Psychogramm

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G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Was für ein Echo ein solch kleiner Text auslöst, ist schon erstaunlich. Ich meine: so ganz daneben kann er folglich nicht sein. Ich zumindest habe ihn mit Lust und ohne tief-lange Gedanken an menschenverachtende Satiren gelesen und ziemlich schnell wieder vergessen. Sprachlich ist er okay, lieber Wittgenstein, das ist doch schon mal was...

P.
 

Wittgenstein

Mitglied
@ alle:

Vielen Dank für dir rege Diskussion um meinen Text.

@ Bernd:

Neben Deiner zutreffenden Erklärung zum Titel "Psychogramm"
möchte ich noch die lexikalische Bedeutung anfügen:

Danach ist ein "Psychogramm"

"Der Versuch eines Persönlichkeitsbildes durch
Zusammenstellung aller erfassbaren psychologischen Daten".

Desweiteren, "Hut ab" vor Deiner differenzierten Textarbeit,
Du hast so ziemlich alles aus dem Gedicht elaboriert, was von mir beabsichtigt war, insbesondere auch den Entwicklungsverlauf der Persönlichkeitsbeschreibung.

@ Architheutis:

Wir kommen da nicht zusammen.

Warum um alles in der Welt soll die von mir gewählte überspitzte Form erst im Nachhinein - also durch meine nachgeschobenenen Kommentare - klargestellt sein?

Aus Deiner Bemerkung "ich fürchte nur, dass das alles hier bierernst gemeint sein soll" geht deutlich hervor, dass Du - im Gegensatz zu fast allen Kommentatoren - meine Art von Witz nicht sofort als Satire erkannt hast.

Insofern muss ich doch davon ausgehen, dass wir schlichtweg eine verschiedene Auffassung von Humor haben.

Der Vergleich mit Mario Barth tut weh.

Wenn Du meinen Text nur auf die Qintessenz "GEZ Eintreiber sind Deppen" reduzieren kannst und die inhaltliche Entwickling, wie sie sich trefflich aus der Interpretation von Bernd ergibt, insbesondere die völlige Unvorhersehbarkeit der Pointe - aus der das Gedicht seinen eigentlichen Witz bezieht - für Dich nicht erkennbar ist,
dann kommen wir eben hier nicht zusammen.

Ohne dass es etwas zur Sache täte:

Die von Dir angegebenen Mehrheitsverhältnisse von Ablehnern
und Befürwortern entsprechen nicht den Tatsachen.

Herzliche Grüße
Wittgenstein
 

Wittgenstein

Mitglied
@ Label

Ich habe mit Bedacht das Psychogramm nicht auf einen Berufsstand bezogen, der moralisch und ethisch im großen Stile immer wieder an und über die Grenze des Vertretbaren gerät, sondern ganz bewusst eine Zielgruppe anvisiert, die von vornherein keine weitergehenden Befugnisse hat, eine Zielgruppe, die eigentlich nur im Rahmen ihrer höchst eingeschränkten tatsächlichen und rechtlichen Möglichkeiten agiert, und das noch dazu auf einem Feld mit minimaler Relevanz (GEZ-Gebühren: € 17,98 im Monat).

Diese Ansammlung und Steigerung völlig unsachlicher, schlimmster Beleidigungen, dieses komplette Sichhineinsteigern, bezieht sich also - und das klärt sich erst mit dem letzten Wort des Gedichts - auf eine absolute Belanglosigkeit, die noch dazu ein abgehalftertes Klischee darstellt.

Mit dem von Dir vorgeschlagenen Ende ginge meines Erachtens die entscheidende Diskrepanz zwischen Hinführung und Auflösung verloren.


Dennoch,

herzlichen Dank für Deine Rückmeldung
und viele Grüße

Wittgenstein
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir fällt noch ein wichtiger "Tatbestand" auf. Natürlich ist die Satire gegen das Vorurteil gerichtet, nicht gegen den GEZ-Menschen.
Das darf man nicht verwechseln.
 

