still (I) (gelöscht)

rosste

Mitglied
Liebe Julia !

Die Welt steht still.
Und du dichtest vobei.
Und alle jubeln dir zu.
Gratuliere.

Stepanovitsch
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Stepanovitsch ;-),

Wer jubelt mir zu? *umguck*
Naja, man muss ja nicht alles verstehen, aber was ich verstanden habe ist, dass du mein Gedicht nicht magst, und ich danke dir für die ehrliche (wenn auch nicht weiter sehr hilfreiche) Beurteilung.

Grüße,
presque_rien
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

wenn ich Dich richtig verstehe, geht es Dir darum, staunend die Gleichzeitigkeit von konträren Dingen zur Kenntnis zu nehmen. Einerseits gerät die Welt aus den Fugen, andererseits ist es möglich, wenn man das möchte, ein solches Geschehen zu ignorieren,zu integrieren, auf ganz andere Weise zu erleben.
Ehe ich mich weiter dazu äußere, möchte ich erst einmal eine Antwort von dir abwarten, ob ich auf dem richtigen Gleise bin.

Sei herzlich gegrüßt von Vera-Lena
 

rosste

Mitglied
Liebe Julia !

O.k. nach fünfmaligem Lesen, glaube ich etwas mehr verstanden zu haben, was du meinst.
Es ist der Alltag mit Schneefall, Fernsehen und einem Spaziergang, vielleicht durch ein Einkaufszentrum...
Hier steht die Welt jeweils still, ist aber unruhig, nicht harmonisch.

Erst in den Armen des Geliebten am Abend steht die Zeit wirklich ruhig still.

Vielleicht meinst du so was.

LG, Stephan
 

Montgelas

Mitglied
zwei stille welten - und doc h welch gegensatz !

liebe presque_rien,

formbewußt und still
wird hier von dir hoffnung
und scheinbare resignation
des einsamen tages in der nacht
der zweisamkeit aufgelöst.
das resignative einatmen der stillen welt
der einsamkeit wandelt sich ins jubelnde ausatmen...
dein Herz pocht wild in meinen Ohren :
Die Welt steht still.




herzlich

montgelas
 

Inu

Mitglied
Hallo Presque rien
[blue]Der Morgen fiel mit Schäfchenpelzen
auf Wolfsasphalte - Zauberei...[/blue]Das gefällt mir gut. Immer wieder die Reinheit und 'Zauberei' eines neuen Morgens, die dann nicht lange der Wirklichkeit stand hält
ich döste lange, dass du klagtest:
"Die Welt steht still - Kommst du vorbei?"

Zum Brötchen kreiste [blue]Mittags-Erste[/blue]Meinst Du das erste Programm, ARD? Ich finde den Ausdruck nicht so gelungen
um irgendwelchen lauen Brei
und weiß lief schmaler Untertitel,

Die Welt steht still: Du siehst vorbei -

Von Steig zu Steig, die Wege hölzern
umfasst von Eisen oder Blei
und Händchen malten an die Scheibe,

[blue]Die Welt steht still: Du fährst vorbei -[/blue]Das kann mich auch nicht begeistern. Ich sehe da vor meinem inneren Auge nur einen Typen, der mit dem Auto vor dem Haus herumkreist und nicht herauf kommt. Grundlos. Wahrscheinlich meinst du etwas viel Tieferes, nur ich versteh es nicht.
[blue]Doch abends wir uns in den Armen[/blue] (fehlt da was? )
[Blue]und wahre Nacht mit jedem Schrei,
dein Herz pocht wild in meinen Ohren:
Die Welt steht still.[/blue]
Ziemlich unoriginelles Bild: für mich klingt das zu 'gebräuchlich'
Presque rien, Du hast oft so großartige Gedichte geschrieben, nur dieses gefällt mir nicht und da ich nun einmal eine bösartige Kritikerin bin... smile :):):)

aber liebe Grüße
Inu
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ich habe das Gedicht in eine etwas andere Richtung gedacht, obwohl das, was du sagst, auch eine Rolle spielt.

