anbas
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nüngverdrizler – nicht unbedingt eine der beliebtesten Formen in der Lyrik. Das enge Formschema und der eher nonsenslastige Inhalt mögen zusätzlich abschrecken.
Andererseits laden nüngverdrizler zum Tüfteln mit Worten und Silben geradezu ein. Und das ist dann wiederum eine gute Voraussetzung dafür, dieser besonderen Art der lyrischen Wortverwertung einen Platz bei den Fingerübungen einzuräumen .
Hier soll nun die Möglichkeit bestehen, sich an den nüngverdrizlern auszuprobieren. Gerne darf auch an einer Idee gemeinsam getüftelt werden. Es geht also nicht nur ums bloße Ausprobieren, Aufschreiben und Präsentieren, sondern auch um das gemeinsame Weiterentwickeln und ausarbeiten. Wer also einen nüngverdrizler hier einstellt, muss damit rechnen, dass die Idee eventuell aufgenommen, kurz kommentiert und/oder weiter entwickelt wird. Auch sollte es möglich sein, eine Grundidee einzustellen, an der man sich bisher die Zähne ausgebissen hat. Vielleicht hat ja jemand anderes eine weiterführende Idee.
Damit man nicht ständig herumklicken muss, was ein nüngverdrizler eigentlich ist, was ihn ausmacht usw., setze ich die Regeln und einige Erläuterungen noch einmal an den Anfang dieses Fadens.
nüngverdrizler-Regeln
Der nüngverdrizler wurde von Ulf Grebe entwickelt. Die folgenden Regeln habe ich seiner Webseite entnommen ( http://www.nuengverdrizler.de/html/nungverdrizler.html ). Ergänzend möchte ich auch auf die Erläuterungen von Bernd hinweisen ( http://www.leselupe.de/lw/titel-Gedichtformen--nuengverdrizler-113781.htm ):
1. Das Gedicht besteht aus achtzehn Silben, verteilt auf vier Zeilen der Länge 9, 4, 3 und 2 Silben und einer Überschrift.
2. nüngverdrizler haben ein sogenanntes jambisches Versmaß, das heißt, es wechseln sich unbetonte mit betonten Silben ab. Das Gedicht beginnt und endet in der ersten Zeile sowie durchlaufend von der zweiten bis zur vierten Zeile jeweils mit einer unbetonten Silbe.
3. Das Reimwort der ersten Zeile kehrt am Ende wieder und zwar derartig zerlegt, dass es frühestens auf den zweiten Blick wiederzuerkennen ist, z.B.: "unterjochen - unter Jochen"; das Fachwort hierfür ist rührender Reim. Die Reimworte müssen sich aber nicht unter allen Umständen reimen, ihre Übereinstimmung kann auch nur buchstäblicher Art sein.
4. Jede einzelne Zeile soll den Sinn des Gesamten verändern. Im Idealfall hat man vier semantisch eigenständige Abschnitte.
5. Wichtige Gütemerkmale für nüngverdrizler sind Mehrdeutigkeit und Überraschungsmoment. Gedichte, für die es nur eine Lesart gibt, sind meistens langweilig und deshalb keine echten nüngverdrizler.
6. Die Überschrift ist notwendiger Bestandteil des Gedichtes, der die Bedeutung der vier Zeilen erweitert oder durchbricht, jedenfalls bedeutungsvoll mit ihnen wechselwirkt.
7. Im nüngverdrizler ist alles klein geschrieben und es gibt keine Satzzeichen!
8. Für nüngverdrizler gibt es eigentlich keine genauen Regeln. Und wenn doch (s.o.), hält man sich besser nicht daran, sofern es nicht gut für das Gedicht ist. Ob es sich dann noch um ein/e/n nüngverdrizler handelt, steht freilich auf einem anderen Blatt.
