkeit Wenn man die nicht besitzt, ist es um die Produktivität schlecht bestellt (es sei denn, man beschränkt sich auf Aphorismen).

Zeitgeist Gemeint ist eher der Ungeist der Zeit. Ein Schriftsteller von Format sollte sich zu schade sein, dem Zeitgeist um der billigen Wirkung willen Zugeständnisse zu machen. Aber wer ist schon ein Übermensch!

Zeitungsausträger An Zuträgern fehlt es der Presse nie. Aber wehe, wenn die Austräger streiken und der Herr Chefredakteur und seine Mannen als Streikbrecher antreten müssen.

Zustand, abgehobener Zwar ein sehr fruchtbarer aber auch ein sehr labiler Zustand. Soeben ist der Autor wieder auf dem Teppich der nüchternen Alltäglichkeiten gelandet. Nun fühlt er sich leer und ausgebrannt.

Nachtrag

Abschweifung vom Thema Willkommene Gelegenheit, um einmal richtig Dampf abzulassen, z.B. gegen die „Musik“ von heute. Diese befindet sich in einem bejammernswerten Zustand. Zappelnde Rock- und Popgruppen, deren inhaltsleere und unharmonische Darbietungen durch nervendes Laserlicht „unterstützt“ werden, sind einfach nur ärgerlich. Dann doch lieber Heino, Max Raabe oder die Kastelruther Spatzen. Sogar die Wildecker Herzbuben sind erträglicher. Die sogenannte „Neue Musik“, die Weiterentwicklung der Zwölfton-Katzenmusik, wird hoffentlich auch künftig ein Schattendasein führen. Hört Klassik – Radio!!

Analphabet Das hätte sich der alte Beppo aus Hintertupfingen nicht träumen lassen, dass er unter die Schriftsteller geraten würde. Er ist zwar des Lesens und Schreibens nicht mächtig, doch ein Journalist entdeckte sein Talent, als Beppo in einer Kneipe Schwänke aus seiner Jugendzeit von sich gab (nett von dem Journalisten, dass er ihm das Urheberrecht zugestanden hat).
So tragen auch Minderbemittelte prinzipiell das große Los im Gepäck.

Drehbuchautor sollte man nur werden, wenn man stahlharte Nerven hat und sehr kontaktfreudig und anpassungsfähig ist. Grundregel: Was sich filmtechnisch per Bild und Donnerhall ausdrücken lässt, benötigt keine Bestätigung durch das Wort. Eine ungewohnte Erkenntnis für Neulinge.
Hat man endlich den Lektor überwunden und ist wirklich bis zum Regisseur vorgedrungen, fängt alles von vorne an. Dauernd weiß ER es besser; man selbst ist nur noch in der Defensive. Die Rolle, die man Friedrich von Thun auf den Leib geschneidert hatte, wird wegen Unerreichbarkeit des Mimen ganz gestrichen. Ein gerader Charakter schmeißt in so einer Situation den Bettel einfach hin und verlegt sich auf das

Hörspiel Hier gilt das Wort garantiert noch etwas, und die geforderte Anpassungsfähigkeit hält sich in Grenzen. Die Leute, die das Wetter machen (also Windmaschinen in Betrieb nehmen oder Erbsen prasseln lassen), sind Gemütsmenschen, mit denen man immer klarkommt.
Pannecke, Verfasser des Hörspiels „Achsenbruch bei Lodz“ erinnert sich gern an die Zusammenarbeit mit einem Herrn, der die hinlänglich bekannten Geräusche einer fahrenden Nostalgie-Eisenbahn beisteuerte.

Mainz Von hier aus eroberte um 1450 herum das geschriebene Wort die Welt. Wir stellen uns vor, Johannes Gutenberg hätte die Druckkunst erst Jahrhunderte später erfunden. Dann hätten wir vielleicht jetzt noch keine Schreibmaschinen, und wir armen Schriftsteller müssten vielleicht mit Tintenfass und Gänsekiel noch alles selbst von Hand erledigen. Und in dem wir darüber nachdenken, wird uns bewusst, wie glücklich wir uns schätzen können. Wir sind doch glücklich, oder?

Zusammenfassung:

a)Von faulen Lektoren verlangte Kurzdarstellung, auch Exposee genannt. Grundsätzlich ist der Schriftsteller mit dem Ansinnen, einen mehrere hundert Seiten umfassenden Roman mit zehn Zeilen (möglichst weniger) „auf den Punkt zu bringen“ hoffnungslos überfordert. Folglich erhält er sein Werk ungelesen vom Verlag zurück (wenn er Glück hat).

b)Vom Schriftsteller freiwillig erbrachte Zusatzleistung – im vorliegenden Fall als Resümee gesammelter Erkenntnisse, wie man ein Erfolgsschriftsteller wird: Was Produzenten wollen, ist ein originelles und doch nicht ausgefallenes, ungewöhnliches und doch leicht begreifliches, moralisches und doch schlüpfriges, lebenswahres und doch unwahrscheinliches, sentimentales und dabei brutales, sehr gut geschriebenes und doch nicht geistvolles Meisterwerk (dies bemerkte einst die Schauspielerin Salka Viertel gegenüber Bertold Brecht). Es hat sich seither wenig geändert.
 
Das Große ABC des Dichters, Schriftstellers und Journalisten

Das vorliegende ABC soll Hobbyschriftstellern (und solchen, die es werden wollen) Anleitungen zur Förderung und Erhaltung ihrer Schaffenskraft geben – und Profis vor Augen halten, welche Fehler sie früher besser hätten vermeiden sollen. Wörterbücher und ABCs haben es so an sich, das sie auch Antworten auf Fragen geben, die gar nicht gestellt werden. Der Leser wundere sich also nicht, wenn er auf so seltsam erscheinende Stichworte wie Brett, Feile, Geldmangel, Kakao, Mücke und dgl. stößt. Zur Entstehungsgeschichte des ABCs sei noch vermerkt, dass es sich um eines der frühesten Werke des Autors handelt. Geringfügige spätere Ergänzungen und Korrekturen ändern nichts an der Tatsache, dass sich der Verfasser eigentlich von Anfang an seiner Begabung bewusst sein durfte. Es bleibt dem Leser natürlich unbenommen, dass er zu dem im Prinzip gleichwertigen Schluss kommt, der Autor habe im Lauf seiner Tätigkeit nichts dazugelernt.

Andenken, ehrendes (= Vorwort 2. Teil) Na so was! Ehrendes Andenken – für wen? In der langen Stichwortliste wird nicht ein einziger Lorbeerkranzinhaber auftauchen. Sogar unsere Klassiker werden darin totgeschwiegen! Aber was ihnen zugestanden hätte, hätten noch einige hundert andere verdient. So wurde ein fauler Kompromiss geschlossen und wenigstens den schöpferischen Geistern, die sich mit um Humor und Satire besonders verdient gemacht haben, an passender Stelle ein Versteck zugeteilt. Dabei hat der Autor dem Leser noch ein paar andere Literaten untergejubelt, die ihm besonders nahestehen.

Anekdote Sicheres Mittel, um nach dem Ableben im Gerede der Leute zu bleiben. Bei entsprechend auffälligem (z.B. liederlichen) Lebenswandel ist Anekdotenbildung praktisch garantiert. Erfundene Anekdoten nennt man auch Münchhausiaden.

Angebetete Diese ist aus der Mode gekommen. An ihre Stelle ist die Angemachte getreten. Trotzdem soll es noch immer sensible Typen geben, die ihrer Herzdame mit einem Gedicht imponieren können. Es gibt übrigens zwei Sorten von Herzdamen:

Die eine ist ausgesprochen harthörig – ein Verhalten, das die Produktivkraft des minnesingenden Dichters ungemein fördert. Die andere Sorte hat einen schon erhört und ist dann nicht mehr besonders stimulierend.

Anonymität Hecke, aus der hinterhältige Kritiker und Satiriker mit Gift und Galle getränkte Pfeile abschießen.

Anregungen Man gehe im heimatlichen Städtchen bummeln. Besonders ergiebig ist ein Jahr- oder Flohmarkt. Es ist fast ausgeschlossen, dass man ohne Einfälle heimkehrt. Dass man auch einen Floh mitbringt, ist heutzutage weniger wahrscheinlich.(siehe Assoziationen/Querdenker/Stimulanzien)

Ansichten eines Clowns Man lese dieses ABC von A-Z

Antialphabeten Verfasser von Lexika, die mit Z beginnen und mit A enden.

Anzeigenabteilung Das „Sankt Helena“ für strafversetzte Feuilletonisten. Von dieser Schmach erholen sie sich nie wieder.

Aphorismen Bosheiten, mit denen man den Leser zwingt, in einen Zerrspiegel zu schauen (manchmal mit dem Erfolg, dass er an sich arbeitet). Die geistreichsten Aphorismen stammen von Oscar Wilde, die bissigsten von Georg Bernhard Shaw. (siehe Bonmot)

Apostroph Krücke zur Realisierung sonst nicht zu erreichenden einwandfreien Versmaßes. Beispiel:

Es klappert ein Müller am rauschenden Bach,
Er hängt in ’ner Erle bei Bacharach.
Dort hängt er wohl schon seit Jahren.
Doch hat man’s erst gestern erfahren.


April-Nummer Lässt das Herz von Redakteuren sonst überaus trockener Fachzeitschriften höher schlagen. Endlich dürfen sie mal ihre eigene Sparte/Branche richtig durch den Kakao ziehen (Humor für Chemiker etc.). Eine völlig andere April-Nummer zeigt ihre Wirkung neun Monate später. Eigentlich sollte es ja ein Mädchen werden …

Archiv
Was riecht denn bloß so muffig hier?
Es ist gebundenes Altpapier.
In den Regalen – welch eine Ruh.
Warte nur balde vergilbst auch du.
Die Spinnen selbst, in ihrer Not,
erlitten längst den Hungertod.


Assoziationen sind ungemein kreativitätsfördernd. Angenommen, man denke primär an eine Zwiebel. Dann lasse man seinen Gedanken völlig freien Auslauf (genau wie dem hauseigenen Dackel). Indem man sich diesem peripheren Denken hingibt, stellen sich ein:
Knoblauch, Tulpenzwiebeln, Zwiebeltürme, Zwiebelmuster usw. usw. Schließlich fühlt man sich von seiner eigenen Fantasie geradezu gezwiebelt.

Besonders ergiebig sind Assoziationen auf dem Gebiet der erotischen Literatur (weitere Erläuterungen überflüssig – der Leser assoziiert bereits).

Attribute, schmückende Es gibt bewährte Kniffe, um Poesie-Artikel zu verfeinern bzw. zu würzen. Am häufigsten geschieht dies durch reichlichen Gebrauch von Adjektiven. Wer etwa nüchtern schildert, wie Hund und Katz mit einer Schachtel spielen, wird wenig Interesse wecken. Wer aber einen Sketch produziert, in dem sich der missratene Sohn einer alten Schachtel, dieser krumme Hund, mit einer falschen Katze amüsiert, darf mit Beifall rechnen. Auch absichtlich entstellte Sprichworte lassen sich mit Erfolg verwenden. Mit Beschimpfungen der Leserschaft sollte man aber vorsichtig sein. (siehe Beamtendeutsch/Mittelhochdeutsch)

Auto-Inspiration Es gibt Poeten, die mit ihrem fahrbaren Untersatz die Lande durchmessen und sich von den vorbeiziehenden Eindrücken (z.B. einer Zeitungen fressenden Ziege, einem gestrandeten Heißluftballon, einem fröhlichen Trunkenbold, …) zu hübschen Ideen inspirieren lassen.
Dieses Verhalten grenzt indes oft an „Abwesenheit vom Steuer“ und dürfte bei Bekanntwerden mit etlichen „Flensburger Punkten“ honoriert werden.

Bächlein, helles An selbigem zu sitzen und den launischen Forellen zuzusehen, inspirierte ganze Dichtergenerationen. Es ist nicht sinnvoll, diese Art von Poesie noch weiter zu bereichern. Das Beste hierzu ist bereits geschrieben, und die Neuzeit fängt nicht mehr viel damit an. (siehe in/out)

Bagatelle Wer in der Lage ist, über völlig belanglose Dinge (z.B. ein Loch im Strumpf oder den neuen Sonnenschirm des Nachbarn) a m ü s a n t zu plaudern, darf sich was darauf einbilden. Der ist ein echter Künstler. (siehe Mücke)

Beamtendeutsch Eine fast unerschöpfliche Quelle für wirkungsvolle Formulierungen, die in Liebesschwüren oder anderen hochdramatischen Szenen besonders zur Geltung kommen:

„Kraft meines Amtes gewähre ich dir, o Holde, den Nießbrauch des elterlichen Swimmingpools und der darin befindlichen beweglichen Sachen (z.B. Rettungsring, Taucherbrille, Gummitiere usw.)“

Bedienungsanleitungen Sonderkategorie der Sachliteratur, die ihren Verfassern Genialität abverlangt. Meist hat man es mit Anweisungen zu tun, die von Stümpern fabriziert wurden (die mitgelieferten Übersetzungen ins Slowakische und Slowenische tragen nicht zum Verständnis bei). Die Konstrukteure sind nicht schuldlos an der Misere! Baut einfachere Geräte!

