"Zitate" in Gedichten
Hallo zusammen,
freue mich, dass die schlichten Worte Anklang finden. Danke!
@Sanne
Ich hasse ja selbst die Gedichte, bei denen der Autor besipielsweise eine französische Gedichtzeile im Titel oder im Text als Bezug platziert, auf Nachfrage ganz nebenbei verweist, dass dieses Zitat doch selbstverständlich ... (jeder wisse das doch wohl) von Beaudelaire ... irgendeinem philosophischen Griechen oder alten Lateiner ... oder sonstwem ...
Oder Verweise, versteckt oder offen zitiert, beispielsweise auf einen wohl reichhaltigen E. A. Poe, von dessen Gedichten ich gerade mal eines gelesen habe ...
Undsoweiter.
Ich habe es hier aber gewagt, weil das Gedicht auch so seinen "Sinn macht". Und die Zitate auch in einem privatimen, gedichtbezogenen Hintergrund ihre Erklärung haben, die für Leser ... nicht von Interesse sein soll. (achja, wäre man berühmt, dann suchte die Nachwelt gern, wenn es nicht sowieso bekannt ist, welche Dichterliebe, welcher Dichterlebensabschnitt sich verbirgt
)
Aber wenn man mit (deutscher) Sprache umgeht, Gedichte liebt - und selbst welche verfasst, ist es bestimmt kein Fehler, Gottfried Benn zu kennen, der (auch) prägend gewesen ist für nachfolgende Lyriker, der einerseits bekannt ist für Gedichte, die in der Leichenhalle, am Seziertisch entstanden sind - andererseits aber auch ganz zarte Lyrik verfasst hat.
Ich hoffe, das sprengt hier nicht den Rahmen, ich stelle mal zwei (der gedicht-möglichen) Bezugsgedichte hier rein.
Grüße vom Jongleur
M O D E R A T I O N
leider besitzen wir nicht die Rechte an Benns Gedichten.
Ich habe daher die beiden Werke zu Zitaten verkürzt.
cu
lap
aus:
Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhelllila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie umgestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
...
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster.
aus:
Blaue Stunde
I
Ich trete in die dunkelblaue Stunde -
da ist der Flur, die Kette schließt sich zu
und nun im Raum ein Rot auf einem Munde
und eine Schale später Rosen – Du!
...
Das Schweigende ist so weit fortgeschritten
und füllt den Raum und denkt sich selber zu
die Stunde – nichts gehofft und nichts gelitten –
mit ihrer Schale später Rosen – Du.
II
...
Du bist so weiß, man denkt, du wirst zerfallen
vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos,
totweiße Rosen, Glied für Glied – Korallen
nur auf den Lippen, schwer und wundengroß.
Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,
von einem Glück aus Sinken und Gefahr
in einer blauen, dunkelblauen Stunde
und wenn sie ging, weiß keiner, ob sie war.
III
...
«Was sich erhebt, das will auch wieder enden,
was sich erlebt – wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau.»