In der Vergangenheit hatte ich ein paar kurze Mailwechsel mit Ulf Grebe. Daraus lassen sich noch folgende Anmerkungen hinzufügen:
Zu Regel 3: Ulf Grebe führt in seinem Buch auch Beispiele auf, in denen auch mit dem Klang der Worte gespielt wird. Beispiel:
Zu Regel 8: Klar, damit kann man alle vorherigen Regeln aushebeln. Doch dort steht auch, dass sich dann die Frage stellt, ob es wirklich noch ein nüngverdrizler ist .
Ich denke, der Platz für nüngverdrizler-ähnliche Texte kann in diesem Faden durchaus sein. Doch dann sollte der Autor/die Autorin auch explizit anmerken, dass es sich hier eben nicht um einen reinen nüngverdrizler handelt, damit über diesen Text nicht wegen angeblicher "Regelverstöße" diskutiert wird (was "Verfeinerungsvorschläge" natürlich trotzdem nicht ausschließt ).
Mehrfach haben Ulf Grebe und ich uns über das Thema "Überschriften" ausgetauscht. Im Gegensatz zur "normalen" Überschrift, die den Inhalt eher zusammenfasst, ist sie beim nüngverdrizler mehr. Sie macht ihn zweideutig und/oder eröffnet sogar verschiedene Möglichkeiten der Interpretation. "Die Überschrift soll nicht den "Sinn" des Gedichtes widerspiegeln, sondern "zerrspiegeln" oder gar unterwandern. Die beste Überschrift macht erst mit der letzten Zeile Sinn, und zwar einen ganz anderen, als man zu Anfang glaubte." (Ulf Grebe)
Und nun wünsche ich viel Spaß am Ausprobieren, Tüfteln und "Herumspielen" – und hoffe, dass ich nicht der Einzige bleibe, der hier unterwegs ist .
Andererseits laden nüngverdrizler zum Tüfteln mit Worten und Silben geradezu ein. Und das ist dann wiederum eine gute Voraussetzung dafür, dieser besonderen Art der lyrischen Wortverwertung einen Platz bei den Fingerübungen einzuräumen .
Hier soll nun die Möglichkeit bestehen, sich an den nüngverdrizlern auszuprobieren. Gerne darf auch an einer Idee gemeinsam getüftelt werden. Es geht also nicht nur ums bloße Ausprobieren, Aufschreiben und Präsentieren, sondern auch um das gemeinsame Weiterentwickeln und ausarbeiten. Wer also einen nüngverdrizler hier einstellt, muss damit rechnen, dass die Idee eventuell aufgenommen, kurz kommentiert und/oder weiter entwickelt wird. Auch sollte es möglich sein, eine Grundidee einzustellen, an der man sich bisher die Zähne ausgebissen hat. Vielleicht hat ja jemand anderes eine weiterführende Idee.
Damit man nicht ständig herumklicken muss, was ein nüngverdrizler eigentlich ist, was ihn ausmacht usw., setze ich die Regeln und einige Erläuterungen noch einmal an den Anfang dieses Fadens.
nüngverdrizler-Regeln
Der nüngverdrizler wurde von Ulf Grebe entwickelt. Die folgenden Regeln habe ich seiner Webseite entnommen ( http://www.nuengverdrizler.de/html/nungverdrizler.html ). Ergänzend möchte ich auch auf die Erläuterungen von Bernd hinweisen ( http://www.leselupe.de/lw/titel-Gedichtformen--nuengverdrizler-113781.htm ):
1. Das Gedicht besteht aus achtzehn Silben, verteilt auf vier Zeilen der Länge 9, 4, 3 und 2 Silben und einer Überschrift.
2. nüngverdrizler haben ein sogenanntes jambisches Versmaß, das heißt, es wechseln sich unbetonte mit betonten Silben ab. Das Gedicht beginnt und endet in der ersten Zeile sowie durchlaufend von der zweiten bis zur vierten Zeile jeweils mit einer unbetonten Silbe.