Bekenntnisse Sei vorsichtig, man könnte sie Dir glauben!

Belesenheit ist immer von Vorteil. Wenn du befürchtest, diese könnte deine Unbefangenheit beeinträchtigen, dann bist du noch nicht abgebrüht genug. Die dir empfohlenen Pflichtlektüren haben auch Schwachstellen! Wer die Abgründe seiner eigenen schwarzen Seele kennen lernen möchte, sollte Oscar Wildes „Dorian Gray“ verinnerlichen.

Bella Tristika Schöne traurige Begebenheiten, in denen mindestens ein reicher Graf und ein armes Aschenputtel vorkommen sollte. Die Rezepte von Hedwig Courths-Maler bewähren sich immer noch. (siehe Rosamunde Pichler)

Beratungsresistente Warum sträubt ihr euch denn so gegen wohlgemeinte konstruktive Kritik?
Schlechte Erfahrungen gemacht? Das waren destruktive Meckerer, die euch sowieso nicht leiden können.

Berufsgeheimnisse Die vielfältigen Anleitungen dieser Publikation, speziell zum Umgang mit Stimmungen, Inspirationen, Kreativitätshemmnissen und Verlegern, werden voraussichtlich den Protest des schriftstellerischen Establishments hervorrufen, weil hier intimste Insider-Erfahrungen breitgetreten werden. Der Autor unterwirft sich aber keinem Fraktionszwang und nimmt sich die Freiheit heraus, dem hoffnungsvollen Nachwuchs klarzumachen, dass die Schriftstellerei harte Arbeit (Naturtalent hin, Naturtalent her) bedeutet und nicht selten auch die Psyche strapaziert (Lyrik – oftmals ein süßes, schleichendes und süchtig machendes Gift!). In beiden Fällen besinnt man sich am besten auf den alten Turnvater Jahn und den Wasserdoktor Kneipp. In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist!

Bestseller entpuppen sich oft nach Anfangserfolgen als Ladenhüter. Diese leidvolle Erfahrung hat auch Gorbi mit seiner ’Perestroika’ gemacht.

Beziehungen braucht man in der Tat, um in die edle Zunft der Dichter aufgenommen zu werden. Von den Kandidaten wird erwartet, dass sie selbst die notwendige Fantasie mitbringen, sich Gönner und Sponsoren zu verschaffen.

Bibliothekar (1) hat vieles gemeinsam mit einem Bankkassenwart(2)
(1) Durch seine Hände gehen viele Bücher, aber sie gehören ihm nicht.
(2) Durch seine Hände geht viel Geld …
1 und 2 haben daher den gemeinsamen Wunsch nach Wertunterschlagung, sie scheitern aber an den Realitäten.
1 und 2 unterscheiden sich insofern, als 1, der schon längst selbst mal ein Buch schreiben wollte, seine Gelüste einem Krimi anvertrauen kann. 2 ist dagegen kaum in der Lage, solch ein Kunstwerk zu fabrizieren.

BILD-Zeitung Eine Umfrage unter Frankfurter Zeitungslesern ergab, dass sie sich, vor die Alternative „BILD oder FAZ“ gestellt, mehrheitlich zugunsten der BILD-Zeitung entschieden. Nur 15% der Befragten sprachen sich für die elitäre FAZ aus. Das Ergebnis spiegelt unsere Zweiklassengesellschaft wieder (hie Otto Normalverbraucher, da die abgehobenen FAZkes).
Goethe, obwohl der wohlhabenden Schicht zugehörig, hätte bestimmt die BILD-Zeitung vorgezogen, zumal ihm die Schlagzeilenfabrikanten zu noch größerer Popularität verholfen hätten (sein „Tasso“ wäre mit Sicherheit unter dem Titel „Gequältes Dichterherz“ – oder so ähnlich – erschienen).

Binsenweisheiten
„Den letzten beißen die Hunde“
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“


Bio-Graph Einer, der seine Liebesschwüre in Baumrinden einmeißelt. Er sollte sich vor den Grünen in Acht nehmen.

Bla-bla Pfui Teufel! Damit sollte man seine Mitmenschen wirklich verschonen.

Bla-bla-giat Auch stotternde Sachsen haben etwas gegen widerrechtliche Entnahme geistigen Eigentums. (siehe aber Quellenangabe)

Bleistift Neben Papier das einzig wirklich unentbehrliche Utensil des Dichters.
Manchmal macht sich der Bleistift selbständig und entwickelt eine Eigendynamik. Er ist dann gewissermaßen klüger als das Hirn. Da wird dem Schreiber ganz unheimlich, und es fällt ihm mit Grausen Goethes Zauberlehrling ein.

Blickwinkel, schiefer Genau die richtige Perspektive, um über todernste Dinge so schreiben zu können, dass man sich totlachen kann.

Blödsinn, höherer Schlag nach bei Erhardt & Co (Tue es wirklich!).

Bonmot Ein Aphorismus, dem man die Zähne gezogen hat. Eine Sonderform war das Bonn-Mot. Das bekannteste lautet „Die Renten sind sicher“. Eine unver*blüm*te Lüge! Inzwischen sind all diese Lügner nach Berlin umgezogen.

Breite Masse Deine Zielgruppe! Sie bestimmt die Auflagenhöhe deines Buches und damit letztlich die Höhe deines Honorars.

Brett So etwas sollte ein schöpferischer Geist nicht vor seinem Schädel haben (und wenn doch, dann wenigstens ein hochwertiges). „Der wahre Snob trägt Teak vorm Kopp“.

Briefwechsel Besonders reizvolle Literaturkategorie. Von jedem Brief an die Angebetete (in der Regel verheiratet – darum postlagernd miteinander verkehren) sollte man immer eine Kopie anlegen. Schließlich empfangene Briefe und die Kopien der Eigenproduktion chronologisch ordnen! Vor allem bei unterschiedlichem intellektuellem Niveau ergeben sich interessante Perspektiven (Higgins-Eliza-Effekt). Die Nachwelt hat sicher Freude dran.

Brillantfeuerwerk Man sollte mit seinen Geistesblitzen haushälterisch umgehen und nicht alles Pulver auf einmal verschießen. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.

Brotlose Kunst Schuld daran ist die demographische Entwicklung. Die vielen Alten wissen mit ihrer Freizeit nichts Vernünftiges anzufangen und verlegen sich aufs Dichten. Nun haben wir eine Poetenschwemme. Früher war es umgekehrt. Auf Druck des Herrn Papa ergriff der Sohnemann einen vernünftigen Beruf. Die Juristerei wurde ihm aber zu trocken und er widmete sich der befreienden Unvernunft.

Buchfink Der komische Vogel, der immer die Bücherwürmer frisst. Eine Unterart des Buchfinks pflegt, vorzugsweise in kostbaren, nicht entleihbaren Druckwerken, kräftige Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Büttenreden sind gelegentlich(!) so originell, dass sie es verdienen, auf Büttenpapier festgehalten zu werden.

Chefredakteur Oberaufseher im Verlagsgeschäft. Wacht eisern über die Einhaltung der Richtlinien, denen sich der Einsender eines Beitrags zu unterwerfen hat. Wem es dennoch gelingt, sich darüber hinwegzusetzen, darf sich etwas darauf einbilden. (siehe Zeitungsausträger)

Computer Manche moderne Lyrik lässt vermuten, dass e r für die Leute gedacht hat, die eigentlich selbst hätten denken sollen. Der Computer ist überhaupt sehr eigenwillig. Er macht mit einem, was er will. Vor allem möchte man begreifen, warum er das eine tut und das andere nicht. Goethes Assistent Eckermann war pflegeleichter.

Dekadenz Untrügliches Merkmal für Zeitnähe. Wenn unsere Poeten so weitermachen, geht es mit ihnen ganz schnell bergab. Guten Rutsch!

Denglisch Eine eingerissene Unsitte. Wie kann man bloß Englisch und Deutsch combinen! Wir lassen uns weder canceln noch downloaden – auch nicht scannen! Eine Sonderform des Denglischen, die sich wohltuend von solchen Mixturen abhebt, sei hier an einer Schöpfung von Marie-Luise Wendland demonstriert.

Frühlingsgedicht länderübergreifend


The cold, cold winter must schnell go.
Verschwunden sind now ice and snow.
The sun, sie steht hot in the sky,
and days of rain, die are vorbei.

An Bäumen wird es nunmehr green.
Den rooms? Den möchten wir entflieh'n.

Pullover, coats, die sind just out;
im Mai sagt "yes!" the pretty Braut.

And birds are flying in the Luft,
die flowers geben ihren Duft -
the chairs are standing by the Garten:
We all the springtime jetzt erwarten!


Eine echte Bereicherung, die vor allem den Reimer erfreut. Herzlichen Glückwunsch, Marie-Luise! Dir ist es (vorübergehend) gelungen, den Meckerer mundtot zu machen.

Denkmal Sorge rechtzeitig dafür, dass dir eins gesetzt wird. Aber bewahre deine Fans davor, dass sie sich über den Wortlaut des Nachrufs unnötig den Kopf zerbrechen. Das kannst du selbst viel besser.

Denkzettel Gedächtnisstütze, ohne die selbst ein Dieter Hildebrandt nicht auskommt.

Der arme Poet Spitzweg hatte ein Herz für ihn. Sogar der Satiriker hat entdeckt, dass er ein Herz hat.

Deutsche Bibliothek Frankfurt Trost für verunglückte bzw. aus der Mode gekommene Schriftsteller. Auch wenn sie längst „out“ sind – dort sind sie immer noch „in“ (drin). Denn diese Bibliothek hat sich verpflichtet, von jedem deutschsprachigen Machwerk ein Exemplar zur Verfügung zu halten.

Deutschunterricht Sollte sein: Vortraining für angehende Literaten. Meist aber: Abschreckung, die einen lebenslänglich davor bewahrt, jemals schriftstellerische Gelüste zu entwickeln. Was war doch Studienrat Helferich für ein Ekel!

Dialektiker Sie reden und schreiben mit gespaltener Zunge. Sie machen aus schwarz weiß (und umgekehrt), je nach dauernd wechselndem Standpunkt. Sie drehen einem sozusagen das Wort im Munde um.
Dialektik erklärt man am besten anhand von Sprichwörtern:
„Dem Mutigen gehört die Welt“.
„Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um“.
Keine These ohne Antithese! Kein Pro ohne Kontra!
(siehe Dichter als Leser /Illustrator/Jugendroman, guter/ Offener Schluss/ Widersprüchliches)

Dichter haben mit Wirklichkeit und Wahrheit im Allgemeinen wenig im Sinn. Wenn sie wie Goethe „Dichtung und Wahrheit“ vermischen, nennen sie sich Klassiker, manchmal (zu Unrecht) auch Realisten. Der echte Realist ist besser als Naturalist zu bezeichnen. Der erscheint unter eigenem Stichwort.

Dichter als Leser Er ist ein schizophrenes Wesen. Er ist durchaus in der Lage, sich an gut gelungenen Würfen seiner Mitpoeten zu erfreuen. Dann sieht er nur das Werk an sich. Aber wehe, er besinnt sich wieder auf seine Wettbewerbssituation. Dann ist er mit seiner Toleranz schnell am Ende, dann sind die Mitpoeten nur noch Feinde. Man vergegenwärtige sich auch die Doppelrolle des Autofuß-gängerfahrers.

Dichterling Gemeines Schimpfwort. Wer so was auf sich sitzen lässt, disqualifiziert sich selbst.

Dichtung Der Dichter ist gewöhnlich nicht in der Lage, eine defekte gegen eine intakte auszutauschen. Für Installationsarbeiten ist die Gattin zuständig.

Dichtung, feminine Es fällt auf, dass der weibliche Anteil der schreibenden Zunft noch immer unterrepräsentiert ist. Es ist wohl wie in anderen Fällen auch, dass sich die Herren der Schöpfung einfach Zeit für ihre Liebhabereien nehmen. Und weil das die Frauen so ärgert, sind sie leider weniger zu Späßen aufgelegt. Wir brauchen aber eine Wilhelmine Busch, Eugenia Roth, Ottilie Reutter, Karla Valentin, Heinziette Erhardt … Marie-Luise wird da sicher zustimmen.