Mir ging es eher um "wahr" und "falsch" im Alltag, um das gleichbleibende (trügerische) in der Welt und die Vergänglichkeit des (wahren) Seins und auch um die verschiedenen Bedeutungen von "stillstehen". Ja ich weiß, das klingt jetzt alles etwas schwammig ;-), das Gedicht scheint ja auch nicht gelungen zu sein... Wenn du möchtest, kann ich das auch ausführlich erläutern (ich habe 8 Tage an dem Ding rumstrukturiert ;-)). Danke jedenfalls für deinen ersten Eindruck!

Lieben Gruß in diesem neuen Jahr,
Julia
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Stephan,

das freut mich sehr, dass du dir die Mühe gemacht hast, ein Gedicht, das du mit "2" bewertet hast, so oft zu lesen :D!

Ich glaube auch, dass du mich nun verstanden hast, sogar ziemlich gut - der Alltag, der Tagesverlauf... (Abgesehen von dem Einkaufszentrum - wie kommst du darauf? *lach*)

Auch wie du den Unterschied zwischen dem "positiven" und dem "negativen" Stillstand beschrieben hast - also habe ich doch nicht ganz an dir vorbeigedichtet *freu*. Schade nur, dass ich mein Kernthema "Trug und Wahrheit" nicht an den Mann bringen konnte. Ich werde mehr dazu in der Antwort an Inu schreiben...

Ich weiß, du bist ein Fan von "Bauchgedichten" - dieses hier ist sehr konstruiert (und das, wie es aussieht, ungeschickt). Naja. Vielleicht gefällt dir das nächste besser!

LG,
Julia
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Montgelas,

wow, danke für diese wunderschön formulierte Interpretation!

Ich glaube, ich habe jetzt verstanden, wo mein Fehler liegt: Das kurze Gedicht ist mit den zwei Komplexen "Die Diversität der Stille" (die du herausgearbeitet hast) und "Trug und Wahrheit", die ich verbinden wollte, einfach überfrachtet :-(...

Vielleicht sollte ich die Überschrift ändern? Aber ich glaube, aus dem Ding hier wird eh nichts mehr ;-):

*zusammenknüll" --> Papierkorb

Dennoch: Ein wenig Textarbeit in meiner Antwort an Inu muss sein...

Herzliche Grüße,
presque_rien
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Inu,

ich freue mich sehr über deine Kritik, wirklich! Soooo bösartig bist du ja auch nicht :D - und immerhin gibst du mir hier die Möglichkeit, zu erklären, was ich mir da zusammenstrukturiert habe - danke dafür ;-)!

Ich möchte mit deinem letzten Kritikpunkt anfangen - dass ich in der letzten Strophe sehr gebräuchliche Bilder verwende ("in den Armen", "Nacht", "Herz pocht"). Vielleicht klingt das jetzt so dahergesagt - aber ich habe sehr bewusst mit Klischees gearbeitet, um damit die "wahre Nacht" zu unterstreichen und einen Gegensatz zu den Strophen über den "trügerischen" Tag zu schaffen, in denen die Formulierungen ja auch etwas klischeeloser klingen (hoffe ich!).

Leider, leider sind meine Metaphern für das "trügerische" nicht angekommen, ich war wieder mal zu schwammig ;-):

Der Morgen als "Wolf im Schafspelz" in Strophe 1 - obwohl hier mit "Zauberei" auch ein positiver Aspekt mit hineinkommt: ich glaube, das ändere ich, damit der "Trug", den du ja auch erwähnst, deutlicher wird: in "Hexerei". Das Lyri träumt, dass der Geliebte klagt "Die Welt steht still - Kommst du vorbei?" Das kann in etwa verstanden werden als: "Meine Welt steht ohne dich still = ich komme zu nichts, ich erlebe nichts, etc." Dieser Satz prägt sich dem Lyri ein und verfolgt es im Laufe des Tages, wobei die konkrete Bedeutung variiert (wie das manchmal mit Traumsequenzen passiert): In allem, was dem Lyri tagsüber begegnet, scheint es Hinweise auf einen Stillstand wahrzunehmen - allerdings keinen harmonischen (wie rosste richtig interpretierte), sondern einen, der das eigene Scheitern an der Welt offenlegt -