3. Das Reimwort der ersten Zeile kehrt am Ende wieder und zwar derartig zerlegt, dass es frühestens auf den zweiten Blick wiederzuerkennen ist, z.B.: "unterjochen - unter Jochen"; das Fachwort hierfür ist rührender Reim. Die Reimworte müssen sich aber nicht unter allen Umständen reimen, ihre Übereinstimmung kann auch nur buchstäblicher Art sein.
4. Jede einzelne Zeile soll den Sinn des Gesamten verändern. Im Idealfall hat man vier semantisch eigenständige Abschnitte.
5. Wichtige Gütemerkmale für nüngverdrizler sind Mehrdeutigkeit und Überraschungsmoment. Gedichte, für die es nur eine Lesart gibt, sind meistens langweilig und deshalb keine echten nüngverdrizler.
6. Die Überschrift ist notwendiger Bestandteil des Gedichtes, der die Bedeutung der vier Zeilen erweitert oder durchbricht, jedenfalls bedeutungsvoll mit ihnen wechselwirkt.
7. Im nüngverdrizler ist alles klein geschrieben und es gibt keine Satzzeichen!
8. Für nüngverdrizler gibt es eigentlich keine genauen Regeln. Und wenn doch (s.o.), hält man sich besser nicht daran, sofern es nicht gut für das Gedicht ist. Ob es sich dann noch um ein/e/n nüngverdrizler handelt, steht freilich auf einem anderen Blatt.
In der Vergangenheit hatte ich ein paar kurze Mailwechsel mit Ulf Grebe. Daraus lassen sich noch folgende Anmerkungen hinzufügen:
Zu Regel 3: Ulf Grebe führt in seinem Buch auch Beispiele auf, in denen auch mit dem Klang der Worte gespielt wird. Beispiel:
Zu Regel 4: Eine besonders große Herausforderung ist es, den nüngverdrizler so hinzubekommen, dass sich tatsächlich mit jeder Zeile der Sinn oder die Aussage verändert. Doch selbst Ulf Grebe hat eine Vielzahl von nüngverdrizlern verfasst, in denen dieses Ziel nicht erreicht wurde. Es ist somit ein Idealziel, das aber nicht unbedingt zwingend erreicht werden muss.ausgezählt
mit sechsundsechzig neunundsechzig
ist auch mal schluss
vergisssex
ächz ich
© Ulf Grebe
Zu Regel 8: Klar, damit kann man alle vorherigen Regeln aushebeln. Doch dort steht auch, dass sich dann die Frage stellt, ob es wirklich noch ein nüngverdrizler ist .
Ich denke, der Platz für nüngverdrizler-ähnliche Texte kann in diesem Faden durchaus sein. Doch dann sollte der Autor/die Autorin auch explizit anmerken, dass es sich hier eben nicht um einen reinen nüngverdrizler handelt, damit über diesen Text nicht wegen angeblicher "Regelverstöße" diskutiert wird (was "Verfeinerungsvorschläge" natürlich trotzdem nicht ausschließt ).
Mehrfach haben Ulf Grebe und ich uns über das Thema "Überschriften" ausgetauscht. Im Gegensatz zur "normalen" Überschrift, die den Inhalt eher zusammenfasst, ist sie beim nüngverdrizler mehr. Sie macht ihn zweideutig und/oder eröffnet sogar verschiedene Möglichkeiten der Interpretation. "Die Überschrift soll nicht den "Sinn" des Gedichtes widerspiegeln, sondern "zerrspiegeln" oder gar unterwandern. Die beste Überschrift macht erst mit der letzten Zeile Sinn, und zwar einen ganz anderen, als man zu Anfang glaubte." (Ulf Grebe)
Und nun wünsche ich viel Spaß am Ausprobieren, Tüfteln und "Herumspielen" – und hoffe, dass ich nicht der Einzige bleibe, der hier unterwegs ist .