Dichtung, fachspezifische Der Leserkreis ist zwar bedeutend kleiner, doch auch anspruchsvoller. Der hochgebildete Poet gibt sich nicht mit Wald- und Wiesenreimen wie Stein/Bein oder Liebe/Hiebe zufrieden. Hier kann er endlich mal auf seine geographischen und geschichtlichen (oder sonst wie gearteten) Spezialkenntnissen hinweisen, was sich etwa in Reimpaaren wie Yokohama/Dalai-Lama oder Marseillaise/Mayonnaise ausdrückt.

Doppelte Verneinung Eine bayrische Erfindung. Ein Bayer würde niemals nicht die CDU wählen.
In Bayern ist sowieso alles anders, wie unsere Frau Bundeskanzlerin ganz richtig bemerkte.

Drama Man sollte keine Tragödie daraus machen. (siehe Fiasko)

Druffkehler (Drucckfehler) Da hat man nun im Schweiße seines Angesichts für das Heimatblättchen eine Reportage über die Singvögel der Region verfasst, und dann das: Aus der Goldammer ist eine Geldammer geworden und aus dem Spatz ein Spitz. Hier hat ein Kontrollorgan versagt.
(siehe falsche Bildunterschriften)

Duden Bibel des Schriftstellers und auch immer wieder unterschätztes Hilfsmittel zur Bereicherung des ach so kläglichen eigenen Wortschatzes. Konrad Adenauer hatte auch nur einen begrenzten Wortschatz. Er las wohl in der falschen Bibel.(siehe Schreibweise) Weiterführende Betrachtungen unter http://www.leselupe.de/lw/titel-Der-Duden-Ae-ein-Nachschlagewerk--109767.htm

Effekthascherei Etwa gleichbedeutend mit Koketterie. Diese sollte Mann besser den Dichterinnen überlassen.

Ehefrau Sehr oft Opfer von Starallüren des Gatten. Ein gewisser E. Kishon kam nie ohne „die beste Ehefrau von allen“ aus. Recht hat er – und ein heiteres ABC hat er auch geschrieben (Kishon für alle Fälle).

Ehrgeiz macht rücksichtslos, Rücksichtslosigkeit macht unbeliebt. Verliert man Sympathien, schwindet die Lebensfreude. Schwindet die Lebensfreude, verlassen einen auch die guten Einfälle. Darum mache man sich nichts draus, wenn es einem nicht gelingt, höchste Dichterweihen zu erhaschen. Sie sind meist zu teuer erkauft. Man begnüge sich mit einem warmen Plätzchen in der zweiten Reihe.

Eingebung Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf, und am Frühstückstisch gibt Vater Dichter die zu nächtlicher Stunde erworbenen Einfälle an die Familienrunde weiter – und dem dreijährigen Töchterchen wird noch ein Löffel Lebertran eingegeben, damit es groß und stark wird und vielleicht mal in die Fußstapfen des Herrn Papa treten kann.

Eitelkeit Wer davon befallen ist, sollte es nicht zu verbergen suchen. Die meisten Dichter sind eitel. Man hat sich dran gewöhnt.

Emotionen Wichtigste Voraussetzung für schöpferische Gedanken. Der Schöpfer sollte es allerdings vermeiden, sich von seinen Ideen und Gefühlen zu Tränen rühren zu lassen. Ehe es dahin kommt, Abstand gewinnen und sich einer anderen sinnvollen Beschäftigung zu widmen! Hilfreich ist ein Plauderstündchen mit der lange vernachlässigten Gattin.

Entdecker Was für den gläubigen Christen der Erlöser, ist für den hoffnungsvollen Dichter der Entdecker. Im günstigsten Fall wird dieser zum Gönner und Freund. Alle Mühsal der Eigeninitiative hat dann ein Ende. Nichts geht über einen guten Fürsprecher!
(siehe Beziehungen)

Ente Man sollte sich nicht scheuen, eine solche in die Welt zu setzen.

Enthaltsamkeit Es tut manchmal sehr, sehr weh, eine geschliffene Bosheit für sich zu behalten.

Epigone Oft zu Unrecht als einfallsloser Nachahmer gescholten. Irgendwie fußt man immer auf Bekanntem. Mach Dir also nichts daraus, wenn man dich als Epigone beschimpft. Dazu auch http://www.leselupe.de/lw/titel-Bekenntnisse-eines-MultiAe-Talents-108751.htm

Epiker Leute, denen das Verfassen von normalen Romanen nicht genügt. Es müssen zumindest Trilogien sein, damit 1000 und mehr Seiten bedruckt werden. Mensch, wer will das heute noch lesen! Denk doch an die vielen Bäume, die dir zum Opfer fallen. Anstatt aus einem Roman drei Romane zu machen, versuche lieber, den einen auf ein Drittel zu kürzen. Lerne zwischen den Zeilen zu schreiben. Das ist die hohe Schule der Dichtkunst.

Erotische Schriften Die hierzu vom Autor vertretenen Ansichten überschritten so eindeutig die Grenzen des guten Geschmacks, dass eine Veröffentlichung der diesbezüglichen Passage verhindert werden musste. So manche frivole Bemerkung an anderer Stelle hätte der Zensor am liebsten auch gestrichen, aber das hätte die Publikation insgesamt gefährdet und den Verlag um einen Kassenschlager gebracht. Das aber wollte der Zensor dem Verlag nicht antun.

[ i]gez. Streicher (Justizrat)
(siehe auch Schwundliteratur/Wirtinnenverse/Wörterbücher – und dgl.)

Erstlingswerk Sehr oft bleibt es auch dabei.

Erzählung Offenbar weiß die Allgemeinheit, was eine Erzählung ist, denn die befragten Lexika schwiegen sich aus, und bei WIKIPEDIA erfährt man nur, dass es sich um einen dehnbaren Begriff handelt. Bei Ralph Ronneberger ist die Erzählung zwischen Novelle und Roman angesiedelt. Auch keine befriedigende Erkenntnis. Gummibegriffe ignoriert man am besten.

Essay Auf gut Deutsch „Versuch“. Gewissermaßen entschuldigt sich der Verfasser von vornherein für seine Sicht der Dinge. Deklariere also deine Abhandlung/Betrachtung immer als Essay, womit du dem Kritiker den Wind aus den Segeln nimmst.

Euphorie Hat mit einer Fata Morgana eines gemeinsam: Sie hat keinen Bestand. Und dennoch: Der echte Dichter kann auf euphorische Stimmungen nicht verzichten, da er schon wenig später von Depressionen heimgesucht wird. Merke: Der echte Dichter ist die personifizierte Tragikomödie.

Fabel Die Geschichte vom Fuchs, der die Trauben zu sauer fand, weil sie zu hoch hingen, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Ein Dichter, der sich mit einem geringeren anstelle eines höheren Honorars zufrieden gibt, ist jedenfalls kein Fuchs.

Falkland-Inseln Das war wirklich fällig! Endlich wurde auch dort ein Goethe-Institut eingerichtet.

Falsche Bildunterschriften Eine Vertauschung von Prinz Philip mit Peer Steinbrück erfreut den Abonnenten des Heimatblättchens. Der Chefredakteur ärgert sich.

Fanatismus Das ungeeignetste Mittel, die Welt verbessern zu wollen. Missionare landeten früher auf dem Scheiterhaufen, heute scheitern sie anderweitig.
„Mit Ironie erreicht man mehr,
das wusste auch schon Moliere“.

Fantast Verwandter der L’art-pour-l’art-Artisten und Surrealisten.

Feile Nur noch selten benutztes Hilfsmittel des Poeten. Die Leute lieben heute grobe Konturen bzw. Kraftausdrücke. Die wenigen übrig gebliebenen Schöngeister und Ästheten rechtfertigen nicht den Aufwand, dass man irgendwo die Feile ansetzt.

Feuilletonist Der anspruchsvollste Job, den renommierte Tageszeitungen anzubieten haben. Hier wird auf hohem Niveau über Kultur und Unkultur geplaudert. Der Autor verweist in diesem Zusammenhang auf Motzkys Kulturspiegel - siehe http://www.leselupe.de/lw/titel-Umgeruehrt-111187.htm

Fiasko Davon berichtete ein enttäuschter Alois Hinterhuber nach dem Besuch eines Schiller’schen Dramas (Handlungsort Genua). Für die mangelnde Allgemeinbildung Hinterhubers (sind Sie klüger?) ist Schiller nicht verantwortlich zu machen (ebenso wenig für Schillerlocken – fragen Sie Ihren Bäcker oder Ihr Fischgeschäft).

Flausen Oft die besten Einfälle (siehe Beamtendeutsch, Geldmangel, Konkurrenten, Krimi, Sti(eh)lkunde, Tragikomödie, Undichter)

Flexibilität Wenn man partout keinen geeigneten Reim findet, heißt es rigoros umschalten.
Lässt sich z.B. zu Kopf nichts Passendes beiziehen, weil der Zopf nicht mit dem Inhalt harmoniert, versuche man es mit „Schädel“. Kopf und Schädel wären nicht dasselbe? Richtig. Dass jemand schädellos die Treppe herunter rennt, kommt nur in Horrorfilmen vor.

Formfehler Es ist davon abzuraten, die Einzelbestandteile einer Gedichtzeile silbenweise untereinander zu kritzeln, da man den Poeten sonst für einen Ostasiaten hält.

Fragmente Zu Lebzeiten kann man damit keinen Blumentopf gewinnen. Trotzdem nicht fortwerfen! 200 Jahre später wird sich die Fachwelt auf jeden Fetzen Papier stürzen, den der begnadete Dichter hinterlassen hat.

Frustration Ausgezeichneter Nährboden für Satire, in fortgeschrittenem Stadium auch für Zynismus.

Füllwörter Zu viel Fleisch ist unbekömmlich. Darum strecken die Berliner ihre Buletten mit alten Schrippen, die Frankfurter die Frikadellen mit ebenso alten Wasserwecken – und wirtschaftlich denkende Literaten mit Füllwörtern. Diese kann man auch noch strecken. Statt „auch“ benutze man besser „ebenfalls“, statt „trotzdem“ besser „nichtsdestoweniger“, und statt „zumal“ sage man „sintemal und alldieweil“. Damit kann man bequem Zeilen schinden und außerdem seinen Werken den wohltuenden Touch des Antiquierten verleihen.

Fußball-Reportagen Fußball – das Letzte, worüber man berichten sollte. Vom Teamtrainer wird man mit dummen Sprüchen (wie z.B. „der Ball ist rund“ – oder so ähnlich) eingedeckt, und die 22 Beine, die dem Leder nachjagen, sind auch nicht originell.

Galgenhumor Es ist schwer zu begreifen, aber damit kommt man fast immer an.
(siehe Apostroph).

Geflügelte Worte z.B. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ oder auch „Mach die Flatter!“ Nicht zu verwechseln mit geflügelten Wörtern wie etwa Engel, Fledermaus, Fensterflügel etc.

Gegensätzliches
„Finster war’s, der Mond schien helle … (weiter wie bekannt) (siehe auch Surrealismus und Widersprüchliches)

Geldmangel Stressauslöser und somit Gift für schöpferische Tätigkeit. Abhilfe: Man begehe eine mittelschwere Straftat und lasse sich einlochen. Papier und Bleistift wird der Aufseher gewähren. Nun kann man wieder schöpferisch tätig sein.

Gelegenheitsgedicht Wird leicht zum Verlegenheitsgedicht, wenn da, z.B. auf Anregung der Gattin, Leute besungen werden sollen, die einem ziemlich egal sind. Viel befriedigender sind Gelegenheitsgedichte, mit denen man selbst die Gelegenheit ergreift, um sich ins rechte Licht zu rücken.

Genialität lässt sich weitgehend durch Lebenserfahrung ersetzen. Auch wer in Deutsch mit ‚ungenügend’ abschließt, hat noch alle Chancen, ein bedeutender Schriftsteller zu werden.

Gesellschaftsroman Ist meist nicht gesellschaftsfähig (z.B. Charlotte Roches „Feuchtgebiete“)

Ghostwriter Armes Würstchen, das den Herren Showmastern und Kabarettisten für ein geringes bis schäbiges Entgelt Einfälle liefert. Es soll auch Kabarettisten geben, die eigene Ideen haben.

Glosse Spottartikel eines meist Gutmütigen. Aber auch Gutmütige werden mitunter bissig (gemacht). Wenn aus der Glosse eine Groteske wird, liegt das weniger am Verfasser sondern an einem besonders dankbaren Thema.

Goldene Zeiten Saure-Gurken-Zeiten für Erlebnisberichterstatter und Memoirenschreiber. Für langweiliges Normalgeschehen hat der Leser nichts übrig.