Das "um den heißen Brei herumreden" in Strophe 2 - der Eindruck des (sinnlosen) Trugs sollte damit verstärkt werden, dass der Brei noch nicht mal mehr heiß ist, und das "irgendwelchen" sollte die kontinuierliche, monotone Wirklichkeit, symbolisiert durch ein Massenmedium, betonen. Es gibt immer irgendeinen mehr oder weniger heißen Brei, um den die Berichterstattung herumkreist - insofern steht die Welt still. Das wahrzunehmen füllt einen aber nicht aus - insofern sieht man vorbei am "Wirklichen". (Du sagst, "mittags-Erste" ist nicht gelungen, aber immerhin hast sowohl du, als auch rosste das Bild entschlüsselt: ich wollte das "mittags-" unbedingt mit hineinnehmen, damit der Eindruck eines Tagesverlaufs verstärkt wird)

"Auf dem Holzweg sein" in Strophe 3 - ich dachte, der Hinweis, mit den "Steigen" sei eindeutig :-/. (Bahn)Steige gibts am Bahnhof, und die entsprechenden (Gleis)Wege bestehen aus den metallenen Gleisen selbst und den Holzbalken dazwischen. Das Lyri ist auf dem Weg "von Steig zu Steig", also mit dem Zug unterwegs, und, berücksichtigt man die letzte Strophe, vielleicht auf dem Weg zum Geliebten. Wenn man mit dem Zug fährt, hat man oft den Eindruck, die Welt rauschte vorbei, aber jedes Kind ("Händchen") weiß, dass man in Wirklichkeit selbst "an der Welt vorbeifährt" - und das kann wiederum, wie das "vorbeisehen", metaphorisch gedeutet werden.

Das "Doch" in der vierten Strophe deutet einen Bruch an, deshalb auch der Stilbruch. Liebe und Zweisamkeit als Ausweg aus dem Gefühl, dass man "bloß an allem vorbeigeht", als Festhalten am Wahren - und so erhält "stillstehen" seine positive Bedeutung: Als wirkliche Ruhe und Zufriedenheit, endlich... (hier kommt übrigens auch zum ersten Mal das Präsens)

Ich hoffe, ich habe dich mit meinen Ausführungen nicht zu sehr gelangweilt - ich habe ziemlich lange an diesem Gedicht gearbeitet und musste das jetzt einfach mal sagen ;-). Was nichts daran ändert, dass es schlecht ist - egal, was für Ideen man als Autor hat, ein Gedicht, was nicht ankommt, ist ein schlechtes Gedicht!

Vielen Dank nochmal für deinen Kommentar!

LG,
presque_rien
 
S

Sandra

Gast
Das Schöne an einem Literaturforum ist ja, dass man als Autor die Möglichkeit hat sich zu erklären. Fast immer jedoch finde ich es schade, wenn ein guter Text mit Messer u. Gabel auseinandergepult wird. Eine Erläuterung des "warum, weshalb, wieso" bringt oftmals nichts, (außer, dass der Raum zwischen den Zeilen verschwindet) weil ich bisher nur sehr selten erlebt habe, dass ein Leser seine Meinung durch eine Erläuterung seitens des Autors plötzlich änderte und zugab irgendetwas nicht verstanden zu haben. Und bedarf es erst dieser Erklärung, hat dann der Text nicht schon versagt?
Der Text hat hier ganz und gar nicht versagt, wie ich meine. Ich konnte ihn sehr nah an mich heranlassen und er war wunderschön zu lesen. Er ist es immer wieder, denn ich las ihn mittlerweile öfter.
Bei der Schlusszeile ging die Rechnung auf. Die Zeile sagt all das, was man zum Ende hin lesen wollte und musste.
Deine Erklärungen haben schwarz auf grün dargelegt, was man durch dein Gedicht in einem Atemzug verinnerlicht. Das gelingt mir bei deinen Gedichten natürlich nicht immer, aber - sofern nicht grobe Fehler gemacht wurden und du schreibst auf einem Niveau, wo dies nicht passiert - bleibt es immer meinem Geschmack zuzuschreiben, wie ich eines deiner Gedichte empfinde.
Mit Sicherheit nicht als Kritikerin, sondern als
LL-Vielleserin u. Möchtegernautorin kann ich dir sagen, dass mir dein Gedicht sehr gut gefallen hat.