Wittgenstein

Mitglied
Lieber Bernd,

Dein Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf.
Allerdings muss es statt "Tatbestand" richtigerweise "Sachverhalt" heißen.

Viele Grüße
Wittgenstein
 

gareth

Mitglied
Sehr interessant, wie die Diskussion verläuft :eek:).

Ich will mal nur anmerken, dass ich ohne jedes Murren noch mehr Fernsehgebühren bezahlen würde, wenn dadurch alleine sicher gestellt bliebe, dass ich Filme am Stück sehen kann und mich auch weiterhin niemand nachts auffordert, ihn anzurufen :eek:)

Ich habe auch meine Probleme mit dem Gedicht, insbesondere im Hinblick auf den Anspruch, es handele sich um Satire. Auch wenn mir sehr bewusst ist, wie verschieden die Auffassungen von Humor sein können, schließe ich mich eher den Argumenten von Architheutis und lapismont an.

Satire ist schwierig. Das haben wir hier oft diskutiert. Für mich ist ein unverzichtbares Merkmal für, und ein unabdingbarer Anspruch an eine gelungene Satire, dass (unabhängig von formalen Fragen) aus ihr letztlich hervorgehen oder erkennbar werden muss oder (am Besten) sich geradezu aufdrängt, wie etwas (nach üblichen Maßstäben) eigentlich richtig (gewesen) wäre. Das ist hier nicht der Fall.

In diesem Sinn
gareth
 

Wittgenstein

Mitglied
Lieber Gareth,

ich schätze Deine Werke sehr, daher ist eine Rückmeldung von Deiner Seite für mich auch von besonders hohem Interesse.

Dennoch hat mich Deine Einschätzung meines "Psychogramms" nicht überrascht.

Auch mein Gedicht "Der Landwirt", das letztlich auf einem ähnlichen Prinzip beruht, wurde von Dir mit deutlichen Worten kritisiert. Interessant wäre für mich in diesem Zusammenhang, wie Du mein Werk "Der Bademeister" einschätzt.

Aber nun zur Sache:

Entscheidend ist für mich einzig und allein, ob man über das Gedicht lachen kann, egal ob man das Genre nun als Satire, Komik, oder als sonstwas bezeichnet.

Und über das "Psychogramm" und den "Landwirt" können viele lachen, und zwar herzhaft und spontan mit Knalleffekt am Ende (das weiß ich vom Vorlesen).

Beim "Psychogramm" weil es ein völlig unangemessenes, überraschendes Ende hat, beim "Landwirt", weil erwartet wird,
dass da doch noch irgendeine Auflösung, irgendeine Abmilderung, irgendeine Richtigstellung kommen muss, die dann aber ausbleibt.

Es gibt also zwei Fraktionen, und das wird ungeachtet unserer Diskussionen so bleiben.

Dass Du der Fraktion derjenigen, die nicht lachen können, angehörst, muss ich akzeptieren.

Herzliche Grüße
Wittgenstein
 

gareth

Mitglied
Lieber Wittgenstein,

das ist ja alles immer schon schwierig genug. Da findet jemand deine Sachen gut und du schreibst ihm eine (eher) negative Kritik. Ich bin Dir für Deine faire Reaktion dankbar.

Ich habe mich bewusst auf die Frage der Satire konzentriert, weil es wirklich so viele Geschmäcker gibt in Sachen Humor, dass ich da kein Maßstab sein kann. :eek:)

Grüße
gareth

p.s. Deinen Bademeister habe ich gelesen (s. dort)
 

SanneZwei

Mitglied
Hallo Rudolf
Ich musste lachen und fand den Reim witzig.
Nicht wegen des Schlussatzes (der GEZ), sondern weil "Wut" schön deftig und geschickt in Versform gepackt wurde. Wut über einen bestimmten Menschenschlag, der zwar selten vorkommt, aber es gibt ihn. (Nicht zwangsweise bei der GEZ.)
Liebe Grüße, Susanne
 



 
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