Grammatik
„Du haben zwar kein Ahnung von Sache, aber bei mir wirst du geholfen“.

Groschenroman Auch nicht mehr das, was er mal war. Heutzutage ist unter 5 € keiner mehr zu haben.

Halbsätze Beliebte Technik, um die Zensur zu hintergehen. Meister dieser Kunst: Werner Finck, Dieter Hildebrandt …
Und nun ein ganz anderer Fink:
„Auf einem stillen Örtchen, dort wo kein Vogel singt …“

Hexameter
„Wie man’s auch anstellt, die Griechen / war’n darin wesentlich fitter,
Dichter von heute sind Stümper, /Einsicht ist manchmal recht bitter“.

Historischer Roman Sollte verboten werden. Entweder ist es kein Roman oder eine Geschichtsfälschung.

Hofberichterstatter Version 1: bei illustren bunten Blättern angestellte Voyeure, die sich die Finger wund schreiben, um die neuesten Skandalgeschichten der Prinzessin / Gräfin / Baroness XYZ unter das Volk zu bringen. Version 2: Regierungssprecher, früher Hofnarren genannt (gegenüber damals allerdings mit stark eingeengten Interpretationsspielraum). Narrenfreiheit nehmen die Politiker heute für sich selbst in Anspruch, indem sie als Showtalente, Pianisten, Löwenbändiger usw. auftreten, um ihren eigentlichen drückenden Aufgaben zu entkommen.

Humor Literaten, die selbigen vermissen lassen, sollten keine Verleger mehr finden. Unsere Welt ist traurig genug. (siehe aber Galgenhumor)

Ideensturm Pflegt gleich einer Feuersbrunst zu mitternächtlicher Stunde auszubrechen. Der noch Traumtrunkene stürzt an seinen Schreibtisch und bringt die neuen Einfälle (die manchmal für drei Projekte ausreichen) schnellstens zu Papier. Immer richtig: Feuersbrunst austoben lassen. Die nächste Flaute kommt bestimmt.

Identitätskrise Macht jeder Schriftsteller durch, der etwas auf sich hält. Sie lässt sich gar nicht vermeiden, wenn man sich mit den Helden der selbst kreierten Schöpfungen identifiziert. Solange man weiß, ob man Männchen oder Weibchen ist, besteht kein Anlass zur Sorge.

Illusionisten Die Magier unter den Dichtern. Sie wollen dir einreden, dass du dir einen bunten Luftballon kaufen musst. Du sollst ihn dir auch kaufen, nur sollst du nicht mit ihm davon fliegen. Lerne Illusionen zu haben, aber auch sich rechtzeitig von ihnen zu verabschieden.

Illustrator Aus der Sicht des Texters: Am liebsten möchte man ja alles allein machen. Aber man will ja nicht so sein und der anderen Fakultät auch etwas gönnen. Aus der Sicht des Zeichners: Diese aufgeblasenen Dichterlinge! Die können ja nicht einmal mit einem Radiergummi umgehen, geschweige denn ein Strichmännchen/-frauchen produzieren. Was wären die wohl ohne uns! Aus der Sicht von Loriot: „Ätsch, ich konnte beides!“

Illyrer Völlig amusische Ureinwohner der Balkanhalbinsel. Sie haben nicht einen einzigen Lyriker hervorgebracht.

Individualität Höchstes Gut des Schriftstellers. Er sollte sich selbst um den Preis eines geringeren Honorars nicht in eine Schablone pressen lassen. Die Verleger werden sich schon allmählich anpassen.

Inflation Schuld daran ist die demographische Entwicklung. Rentner und Pensionäre wissen mit ihrer vielen Freizeit nichts Besseres anzufangen, und nun haben wir eine Dichterschwemme. Den jungen Wilden geht das mächtig gegen den Strich, und sie wollen die Alten vergraulen. Tröstlich, dass die jungen Wilden irgendwann auch mal am Stock gehen.

in/out Ein zweischneidiges Schwert. Während Kabarettisten und Journalisten am erfolgreichsten mit brandneuem Material jonglieren, sollte der Dichter hier widerstehen. Ein Beispiel:

Ron Sommers Liebling

Die Anwaltspraxis ist geschlossen,
sein neuer Job bringt viel mehr ein,
nun ist er also Entertainer
bei Telekom – und legt uns rein.

„Hallo Oma, hast du Sorgen?
Dein Handy macht dir keinen Spaß?
o.tel.o bringt dich stets ins Schwitzen?
Wähl Telekom, die machen das!“

Und dann quatscht er mit Nichte Tina,
die wünscht sich sehr ISDN,
und Onkel Manfred sagt zu ihr:
Bestell doch Ronnys Gentleman!“

Wer ist Ron Sommer? Wer ist Onkel Manfred? o.tel.o ? Alles Schnee von gestern. Kein Mensch erinnert sich mehr dran.

Inspiration (siehe Assoziationen, Auto-Inspiration, Eingebung, Ideensturm, Max und Moritz, Querdenker, Stimulanzien)

Intellekt Häufiger vorkommendes Sinnesorgan, das von den heutigen Schriftstellern entweder über- oder unterfordert wird.

Ironie Lehre vom und wider den falschen Schein. Ironie des Schicksals ist es, wenn man einen mit Mühe und Not losgewordenen falschen Geldschein ein zweites Mal erwirbt. Es sei auch an das Märchen vom nackigen Kaiser erinnert, dem Hans Christian Andersen Kleider angezogen hat, die gar keine waren. Man kann Ironie auch anders erklären, z.B. an einem Arbeitszeugnis:

„Meier war bei seinen Kollegen wegen seiner Geselligkeit sehr beliebt“.
Gemeint war: Meier war ziemlich faul und sprach gern dem Alkohol zu.

Der Bayer kennt auch die positive Ironie. Wenn er sagt „Dös is a verfluachter Sauhund“ meint er (anerkennend) ’Das ist ein ganz gerissenes Schlitzohr’.
Journaille Verunglimpfende Bezeichnung für eine durchaus ehrenwerte Gesellschaft. Sie braucht den Vergleich mit einer anderen ehrenwerten Gesellschaft (hauptsächlich auf Sizilien tätig) nicht zu scheuen.

Journalisten Doppelzüngige Gesellschaft, die mit ihren Enthüllungen ebenso viel Unheil anrichtet, wie sie zu vermeiden sucht. Glücklich kann sich schätzen, wer sich D i c h t e r nennen darf!

Journalistendeutsch kommt am besten in einer Überschrift zur Geltung.
So bedeutet:
unter Druck: Der Stuhl eines Ministers, Bankers, Industriellen … wackelt.
Steilvorlage: Hier hat jemand ein Eigentor geschossen.
Wirrwarr um: Jedenfalls ist etwas faul, aber nichts Genaues weiß man nicht.

Jugendroman, guter Wird von wohlmeinenden Eltern den pubertierenden Sprösslingen auf den Gabentisch gelegt. Kommentar des oder der Beschenkten: „Die Alten spinnen wohl!“

Jugendstil Supergruftis, die ohnehin mega-out sind, sollten sich jeder Stellungnahme enthalten. Von ihnen ist kein vernünftiger Beitrag zu erwarten.

Kabarettist Wie gern wäre er doch einer. Aber die traurige Figur, die er abgibt, lässt das nicht zu. Vor allem fehlt ihm das lockere Mundwerk. Es reicht nur zum Ghostwriter. Ein Kabarettist, der etwas auf sich hält, braucht keinen.

Kakao Muntermacher für abgeschlaffte Satiriker, damit sie ihre Opfer wieder mit frischen Kräften durch den selbigen ziehen können.

Kalauer Wenn sich der Leser nicht vor Vergnügen auf die Schenkel schlägt, war es keiner.

Katharsis Zu Deutsch: Reinigung, Läuterung. Mancher Schriftsteller missbraucht sein Talent, um sich selbst von seelischem Ballast zu befreien und sich so eine aufwändige psychiatrische Behandlung zu ersparen. Ist der Schriftsteller auf dem Wege der Besserung aber verschnupft, befindet er sich im Stadium der Katarrhsis .

Kehr-Reim:

Schon wieder heißt es: „Rinnstein fegen!“
Die Frau befiehlt’s, er ist dagegen.

Klassenzeitung Wer nie an so einem Kunstwerk mitgearbeitet hat, wird es auch später nicht weit bringen.

Klassiker Vorhut der Romantiker mit besserer Bodenhaftung (siehe Realisten)

Komödie Ja, auf so was warten die Leute immer! Je „klamotter“ das Produkt, desto „starer“ ist man als Erzeuger.
„Es lacht der ganze Boulevard,
weil’s so ’ne schöne Posse war“.

Konjunktivitis Immunschwächeerkrankung zaghafter, kraft- und saftloser Schreiberlinge, die ständig mit hätte/wäre/dürfte operieren, anstatt mal kräftig auf den Putz zu hauen. Im fortgeschrittenen Stadium hört man von ihnen dauernd „ich würde sagen“ oder „man sollte meinen“. Warum sagen und meinen sie nicht, was sie denken!

Konkurrenten Sticht man aus. Soweit man eine Dichterin mit hausfraulichem Geschick (selten!) ist, eignet sich hierfür sehr gut die Weihnachtszeit. Man rolle den Teig gut aus, drücke die vorgefertigten Blechschablonen mit den Konterfeis der verhassten Konkurrenten bzw. Konkurrentinnen hinein – und steche aus. Dann hinein mit ihnen in den Backofen, bis sie schwarz werden.
Till Eulenspiegel hatte Eulen und Affen gebacken.

Konzept Völlig überflüssig. Warum soll man sich Scheuklappen anlegen. Man überlasse sich vielmehr seinen Eingebungen, die man zweckmäßigerweise notiert. Anschließend stelle man diese Notizen nach Art eines Puzzle-Spiels so zusammen, dass der Eindruck entsteht, man habe von vornherein ein hervorragendes Konzept gehabt.

Kooperation Einen Schreibknecht sollte man sich leisten, keinesfalls aber einen Mitdichter. Das wäre ein schreckliches Armutszeugnis.

Kreativitätskrise Es gibt eine Reihe von Störfaktoren. Recht problematisch sind Gewissensbisse. Im Allgemeinen fördern sie die Kreativität, sollte aber das Gegenteil eintreten, hilft nur gewissenloses Verhalten. Sehr lästig ist eine zahlreiche Kinderschar, die einen in kürzester Zeit der besten Einfälle beraubt (das wusste schon Balduin Bählamm). Abhilfe: Schreibe Kinderbücher!
Am schlimmsten ist die Eifersucht der vernachlässigten Gattin auf die unter Schmerzen geborenen geistigen Kinder. Im Zweifelsfall entscheide man sich (vorübergehend) für die Gattin. Doch gib nicht nach, ehe du ihr bewiesen hast, dass Künstlerblut in Deinen Adern rollt. Mit ein paar Tausend Euro lässt sie sich vermutlich einlullen.

Krimi Ehe man sich für diese Literaturkategorie entscheidet, sollte man sich einer harten Selbstprüfung unterziehen. Wenn es einem im Supermarkt in den Fingern juckt, besteht durchaus die Gefahr, dass man eines Tages Fantasie und Wirklichkeit miteinander verwechselt. Bei dieser Veranlagung sollte man besser auf das Verfassen von Liebesromanen ausweichen, obwohl es dann vorkommen kann, dass man die junge Frau des Nachbarn zum Ziel seiner Begierden macht. (siehe Bibliothekar, Schwundliteratur, Sti(eh)lkunde und Taschenbuch)

Kritiker Der urteilsfähigste ist sicher die eigene Gattin. Wenn diese nicht bei Verlesung des neuesten Erzeugnisses in Beifallskundgebungen ausbricht, ist etwas faul. Nur sollte man keine konkreten Vorschläge entgegennehmen, denn dann wird die Gattin Mitautorin.

Kurzprosa (stark gekürzt) Angenommen, man habe das Thema „Pauken und Trompeten“ ins Auge gefasst. Dann habe man schlecht geschlafen und dabei festgestellt, dass man darüber mindestens 20 Seiten zu schreiben hätte. Kurz & gut – das ist zu lang. Daher Thema auf Pauken beschränken! Voraussichtlich 7 Seiten – immer noch zu viel. Also Kesselpauken – so etwa 2 Seiten – das kann angehen. Über kurz oder lang hat man den Bogen raus, und über Trompeten und die noch nicht abgehandelten Pauken schreibt man die nächsten Artikel (schätzungsweise so etwa 10 an der Zahl).

