Noch halte ich dich

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Vera-Lena

Mitglied
Danke, Trasla,

dass Du meine bange Frage beantwortet hast. Ich schlage mal vor, das Thema im Forum Lupanum zu erörtern. Vielleicht kommen dort noch mehr hilfreiche Beiträge.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

sesch nesut

Mitglied
Hallo Vera-Lena!

Ich bin froh, in den Tiefen dieser Plattform auf dieses Gedicht gestoßen zu sein. Es kommt so leicht daher wie der Wind selbst und das gelingt wohl nur den besten Schreibern.
Zwei kleine Anmerkungen möchte ich mir dennoch erlauben: Beim Lesen des ersten Verses beschlich mich das Gefühl, dass dort etwas fehle. Zwischen der 5. und 6. Zeile müsste für mein Gefühl noch eine Zeile eingeschoben werden, weil sich das Tempo durch das Weglassen erhöht und es zudem härter klingt als der Einstieg. Spontan würde mir jetzt ein "geschwind, geschwind" einfallen. Das würde auch gut zur Doppelung im zweiten Vers (allein, allein) passen.
Im zweiten Vers finde ich das "dürstend" etwas unpassend. Viel zu reißerisch und hart für solch einen zarten Text.

Viele Grüße
Chajan
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Chajan,

willkommen in der Leselupe!

Es freut mich, dass Dich dieser Text so stark anspricht.

Mein Kind,mein Kind
der Wüstenwind
nimmt heimlich dich
zu sich nach Haus
geschwind, geschwind
weht er dir dort
dein Lichtlein aus.

Ich denke mal, so stellst Du Dir die erste Strophe vor.
Dagegen gäbe es nicht viel einzuwenden.

Mir allerdings gefällt das nicht so gut. Ich empfinde das als Versüßlichung dieses todtraurigen und leider äußerst aktuellen Themas. Aber solche Dinge sieht jeder anders und ich weiß Deinen Vorschlag zu schätzen.

Das "dürstend" in der zweiten Strophe ist aus meiner Sicht der einzige Hinweis darauf, dass es hier um den Hungertod von geflüchteten Menschen handelt. Die Kinder sterben ja meistens zuerst. Diese Frau scheint auch ihren Mann schon verloren zu haben ebenso wie ihre anderen Kinder. Jetzt hält sie ihr letztes Kind in den Armen und ist sich bewusst, dass auch ihr Leben zur Neige geht. (Es geht ja nicht darum, dass keine Hilfsgüter unterwegs wären, sondern die Logistik versagt einfach komplett und die Menschen verdursten dort, wo sie als letzten Rettungsanker tagelang hingeflüchtet waren)

Ich kann das "dürstend" nicht herausnehmen. Ich hoffe, dass Du mich verstehst.

Es geht ja nicht nur um den Klang der Worte, obgleich das in der Lyrik sehr wichtig ist, die Aussage des Textes muss für den Leser ja auch deutlich werden.

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar! :)

Dir viel Freude in der Leselupe, gute Inspirationen, und einen guten Austausch mit den Lupianern

wünscht Dir mit lieben Grüßen
Vera-Lena
 

sesch nesut

Mitglied
Liebe Vera-Lena!

Wenn das Herz betroffen ist, sollten Zungen schweigen, denn es hat ein jedes seine eigene Sprache.
Mir gefällt dein Gedicht auch so sehr gut.

Viele Grüße
Chajan
 
M

Marc Leistner

Gast
Für mich ist es erstaunlich, wie man den größten Schmerz (sein eigenes Kind zu verlieren) in so ein TANZENDES Klagelied bringen kann. Wirklich gelungen. Es fällt mir dennoch schwer, alle Empfindungen in Worte für Dich zu übersetzen. Bei aller Traurigkeit...manche Kulturen feiern den Tod wirklich, in dem Wissen, dass die Seele (oder wie man es auch nennen mag) einfach nur in anderen Bahnen / in andere Welten weiterreist. Wir hier in Deutschland verdrängen allzu oft das Sterben...und sind somit unvorbereitet. Auch das Leben bekäme dadurch einen anderen Stellenwert: Jeder Augenblick ist kostbar!

Viele Grüße,
marc
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Chajan,

ach, das freut mich, dass Der Text dann doch auch so, wie er jetzt da steht, bei Dir Gefallen findet.

Danke für Deine Antwort!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Marc,

da stimme ich Dir zu. In Deutschland wird sehr oft "anonym" in Krankenhäusern gestorben. Dieses Verhalten könnte mit unserer Vielbeschäftigung und dadurch beständigen Ablenkung zu tun haben. Ob es auch wirklich so gewollt ist, das weiß ich nicht, aber eigentlich glaube ich das nicht.

Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich, dass ein Bauer zu Hause bis zum Tod gepflegt wurde, obgleich er Krebs hatte. Sein Sohn und seine Frau mussten eben nicht irgendwohin, sondern waren trotz aller Arbeit ja immer zu Hause und so konnte der Mann im Kreise seiner Lieben seine letzten Lebenswochen verbringen.

Ja, das ist wirklich so, wenn man den Tod immer auch im Blick behält, gewinnt der Augenblick an Bedeutung.

Warum konnte ich diesen Text so federleicht schreiben? Wahrscheinlich spielt dabei eine Rolle, dass ich mich schon sehr auf meinen eigenen Tod freue. Ich bin einmal, als ich krank war aus dem Schlaf aufgewacht, bevor mein Geist, meine Seele in den physischen Körper zurückgekehrt waren. Es hat nur Sekunden gedauert, aber seitdem weiß ich, wie wundervoll es ist, so ganz frei und leicht und schwerelos zu sein. Es wird wunderbar werden, denke ich.

Trotzdem trifft es mich, wenn ich erfahre, wie andere Menschen leiden müssen.

Danke für Deine Antwort!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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