LG
Sandra
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

ich hab das jetzt mal an verschiedenen Tagen gelesen. Ist auch gut so. Denn die Wahrnehmung verändert sich oft.

Wenn ich mich selbst, gerade wenn ich das hier z.B.lese, oder auch mal was von Sandra oder Mirko, Bernd..etc.., vergleiche mit einem Maler, male ich wohl eher "naive Malerei", die anderen oft sind Surrealisten.

Für mich ist das hier Surrealismus. Es gibt so viele Interpretationsmöglichkeiten und das macht es selbst für mich so interessant.
Wobei ich jetzt mal nicht meine Interpretation darstellen werde und einfach nur sage...
es spricht mich an, ich sehe vieles darin.

Man sollte einen Text nie sofort werten, denn wie gesagt..an anderen Tagen liest man ganz anders.:)

"wild pochendes Herz" zu dem "still stehen" ist ein krasser Gegensatz.Ein schöner Schluss.

lG
Sanne
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Sandra,

vielen Dank für deine Zeilen! Du hast vollkommen recht, ich finde es auch falsch, Gedichte zu zerlegen und, selbstverständlich, bringt das nicht viel - bzw., fürs Verständnis vielleicht, aber nicht für das Urteil über einen Text.
Nur, da die ersten Reaktionen auf mein Gedicht ziemlich schlecht waren, hatte ich es schon unter "mißlungen" abgehackt, und insofern hatte ich wenig Skrupel, es "mit Messer und Gabel" zu zerlegen. Ich gebe zu, es war ziemlich eitel von mir ;-), aber ich habe endlos lange an diesem Text getüftelt, was ich nur selten mache (die jetzige Fassung hat so gut wie nichts mehr mit der ersten gemeinsam) und deshalb Inus Kommentar dafür genutzt (mißbraucht?), zu erläutern, was ich so alles "dareinpacken" wollte...

Aber wenn das Gedicht auf dich auch ohne (oder trotz ;)) meiner Erklärungen gewirkt hat und dir gefiel, bin ich überglücklich! Denn das ist natürlich der eigentliche Sinn und Zweck von Lyrik, insofern - vielen, vielen Dank!

Eigentlich war von vorneherein auch noch ein "still II" geplant, mal sehen, was draus wird...

Lieben Gruß,
Julia

P.S.:"Möchtegernautorin"? Nur keine Understatements ;-)...
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Sanne,

leider mache ich selbst oft den Fehler, dass ich einen Text sofort bewerte (und damit meine ich nicht nur die Benotung hier bei der Lupe, sondern auch einfach ein persönliches "Werturteil"). Und dann stelle ich kurze Zeit später fest, dass ich falsch lag, oder da noch irgendetwas ist, und plötzlich wirkt der Text ganz anders... Ich danke dir jedenfalls sehr, dass du mein Gedicht so auf dich hast wirken lassen... Ich hatte es als einen Text gedacht, der sich nicht sofort entfaltet, aber nach und nach - ganz "still" - verständlicher und "schöner" wird. Und freue mich sehr, dass ich dich erreicht habe :).

Das mit der Malerei ist ein schöner Vergleich. Ich persönlich finde, beim Schreiben ist es wichtig, auf Anhieb verständlich, zumindest "zugänglich" zu sein, und dennoch lyrisch, ohne sich darum zu bemühen. Leider habe ich selbst eher Angst davor, Angst vor "Gewöhnlichkeit", und werfe lieber mit Unmengen von Puzzleteilchen und Bildern um mich... Aber mir bedeuten die simpleren Texte von mir, wie "wichtig", am meisten... Obwohl, Surrealismus und Expressionismus machen natürlich auch viel Spaß ;-)!

Danke für deinen schönen Kommentar!

LG,
presque
 
S

Stoffel

Gast
liebe Julia,
das hat hast Du gut gesagt und ich stimme Dir zu.
Dann auf ein weiteres:)

lG
Sanne
 



 
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