L’art pour l’art Wortgeklingel – reines Blendwerk ohne tieferen Hintergrund. Andererseits: Jongleure – und wer sieht sie nicht gern - fragt man auch nicht nach dem Sinn ihrer Darbietungen. (siehe auch Wortspiele)

Le(c)ktor Was muss der Ärmste alles über sich ergehen lassen! Man sollte ihm daher nicht mit dem berüchtigten Goethezitat zu nahe treten, auch nicht als enttäuschter Autor.

Leidartikel „Good news are no news“. Getreu dieser Grundregel des Journalismus lebt eine Zeitung von den leidvollen Erfahrungen derjenigen Bürger, die der Schadenfreude der anderen Hälfte ausgeliefert ist.

Leihbibliothek Geeignete Institution zur Ermittlung von Schriftstellern und Dichtern, die bei der Leserschaft wenig Anklang finden. Wenn sich in den Regalen kaum Werke unserer Klassiker finden, ist das kein Widerspruch. Das liegt nur an fanatischen Studienräten, die ihre Zöglinge gegen ihren Willen zur Ausleihe „veranlasst“ haben.

Leserbrief Gefährliches Unterfangen, Redakteure auf sich aufmerksam zu machen. Die eigene Zuschrift ist nur so lange gut, wie man die Gegendarstellung nicht kennt. Leicht macht man sich zum Papiertiger, den andere zerreißen.

Leserschaft, elitäre Überkandidelte, Autogramme jagende Minderheit, hauptsächlich auf Dichterlesungen anzutreffen (überwiegend geschmacklos oder am letzten Schrei vorbei gekleidet).

Liebesroman Gelingt am besten, wenn man ihn selbst erlebt hat. Man nehme sich also vor, im Urlaub den Reizen fremder Weiblichkeit nicht aus dem Weg zu gehen. Die revanchelüsterne Ehefrau wird sich daraufhin einen glutäugigen Italiener anlachen, und nun werden sich die Ereignisse überschlagen. Daraus wird der spannendste Roman, den man je geschrieben hat.

Lieschen Müller Durchaus wichtige Zielgruppe. Aber man überfordere das Lieschen Müller nicht! Sonst durchschaut es deine Absicht, dass du ihre Allgemeinbildung fördern willst und sie wirft dann das wohlgemeinte Werk verärgert in die nächste Ecke.

Literat Nichts anderes als ein irgendwie in die Öffentlichkeit geratener Schreiberling. Er muss bei weitem kein Dichter sein.

Logik Hemmschuh für die freie Entfaltung der Fantasie.

Lokal-Nachrichten Es macht richtig Spaß, die Leserschaft über die Neueröffnung der 50. Gaststätte am Ort zu unterrichten. Nun braucht wirklich keine mehr selbst zu kochen. Die Anzahl der Nachtbars lässt allerdings weiterhin zu wünschen übrig, zumal nur eine einzige davon eine rote Laterne aushängen hat.

Lorbeerkranz Dichterkrone, die man sich am besten selbst aufsetzt.

Lustspiel Nähere Auskünfte bei Oswalt Kolle und Erika Berger.

Lyrik „Alles, was wie ein Gedicht aussieht. Es gibt nur gute und schlechte Gedichte. Auch reimlose Gedichte können gut sein. Gute Gedichte erfreuen und/oder bereichern den Leser“. So weit die Meinung eines Normalbürgers.
Erst die elitäre Kaste der Pseudolyriker (siehe dort) hat die Lyrik zum Problem erhoben.

Märchen O selige Kinderzeit! Wie gern erinnert man sich an den Besuch vom gestiefelten Kater beim lieben Schneewittchen. Oder wie die Frau Holle aus ihrem Bett und dem Froschkönig direkt vor die Schwimmflossen fiel. Oder wie die kleine Meerjungfrau mit ihren nassen Fingern Schwefelhölzchen entfachen wollte. Nun sitzt sie an einer Bucht bei Kopenhagen und lässt sich von respektlosen Möven bekleckern – wenn sie Glück hat. Sie wurde auch schon enthauptet.

Manuskript Mit dem echten handgeschriebenen wird man heute nichts mehr. Da hilft keine noch so gute Leserlichkeit. Die Vorzimmerdamen der Redaktion sind instruiert, so was gleich dem Papierkorb zu überantworten. Glücksfall: Die Damen sind neugierig und haben Einfluss auf ihren Chef.

Max und Moritz Auf einen Busch zu klopfen, wird einem schwerlich zu Einfällen verhelfen. Man lasse sich vielmehr von ‚Busch, Wilhelm’ inspirieren oder besser - infizieren. Man lese sich seine Verse immer laut vor. Irgendwann geht einem die Metrik so in Fleisch und Blut über, dass man den Busch’schen Bazillus nicht mehr los wird und somit automatisch zum Epigonen avanciert.

Memoiren Die Beschäftigung mit dem eigenen hochgeschätzten Ich ist einem doch immer wieder die liebste. Jeder überzeugte Narzisst wird da zustimmen. (siehe Rachegelüste)

Metapher Blumige bis beschönigende Umschreibung nüchterner Fakten. Das Schiff der Wüste bleibt ein Kamel, das Oberhaupt der Familie ist oft nichts anderes. Und ein Freudenmädchen hält auch nur selten das, was es verspricht.
Merke: Eine gute Metapher erkennt man daran, dass sie dereinst auf dem Müllhaufen der abgedroschenen Redensarten landet.

Metrik Wer längere Zeit im Spielmannszug als Trommler mitgewirkt hat, dürfte sich das notwendige Taktgefühl für das Schmieden von Versen angeeignet haben. Es soll aber auch taktlose Trommler geben.

Minnesänger „Wenn ich ein Vöglein wär’ und auch zwei Flügel hätt’, flög ich zu dir!“

Misserfolge Dienen der Abhärtung. Irgendwann ist man so gestählt, dass man zum Rundumschlag gegen seine Kritiker ausholen kann.

Mitarbeiter, freier Eine Illusion. Solange man es nicht zum Chefredakteur gebracht hat, kann von Freiheit keine Rede sein.

Mittelhochdeutsch Veraltet, macht aber Reime möglich, die sonst unmöglich wären. So kann man durchaus die Zahl 2 mit dem Verbum ‚stehen’ unter einen Hut bringen:

Ich sah vorhin der Buben zween/, „geschäftlich“ an zwo Bäumen stehn.

Morbus Alzheimer Horrorvorstellung alternder Schriftsteller. In der Tat – es ist später als du denkst. Also beeilt euch, Jungs!

Morgenandacht Jeden Montagmorgen (zu nachtschlafender Zeit) vom Chefredakteur einberufene Mitarbeiterkonferenz.

Moritaten Kennt ihr noch die Geschichte von dem „Überzieher“? Ein Couplet wäre das? Auch gut. Otto Reutter hätte das sicher nicht so eng gesehen. Jedenfalls sollte der Überzieher nicht „weg“ sein, wenn der Partner nicht über jeden Zweifel erhaben ist (Aidsgefahr).

Mücke Zweizeiler, aus dem man eine oder mehrere Elefanten (Romane) macht.

Mundartdichtung Sollte man den Einheimischen überlassen. Wird sie von Zugereisten ausgeübt, wird das entweder als unwillkommene Einmischung in innere Angelegenheiten oder als billige Anbiederung empfunden.

Muse Ein Dichter ohne Muse ist nur ein halber Dichter, denn sie steuert die besten Einfälle bei. Aber lass sie um Himmels willen nicht merken, dass du sie als Werkzeug benutzt. Sonst fordert sie Honorarbeteiligung

Naturalist Heruntergekommener Poet, der vom Sozialamt Gutscheine für Naturalien bezieht. In diesem Stadium ist er meist auch schon Spiritualist, aber Gutscheine für Alkoholisches gibt es beim Sozialamt noch nicht.

Naturtalent Je umfangreicher die persönliche Pannenstatistik, desto prädestinierter ist man für die Schriftstellerei. Leute aus soliden geordneten Verhältnissen sollten die Finger davon lassen. Sie haben keine Fantasie.

„Nestbeschmutzer!“ Gegen diese jeder Grundlage entbehrende Beleidigung verwahrt sich der Autor nachdrücklich. Im Wiederholungsfall wird er Klage einreichen.

Netiquette Ehrenkodex einer Bloggergemeinschaft (z.B. eines Online-Dichterklubs), der die Umgangsformen der Mitglieder untereinander regelt. Merke: Nur der Blogwart (auch Foren-Redakteur genannt) darf sich im Ton vergreifen.

Neuro-Romantiker Neoromantiker mit psychopathischen Anwandlungen. Moderne Theaterinszenierungen lassen ihre Mitwirkung vermuten.

Nobelpreis für Literatur Dein Flug nach Stockholm ist schon gebucht. Lass dich schön feiern!

Novelle Eine vornehme Verwandte der Erzählung. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um eine Neuheit, also um etwas noch nie Dagewesenes (also um eine Illusion). Es sei an einen Ausspruch von Karl Valentin erinnert: „Es ist alles schon gesagt, nur noch nicht von allen“. Jedenfalls ist Aufgewärmtes keine Novelle, sondern bestenfalls Sauerkraut für die Witwe Bolte.

One-Hit-Autor Eigentlich eine Diskriminierung. Man gibt ihm damit zu verstehen, das alles andere, was er bisher geliefert hat, nicht viel wert ist.

Offener Schluss Aus der Sicht des Lesers: Immer wenn sich die Herren Literaten hoffnungslos in ihre Einfälle verstrickt haben, sollen w i r wissen, wie es weitergeht. Das ist eine Zumutung! Aus der Sicht des Literaten: Da will man den Leuten Gelegenheit geben, ihre lahme Fantasie zu aktivieren, und dann wird es einem schlecht gedankt!

Ordnung Wer schon in der Schule hierin nicht über ein „unbefriedigend“ hinaus kam, wird sich später mit der Verwaltung seiner Schriftsätze ebenfalls schwertun, Was Hänschen nicht lernt … (siehe unproduktive Phase).

Originalität Alles schon mal dagewesen? Irrtum! Eigenwillige Erfinder, vor allem aber unsere Politiker, sorgen immer wieder für Neuland, das der Schriftsteller genüsslich ausschlachten kann. Genüsslich? Weit gefehlt! Die Konkurrenz (insbesondere die gesamte Journaille und das Kabarett) steht schon auf dem Sprung.
Aber wenigstens mit den eigenen Memoiren kann man sich Zeit lassen. Da bleibt man immer ein Original.

Parodie

Festgefahren ist das Dichtwerk
– leider schon bei Strophe vier,
lieber guter Friedrich Schiller,
sei so nett und helfe mir.

Doch er will mich nicht erhören,
nein er lässt sich nicht betören,
und so bet’ ich: Lieber Gott,
mache du mein Denkwerk flott!

Dieser Notruf hat geholfen,
und mir fällt was Nettes ein,
und ich bin nun guten Mutes
- bis zum nächsten Stolperstein.

Von der Stirne heiß …


Pegasus Der Gaul, der gelegentlich mit einem durchgeht, wenn man von Geistesblitzen verfolgt wird.
Besser ein durchgehender Gaul als keine Einfälle.

Perfektion Unnötige Mühe. Die Leserschaft dankt es dir nicht. Sie will Haare in der Suppe finden.

Pferdefuß Verunglücktes Versmaß. Da hat einem der Teufel ein Bein gestellt.

Philippika
a) Brandrede. Das Verfassen einer Anklageschrift bleibt im Wesentlichen Staatsanwälten vorbehalten.
b) Ein Schwesterchen vom kleinen Philip. Das andere heißt Philippine

Platitude Wenn man genug Erhabenes von sich gegeben hat, darf man sich ruhig mal eine leisten.

Po-ente
a) etwas unübliche Schreibweise für das , was einen Witz erst zum Witz macht.
b) Italienischer Schwimmvogel (Köpfchen in das Wasser …)

Posse Für die Bühne aufbereitete Glosse. Ständiges Possentheater wird im Bundestag aufgeführt.

Pressefreiheit Damit ist es auch nicht mehr weit her!
(siehe Erotische Schriften)

Produktivität Immer am höchsten dann, wenn man kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Dahin darf es nicht kommen – also Pause einlegen. Einsame Ablenkungsmanöver wie etwa das Aussortieren fauler Exemplare aus dem häuslichen Kartoffelvorrat sind allerdings ungeeignet. Dabei wird man quälende Einfälle nicht los. Man gehe unter Menschen. Die werden einem schon die Hirngespinste austreiben.
Nach ein paar Tagen der Abstinenz ist man wieder fit für fröhliches Schaffen.

Prosa Dichtkunst für Faulpelze. Romane schreiben kann jeder. Aber such mal einen passenden Reim auf „Karpfen“. Das macht Arbeit.

Prosalyrik Weder Fisch noch Fleisch. Der Autor ist praktizierender Prosalyriker.

Pseudolyriker Hochnäsige intolerante Gesellschaft, die ihre reimenden Kollegen als rückständig betrachtet. Pseudolyriker erkennt man oft an scheußlichen Wortneuschöpfungen, meist in Form von zusammengesetzten Bandwürmern. Sie sind Metapher- und Verdichtungsfetischisten, ihre Gedichte ähneln Skeletten. Das Fleisch dazu muss man sich denken. Die Verfechter dieser Richtung haben eigentlich ihren Beruf verfehlt. Sie hätten besser Paläontologen oder Rätselfabrikanten werden sollen.

Pseudonym Wer schon in seiner Kindheit gern (sich) verstecken gespielt hat, weiß, wovon hier die Rede ist.

Puristen Leute, die uns Hobbydichtern den Spaß an der Freud’ nehmen wollen.
Wir nicht dürfen von der normalen Wortfolge abweichen, wir nicht sollen i auf ü reimen. Mein Gott, was seid ihr pingelig! Die Dichtkunst ist keine Mathematik! Wir können uns zwar an Regeln halten, aber wir müssen es nicht. Wozu spricht man sonst von „dichterischer Freiheit“!

Quellenangaben Das Ungeschickteste, was man sich selbst antun kann. Klauen gehört zum guten Ton. Sogar Marcel Reich-Ranicki nahm Plagiatoren in Schutz. Manche hätten dem Urheber überhaupt erst zum Durchbruch verholfen.

Querdenker Die Revolutionäre der Literaturgeschichte!
Der Autor hat einen Querdenker als Hausgenossen – eine Katze (Karl Valentin ist dagegen ein Waisenknabe). Ob sie ihm nun treuherzig aus einer Öffnung seiner Arbeitshose entgegenblickt oder sich als Wegfahrsperre vor einem Hinterreifen seines Wagens niederlässt: Er kann viel von ihr lernen.

Querverweise Haben in der Unterhaltungsliteratur nichts zu suchen. Man kann nicht verlangen, dass der Leser die Seiten hin und her schlägt, als habe er es mit einem Paragraphendschungel zu tun.

Quintessenz
a) Das Essentielle von jemandes Verlautbarungen – gewissermaßen das Gelbe vom Ei
b) Der 5. Whisky (den sollte man nicht mehr trinken, wenn man Auto fahren will; schon der 4. war eigentlich zu viel).
Rachegelüste Kommen am besten in den eigenen Memoiren zur Geltung (gute Gelegenheit, um mit der schäbigen Verwandtschaft gründlich abzurechnen).

Realisten Nachhut der Romantiker mit besserer Bodenhaftung. Um die der Welt entrückten Romantiker wäre es schlecht bestellt, wenn es keine Realisten (wie z.B. die treusorgende Ehefrau) gäbe.
(siehe Klassiker)

Redorig Auf diese fragwürdige Kunst sollten weder sächsische noch andere Schriftsteller ihre Energie verschwenden. Sollen sich doch Volkstribunen und –verführer ihre Stimme kaputtmachen! Wer klein und mickrig geblieben ist, hat als Redner sowieso keine Chancen. Der ist auf die Überzeugungskraft seiner Feder angewiesen.

Redundanz Doppelt gemoppelt hält besser. Bevorzugen sie den Daktylus, tänzeln sie im Walzertakt durch die Gegend. Auch das Frühstücks-Ei wird bei ihnen im ¾ -Takt aufgeklopft (sogar die Butter lässt sich im ¾-Takt verstreichen).
Bei hinkendem Gang handelt es sich eher um Anhänger des Jambus oder Trochäus.

Reim-Lexikon Selbiges ist schuld daran, dass Gereimtes zunehmend in Misskredit gerät. Boshafte, dem Reim abholde Pseudolyriker unterstellen einem von vornherein die ständige Verwendung dieses Schandwerks, weil man zu originellen Eigenleistungen nicht fähig sei. Ich schwöre, ich brauche kein Reim-Lexikon.

Reims
a)Wallfahrtsort französischer Verseschmied(siehe Taschenbuch – aber auch woanders)

Reimen Meist untauglicher Versuch, miteinander nicht vereinbare Dinge in Einklang zu bringen – etwa Unterhosen mit Aprikosen oder Liegestütz mit Himbeergrütz’ usw.

Reim-Fetischisten erkennt man an ihrer Gangart. e.
b)Mit Ausrufezeichen versehen (reim’s!): freundliche Ermunterung.

Reisebeschreibung Man halte sich an Karl May. Der war auch nie „da“. Das spart Zeit und Geld.

Roman (siehe Bella Tristika, Epiker, Gesellschaftsroman, Groschenroman, historischer Roman, Jugendroman, Krimi, Liebesroman, Trugschluss)

Romantiker Es ist gar nicht wahr, dass Klassiker mit Romantik nichts zu tun. haben. Man denke nur an die vielen Romanzen des Geheimen Rates Goethe. Als er im Walde so für sich hinging, um nichts zu suchen, fand er zuerst ein herzig’s Veilchen. Später, am Waldrand, begegnete ihm das Heideröslein.

Rosamunde Pichler Mit einem Münchener Biergartenbesitzer verheiratet. Mit der Herz-Schmerz -Rosamunde hat die Münchnerin (im Gegensatz zum Autor) nichts am Hut.

Sachliteratur Sollte man nur schreiben, wenn der Verleger akzeptiert, dass man sie mit Unsachlichkeiten würzt.

Sage
a)Ein Körnchen Wahrheit ist meist dran. Die Legende, dass der alte Kaiser Rotbart noch immer im Kyffhäuser sitzt, ist allerdings widerlegt. Die Auferstehung des Schinderhannes, der sich zu Unrecht reich gewordene Bonzen vorknöpfte, ist dagegen recht wahrscheinlich.
b)und schreibe 10 000 € ist der Verleger Buch zu dem Autor noch schuldig!

Sarkasmus Darauf verzichten? Nie und nimmer! Nach wie vor gilt aber: Austeilen und einstecken können gehören zusammen. Am besten austeilen! Saubermänner, Pharisäer und anderes Edelgelichter sind stets dankbare Objekte für Demaskierungen.

Satire Es ist wirklich nett von den Zeitgenossen, dass sie immer wieder jeglicher Beschreibung spotten. So findet die Schadenfreude stets willkommene Opfer.
Bekanntlich darf Satire alles – nur nicht, wie es hier des Öfteren geschah, in simplen Humor abgleiten.
Darum: Wenn dein Gallereservoir erschöpft ist, Pause machen und kräftig nachtanken. Nun kannst du hemmungslos weitergiften.

Satz Mitnichten die kleinste Sinn machende Aussageeinheit. Der Schriftsteller ist überhaupt nicht auf Sätze angewiesen. Wortfetzen und noch viel weniger, reichen aus, um sich klar und verständlich (besser: unmissverständlich) auszudrücken.
Bei „hm, hm“ weiß jeder, dass hier ein ungeduldiger Zuhörer gemeint ist, der selbst zu Wort kommen möchte. Und wenn sich einer mit „mmh“ bemerkbar macht, hat ihm etwas gut geschmeckt.

Scherz auch als Ulk bekannt. Man unterscheidet
a)den kindlichen Scherz (ene mene muh … - usw.)
b)den deftigen Scherz (z.B. das Entfernen maskuliner Krawatten bei der kölschen Weiberfastnacht)
c)den schlechten Scherz (dieser wird z.B. in Form von Reiseprospekten eines Versandhauses vertrieben, das es bekanntlich möglich macht. Mit den empfohlenen Angeboten fühlt man sich nicht nur geneckt sondern eher geneppt. Es gibt aber auch andere Neppermänner).

Schlagertextdichter Ausgestorbene Spezies. Die „Musikanten“ von heute fabrizieren ihre blödsinnigen „Texte“ selber. Evergreens? Fehlanzeige. Alles nur noch Eintagsfliegen. Es ist zum Weinen. Die rote Sonne ist bei Capri endgültig im Meer versunken.
Es gäbe immerhin noch Nostalgie-Orchester? Ein schwacher Trost. Die muss man mit der Lupe suchen.

Schleichwerbung In der Regel wirbt man für sich selbst, manchmal aber auch für einen guten Freund. (siehe Duden, Ehefrau, Feuilletonist und Ungereimtes)

Schlusssatz Er sollte vor allem markant oder noch besser geheimnisträchtig sein. Daran hält sich auch Friedrich Schiller, wenn er uns am Ende seiner „Maria Stuart“ die dunkle Kunde übermittelt, dass Lord Leicester „zu Schiff nach Frankreich“ sei. Was der dort wohl gemacht hat?

Schlussstrich Einmal muss er gezogen werden. Aber danach geht die Quälerei erst richtig los. Da hat man sich nun von seinem Manuskript getrennt und es dem Verleger geschickt, und schon fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Warum ist einem der soeben aufgetauchte gute Gedanke nicht früher eingefallen? Von jetzt an ist man aber nicht mehr Herr seiner Entscheidungen, sondern nur noch Wachs in den in den Händen des Lektors, der einem allenfalls die Funktion eines an Weisungen gebundenen Änderungsschneiders zubilligt.

Schmähschriften Stammen gewöhnlich aus Wien und sind meist recht vergnüglich. Sollte sich darunter eine Polemik befinden, wäre das reiner Zufall.

Schnabel, gewachsener Dass man diesen auch erfolgreich zu Papier bringen kann, wurde vielfach bewiesen. Man sollte den Umgang mit dem gewachsenen Schnabel Könnern überlassen. Wer Tucholskys „Wendriner“ gelesen hat, wird sicher zustimmen.
Eine Perle unter Tucholskys Werken ist übrigens auch „Schloss Grips …, Grips… Ach strengt doch gefälligst selbst euern Grips an!

Schreiben
Die Kunst, das Weltgeschehen platzsparend schwarz auf
weiß unterzubringen (aber auch die Kunst, irreale Welten zu
erschließen und damit die reale Welt zu bereichern).
Das meiste bliebe besser ungeschrieben.

Schreibweise Endlich sind sie wirklich weise geworden, die Schriftgelehrten von der Dudenredaktion. Sie haben eingesehen, dass mit starren Rechtschreibregeln der widerspenstigen Sprache nicht hundertprozentig beizukommen ist. Nun gibt es also wieder mehr Alternativschreibweisen.
Aber was ein Stängel mit einer Stange zu tun hat, ist wenig einsichtig. Der Autor bleibt beim Stengel.

Schriftsteller Es ist eigentlich eine Schande, wie viele Nieten sich hinter diesem Aushängeschild verbergen. Aber daran sind nicht die Nieten schuld, sondern die Behörden, die eine derart nichtssagende (und obendrein falsche) Berufsbezeichnung zulassen. Die Schriftsetzer sind die wahren Schriftsteller.

Schüttelreime Die Schüttelreimer sind schon öfter totgesagt worden. Aber ein Häuflein Aufrechter wehrt sich noch immer mit Erfolg gegen die Schwarzseher. Hier die neuesten Schöpfungen:

Schlecht erzogen
Ein Hund mit Namen Rubinstein
war leider nicht ganz stubinrein.


Auch kein netter Hund
Sein Spitz, ein schmutz’ger Wadenbeißer,
der wird auch nicht durch Baden weißer.

Schwachstellen Kennt man selbst am besten. Diesbezügliche Kommentare des Lektors sollten einen kalt lassen. Berücksichtigen sollte man sie trotzdem. Man will ja mit dem Verlag ins Geschäft kommen.
Übrigens: Schwachstellen müssen sein. Nur so kommen die gelungenen Passagen richtig zur Geltung.

Schwafelsäure Wer dabei an Marcel Reich-Ranicki denkt, ist ein Lump. Wenn hier einer schwafelt, dann ist es der Autor.

Schweigegeld Manche vielversprechende Literaten entpuppen sich im Laufe abnutzender Jahre als Langweiler. Um diese Leute loszuwerden, hat sich der Verlag zur Zahlung eines Schweigegeldes bereit erklärt.

Schwundliteratur Es ist ein untrügliches Zeichen von Respekt, dass sich Langfinger selten an Klassikern vergreifen. Die Entwendung niederer erotischer Schriften aus den Regalen von Bahnhofsbuchhandlungen ist dagegen an der Tagesordnung.

Seiteneinsteiger Größenwahnsinnige, wie z.B. Vorruheständler, die sich schon für Dichter halten, wenn ihnen ein großherziger Redakteur vertretungsweise den Zugang zum Feuilleton des Heimatblättchens verschafft hat. Profis, wehrt euch! So leicht darf man es diesen Brüdern nicht machen!

vSekundärliteratur Hierbei handelt es sich grundsätzlich um Meckerei von Kritikern, und die ist wirklich von sekundärer Bedeutung.

Selbstironie Indiz für mangelnde Selbstachtung. Abhilfe: Kauf dir einen edlen Hut, schau in den Spiegel und lüfte den Hut mit einer eleganten Verbeugung. Täglich üben, und du versinkst in Selbstverehrung!

Selbstkritik Wenn ein Einfall den anderen jagt, ist ein Verharren tödlich. Was einem leicht von der Hand geht, ist sowieso meist gut. Der geeignetste Zeitpunkt zur Selbstkritik ist die letzte Korrekturlesung. Da bewahrt einen schon die eigene Faulheit davor, mehr als nötig zu verschlimmbessern.

Sensationspresse Solange die Journaille im Trüben fischen kann, ist die Welt in Ordnung. Zuerst wird die Meldung mit einem ? versehen. Dann folgt ein Dementi. Darauf wird die ursprüngliche Version wieder zum Leben erweckt. Schließlich erfordern die aktuellen Gegebenheiten eine Korrektur, die aber dank der Unaufmerksamkeit des Reporters einer zusätzlichen Korrektur bedarf. Und danach spricht und schreibt kein Mensch mehr von dem Vorfall. Nur der besagte Reporter wird in die Wüste, z.B. in die Kalahari, geschickt.
(siehe BILD-Zeitung).

Sisyphusler Gequälte Kreatur, die laufend (auf „Empfehlung“ des Lektors) von nicht enden wollenden Umarbeitungen in Anspruch genommen ist, alldieweil die herrlichsten neuen Ideen auf Umsetzung warten.

Sketch-as-sketch-can Eben gerade nicht! Ein guter Sketch muss auf die handelnden Personen zugeschnitten sein. Was dem Didi und dem Emil wie angegossen sitzt, passt dem Otto noch lange nicht. Darum verfassen diese Leute ihre Sketche am liebsten selbst.

Sozialkritiker Sehr sympathische Menschen, solange sie nicht vergessen, wofür sie angetreten sind. Sie vergessen es aber und schreiben später in ihre eigene Tasche.

Spezialisierung Damit sollte man warten. Wer sich zu früh für eine Stilrichtung entscheidet, wird von der Leserschaft darauf festgelegt. Die Leserschaft hat sich gefälligst nach dir zu richten!

Spontaneität Bei Talkshowmastern Voraussetzung für längerfristiges Überleben. Poeten sind darauf nicht angewiesen. Sie erledigen ihren Job durch Aussitzen. Es soll aber auch „schnelle Brüter“ geben.

Sprachebene Was in Ganovenkreisen gängiger Sprachgebrauch ist, wirkt in der besseren Gesellschaft meist deplatziert. Man vergleiche den Schreibstil der BILD-Zeitung mit der FAZ. Einen 12-Jährigen „Grünschnäbelchen“ und einen 3-Jährigen „Rotzlöffel“ zu nennen, ist doch wohl völlig daneben. Bei Fragen zur sicheren Wortwahl wende man sich an Heinz Mundschmiss Erhardt (jetzt erreichbar unter Hans-Joachim Heist, wohnhaft in Seeheim- Jugenheim).

Sprachverwilderung
„Ich konnte ihm nicht mehr zuhören, weil ich war einfach zu müde“.
„Die Oile, die Oile, nahm Abschied mit Gehoile“.
Es wird sicher nicht mehr lange dauern, dann ist auch so was erlaubt. Wetten dass …?
Apropos Oile. Das ist doch eigentlich viel richtiger. E-uropa wird sowieso abgeschafft. Und überhaupt: Was soll das Gedöns um die Rechtschreip-Katerstrofe?

Sprüche werden bekanntlich geklopft. Ein gut geklopftes Schnitzel ist vorzuziehen.

Stabreime Reime, über die eine voreilige Jury den Stab der Ablehnung gebrochen hat. Ein abwärts gerichteter Daumen hätte genügt.

Starckdeutsch Eine vergnügliche Kunstsprache, die von Matthias Köppel erfunden wurde. Sie ist aus unerklärlichen Gründen in Vergessenheit geraten und muss unbedingt wiederbelebt werden. Hier eine Kostprobe von Köppels „Ünnschpirattatzjaunen“ (das Gedicht wurde Wikipedia entnommen):

Hullondüsche Tumautn

Harrlüch! – dönckst tu, gauffßt die rauten
Glantzind pfröschn Totumauten.
Duch peim Ößßn marckstde dunn,
dißß monn gurnüxx tschmarckn kunn;
Sünd’z nonn Gorcken, sünd'z Tumautn, –
Üst öss garr oin Heunarbrautn,
pfrösch oss Hullondt ümmporturt?
Hart monn düch woll arnngeschmuurt?
Nur Finnisch ist uriger.


Stichwort Mit „Dilettant“ oder „Stümper“ trifft man einen hoffnungsvollen Hobbydichter mitten ins Herz

Sti(eh)lkunde Ehe man unter die Literaten geht, sollte man sich ein gutes Breitenwissen über charakteristische Eigenheiten (eben den Stil) der Konkurrenz zulegen. Dabei muss man sich nicht mit unhandlich Gebundenem belasten. Ein paar repräsentative Buchseiten genügen. Diese verschafft man sich am rationellsten wie folgt:
Man bewaffne sich mit Wollfäden und besuche eine Leihbibliothek. Man entnehme den Regalen die interessierenden Objekte, speichele die Wollfäden (egal in welcher Backentasche) kräftig ein und praktiziere sie geschickt zwischen die Buchseiten. Einige Minuten ziehen lassen und Blätter herauslösen (das geht völlig geräuschlos). Alles Weitere ist für den Profi eine Kleinigkeit.

Stilblüten Gedeihen am besten der noch wenig beschwerten Schulzeit und sind Anlass zu echter Freude. Spätere Blüten werden nur noch als Ausrutscher bzw. Entgleisungen angesehen.

Stimmungsbruch Stilmittel von Ironikern, das den Leser in fröhliche Gemütslage versetzt, um ihn gemeinerweise wenig später ins Bodenlose abstürzen zu lassen. Dadurch wird das Syndrom des gefrierenden Lachens ausgelöst. Bahnbrechend: Heinrich Heine.

Stimulanzien
a)Altbekannt: Alkoholische Getränke, Rauschgift, schöne Frauen
b)Eigene gute Einfälle. Es kommt gar nicht so selten vor, dass man sich daran berauschen kann. Im Vollrausch erzeugen diese Einfälle weitere geistige Kinder, und man wird die Geister überhaupt nicht mehr los (dagegen hilft nur die Gattin, die einen mit widerwärtigen Alltagsproblemen konfrontiert).
Friedrich Schiller genügte der Duft faulender Äpfel.

Sturm und Drang Die Zeiten sind vorbei. Nur auf unseren Autobahnen treiben noch immer Stürmer und Drängler ihr Unwesen.

Surrealist Fabrikant widernatürlicher Kompositionen aus natürlichen Einzelelementen.

Auf der Wiese steht ein Ofen,
und daneben steht ein Stuhl.
Auf dem Stuhle sitzt ein Eisbär,
der sich da fühlet pudelwohl.
Wann wird ’nem Eisbär’n schon geboten,
dass er sich wärmen kann die Pfoten.


Synonyme Sinnverwandte Worte, die man gerade dann nicht findet, wenn man sie am dringendsten braucht. Selbst mit dem allseits empfohlenen Nachschlagwerk „Sag es treffender“ trifft man meist ins Leere.

Tabus Inzwischen haben sie Seltenheitswert. Und das freut den Schmierfink.

Tagebuch Nützliches Hilfsmittel für das Verfassen von Autobiographien. Da das Erinnerungsvermögen meist erst mit dem 5. Lebensjahr einsetzt, sollte man die Frau Mama befragen, ob sie mit ihrem Tagebuch aushelfen kann.
Übrigens: Viele leere Seiten im Tagebuch sind höchst bedenklich. Sind sie doch ein Beleg für ein ziemlich verfehltes Leben.

Talentschuppen Darin werden die Zöglinge von Dichterschulen so lange gedrillt, bis ihnen jegliches Talent abhanden gekommen ist.

Taschenbuch Dieses verdient seinen Namen nur, wenn man es wirklich in die Manteltasche stecken, und man selbst ohne Argwohn zu erregen, die Buchhandlung unauffällig verlassen kann.

Tragikomödie Man sollte die Finger davon lassen. Scherz und Schmerz sind inkompatibel. Schon Goethe hatte was dagegen:

Tages Arbeit, abends Gäste/ saure Wochen, frohe Feste.
Alles zu seiner Zeit! Ein süß-saures Gesicht ist eine Grimasse!

(siehe auch Euphorie)

Tragödie
a) Aus der Sicht des Kritikers: Sowas Trauriges lässt sich nur mit der angespannten Finanzlage der Theater rechtfertigen. Tragödien bedürfen keiner besonderen Ausstattung. Ein paar schwarze, über Konsolen und Balken gehängte Tücher reichen vollkommen. Wir nähern uns antiken Verhältnissen.

b) Aus der Sicht eines persönlich Betroffenen: Es ist zum Haare ausraufen! Erst hat der Lektor das Manuskript verlegt (dem „Verleger“ hätte man das weniger übelgenommen), dann haben die Putzfrauen das Manuskript gefunden und anschließend dem Reißwolf überantwortet. Warum hatte man sich ausgerechnet dieses Mal keine Kopie gemacht. … und ein noch schlimmerer Fall: Da hat er nun Blut und Wasser geschwitzt, sein Produkt dem Verleger mit freundlicher Empfehlung übersandt und erfahren, dass tags zuvor ein besseres Erzeugnis zum selben Thema eingereicht wurde …

Trugschluss Der Fortsetzungsroman hat spätestens nach der 60. Folge jede Spannung verloren. Aber es ist Land in Sicht. Nun wird ja die Beate endlich ihren Theodor kriegen.
Denkste! Erstens kriegt sie ihn noch lange nicht, und außerdem heißt er dann (in der 120. Folge) Anton.

Überschrift Ob diese wirklich zum Erzeugnis passt, ist zweitrangig. Die Zeiten, in denen der verhasste Studienrat sein „Thema verfehlt“ unter mühsam erarbeiteten Aufsatz klierte, sind Gott sei Dank vorbei. In erster Linie ist die Überschrift dazu da, Neugierde zu erwecken und zu enttäuschen.

Übersetzerinnen Männer meiden den äußerst undankbaren Job. Sich zum Sklaven anderer zu machen, erfordert spezielle Talente.
Der Autor ergreift die Gelegenheit, einer Übersetzerin aus dem Bekanntenkreis zu gedenken, die ihn mehr überzeugte als der englische Originalroman.

Undichter Auch ein Dichter wird alt, Haare und Zähne fallen aus, die Bandscheiben versagen, und schließlich wird er wieder das, was er vor vielen, vielen Jahren schon einmal war – ein Bettnässer. Hauptsache, der Geist ist noch fit. (siehe Morbus Alzheimer)

Ungereimtes Bei den Verfechtern der reimlosen Lyrik hat man oft den Eindruck, dass sie neidisch auf ihre reimenden Kollegen sind. Das freut den wahren Poeten! Dazu auch

Unproduktive Phase Hat auch ihre positiven Seiten. Das Tohuwabohu in all den herumliegenden Entwürfen bedarf dringend einer ordnenden Hand – und wenn’s die eigene ist. Wenn die geistige Blockade vorüber ist, hat man keine Zeit mehr dafür.

Unterhaltungsliteratur Am interessantesten und am billigsten sind immer noch die vielen bunten Illustrierten in den Wartezimmern von Arztpraxen. Es soll Patienten geben, die sich ihre Leiden d e s w e g e n zulegen.

Unterhaltsliteratur Gar nicht so unterhaltsam fand der Autor neulich die Lektüre eines Briefes von seinem unehelichen Sohn, der darauf aufmerksam machte (Kopie des diesbezüglichen Paragraphen beigefügt), dass er demnächst für ihn tiefer ins Portemonnaie zu greifen hätte. Wann wird der Bursche endlich erwachsen!

Unterhaltsliteratur Je belesener man ist, desto größer ist die Gefahr, dagegen zu verstoßen. Scheuklappen und Ignoranz sind der beste Schutz.

VDS (Verband der Dichter und Schriftsteller) Ein Zusammenschluss mit dem VHK (Verband der Humoristen und Kabarettisten) steht unmittelbar bevor. Einige Mitglieder des VDS würden dies gern hintertreiben, weil sie ein Übergewicht VHK befürchten.
Na und – das wäre doch nur von Vorteil!

Verbalhörner Auswüchse einer irregeleiteten Fantasie. Nicht Balhorn ist hierfür verantwortlich sondern Shakespeare, des da provozierend fragte:
„Das gefällt Euch nicht? Was wollt ihr denn?“

Verdichtung Liebe Leute, lasst eure schönen Gedichte nicht von Pseudolyrikern kaputt machen! Die verlangen von euch, dass ihr euer Werk so lange komprimiert, bis kaum noch was davon übrig bleibt.

Verfremdung Auf jeden Fall etwas Befremdliches, speziell die freie bis chaotische Umgestaltung historischer oder auch anderer Texte.
„Es schwört der Tell am Rüterli:
ab morgen mit Verhüterli“

Verleger Was wären die ohne ihre Lieferanten!

Versepos Fast ausgestorben. Sehr schade. Aber man kann den Leuten nicht vorschreiben, was sie lesen sollen. Immerhin hat das Versepos in der Büttenrede überlebt.

Verseschmied Kunsthandwerker, der einen Zwei- oder auch Mehrzeiler so lange bearbeitet, bis es „passt“. Wird zum Beispiel ein dreisilbiger Milchtopf gebraucht, wird unter feinfühligen Händen ein Millichtopf daraus. Wilhelm Busch ist Kronzeuge.

Versmaß Negative Betrachtung: lästige Fessel, die man umgehend abstreifen sollte. Positive Betrachtung: Ein perfektes Versmaß macht Reime überflüssig.

Verzettelung Nicht auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen! Abschreckendes Beispiel: Goethe. Er war Minister, Bergbausachverständiger, Farbenlehrer, Kriegsberichterstatter, Musiksachverständiger („Beethoven, welch ein Getöse“). Kurz, Goethe war ein Hansdampf in allen Gassen. Wäre er konsequent bei der Dichtung geblieben, hätte aus dem Dichterfürsten ein Dichterkaiser werden können.

Virtuosen gibt es nicht nur bei den Musizi. Heinrich Heine, dieser Paganini und Dämon der Dichtkunst, ist ein herausragendes Beispiel. Seine Bosheiten erreichten schon das Format der heutigen Journaille. Aber er war auch ein hinreißender Schwärmer, der sich sogar dazu hinreißen ließ, der Loreley das Haar zu kämmen.

Vorbilder Man sollte mal welche gehabt und im Unterbewusst gespeichert haben. Dort belasse man sie auch. Sonst stören sie die Unbefangenheit.

Vorwort sollte man dem Verleger überlassen. Er hat sonst wenig Gelegenheit zu eigenschöpferischer Tätigkeit.

Werbespot(t) Je hässlicher und plumper, desto einprägsamer („Ich bin doch nicht blöd“).
Echte Literaten sollten hier wirklich keine Handlangerdienste leisten.

Widersprüchliches Es gibt nichts Realistischeres. Der Poet lebt in und von Widersprüchen.

Wirtinnenverse Zur Erläuterung der Reimstruktur lässt man „so eine“ am besten selbst zu Wort kommen:

Ich bin die Wirtin von der „Rose“
und bin bekannt als Sittenlose.
Doch auch nach Lyrik steht mein Sinn,
womit ich euch beweisen will,
dass ich nicht „oben ohne“ bin.

Zwar sind die Texte meiner Lieder
verfänglich schlüpfrig und nicht bieder,
doch weil sie handfest von Natur,
sind sie auch nicht klein zu kriegen;
das weiß man selbst bei der Zensur.

Witze Konstruierte sind keine – das Leben schreibt die besten. Im Übrigen hat man den Eindruck, dass immer ein Ostfriese vom andern abschreibt. Kohl-Witze sind inzwischen Geschichte – ganz im Sinne des Verursachers. Der Vollständigkeit wegen sei noch auf die sogenannten Herrenwitze hingewiesen (die Ansicht, dass Damen nur damenhaft scherzen, ist überholt),

Wörterbücher Es sei an die abgedroschene, aber weiterhin gültige Redensart „Ein Mann ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch“ erinnert. Übrigens werden Wörterbücher aus Gründen rationellen Arbeitens immer auf der Basis bereits existierender Wälzer erstellt.
Der Autor des vorliegenden ABCs ist sich sicher, dass die bisher erschienenen netten ABCs eines Münchener Verlags völlig ausreichen, um daraus mühelos ein Lexikon der Erotik (ein sogenanntes Erotikon) zu fabrizieren. Für Neugierige: Eines der Münchener ABCs trägt die ISBN-Nr. 3-8231-0127-7 und bezieht sich auf die Kunst des Aufofahrens. Mehr Schleichwerbung hat die spezielle „Lach-und Schießgesellschaft nicht verdient, da sie den Autor verärgert hat.

Wortschöpfungen, neue Auch damit kann man sich unsterblich machen. Wie wäre es beispielsweise mit „Ökoethik“? Die Ethik liegt zwar bei uns am Boden, aber mit „Öko“ lässt sich heute so ziemlich alles aufmöbeln.

Wortspiele
Gernegroßglockner, Ultraschallplatte, Mundwerkstudent, Mannstollkirsche, Indirektor, Schildbürgermeister, Campingpong, Heuschreckensmeldung, Ulknudelsalat, Eheringkampf, Rosenkavaliersdelikt, Zugspitzbub, Erdkugelschreiber, Nashornisse, Jägerschnitzeljagd, Artischocktherapie, Elektrokabeljau, Gebetbuchweizen, Eskimono, Rotgrünkohl, usw.

Und was macht man damit? Man fertigt lustige Silbenrätsel daraus.

X, Y Man sollte nie etwas an den Haaren herbeiziehen, wo nichts zu holen ist. Die Xanthippe und der Yeti können nicht für alles herhalten.

Zauderer Wer stundenlang überlegt, ob er besser „seither“ oder „seitdem“ benutzen soll, wird nie einen Roman schreiben.

Zehnfinger-Tippfertigkeit Wenn man die nicht besitzt, ist es um die Produktivität schlecht bestellt (es sei denn, man beschränkt sich auf Aphorismen).

Zeitgeist Gemeint ist eher der Ungeist der Zeit. Ein Schriftsteller von Format sollte sich zu schade sein, dem Zeitgeist um der billigen Wirkung willen Zugeständnisse zu machen. Aber wer ist schon ein Übermensch!

Zeitungsausträger An Zuträgern fehlt es der Presse nie. Aber wehe, wenn die Austräger streiken und der Herr Chefredakteur und seine Mannen als Streikbrecher antreten müssen.

Zustand, abgehobener Zwar ein sehr fruchtbarer aber auch ein sehr labiler Zustand. Soeben ist der Autor wieder auf dem Teppich der nüchternen Alltäglichkeiten gelandet. Nun fühlt er sich leer und ausgebrannt.

Nachtrag

Abschweifung vom Thema Willkommene Gelegenheit, um einmal richtig Dampf abzulassen, z.B. gegen die „Musik“ von heute. Diese befindet sich in einem bejammernswerten Zustand. Zappelnde Rock- und Popgruppen, deren inhaltsleere und unharmonische Darbietungen durch nervendes Laserlicht „unterstützt“ werden, sind einfach nur ärgerlich. Dann doch lieber Heino, Max Raabe oder die Kastelruther Spatzen. Sogar die Wildecker Herzbuben sind erträglicher. Die sogenannte „Neue Musik“, die Weiterentwicklung der Zwölfton-Katzenmusik, wird hoffentlich auch künftig ein Schattendasein führen. Hört Klassik – Radio!!

Analphabet Das hätte sich der alte Beppo aus Hintertupfingen nicht träumen lassen, dass er unter die Schriftsteller geraten würde. Er ist zwar des Lesens und Schreibens nicht mächtig, doch ein Journalist entdeckte sein Talent, als Beppo in einer Kneipe Schwänke aus seiner Jugendzeit von sich gab (nett von dem Journalisten, dass er ihm das Urheberrecht zugestanden hat).
So tragen auch Minderbemittelte prinzipiell das große Los im Gepäck.

Drehbuchautor sollte man nur werden, wenn man stahlharte Nerven hat und sehr kontaktfreudig und anpassungsfähig ist. Grundregel: Was sich filmtechnisch per Bild und Donnerhall ausdrücken lässt, benötigt keine Bestätigung durch das Wort. Eine ungewohnte Erkenntnis für Neulinge.
Hat man endlich den Lektor überwunden und ist wirklich bis zum Regisseur vorgedrungen, fängt alles von vorne an. Dauernd weiß ER es besser; man selbst ist nur noch in der Defensive. Die Rolle, die man Friedrich von Thun auf den Leib geschneidert hatte, wird wegen Unerreichbarkeit des Mimen ganz gestrichen. Ein gerader Charakter schmeißt in so einer Situation den Bettel einfach hin und verlegt sich auf das

Hörspiel Hier gilt das Wort garantiert noch etwas, und die geforderte Anpassungsfähigkeit hält sich in Grenzen. Die Leute, die das Wetter machen (also Windmaschinen in Betrieb nehmen oder Erbsen prasseln lassen), sind Gemütsmenschen, mit denen man immer klarkommt.
Pannecke, Verfasser des Hörspiels „Achsenbruch bei Lodz“ erinnert sich gern an die Zusammenarbeit mit einem Herrn, der die hinlänglich bekannten Geräusche einer fahrenden Nostalgie-Eisenbahn beisteuerte.

Mainz Von hier aus eroberte um 1450 herum das geschriebene Wort die Welt. Wir stellen uns vor, Johannes Gutenberg hätte die Druckkunst erst Jahrhunderte später erfunden. Dann hätten wir vielleicht jetzt noch keine Schreibmaschinen, und wir armen Schriftsteller müssten vielleicht mit Tintenfass und Gänsekiel noch alles selbst von Hand erledigen. Und in dem wir darüber nachdenken, wird uns bewusst, wie glücklich wir uns schätzen können. Wir sind doch glücklich, oder?

Zusammenfassung:

a)Von faulen Lektoren verlangte Kurzdarstellung, auch Exposee genannt. Grundsätzlich ist der Schriftsteller mit dem Ansinnen, einen mehrere hundert Seiten umfassenden Roman mit zehn Zeilen (möglichst weniger) „auf den Punkt zu bringen“ hoffnungslos überfordert. Folglich erhält er sein Werk ungelesen vom Verlag zurück (wenn er Glück hat).

b)Vom Schriftsteller freiwillig erbrachte Zusatzleistung – im vorliegenden Fall als Resümee gesammelter Erkenntnisse, wie man ein Erfolgsschriftsteller wird: Was Produzenten wollen, ist ein originelles und doch nicht ausgefallenes, ungewöhnliches und doch leicht begreifliches, moralisches und doch schlüpfriges, lebenswahres und doch unwahrscheinliches, sentimentales und dabei brutales, sehr gut geschriebenes und doch nicht geistvolles Meisterwerk (dies bemerkte einst die Schauspielerin Salka Viertel gegenüber Bertold Brecht). Es hat sich seither wenig geändert.
 
Hallo Ironbiber,
Deine letzte Nachricht habe ich jetzt 6x hintereinander über Outlook erhalten, zusammen mit der Fehlermeldung "Fehler 0x8004310A". Ich verwende noch Office 2003. Im Moment hänge ich völlig fest. Hier kann mir nur mein Schwiegersohn helfen, der aber leider kaum Zeit für mich hat. Das Versenden von Mails gelingt noch, aber eben nicht der Empfang.

Jedenfalls danke ich Dir sehr für die Vereinigung der 3 Teile.
Lieben Gruß
Eberhard
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
So weit so unschön,

aber ich habe dir gar keine Mail geschickt.
Da ist was gehörig schief gelaufen.

Vergiss es und steck es in die "Kann vorkommen" - Schublade.

Gruss vom Ironbiber
 
Hallo Ironbiber,
ich kann zwar e-Mails noch immer nicht empfangen, aber über die Internet-Seiten der LL kann ich ja Antworten auf meine Werke abrufen. Ich muss dann eben extra nachschauen.
Jedenfalls bin ich auf Antworten gespannt.
Lieben Gruß
Eberhard
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Einrücken

Hallo Eberhard,

Die LL - Technik har reagiert und erstmal eine Möglichkeit geschaffen, kurze, markierte, ganze Sätze jeweils bis zum nächsten Punkt um jeweils 4 Leerzeichen einzurücken.

Mehr gibt der einfache Texteditor ohne immensen Programmieraufwand leider nicht her.

Das ist nach wie vor sehr aufwändig, aber nicht zu vermeiden. Irgendwann in ferner Zukunft wird auch die LL in ihr System wohl einen modernen Editor einbauen, der dann, wie die Großen, fast alles kann und keine Wünsche mehr offen lässt.

Aber wir sind ja hier erst mal alle Schreiberlinge, die nicht auf das Formatdesign, sondern auf das geschriebene Wort ihren Fokus setzen.

Es grüßt der Ironbiber
 



 
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